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KI ist wie eine Videokassette: Microsofts bizarre Antwort auf die Klage der New York Times

KI ist wie eine Videokassette: Microsofts bizarre Antwort auf die Klage der New York Times

Die New York Times verklagt Microsoft und OpenAI wegen angeblich unrechtmäßiger Nutzung ihrer Inhalte für das Training von KI-Diensten. OpenAI konterte die Klage mit dem Vorwurf, die Times habe ChatGPT hacken lassen, um Material für die Klage zu generieren. Nun folgt Microsofts Antwort, und die ist nicht weniger kurios.

Über die Klageerwiderung berichtet – wait for it – die New York Times (Paywall, via Neowin). Microsoft vergleicht seine KI darin mit der Erfindung der Videorekorder. Seinerzeit haben Filmstudios und TV-Sender gegen die Hersteller dieser Geräte mit der Begründung geklagt, dass damit ihre Werke unerlaubt vervielfältigt würden. Die Gerichte sahen das allerdings anders und wiesen die Klagen mit der Begründung ab, dass eine private Vervielfältigung keinen Schaden anrichtet. Dieses Urteil möchte Microsoft nun auf die Klage der New York Times angewendet sehen und beantragt daher deren teilweise Abweisung.

Ich schrieb es bereits im Bericht über den seltsam anmutenden Hacker-Vorwurf von OpenAI gegenüber der Times: Theatralik ist ein bewusstes Stilmittel in Gerichtsverfahren, insofern muss man nicht alles so ernst nehmen, was da erzählt wird.

In diesem Fall aber frage ich mich schon, was die Anwälte geritten hat, ausgerechnet dieses Beispiel zu wählen, welches sich so herrlich einfach in ein Eigentor verwandeln lässt: Im als Beispiel angeführten Präzedenzfall ging es um die private Nutzung von Videorekordern.

Wenn jemand jedoch massenhaft Kopien anfertigt, um damit selbst Geld zu verdienen, ist die Rechtsprechung ebenso eindeutig, und dieses Beispiel passt dann sehr viel besser auf das, was Microsoft und OpenAI mit den verwendeten Daten machen. Sie wollen sich diese aneignen und dafür Geld in die eigenen Taschen fließen lassen. Das mit dem Recht auf Privatkopie zu vergleichen, ist entweder eine geniale Taktik, die ich nicht verstehe, oder schlicht hilflos.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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