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Kontakte-Chaos bei Outlook.com und Windows-Smartphones

Kontakte-Chaos bei Outlook.com und Windows-Smartphones

Die wenigen verbliebenen Nutzer von Windows-Smartphones bekommen derzeit von Microsoft ein wenig zusätzliche Motivation, das Ökosystem zu wechseln. Bei vielen Nutzern verschwinden plötzlich sämtliche Kontakte aus dem Adressbuch. Was zunächst mit vereinzelten Meldungen begann, hat sich inzwischen zu einem Flächenbrand ausgeweitet. Eine offizielle Reaktion von Microsoft gibt es zu dem Problem bislang nicht, und auch der Workaround, den betroffene Nutzer gefunden haben, kann nicht wirklich als Lösung bezeichnet werden.

Was ist das Problem?

Bei den betroffenen Nutzern ist das Adressbuch ihres Microsoft-Kontos (gleichbedeutend mit Outlook.com) plötzlich komplett leer, allerdings nur auf dem Windows Smartphone, online und in anderen Applikationen ist alles ok (mit Ausnahme der Mail- bzw. Kontakte-App für Windows 10, da scheint es auch “Opfer” zu geben). Es gibt zahlreiche Meldungen innerhalb unserer Community, in unserem Telegram-Chat tauchen täglich neue Meldungen auf und auch im deutschsprachigen MS Answers Forum hat sich ein mehrseitiger Thread gebildet.

Bei näherem Hinsehen merkten die Betroffenen, dass sich in ihrem Adressbuch ein neuer Ordner mit dem englischen Namen “Contacts” befindet. Neue Kontakte, die man in diesem anlegt, werden sofort und problemlos synchronisiert. Einige Betroffene exportierten ihre bestehenden Kontakte in eine csv-Datei, importierten sie anschließend in den neuen Ordner “Contacts” und konnten das Problem damit “lösen” (Bei dieser Methode gehen allerdings die Kontaktbilder verloren – noch so ein Reizthema).

Verdächtige Ruhe – ein Lokalisierungs-Problem?

In den englischen Medien herrscht zu diesem Thema bislang Ruhe, zumindest ist mir nichts aufgefallen. Es ist eine bloße Vermutung meinerseits, aber ich habe den Verdacht, dass wir es hier mit einem Lokalisierungs-Problem im Rahmen der Umstellung auf die neue Infrastruktur von Outlook.com zu tun haben – dafür spricht der Ordnername “Contacts” und die Tatsache, dass englischsprachige Nutzer davon offenbar verschont bleiben.

Andere Apps wie Outlook auf dem Desktop oder für iOS und Android synchronisieren auch bei deutschen Nutzern weiterhin ohne Probleme, es könnte also sein, dass man Windows 10 Mobile hier schlicht “vergessen” hat. Ein Nutzer aus dem oben verlinkten MS Answers-Thread bringt die Thematik auf den Punkt:

Dass man WP stiefmütterlich behandelt und quasi “auslaufen lässt” kann ich nachvollziehen (auch wenn es mich maßlos ärgert), aber dass sich die Probleme auf das gesamte Ökosystem ausdehnen und man absolut NIEMANDEN an die Strippe kriegt, ist unverzeihlich. Von meinem WP kann ich mich irgendwie trennen, damit hab ich mich abgefunden, aber sowohl privat als auch beruflich dreht sich bei mir alles um Daten, die über Outlook.com/ Office 365 verarbeitet werden. Wenn das instabil wird, hab ich wirklich ein Problem.

Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können. Ich fühle mich einmal mehr darin bestätigt, dass ich schon vor langer Zeit alle ansatzweise kritischen Daten von Outlook.com abgezogen habe, ich nutze es lediglich als Ramsch-Postfach. Es käme mir nicht in den Sinn, diesem Dienst etwas auch nur halbwegs Wichtiges anzuvertrauen, dafür ist die Liste der Pannen und Unzuverlässigkeiten viel zu lang. Ja, ich weiß, es gibt ganz viele Nutzer, die überhaupt keine Probleme haben, und vermutlich ist das sogar die große Mehrzahl, aber wenn ihr zu diesen glücklichen Nutzern gehört, dann seid versichert: Die Probleme der mangelhaften und unzuverlässigen Synchronisation von Mails, Kontakten und Terminen sind real, und sie treten zu häufig auf, als dass man die Nutzung von Outlook.com guten Gewissens empfehlen könnte.

Ich bin gleichzeitig ein hochzufriedener Nutzer von Office 365, daher will es mir nicht in den Kopf, dass man es nicht auf die Reihe bekommt, Outlook.com in einen stabilen Zustand zu bringen. Da greift auch das Consumer-Argument nicht, denn wenn ein kostenloser Dienst nicht funktioniert, dann animiert das nicht gerade dazu, es mit der kostenpflichtigen Variante zu versuchen.

Update:

Leser Gerrit hatte sich wegen dieses Problems an den Support gewandt und eine Antwort erhalten, die ziemlich fragwürdig ist. Nicht wegen der ausbaufähigen Rechtschreibung und Grammatik – das wäre mir in einem solchen Fall egal, so lange die Lösung konstruktiv ist – sondern wegen dem vorgeschlagenen Lösungsweg: Gerät zurücksetzen, neu einrichten und einen Alias anlegen – das kann nicht ernst gemeint sein.

Der Microsoft-Kundendienst hat einen eher ungewöhnlichen Lösungsvorschlag

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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