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Microsoft Edge: Mobil populärer als auf dem Desktop?

Microsoft Edge: Mobil populärer als auf dem Desktop?

Mit Windows 10 und dem Browser Edge wollte Microsoft den altbackenen Internet Explorer ablösen und für frischen Wind im Browsermarkt sorgen. Was auf dem Papier und bei den Ankündigungen auf der Bühne gut aussah, entwickelte sich allerdings zum (selbstverschuldeten) Debakel. Edge ist tiefer im Betriebssystem verankert, als es der Internet Explorer jemals war, die Weiterentwicklung verläuft im Schneckentempo und der Rückstand auf Marktführer Chrome – sowohl technologisch also auch bei den Nutzeranteilen – wächst kontinuierlich.

Auf dem Edge Web Summit im September behauptete Microsoft, Edge hätte monatlich 330 Millionen aktive Nutzer. Auch wenn diese Zahl natürlich vollkommen realitätsfremd ist, muss sie nicht gelogen sein. Angesichts von 600 Millionen Windows 10-Installationen würde das bedeuten, dass auf der Hälfte dieser Geräte mindestens einmal im Monat Edge gestartet wird, zum Beispiel durch eine Websuche über die integrierte Suchfunktion, die ja unabhängig vom eingestellten Standardbrowser immer Edge verwendet. Ein Großteil dieser 330 Millionen Nutzungen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit unabsichtlich oder unbewusst.

Die realistische, tatsächliche Nutzerzahl lässt sich nur schätzen. Netmarketshare und Statcounter bescheinigen Edge im November einen Nutzeranteil von etwa 4,2 Prozent. Da man allgemein von etwa 1,5 Milliarden Desktop-PCs ausgeht, lässt sich daraus abschätzen, dass etwas mehr als 60 Millionen Menschen Edge als Standardbrowser benutzen. Einer davon bin ich – seit dem Fall Creators Update ist Edge für mich endgültig alltagstauglich geworden. Ich werde allerdings auch nicht müde zu betonen, dass ich ein eher anspruchsloser Browser-Nutzer bin.

Ich habe es an dieser Stelle bereits mehrfach geschrieben: Dadurch, dass man Edge als Frühgeburt ins Leben schickte, hatte er einen sehr schlechten Start, und der Schaden, der dadurch entstand, ist vermutlich nie wieder zu reparieren. Gleichwohl ist seit der überfälligen Veröffentlichung von Edge für iOS und Android etwas Erfreuliches passiert. Zum ersten Mal macht Edge ansatzweise positive Schlagzeilen. Binnen kurzer Zeit erreichte er über eine Million Downloads unter Android und eroberte in den USA die Top 20 im Google Play Store, und auch die Bewertungen sind durchweg gut. Auch unter iOS läuft es ganz gut, und auf beiden Plattformen ist Edge ja noch gar nicht international verfügbar, zumindest nicht offiziell – da ist also noch viel Luft nach oben. Zumindest „gefühlt“ ist Edge aber mobil tatsächlich populärer als auf dem Desktop.

Obwohl die absoluten Nutzerzahlen nochmals deutlich kleiner sind, hatte Edge auf den mobilen Plattformen das, was er auf dem Desktop nicht hatte: Einen guten Start. Und dabei ist es unerheblich, dass es sich auf beiden Plattformen im Grunde nur um eine andere Verpackung für die jeweils native Engine handelt – das interessiert nur die Techniker, aber nicht die Nutzer.

Die Verfügbarkeit von Edge für iOS und Android kann für den dringend benötigten Image-Auftrieb sorgen. Wobei ich das direkt wieder ins richtige Verhältnis setzen möchte: Ich spreche hier nicht von einer Aufholjagd, sondern davon, dass Edge wenigstens am Leben und im Gespräch bleibt.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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