Kein Windows 10 Mai Update für zwei Surface-Geräte – und Probleme aus dem Nichts

Am vergangenen Mittwoch hat Microsoft das Windows 10 Mai 2020 Update freigegeben. Es war ein insgesamt ruhiges Release, im Grunde Business as usual, wie man so gerne sagt. Und dennoch müssen wir reden. Über Probleme, die womöglich nicht vermeidbar waren und die im Grunde auch gar nicht schlimm wären, würden sie nicht von Microsofts alter chronischer Krankheit begleitet: Der Unfähigkeit, sauber zu kommunizieren.
Die finale Build 19041 wurde 10. Dezember 2019 im Slow Ring des Windows Insider Programms veröffentlicht. Anzahl der bekannten Probleme im zugehörigen Blogpost: Null. In den über fünf Monaten, die das fertige Mai Update im Insider-Test verbrachte, gab es insgesamt neun kumulative Updates, mit denen diverse Fehler ausgemerzt wurden. Ich bin heute alle Blogposts nochmals einzeln durchgegangen: Anzahl der bekannten Probleme über alle diese Updates hinweg: Null.
Zeitgleich mit der Freigabe des Mai Update am 28. Mai hat Microsofteine Liste bekannter Probleme veröffentlicht, wie sie das immer tun (was, nebenbei bemerkt, lobenswert ist. Wer sich für die Details interessiert, kann sich hier alle Informationen abholen).
Anzahl der „bekannten Probleme“: Elf.
Es geht mir nicht darum, wie schwerwiegend diese Probleme sind. Es geht auch nicht darum, inwieweit Microsoft diese zu verantworten hat. In den meisten Fällen dürften sie insofern „unschuldig“ sein, als es sich um Treiberprobleme handelt, die von den Herstellern der entsprechenden Komponenten gefixt werden müssen. Ich werde auch nicht in den Chor der „können die nicht wenigstens ein Mal ein fehlerfreies Release liefern“-Kritik einstimmen. Nein, können sie nicht. Niemand kann das. Microsoft nicht, und auch sonst niemand. Es wird niemals irgendeine Art von fehlerfreier Software geben.
Worum es mir geht, ist die Tatsache, dass fünfeinhalb Monate lang nicht über Probleme gesprochen wird, die längst bekannt waren, bis es am Tag der Veröffentlichung plötzlich „Plopp“ macht und wie aus dem Nichts eine lange Liste von Update-Blockaden veröffentlicht wird. Als Teilnehmer am Windows Insider Programm fragt man sich da einmal mehr: Was mache ich eigentlich noch hier?
Es will mir nicht in den Kopf, wie Microsoft nicht sehen kann, welche Chance sie da liegen lassen. Die paar tausend Insider, die ihnen noch geblieben sind, wollen nicht nur informiert werden, sie wollen helfen. Wenn man sie richtig einbindet, sind sie nicht nur kostenlose Tester, sondern auch noch kostenlose PR-Agenten. Das sind nämlich die Leute, die ihr Wissen in den Communities gerne weiter geben. Hätte man die Insider vorab über die technischen Details der bekannten Probleme informiert, hätten sie den Usern in den Foren erklärt, warum sie das Update eventuell noch nicht bekommen – Microsoft hätte sich darum gar nicht mehr kümmern müssen.
Von den Update-Blockaden, die aus den bekannten Problemen resultieren, sind auch das Surface Pro 7 und das Surface Laptop 3 sowie diverse andere Geräte betroffen, die Connected Standby verwenden. Hier wissen wir leider nicht, ob es sich um ein Treiberproblem oder tatsächlich um einen Fehler in Windows 10 handelt. Da es nur bestimmte Geräte-Generationen betrifft, würde ich spekulieren, dass es eher an der Hardware liegt oder mindestens eine Mischung aus beidem sein muss.
„Zumindest auf den eigenen Geräten darf es keine Probleme geben“ ist eine ebenso oft gehörte Floskel wie die weiter oben zitierte vom fehlerfreien Update. Allerdings mit dem Unterschied, dass diese Feststellung korrekt ist, sofern ein Problem nicht durch Drittanbieter-Software ausgelöst wird, denn davor ist kein Windows-PC gefeit. Wenn Hard- und Software aus dem selben Haus kommen, hat ein Software-Update ab der Stunde Null auf allen Geräten zur Verfügung zu stehen. Alles, was davon abweicht, ist als Panne zu betrachten.
Vielleicht ist Panos Panay, über den ich dieser Tage noch in einem separaten Beitrag sprechen werde, noch nicht lange genug in seiner Funktion als übergreifender Windows- und Surface-Chef im Amt, als dass er diese Panne hätte verhindern können. Genau daran muss er sich aber in Zukunft messen lassen.
Thema:
- Windows 10
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!