Kommentar zu den neuen ARM-PCs mit Windows: Normal ist wichtiger als Cool
Es war ein langer Weg. Über sieben Jahre ist es her, seit Windows on ARM ins Leben gerufen wurde, eine Erfolgsgeschichte war es nicht. Aber jetzt soll mit den neuen Snapdragon X Prozessoren und den Copilot+ PCs alles besser werden. Die Aussichten sind besser, als sie es jemals waren, die neuen Geräte beherrschen mit ihren leistungsfähigen KI-Coprozessoren sogar Dinge, die bisher noch kein PC konnte. Dennoch ist die wichtigste Mission eine andere.
In einigen meiner zahlreichen Beiträge, die ich über die neue Snapdragon-Generation und die in Entwicklung befindlichen Geräte schrieb, habe ich sinngemäß oder wortwörtlich gesagt, Windows on ARM müsse endlich langweilig werden.
Soll heißen: Die Geräte müssen ihren Exoten-Status verlieren. Es soll nicht mehr darüber diskutiert werden, weil es nichts mehr zu diskutieren gibt, etwa über die Kompatibilität mit Programmen. Man kauft sich solch ein Gerät und nutzt es, wie man zuvor seinen Computer mit einem x86-Prozessor genutzt hat. Wenn die Kaufentscheidung über ein neues Gerät ansteht, wählt man nach Kriterien wie Leistungsfähigkeit, Akkulaufzeit, Preis und was einem sonst noch wichtig ist, einen Favoriten aus, und das ist dann halt entweder ein Gerät mit Intel-, AMD- oder Snapdragon-Prozessor.
Ich hoffe, es ist klar geworden, was ich meine. Aus eigener praktischer Erfahrung weiß ich, dass dieser Zustand schon vor der neuen Snapdragon-Generation weitgehend erreicht war. Ich hatte ein Surface Pro X und das Windows Dev Kit im täglichen Einsatz und konnte mit diesen ARM-Geräten ganz regulär meiner täglichen Arbeit nachgehen.
Ich mache mir keinerlei Gedanken darüber, dass die neuen ARM-Geräte in der täglichen Praxis Schwächen zeigen werden. Die Versorgung mit nativer Software wird gefühlt täglich besser. Microsofts kühne Behauptung, schon jetzt würde man unter Windows on ARM 90 Prozent seiner Zeit in nativen Apps verbringen, könnte auf mich sogar zutreffen.
Weil Windows aber nun mal Windows ist, wird es noch Jahre dauern, bis die Emulation zu einem vernachlässigbaren Nebenschauplatz wird. Auf absehbare Zeit wird sie eine wichtige Rolle spielen. Die deutlich gestiegene Leistungsfähigkeit der Snapdragon-Prozessoren in Verbindung mit dem neuen PRISM-Emulator dürfte hier ebenfalls für deutlich mehr Normalität sorgen.
Ziel muss auch hier „Langeweile“ sein, den Nutzer hat es am Ende nicht zu interessieren, ob eine Anwendung nativ oder in der Emulation läuft – die Leistung muss ganz einfach passen. Ich habe Messungen gesehen, wonach emulierte Programme gegenüber den aktuellen Intel-CPUs kaum Leistung verloren und sogar schneller liefen als nativ auf einem zwei Jahre alten Intel-PC. Selbstverständlich bin ich mir bewusst, dass man derzeit nur die Informationen zu sehen bekommt, von denen Qualcomm, Microsoft und die OEMs wollen, dass man sie sieht.
Meine Zuversicht ist jedenfalls so groß, dass ich mir das neue Surface Laptop vorbestellt habe. Ich bin sicher, es wird einfach so funktionieren und ich werde den Umstieg von meinem aktuellen Intel-Gerät nicht bemerken.
Wenn dann auch noch die versprochenen KI-Funktionen kommen, die es zu einem coolen „Copilot+ PC“ machen – umso besser. Viel wichtiger aber ist mir, dass es einfach ein ganz normaler PC ist. Das ist die Basis.
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Über den Autor
Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!