Heads On mit der HoloLens 2: Ein riesiger Schritt in die Zukunft

Im Februar hat Microsoft auf dem Mobile World Congress die zweite Generation der HoloLens vorgestellt. Natürlich habe ich auch zugeschaut und die Neuerungen wohlwollend zur Kenntnis genommen, gleichwohl konnte die Präsentation beim Zuschauer nicht diesen Wow-Effekt auslösen wie die erste Version im Jahr 2015, die ja praktisch aus dem Nichts auftauchte und uns etwas noch nie Dagewesenes zeigte.
Leichter, bequemer, leistungsfähiger, größeres Sichtfeld und so weiter, die HoloLens 2 ist auf dem Papier eine logische Weiterentwicklung und eben genau das, was man von einem Nachfolger erwartet. Irgendwie klingt es dann aber doch unspektakulär.
Am Montag hatte ich nun Gelegenheit, die HoloLens 2 auf der Hannover Messe zum ersten Mal selbst aufzusetzen und auszuprobieren. Nun möchte ich „in allen Belangen besser“ am liebsten in meterhohen Lettern in diesen Beitrag schreiben. Die HoloLens 2 ist so viel weiter als die erste Generation, dass man letztere sofort ins Technikmuseum verfrachten möchte. Die Unterschiede sind so groß, dass man beinahe gar keinen Vergleich mehr ziehen möchte.
Mein Problem ist nun: Wie vermittle ich meinen Lesern ein Gefühl dafür? Ihr habt das ja alles schon von Microsoft gehört, nun hört ihr es nochmal von mir, könnt es aber nicht selbst ausprobieren. Genau das ist aber nötig, um den Unterschied spüren zu können (wir tun alles dafür, dass ihr das beim Community Day am 1. Juni erleben könnt, und es sieht bis jetzt nicht ganz schlecht aus).
Aufsetzen
Der Fortschritt wird schon spürbar, noch bevor man das erste Hologramm zu sehen bekommt. Die HoloLens 2 aufzusetzen, ist ein Kinderspiel, nach wenigen Sekunden sitzt sie fest auf dem Kopf, ist dabei aber um ein Vielfaches bequemer. „Man spürt sie kaum noch“ wäre sicherlich übertrieben, aber durch die jetzt gleichmäßige Gewichtsverteilung kann man zwischenzeitlich durchaus vergessen, dass man da etwas auf dem Kopf trägt. Die erste HoloLens war bereits für Brillenträger geeignet, das ist auch mit der v2 überhaupt kein Problem, wie man ja auch auf den Bildern sieht.
Einrichten
Nach dem Aufsetzen kommt das Einrichten – die Kalibrierung auf die Augen des Trägers erfolgt jetzt vollautomatisch. Bei der Einrichtung des Eye-Tracking muss man als jemand, der die HoloLens 1 kennt, dann sofort aufpassen, es nicht falsch zu machen. Man möchte den Kopf in die Richtung bewegen, in welcher die Objekte erscheinen, aber genau das ist ja nun nicht mehr nötig. Der Einrichtungsprozess hat etwa zwei Minuten gedauert und muss nur einmalig durchlaufen werden.
Optische Ersteindrücke
Das Sichtfeld der HoloLens 2 hat sich verdoppelt, außerdem wurde das Seitenverhältnis von 16:9 in 3:2 geändert. Die Breite des Sichtfelds habe ich bei der ersten HoloLens nie als Problem empfunden, viel mehr hat es mich gestört, dass Elemente oft oben oder unten abgeschnitten waren. Etwas Derartiges ist mir zumindest in den beiden Demos, die ich durchlaufen habe, nun überhaupt nicht mehr aufgefallen. Nach wie vor kommt es aber auf einen guten Sitz und eine perfekte Kalibierung an. Bei meiner zweiten Demo ist mir die HoloLens zwischendurch verrutscht, anschließend gelang es mir nicht mehr, den Sichtbereich perfekt auszurichten.
Die Darstellungsqualität hat sich natürlich ebenfalls erheblich verbessert, dies fiel allerdings bei den gezeigten Demos nicht weiter ins Gewicht.
Demo 1
In der ersten Demo ging es darum, an einer Triebwerkshalterung den Kabelsatz zu montieren. An einem holografischen Bildschirm erscheinen die Anweisungen, die anschließend direkt am Arbeitsobjekt visualisiert werden und dem Werker genau anzeigen, was er zu tun hat. In meinem Fall musste das Kabel an mehreren Clipsen befestigt, durch einen Kanal geführt und schließlich an der richtigen Stelle konnektiert werden. Anschließend bestätigt ein Funktionstest, ob man alles richtig gemacht hat.
Ich kann euch ja leider nicht zeigen, was ich selbst gesehen habe, darum habe ich ein Foto manipuliert. Die korrekte Steckerbuchse war in meinem Sichtfeld hervor gehoben, die anderen wurden „durchgestrichen“ – eine fehlerhafte Montage wäre also nur mit viel bösem Willen möglich gewesen.
Das folgende Promo-Video von Microsoft zeigt ein anderes Szenario, aber sinngemäß genau das, was ich auch ausprobiert habe.
Beeindruckend ist die Präzision, welche die HoloLens 2 jetzt bietet. Die erste Generation wurde noch von einer Fernbedienung gestützt, die „Mausklicks“ per Fingergeste mussten langsam und exakt ausgeführt werden, was nicht immer im ersten Versuch gelang. Jetzt drückt man die Knöpfchen einfach so mit dem Finger. Auch die Visualisierungen, die über das Arbeitsobjekt gelegt wurden und anzeigten, wie das Kabel verlegt und wo es befestigt werden muss, waren alle exakt an der richtigen Position.
Demo 2
In der zweiten Demo war ich ein Wartungstechniker, der an einer defekten Pumpe ein Zahnrad austauschen muss. Die Warnmeldungen der Anlage und die Arbeitsanweisungen erschienen zunächst in einem holografischen Anwendungsfenster, anschließend erfolgte ein Blick ins Innere der Maschine. Ich konnte sozusagen durch das Gehäuse schauen und sehen, wo sich das mutmaßlich defekte Teil befindet.
Nun wurde der Ablauf der Demontage visualisiert, sodass man wirklich den Eindruck hatte, jeder mit einem Schraubenschlüssel könne mit einer derartigen Unterstützung entsprechende Arbeiten ausführen. Was dann folgte, war ein weiteres Highlight der HoloLens 2: Ich griff nach dem Zahnrad-Hologramm und nahm es aus der Maschine. Das fühlte sich (abgesehen vom fehlenden Gewicht natürlich) so echt an, dass ich sofort die zweite Hand zu Hilfe nehmen und mir das Teil von allen Seiten ansehen wollte. „Moment, so weit sind wir noch nicht“ hörte ich hinter mir. Ha, erwischt.
Diese Demos waren kein Vergleich mit den großen Shows, die Microsoft mit der ersten HoloLens zum Beispiel bei den BUILD-Konferenzen abgeliefert hat. Das war gut so, denn so war es möglich, den gigantischen Nutzen, den die HoloLens im produktiven Umfeld entfalten kann, auch wirklich hautnah zu erleben. Dass es nochmals Jahre dauern wird, ehe diese Technologie reif und bezahlbar für den Einsatz im privaten Bereich ist, ist zwar schade, konnte meine Begeisterung aber nicht trüben.
Immerhin habe ich diese unfassbar coolen Stick erbeutet. Dafür steht man doch gerne um 4:30 Uhr auf ;-).
Im OneCast am Mittwochabend werden wir natürlich auch über die HoloLens 2 sprechen, auf der Tonspur kann man die eine oder andere Information sicherlich noch ein wenig besser transportieren.
Thema:
- Mixed Reality
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!