HP Reverb ausprobiert: Wenn Mixed Reality, dann damit

Das Windows Mixed Reality Headset HP Reverb ist schon seit einigen Monaten auf dem Markt. Jetzt kam ich endlich dazu, es mir näher anzusehen und zu überprüfen, ob es meine hohen Erwartungen erfüllt. Die Überschrift nimmt die Spannung schon raus: Das HP Reverb hat mich fast restlos überzeugt.
Es als „das beste Mixed Reality Headset“ zu bezeichnen, klingt fast schon zynisch, denn die Konkurrenz ist ja leider nicht allzu groß. Die von Microsoft propagierte Revolution hat nicht stattgefunden und die meisten Hersteller, die vom Start weg dabei waren, haben erst gar keine zweite Headset-Generation mehr entwickelt.
HP gehört zu jenen OEMs, die am Ball geblieben sind, sieht das Potential aber mehr im kommerziellen Bereich. Das ändert jedoch nichts daran, dass man damit auch zu Hause großen Spaß haben kann.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Äußerlichkeiten. Das HP Reverb wiegt knapp unter 500 Gramm, die sich aufgrund der Kopfbebänderung und dem gepolsterten großen Ring am Hinterkopf sehr komfortabel verteilen. Die Weite wird nicht mehr über einen Drehknopf eingestellt, sondern über flexible Klettbänder oben, links und rechts. Das geht leicht von der Hand und das Headset sitzt stabil und komfortabel gleichermaßen. Meine längste Session dauerte rund 1,5 Stunden und während dieser Zeit spürte ich keinerlei Druckschmerz, wofür auch die großzügig dimensionierte Polsterung am Visier sorgt. Wichtige Info noch für Brillenträger: Sie passt problemlos mit drunter.
Wie man oben sieht, sind die Kopfhörer integriert, bei Bedarf kann über die Audiobuchse noch ein separater Kopfhörer angeschlossen werden. Die Verbindung läuft wie gewohnt über ein doppeladriges Kabel, am PC benötigt das HP Reverb einen USB 3.0 sowie einen Displayport Anschluss. Adapter auf Mini Displayport und USB-C liegen bei, auf HDMI interessanterweise nicht.
Das Visier lässt sich ander als bei anderen Windows Mixed Reality Headset nicht hochklappen. Man kann es nur anheben, um einen Blick auf die Umbegung zu werfen, viel cooler ist es aber ohnehin, die „Taschenlampe“ zu verwenden, die über die Frontkameras einen Blick nach „draußen“ erlaubt, wobei der Controller wie einen Taschenlampe genutzt wird, um den gewünschten Bereich zu „beleuchten“. Die Frontkameras liefern dabei ein unscharfes Schwarzweiß-Bild, aber für die Orientierung reicht das völlig.
Kommen wir zum wichtigsten Teil: Die Optik. Die ersten MR-Headsets hatten eine Auflösung von 1.440×1.440 Pixel je Linse, beim HP Reverb beträgt sie 2.160×2.160 Pixel, das Sichtfeld wuchs bei der zweiten Generation von 105 auf 114 Grad. Diese beiden Faktoren würden für einen enormen Fortschritt schon ausreichen, was aber noch viel stärker ins Gewicht fällt: Der „Sweet Spot“, also jener Bereich mit der besten Bildqualität in der virtuellen Realität, ist beim HP Reverb ebenfalls deutlich größer geworden.
Man musste sich bei den ersten MR-Headsets gar nicht darauf konzentrieren, es fiel sofort auf, dass der scharf gestellte Bereich ziemlich klein ausfällt. In Spielen mit schnell wechselnden Blickrichtungen fällt das weniger auf, das im Mixed Reality Portal von Windows 10 enthaltene „Heimkino“ hat damit aber nur wenig Spaß gemacht. Mit dem HP Reverb vor der virtuellen Großbildleinwand zu sitzen, ist dagegen fast schon ein Genuß und die Kino-Illusion ist beinahe perfekt. Fehlt nur noch der Nebenmann mit der Chipstüte und jemand, der hin und wieder von hinten gegen den Sitz tritt.
Mit all den guten Eigenschaften ist das HP Reverb ein wirklich gelungenes Paket, zu meckern gibt es aber natürlich immer was. Den Klang über die integrierten Kopfhörer empfand ich als „in Ordnung“, eine Offenbarung ist er allerdings nicht. Für echten VR-Genuß sollte weiterhin ein separater Kopfhörer verwendet werden. Außerdem ist das Verbindungskabel zum PC sehr dick und damit recht steif. Nicht, dass es eine echte Behinderung wäre, das fällt nur einfach immer wieder unangenehm auf.
Das HP Reverb kostet im Set mit den beiden Motion Controllern ab 570 Euro, die Straßenpreise schwanken. Stellenweise hab ich es auch schon für 499 Euro gesehen. Selbst das ist im Vergleich zu den Ausverkaufspreisen der Headsets der ersten Generation viel Geld, wenn man es aber ernst meint und wirklich Spaß haben möchte, dann sollte man das auch ausgeben.
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Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!