Mini-Workstation Minisforum MS-01 ausprobiert: Viel Leistung und Aufrüstbarkeit

Ich habe bereits zahlreiche Mini-PCs getestet und meine Erfahrungen mit euch geteilt. Häufig waren dabei Low-End Notebook-Prozessoren im Einsatz, die zwar effizient arbeiteten und für ein leises Nutzererlebnis sorgten, jedoch insgesamt nur begrenzte Leistung boten. In den letzten Tagen hatte ich den MS-01 des bekannten Herstellers Minis Forum auf dem Tisch. Auch Minis Forum produziert seit Längerem Mini-PCs und hat mit dem MS-01 Mitte 2024 eine Mini-Workstation vorgestellt. Für einen ausgiebigen Test wurde mir diese Workstation von Minis Forum zur Verfügung gestellt.
Eine kurze Bemerkung zu Beginn: Anfang 2024 gerieten mehrere Mini-PCs verschiedener chinesischer Hersteller in Verdacht, schadhafte Software auszuliefern. Auch dieses Mal habe ich, um Probleme mit eventueller Malware zu vermeiden, Windows 11 mit dem aktuellen Media Creation Tool von Microsoft frisch installiert, sodass dieser auch definitiv frei von jeder Zusatzsoftware, ob schädlich oder nicht, genutzt werden kann. Dazu später mehr.
Die Mini-Workstation MS-01 ist kein einfacher Büro- oder Streaming-PC im Mini-Format, sondern wird dem Begriff „Workstation“ angesichts seiner großen Anzahl an internen und externen Ports und der hohen Rechenleistung gerecht. Für verschiedene Einsatzzwecke gibt es die MS-01 in verschiedenen Konfigurationen. Mir wurde hier die Version mit dem Intel Core i5-12600H mit 32 GB RAM und 1 TB M2 SSD zur Verfügung gestellt. Alternativ gibt es noch eine Variante mit Intel Core i9-12900H und auch mit Intel Core i9-13900H, je nach persönlichem Anspruch. Alternativ zur Variante mit 32 GB RAM und 1 TB M.2-SSD gibt es auch sogenannte Barebone-Modelle, bei denen Arbeits- und Festplattenspeicher selbst ausgesucht und verbaut werden müssen.
Gemeinsam haben alle Modelle folgende externe Anschlüsse:
- 2x 10G SFP+ (Intel X710)
- 2x 2,5G RJ45 (Intel I226-LM + I226-V)
- 2x USB-C mit 40G USB4
- 3x USB-A mit USB3.2
- 2x USB-A mit USB2
- 1x HDMI 2.0
- 1x 3,5 mm Klinke
Intern gibt es folgende Anschlüsse:
- 1x Standard-PCIEx16-Slot (Low Profile)
- 1x PCIE4.0 M.2 NVME 2280/U.2
- PCIE3.0x4 + PCIE3.0x2 M.2 NVME 2280/22110
- 2x DDR5 SODIMM Slots (Maximal 5.200 MHz, Maximal 96 GB)
Durch die beiden Thunderbolt-kompatiblen USB-4 Ports sind neben dem HDMI-Anschluss, der maximal 4K@60Hz unterstützt, auch noch zwei weitere Monitore mit 8K@60Hz möglich. Auch wird mit der Prozessorauswahl das volle Spektrum von Intel vPro „Enterprise“ unterstützt, um etwa eine Fernwartung auf Konsolenebene sogar im BIOS zu ermöglichen. Die Prozessoren sind bei der Variante mit i5 und dem i9-12900H zwar aus dem Jahre 2022 und der 13900H aus dem Jahre 2023, diese sollten aber auch heute noch gute Ergebnisse liefern können und sind dabei preisgünstig.
Doch schauen wir erst einmal, was sich so alles im Paket befindet.
Unboxing
- Vorderseite
- Rückseite
- Verpackung Vorderseite
- Verpackung Rückseite
In der Verpackung findet sich zunächst einmal das Wichtigste, der MS-01. Dazu gibt es einen Adapter von M.2 auf U.2 für Enterprise-SSDs, ein HDMI-Kabel und ein externes 180 W-Netzteil, welches mit einem klassischen Kaltgerätekabel angeschlossen wird. Dazu gibt es noch ein Faltblatt mit QR-Code zum Download des Handbuchs.
Die Verarbeitung ist nicht zu bemängeln. Vorn und hinten befinden sich Kunststoff-Blenden, und das Rechner-Gehäuse an sich besteht aus Metall, mit Lüftungslöchern an allen Ecken und Enden. Am hinteren Ende befindet sich unten ein gefederter Knopf, über den das Gehäuse entriegelt und nach vorn abgezogen – und das Gehäuse somit schraubenlos geöffnet – werden kann.
Auf der Oberseite findet sich direkt zugänglich der PCIEx16-Slot zur Installation von Low Profile Erweiterungskarten. Hier können etwa Grafikkarten, USB-Controller oder externe Beschleunigungskarten nachgerüstet werden. Außerdem befindet sich hier ein größerer Kühler und Lüfter über CPU und Arbeitsspeicher. Der Lüfter kann mit drei Schrauben vom Kühlkörper getrennt werden, sodass der Arbeitsspeicher je nach Variante eingebaut oder aufgerüstet werden kann. In meinem Muster mit 32 GB vorinstalliertem RAM befinden sich 2x 16 GB DDR5-5600 SODIMMs von Crucial, also definitiv erstklassige Markenware.
Auf der Unterseite befindet sich ebenfalls ein Kühlkörper mit Lüfter, der die 4 M.2 Slots kühlt. Der vierte Slot, der zuvor nicht erwähnt wurde, ist mit einem Funkmodul von Mediatek belegt, über den Wi-Fi 6E und Bluetooth ermöglicht werden. Der Kühlkörper ist ebenfalls mit nur drei Schrauben zu entfernen, wodurch die M.2 Slots bestückt werden können. Die in meinem Modell verbaute M.2 SSD ist eine Kingston OM3PGP41024P-A0. Es handelt sich hierbei um eine kleine M.2 2230 NVMe mit PCIe 4.0. Grundsätzlich kann man auch hier von Markenware sprechen, wenn auch dieses Modell bereits durch Kingston abgekündigt ist.
Inbetriebnahme
Auf meinem Modell ist ein Windows 11 Pro mit digitaler Lizenz vorinstalliert gewesen. Aufgrund verschiedener Meldungen aus dem Jahre 2023 über potenzielle Malware ist meine erste Aktion zur Inbetriebnahme allerdings stets die Neuinstallation des OS. Mittels Media Creation Tool schnell einen aktuellen USB-Stick erstellt und auf der Maschine installiert, war binnen weniger Minuten Windows 11 24H2 auf dem MS-01 installiert. Die Aktivierung wurde über die digitale Lizenz ebenfalls sofort wieder akzeptiert.
Mehrere Geräte wurden nach der Neuinstallation im Gerätemanager als unbekanntes Gerät gelistet, gehören also nicht zum Standard der Windows-Installation, so etwa die Enterprisechipsätze für die vier Netzwerkanschlüsse des MS-01. Die Treiber findet man allesamt gesammelt in einem Paket direkt auf der Seite von Minis Forum. Darin sind alle relevanten Treiber, wodurch am Ende auch alle Geräte sauber erkannt wurden. Auch BIOS-Updates finden sich dort zum Herunterladen. Ein ganz klares Plus im Vergleich zu den bisherigen Mini PCs.
Nach Installation aller Treiber fanden sich noch ein paar kumulative Updates für Windows 11 Pro und anschließend war die Workstation voll einsatzbereit. Die vier Performance-Kerne mit Hyperthreading und die acht Effizienzkerne des i5-12600H geben dem System insgesamt 16 Threads, die für ordentliche Performance im Alltag sorgen sollen. Die im Prozessor enthaltene iGPU Intel Iris Xe Graphics G7 mit 80EUs sollte dabei für annehmbare Performance beim Spielen sorgen, auch wenn es sich hier nicht um einen Gaming-PC handelt.
Leistungsfähigkeit / Benchmarks
Wie bei jedem Test habe ich zur Vergleichbarkeit mit anderen getesteten Systemen einige Benchmarks laufen lassen.
Für meine Tests habe ich auf dem System Geekbench 6.4.0, Cinebench 2024.1.0, Crystal Diskmark 8.0.6 und OCCT 13.1.15 installiert.
Die Ergebnisse der Messungen mit Cinebench, Geekbench und Crystal DiskMark lauten wie folgt (jeder Wert in der Liste ist der Durchschnitt über drei gleiche Messungen):
Cinebench 2024
- Multicore 690
- Singlecore 99
Geekbench 6
- CPU Multicore 10605
- CPU Singlecore 2284
- GPU (Vulkan) 17199
Crystal DiskMark
- SEQ1M Q8T1: Read 4510,19 / Write 4613,95
- SEQ1M Q1T1: Read 2579,85 / Write 4464,1
- RND4K Q32T1: Read 724,51 / Write 425,18
- RND4K Q1T1: Read 75,3 / Write 307,3
Browser Benchmark Speedometer 3.1 (Edge 135.0.3179.98)
- Ergebnis: 24,4
- Abweichung: +-0,75
Die Leistungsaufnahme betrug im Leerlauf unter Windows 20 Watt. Unter Last konnte ich als maximale Leistungsaufnahme im Stresstest mit OCCT 112 Watt messen, bei Dauerlast pendelte sich das System dann bei 80 W während des Stresstests ein. Im ausgeschalteten Zustand betrug die Leistungsaufnahme des Netzteils 1,2 bis 1,6 Watt.
Im Leerlauf sind die Lüfter deutlich hörbar. Mit der App Dezibel X auf dem iPhone konnte ich einen Lautstärkepegel von 51 dB im Leerlauf messen. Ohne den Rechner hatte ich eine Lautstärke von 20-30 dB im Raum. Grundsätzlich kein störendes, fiependes Geräusch, aber definitiv ein wahrnehmbares Rauschen. Unter Volllast produziert der Prozessor mit seinen 45 W TDP und maximaler Leistungsaufnahme von bis zu 95 W dann doch einiges an Wärme, die abtransportiert werden muss. Dadurch bedingt fuhren die Lüfter auf hohe Drehzahl hoch und produzierten eine Lautstärke von ca. 66 dB. Auch hier würde ich sagen, dass es sich um keine störenden oder nervigen Frequenzen handelt, aber die 66 dB sind natürlich nicht mehr zu überhören.
Der verbaute Arbeits- und Festplattenspeicher ist erstklassige Markenware, was die obigen Benchmarks bestätigen.
Fazit
Insgesamt kann ich am getesteten System nichts aussetzen. Die vorhandenen Ports lassen keine Wünsche offen. Die CPU hat viel Leistung für rechenintensive Aufgaben, die iGPU hat für die Klasse PC gute Leistungswerte und durch die Vielzahl an vorhandenen M.2 Steckplätzen kann jede Menge Speicher nachgerüstet werden. Über den Adapter für U.2 Festplatten und durch die Unterstützung von 22110 M.2-Karten ist auch alles „Enterprise-Kompatibel“.
Wenn ich einen Kritikpunkt finden müsste, würde ich die hohe Leistungsaufnahme von 1,2 W bis 1,6 W im Standby nennen. Aufs Jahr gerechnet kommen so etwa 12 kWh pro Jahr – das entspricht ca. 3,50 Euro Stromkosten – Standby-Verbrauch zusammen, wenn die Workstation dauerhaft im Standby ist. Da die Workstation aber durchaus auch für rechenintensive Anwendungen oder als Homeserver für anspruchsvollere Installationen funktionieren kann, sehe ich den MS-01 eher als Gerät für den Dauerbetrieb.
Mein Testmuster hat jederzeit gute Arbeit geleistet, ausgezeichnete Benchmarkergebnisse erzielt und stets zuverlässig funktioniert. Die Möglichkeit, das System als Barebone zu bestellen und die Speicherausstattung selbstständig an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, empfinde ich als sehr gute Sache. Wofür Speicher bezahlen, den ich dann am Ende ohnehin gegen einen besseren austausche? Letzten Endes bin ich aber sehr positiv davon überrascht, dass die Ausstattung mit Speicher bereits auf qualitative Markenprodukte von Crucial bzw. Kingston setzt. Hier habe ich schon ganz andere Werkskonfigurationen gesehen.
Abschließend kann gesagt werden: Die hier getestete Mini-Workstation ist das Gerät mit der höchsten Leistung, die ich bis jetzt in einem solchen Formfaktor im Test hatte. Die von mir getestete Variante mit i5-12600H und 32 GB RAM / 1 TB SSD ist für 659,99 Euro bei Amazon oder direkt bei Minisforum erhältlich. Für die Barebone-Variante werden 190 Euro weniger, also 469,99 Euro bei Amazon fällig. Die Aufpreise für die Variante mit i9-12900H bzw. 13900H betragen 130 Euro bzw. 310 Euro in der Barebone und 120 Euro bzw. 240 Euro in der Version mit Speicher, jeweils verglichen mit dem Modell mit i5-12600H.
Preislich ist das System meiner Meinung nach fair positioniert. Für das Geld bekommt man einiges an Leistung und dazu ein sehr hochwertig verarbeitetes System, welches ich jederzeit guten Gewissens empfehlen würde.
Disclaimer: Die Testmuster wurden vom Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Testbericht oder eine Verpflichtung zur Veröffentlichung gab es nicht.
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Über den Autor

Alex Lüttgen
Ich bin Alex Lüttgen, oder auch Utgardus. Als Netz- und Systemadministrator fühle ich mich in so ziemlich allen Produkten von Microsoft im Client-, Server- und Office 365-Bereich zu Hause. Nach der Arbeit wird dann selbstverständlich auch mal die Xbox angeschmissen. Mobil bin ich nach dem Aus von Windows Mobile auf iOS gewechselt und fühle mich dort deutlich wohler, als bei Android. Neben der IT ist Elektromobilität meine absolute Leidenschaft. Ich bin fest der Überzeugung, dass sich dort in naher Zukunft immer mehr tut, bis dann irgendwann die Verbrenner ganz abgelöst werden.