Microsoft kooperiert bei der Xbox mit Facebook – und die Emotionen schlagen hoch

Am Montagabend hat Microsoft verkündet, den Streamingdienst Mixer einzustampfen. Ich habe das kurz, bündig und ein bisschen zynisch kommentiert, wofür ich mich direkt wieder entschuldigen möchte. Mixer mag klein und im Vergleich zu Twitch praktisch nicht relevant (gewesen) zu sein, die dortige Community war aber dennoch sehr aktiv und auf ihre Weise einzigartig. Außerdem ist diese Maßnahme mit dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden, was für die Betroffenen eine persönliche Tragödie ist. Im Falle von Mixer wiegt das sogar etwas schwerer, weil die Leute dort mit unglaublich viel Herzblut bei der Sache sind bzw. waren.
Zusammen mit der Abschaltung von Mixer hat Microsoft eine Kooperation mit Facebook Gaming bekannt gegeben. Alle Mixer-Streamer und -Zuschauer sollen dorthin umziehen und werden mit entsprechenden Angeboten gelockt. Populären Streamern wie Shroud und Ninja, die Microsoft erst vor ein paar Monaten mit irrsinnig viel Geld von Twitch abgeworben hatte, wurden von Facebook dem Vernehmen nach millionenschwere Verträge angeboten, die diese aber dankend abgelehnt haben.
Ablehnend ist auch die Haltung der gefühlten Mehrheit der Xbox-Community, wobei man mit solchen Einschätzungen immer vorsichtig sein muss. Nicht überall, wo das Geschrei am lautesten ist, findet man gleichzeitig die Mehrheit. In jedem Fall schlug Xbox-Chef Phil Spencer auf seinen Tweet, mit dem er die Zusammenarbeit mit Facebook feierte, das entgegen, was man heutzutage einen Shitstorm nennt.
Grateful to Mixer Partners and streamers and viewers. Look forward to working with @FacebookGaming to transition and scale the Mixer community and help it thrive and using Project xCloud for future scenarios for watching and playing. https://t.co/sumNe4hn0R
— Phil Spencer (@XboxP3) June 22, 2020
Die Reaktionen decken das volle Spektrum ab. Von vorsichtiger Sorge, ob Facebook wirklich der richtige Partner ist, über die Androhung, der Xbox den Rücken zu kehren, sollte es so etwas wie einen Facebook-Zwang geben, bis hin zur Maximalempörung “ich kaufe mir morgen eine Playstation” ist alles dabei.
Im Kommentarthread zur Mixer-Meldung bei uns im Forum ziehen ebenfalls Einige kritisch die Augenbrauen beim Stichwort Facebook hoch. Selbstverständlich ist es unsinnig, sich direkt irgendwelche Horrorszenarien auszumalen, ich selbst zähle mich allerdings auch zu den vorsichtig Besorgten. Eine Partnerschaft bedeutet, dass man gegenseitig nimmt und gibt. Und da wüsste auch ich gerne, was Microsoft in Zukunft zu geben gedenkt. Ich sehe für mich persönlich keinerlei Vorteile in einer Zusammenarbeit zwischen der Xbox und Facebook. Ich bin kein Facebook-Hasser, habe selbst ein Konto dort, aber ich möchte weder gezwungen noch freundlich gebeten werden, irgendwelche Verknüpfungen herzustellen, die ich nicht haben möchte.
Phil Spencer dürfte am gestrigen Abend klar geworden sein: Microsoft muss mit diesem Thema äußerst sensibel umgehen und klar kommunizieren, was sie vorhaben. Sonst kann die positive Reputation, die sich die Marke unter Spencers Führung in den letzten Jahren erarbeitet hat, ganz schnell erheblichen Schaden nehmen.
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- Xbox
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zuhause. Seit 15 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!