Microsoft Edge: Über die kleinen positiven Erfahrungen im Alltag

Eigentlich ist es ein offenes Geheimnis, dass ich mich mit meiner Arbeitsweise klar zu den Powerusern zähle. Ich verbringe gerne viel Zeit damit, neue Möglichkeiten zu testen und so weitere Verbesserungen zu erzielen, die mir den Alltag erleichtern. In den vergangenen Monaten habe ich aus verschiedenen Gründen wieder stärker experimentiert und da war ziemlich oft auch eine Anwendung dabei, die man nicht unbedingt mit einem Einsatz bei Powerusern in Verbindung bringt: Microsoft Edge.
Tatsächlich hatte ich schon Mitte April in einem Kommentar geschrieben, dass Edge besser als sein Ruf ist. Während es damals darum ging, den Browser in Relation zu seiner Konkurrenz zu setzen, probiere ich seit ein paar Monaten verschiedene Sachen aus, wo Edge für mich eine Alternative für andere Möglichkeiten ist, die ich bisher so verwendet habe. Dabei hinterlässt er mittlerweile einen besseren Eindruck, als ich es zunächst für möglich gehalten habe.
Die Sache mit Twitch
Seitdem ich vor mehr als drei Jahren von Windows 7 auf Windows 10 umgestiegen bin, war Unstream die Universal App meiner Wahl, wenn es um das Schauen von Twitch-Streams ging. Nachdem Amazon seine eigene Desktop-App als stabile Version für Windows und macOS veröffentlicht hat, diente Unstream nur noch für die Benachrichtigungen, machte dabei aber auch zunehmend Probleme. Teilweise funktionierte die App intern nicht, aber vor allem kamen die Benachrichtigungen nur noch stark verzögert oder gar nicht mehr an. Da sein Entwickler auch keine großen Arbeiten mehr in Unstream steckt, wurde es Zeit für eine Alternative.
Nachdem ich im Microsoft Store keinen guten Ersatz gefunden habe und mir mein System auch nicht mit unnötigen Doppelstrukturen zupflastern wollte, kam ich auf die Idee, es mit Web Notifications zu probieren. Microsoft Edge unterstützt diesen Webstandard nicht nur, sondern erlaubt auch eine Hintergrundüberwachung, wenn der Browser geschlossen ist, und pusht die Benachrichtigungen dann ins Infocenter. Seitdem ich das vor gut vier Monaten erstmals getestet habe, kommen Benachrichtigungen von Twitch nahezu in Echtzeit bei mir rein. Wesentlich besser geht es also nicht.
Einen Schönheitsfehler gibt es aber doch: Wenn euer System mal abgestürzt ist oder ihr es kontrolliert zum Absturz bringen musstet (ich hatte damals leider einen Freeze durch Chrome und musste das so machen), müssen die Benachrichtigungen neu gesetzt werden. Das Gleiche gilt auch nach einem Upgrade von Windows 10, auch bei 1809 musste ich sie neu setzen. Was mir aber vor allem stinkt: Ausgerechnet bei Mixer bietet Microsoft nicht nur keine eigene Universal App an, auch Web Notifications unterstützt der hauseigene Streamingdienst nicht. Das geht definitiv besser, Microsoft…
Das Thema PDF
Ein deutlich wichtigeres Anliegen ist der künftige Umgang mit PDF-Dateien. Das Thema ist für mich auch deshalb von großer Bedeutung, weil mittlerweile viele Anbieter dem Beispiel vom Adobe Acrobat Reader DC, den ich aktuell noch verwende, folgen und ihre Anwendungen in eine abo-pflichtige Cloud auslagern. Gleichzeitig werden kleinere allgemeine Tools (z.B. Converter) zunehmend auf Webseiten ausgelagert, während bei kleinen kostenlosen Readern die Entwicklung quasi schläft (Sumatra), die PDF-Unterstützung gestrichen wird (Brava) oder mir die Anwendungen einfach nicht wirklich zusagen.
Tatsächlich hat Edge für mich den besten PDF-Reader von allen Browsern, aber auch im allgemeinen Kontext verfügt er über eine ordentliche Ausstattung. Er hat eine (ziemlich) gute Navigation, unterstützt das Ausfüllen von PDF-Dateien (genau wie z.B. Vivaldi, Firefox tut das nicht), erlaubt Notizen als Inking und als Sticky Note, man kann Text hervorheben und es gibt noch ein paar weitere Funktionen. Mich stören eigentlich nur zwei Kleinigkeiten: Erstens hat Edge keinen Menüeintrag „Datei öffnen“, sodass man aus dem Browser heraus eine PDF öffnen kann, und zweitens (das gilt aber auch allgemein) ist mir die Druckfunktion etwas zu rudimentär. Ich drucke mittlerweile relativ selten, aber wenn, dann möchte ich z.B. auch die Möglichkeit haben, mehrere Seiten pro Blatt zu drucken.
Man muss es klar sagen: Es geht hier nur darum, was für mich persönlich gut genug ist. Für professionelle Vorhaben braucht es weiterhin eine ausgewachsene Software. Persönlich stelle ich bei PDF-Dateien ziemlich niedrige Anforderungen. Windows 10 verfügt über einen integrierten PDF-Printer und als Cloud für die Synchronisation reicht mir OneDrive auch allemal aus. Für den (bei mir sehr seltenen) Fall, dass ich tatsächlich mal eine vorhandene PDF umfangreicher bearbeiten muss, muss zwar noch eine Lösung her, aber zumindest in der Theorie könnten auch Microsoft Word oder, wer es hat, LibreOffice Draw so eine Aufgabe übernehmen.
Die Zukunft: Microsoft Hub?
Nachdem ich mich mittlerweile auf Version 1809 von Windows 10 befinde, denke ich aktuell darüber nach, aus Edge quasi einen zentralen Zugangsweg zu allen Online-Diensten zu machen, die ich von Microsoft nutze. Schon damals, als ich den Kommentar veröffentlicht habe, habe ich anschließend zum Beispiel bei Recherchen für DrWindows mit Microsoft Edge experimentiert und dabei Funktionen wie das Speichern von Tab Sessions, das Senden von Seiten vom Mobilgerät aus, die Leseliste oder die Teilen-Funktion intensiv genutzt. Aktuell wäre die Idee, die Microsoft-Dienste als Top Sites anzupinnen und ansonsten mit den Erfahrungen aus den vergangenen Monaten Edge zu einer zentralen Komponente in meiner Arbeitsweise zu machen.
Das bedeutet aber nicht, dass er mein Standardbrowser wird. Auch über die immer noch bekannten Probleme wie beispielsweise dem Sync kann und darf man nicht hinwegsehen. Trotzdem habe ich zunehmend gemerkt, dass mir Edge gerade in etwas spezielleren Punkten, wo die bisherigen Verfahren für mich zunehmend problematisch oder untauglich wurden, doch viele Sorgen abgenommen und mich dabei auch nicht im Stich gelassen hat. So hat sich dann ein Browser, welchen ich 2015 beim Release von Windows 10 noch eher belächelt und als unfertig bezeichnet habe, zu einer Software entwickelt, die ich zumindest in einigen Szenarien gut gebrauchen kann und die auch mir als bekennendem Poweruser durchaus gerecht wird.
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Über den Autor

Kevin Kozuszek
Seit 1999 bin ich Microsoft eng verbunden und habe in diesem Ökosystem meine digitale Heimat gefunden. Bei Dr. Windows halte ich euch seit November 2016 über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden, die Microsoft bei seinen Open Source-Projekten und der Entwicklerplattform zu berichten hat. Regelmäßige News zu Mozilla und meinem digitalen Alltag sind auch dabei.