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Microsoft Surface ohne Panos Panay: Eine düstere Prognose und ein optimistischer Ausblick

Microsoft Surface ohne Panos Panay: Eine düstere Prognose und ein optimistischer Ausblick

In der letzten Woche hat Panos Panay seinen Abschied von Microsoft angekündigt. Er war das Gesicht der Marke „Surface“, die schon vor seinem Abschied deutliche Kratzer bekommen hat. Wie geht es ohne ihn weiter?

Ich hatte schon vor Panays Abgang düstere Vorahnungen, in welche Richtung sich Surface entwickelt. Bereits im April 2021 beschrieb ich im Artikel „In Sorge um die Marke Surface“, dass dem Team die Ideen ausgehen und die neuen Geräte meist schon zum Marktstart technisch veraltet sind. Man kann nicht behaupten, dass sich seitdem etwas geändert hat.

Im Frühjahr dieses Jahres traf der Personalabbau bei Microsoft auch den Surface-Bereich, das Team wurde erheblich verkleinert. Zudem musste Microsoft mitteilen, dass trotz Einführung neuer Modelle von Surface Laptop und Surface Pro, welche die meistverkauften Formfaktoren der Surface-Reihe sind, die Umsätze um 40 Prozent eingebrochen sind. Da stellte ich die Frage, ob es nun High Noon für die Marke Surface sei. Ich schloss den Beitrag mit der Feststellung, dass ich weder an einen Neustart noch an eine vollständige Aufgabe glaube:

Die wahrscheinlichste Variante scheint derzeit, dass es einfach so weiterläuft wie aktuell: Das Surface-Geschäft läuft für Microsoft nebenher mit, und ab und zu wird technisch ein wenig nachgebessert, um halbwegs aktuell zu bleiben.

Die in der letzten Woche vorgestellten Surface Laptop Go 3, Surface Go 4 und Surface Laptop Studio 2 passen zu dieser Prognose, für mich hat sich die Situation durch den Weggang von Panos Panay daher nicht entscheidend geändert. Dass er geht, weil er als Surface-Visionär nicht mehr gebraucht wird, ist nachvollziehbar.

Surface-Chefdesigner Ralf Groene ist noch bei Microsoft, sein Weggang wäre für mich ein sehr viel deutlicheres Indiz dafür, dass es mit Surface zu Ende geht. Er ist andererseits schon seit über zehn Jahren in dieser Rolle und es wäre nur normal, wenn er mal wieder Lust auf etwas Neues hat. Panay und er sind eng befreundet, es würde mich auch nicht überraschen, wenn dieser ihn zu Amazon lotst, wo es ihn dem Vernehmen nach hinzieht.

Die düstere Prognose

Werfen wir einen Blick darauf, was seit dem letzten großen Surface-Event im Oktober 2019 passiert ist. Das Surface Neo wurde gestrichen, ehe es auf den Markt kam. Surface Duo, Surface Headphones und Surface Earbuds wurden eingestellt. Bei den Windows-Geräten hat es keine signifikante Weiterentwicklung gegeben.

Corona hat die Verkaufszahlen der Surface-Reihe beflügelt, umso härter war der anschließende Absturz. Zuletzt wurde das Personal gekürzt und eine Straffung des Portfolios angekündigt, der Chef ging von Bord.

Sehen wir es realistisch: Das Fortschreiten dieses schleichenden Niedergangs und das endgültige Aus für die Surface-Reihe in sagen wir mal zwei bis vier Jahren wäre lediglich die logische Fortsetzung der Ereignisse der letzten Jahre.

Der optimistische Ausblick

Fans beklagen, dass die Marke Surface ohne experimentelle Geräte wie das Neo oder Duo jeden Reiz verloren hat. Das mag sogar stimmen, gleichzeitig sind es aber genau jene Geräte, die der Marke durch Negativschlagzeilen über deren Einstellung den größten Schaden zugefügt haben. Die Experimente waren toll für die Fans, aber schlecht für die Marke.

Sich in Zukunft auf Windows-Geräte zu konzentrieren, weil man für diese langfristig Support leisten kann, klingt daher nach einer hoch vernünftigen Entscheidung und einer zukunftssicheren Strategie.

Es gibt noch etwas zu tun

Jetzt springen wir noch etwas weiter zurück ins Jahr 2017. Damals haben Analysten vorhergesagt, Microsoft würde binnen zwei Jahren aus dem Surface aussteigen. Sie wurden dafür ausgelacht – zu Recht, wie sich zeigte. Schon damals kommentierte ich das aber so, dass Microsoft dann aussteigen könnte, wenn man zu dem Schluss kommt, keine Impulse mehr setzen zu können.

Vor diesem Hintergrund fragte ich mich, warum man zuerst ankündigt, sich auf hochpreisige und gewinnbringende Geräte zu konzentrieren, um anschließend neue Versionen von Surface Laptop Go und Surface Go vorzustellen.

Dann fiel mir ein, dass Microsoft Gerüchten zufolge unter dem Stichwort „CorePC“ wieder einmal an einem ChromeOS-Konkurrenten arbeitet, dafür könnten diese Formfaktoren ideal sein.

Außerdem wird Qualcomm im Oktober seine neuen, deutlich leistungsstärkeren ARM-Prozessoren vorstellen, und weil die PC-Hersteller aus verständlichen Gründen Zurückhaltung üben, wäre Microsoft gefragt, etwa mit dem kommenden Surface Pro ein „Hero-Gerät“ vorzustellen.

Surface wird nicht wie Phoenix aus der Asche steigen, ihre besten Zeiten hat die Marke hinter sich. Sie kann für Microsoft aber auch in Zukunft noch eine wertvolle und wichtige Rolle spielen, ohne echte Glanzpunkte setzen zu müssen. Ein „Austrudeln“ ist aber ein mindestens ebenso realistisches Szenario. Die Zeit wird es zeigen.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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