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Honor 9 im Dauereinsatz – Mehr Smartphone braucht (fast) niemand

Honor 9 im Dauereinsatz - Mehr Smartphone braucht (fast) niemand

Unter dem Motto „Fremd gegangen“ berichtete ich Ende Juni von meinem Besuch der Vorstellung des Honor 9 in Berlin. Mein Interesse an coolen Smartphones ist ungebrochen, und irgendwo muss man ja nun hin, nachdem es „zu Hause“ nichts mehr gibt. Inzwischen sind einige Wochen verstrichen und das Honor 9 ist durch mehrere Hände gegangen. Es wird also Zeit für ein Fazit, wie sich die Budget-Version des Huawei P10 – so darf man das Honor 9 getrost bezeichnen – im Alltag schlägt. Die Eindrücke, die ich hier niederschreibe, sind also nicht nur meine eigenen.

An wem das Gerät bisher vorbei gegangen ist, für den habe ich hier nochmals die wichtigsten technischen Daten zusammengefasst:

  • 5,15 Zoll FullHD Display
  • Huawei Kirin 960 CPU
  • 4 GB RAM
  • 64 GB Speicher
  • Dual SIM oder MicroSD-Erweiterung
  • Kamera: 8 MP vorne, 12 MP/20MP hinten
  • Akku: 3.200 mAh
  • Farben: Glacier Grey, Sapphire Blue, Midnight Black
  • Maße: 147,3×70,9×7,45mm
  • Gewicht: 155 Gramm
  • Betriebssystem: Android Nougat mit EMUI 5.1

Die UVP des Honor 9 liegt bei 429 Euro, der Straßenpreis hat sich inzwischen bei knapp unter 400 Euro eingependelt.
Ich muss an dieser Stelle dem Fazit etwas vorgreifen: Der einzig wirklich nennenswerte Unterschied zwischen dem Honor 9 und dem Huawei P10 ist die Kamera, darum beträgt auch der Preisunterschied nur knapp 100 Euro. Da fehlt für meinen Geschmack die Differenzierung, zumal 400 Euro ja nun auch nicht mehr so wirklich „Budget“ ist. Da sollte man sich in der Tat überlegen, ob man nicht noch den Hunderter drauf legt und keine Kompromisse macht. Hätte ich es zu entscheiden, so hätte ich das Honor 9 noch ein wenig mehr abgespeckt, es dafür aber deutlich günstiger gemacht.

Die Schönheit, die man schnell versteckt

Das Honor 9 sieht nicht nur auf dem obigen Pressefoto gut aus, sondern auch in der Realität. Die Lichtbrechungen, die durch die mehrschichtige Oberfläche entstehen, sorgen für einen fantastischen optischen Eindruck, der sich auf selbst geschossenen Bildern nur unzureichend einfangen lässt. Durch die sauber abgerundeten Kanten und die kompakten Abmessungen (es fühlt sich immer noch verrückt an, dies über ein Handy mit mehr als 5 Zoll Bildschirmdiagonale zu sagen) ist es ein echter Handschmeichler. Allerdings ist die Oberfläche auch sehr empfänglich für Kratzer und Fingerabdrücke, und darum ereilte das Honor 9 das selbe Schicksal wie all die anderen superschicken und superdünnen Smartphones der Neuzeit: Man steckt sie in eine Hülle und klebt ein Panzerglas drauf, wodurch es natürlich nicht mehr so stylisch ist. Man schützt es, damit es in der Zeit, wo man es nicht mehr besitzt, noch gut aussieht. Ein Paradoxon, welches bei dieser Schönheit besonder bizarr wirkt.

Performance: Ganz vorne mit dabei

Im Honor 9 werkelt die Huawei Kirin 960 CPU, die auch im Mate 9 und P 10 steckt und reichlich Dampf unter der Haube hat, so dass die Performance jederzeit ausgezeichnet ist. Außerdem hat Huawei ein eigenes Speichermanagement entwickelt, welches dafür sorgen soll, dass die Geräte „immer schnell“ sind. Ich hielt das bei der Vorstellung des Mate 9 für einen Marketing-Gag, inzwischen kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Es stimmt wirklich. Die Performance „altert“ nicht, das habe ich unter Android auch schon ganz anders erlebt. Die gleiche Technik steckt auch im Honor 9. Beim Stichwort Performance ebenfalls positiv zu erwähnen ist der Fingerabdrucksensor, der das Gerät zuverlässig in Sekundenbruchteilen aktiviert.

Akkulaufzeit

Der 3.200 mAh große Akku verleiht dem Honor 9 genügend Kondition, um damit locker über den Tag zu kommen. Natürlich hängt das sehr stark davon ab, wie intensiv man das Gerät nutzt, Poweruser bekommen jedes Smartphone bis zur Mittagspause leer. In der Zeit, als ich das Honor 9 genutzt habe – und ich würde mich schon als „Heavy User“ bezeichnen, waren am Abend noch zwischen 15 und 25 Prozent übrig. Der Kollege, der es nach mir testete, meldete begeistert, dass es bei ihm zwei Tage und länger hält.

Display

Das 5,15 Zoll große Display des Honor 9 löst mit 1920×1080 Pixel auf – übrigens genau wie das P 10 und das Mate 9. „Mut zur Rückständigkeit“ möchte ich das beinahe nennen, denn meiner Meinung nach machen immer höhere Auflösungen auf den vergleichsweise kleinen Displays nur bedingt Sinn. FullHD ist bei dieser Größe in jedem Fall völlig ausreichend. Bezüglich der Darstellungsqualität und der Helligkeit gibt es nichts zu mäkeln, die automatische Helligkeitsanpassung funktioniert auch bei sich schnell ändernden Lichtverhältnissen zügig. Einziger Schwachpunkt: Es spiegelt sehr stark, wodurch man bei Tageslicht wirklich immer frontal auf das Display schauen muss, wenn man alle Inhalte gut erkennen will.

Kamera

Last but not least müssen wir natürlich noch über die Kamera sprechen. Beim großen Bruder Huawei gibt es Leica-Kameras, die wirklich erste Sahne sind. Die Kamera des Mate 9 ist – nebenbei bemerkt – die erste, bei der ich auch über einen längeren Zeitraum hinweg kein Heimweh mehr nach dem Lumia 950 XL bekam. Die Dual-Kamera des Honor 9 mit 12 MP/20MP ist ok, kommt aber bei Weitem nicht an das Huawei P 10 heran. Schnappschuss-Aufnahmen bei Tageslicht sind kein Problem und gelingen in absolut zufriedenstellender Qualität, bei Landschaftsaufnahmen ist die Tiefenschärfe durchaus beeindruckend. Bei schwierigen Lichtverhältnissen oder Dunkelheit ist die Kamera des Honor 9 dann aber schnell am Ende ihrer Kunst – irgendwo muss der Preisunterschied ja schließlich versteckt sein.

Die Kamera leitet dann auch unmittelbar zum Fazit über, welches bereits in der Überschrift steht: Mehr Smartphone braucht (fast) kein Mensch. Es gibt Nutzer, für die ist die Kamera das A&O beim Smartphone. Die greifen besser zu einem „echten Flaggschiff“ mit entsprechend starker Kamera. Wer in diesem Punkt weniger anspruchsvoll ist, der darf mit Fug und Recht die Frage stellen, warum ein Smartphone mehr kosten sollte als die knapp 400 Euro, die für das Honor 9 aufgerufen werden.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 19 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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