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Microsoft und Recall: Warum einen Fehler einmal machen, wenn man ihn auch zweimal machen kann?

Microsoft und Recall: Warum einen Fehler einmal machen, wenn man ihn auch zweimal machen kann?

Nachdem Microsoft sein KI-Feature Recall als halbgare Frickel-Lösung in Windows 11 integrieren wollte und ihnen das um die Ohren geflogen war, taten Sie das einzig Richtige und zogen das Feature auf unbestimmte Zeit zurück. Dann machten sie einen Fehler und nannten einen Termin für den Neustart, der nicht gehalten werden konnte.

Ende September hatte Microsoft nochmals umfangreiche Nachbesserungen bei der Sicherheit von Recall angekündigt und zudem versprochen, den Testbetrieb im Oktober aufzunehmen. Der Oktober ging, und Recall kam nicht. Stattdessen gab es gegenüber TheVerge eine Erklärung, dass die Einführung auf Dezember verschoben wurde.

Das ist zunächst einmal keine besonders wichtige Nachricht. Recall ist ohnehin nur auf einem Bruchteil der aktuell im Einsatz befindlichen Windows-Geräte überhaupt lauffähig, weil es eine entsprechend leistungsfähige NPU voraussetzt, zudem ist das gefühlte Interesse an der KI-Suche überschaubar. Microsoft könnte Recall also in aller Ruhe entwickeln und sich melden, sobald sie soweit sind. Stattdessen setzen sich die Redmonder mit öffentlich kommunizierten Terminen selbst unter Druck und müssen dann mit „schlechter Presse“ leben, wenn über die erneute Verschiebung berichtet wird, und das bei einem Feature, das in der öffentlichen Wahrnehmung ohnehin bereits keinen guten Stand hat.

Dabei könnte diese erneute Verschiebung am Ende sogar ein positiver Hinweis darauf sein, dass Microsoft seine sich selbst auferlegte Strategie „Sicherheit geht vor“ bei Recall konsequent umsetzt. Hätte man vor Monatsfrist gesagt „wir gehen da keine Kompromisse ein und werden Recall erst dann ausliefern, wenn wir es für ausgereift halten“, hätte sich das sogar positiv verkaufen lassen. So aber stolpert Microsoft einmal mehr über sein notorisches Unbeholfsensein in der Kommunikation und macht den gleichen Fehler erneut, indem es wieder einen geplanten Termin für den Neustart von Recall nennt. Ok, ob das wirklich ein Fehler war, wird sich zeigen, vielleicht klappt es ja dieses Mal. Ein unnötiges Risiko geht man damit aber allemal ein.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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