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Mit Google Threat Intelligence in ein neues Zeitalter der Cybersicherheit?

Mit Google Threat Intelligence in ein neues Zeitalter der Cybersicherheit?

In einer Welt, in der digitale Bedrohungen ständig zunehmen, sind robuste Sicherheitslösungen nicht nur ein gutes Geschäftsmodell, sondern wichtiger denn. 2023 betrug der geschätzte Schaden durch IT- und Cyberkriminalität allein für die deutsche Wirtschaft mindestens 206 Milliarden Euro. Google stellte nun am 6. Mai 2024 ein neues Produkt vor, das die Sicherheit im Internet revolutionieren könnte. Die KI-basierte Google Threat Intelligence verspricht, die Art und Weise, wie wir über Online-Sicherheit denken und handeln, grundlegend zu verändern.

Zugegeben, dies sind große Worte und Trommeln gehört zum Geschäft, gerade nachdem Google zuletzt in Sachen Innovationsfreude nicht mit Open-AI oder Microsoft mithalten konnte.  Doch bei der Threat Intelligence (zu Deutsch: Bedrohungsintelligenz) kann Google seine Stärken (und gesammelten Daten) ausspielen.

RSA-Konferenz in San Francisco zeigt Google Threat Intelligence

Was für Videospieler die Gamescom oder für Autofans die IAA Mobility ist, ist die RSA-Konferenzreihe für die IT-Sicherheitsbranche. Verteilt auf verschiedene Kontinente werden hier jährlich die neuesten Trends in Sachen Cybersecurity vorgestellt.

Auch wenn Google in den letzten Jahren in Sachen KI ein wenig ins Hintertreffen geraten war, konnte man zumindest mit dem Projekt Threat Intelligence nicht nur Boden wettmachen, sondern zu einem der Top-Gesprächsthemen unter den 45000 Fachbesuchern der Messe werden.

Googles KI-Lösung: Ein Wächter im Netz

Maschinelles Lernen ist einer der Grundpfeiler von Googles Erfolg. Schon seit 20 Jahren trainiert der kalifornische Tech-Gigant seine Produkte. Das neueste Projekt soll dabei Anomalien im Netzwerkverkehr besser erkennen und darauf entsprechend reagieren. Es nutzt eine umfangreiche Datenbank von Cyberbedrohungen, die kontinuierlich aktualisiert wird, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren. Die KI kann in Echtzeit reagieren, indem sie potenzielle Bedrohungen isoliert und unschädlich macht, bevor sie Schaden anrichten können.

Anpassungsfähigkeit und Lernen

Einer der größten Vorteile von Googles KI-Produkt ist seine Fähigkeit, zu lernen und sich anzupassen. Durch maschinelles Lernen und neuronale Netzwerke entwickelt sich das System ständig weiter und verbessert selbstständig seine Fähigkeit, neue und unbekannte Bedrohungen zu erkennen. Diese Anpassungsfähigkeit ist entscheidend, da Cyberkriminelle ständig neue Methoden entwickeln, um Sicherheitssysteme zu umgehen. Während früher Bedrohungen immer nur reaktiv bekämpft werden konnten – wer erinnert sich nicht etwa an die regelmäßigen Updates seines Virenscanners –  kann Google Threat Intelligence mittlerweile sofort und teilweise sogar proaktiv tätig werden.

Datenschutz und Ethik

Google Ruf hat nicht nur in der letzten Zeit gelitten, der Vorwurf, als Datenkrake Profit über Ethik zu stellen, ist nicht von der Hand zu weisen. Daher ist sicherlich eine gesunde Portion Skepsis angebracht, wenn der Konzern betont, dass Datenschutz und ethische Überlegungen im Mittelpunkt der Entwicklung stehen. Das KI-System sei so konzipiert, dass es die Privatsphäre der Nutzer respektiert und gleichzeitig maximalen Schutz bietet. Es sollen keine persönlichen Daten ohne Zustimmung gesammelt oder analysiert werden, und alle Prozesse seien transparent und nachvollziehbar. Das ist in der EU aber sowieso rechtlicher Standard.

Integration und Benutzerfreundlichkeit

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Googles KI-Produkt soll die einfache Integration in bestehende Systeme sein. Unternehmen können das KI-System nahtlos in ihre vorhandene Infrastruktur einbinden, was den Übergang zu einer intelligenteren Cybersicherheitslösung erleichtert. Zudem ist die Benutzeroberfläche intuitiv gestaltet, sodass auch Nutzer ohne technischen Hintergrund das System effektiv nutzen können. Zumindest die ersten Präsentationen bestätigten dies.

So funktioniert Googles Threat Intelligence Plattform

Globale Sichtbarkeit: Google Threat Intelligence nutzt die Daten und Erkenntnisse von Mandiant. Das im Bereich Incident Response und Bedrohungsforschung international führende Unternehmen wurde von Google 2022 aufgekauft und ist mittlerweile Teil des Google Cloud-Bereichs. Informationen werden mit Googles umfangreichem Benutzer- und Geräte-Fußabdruck sowie der Malware-Datenbank von VirusTotal kombiniert.

Daten durch Schutz von Milliarden von Geräten: Google schützt mit der Threat Intelligence 4 Milliarden Geräte und 1,5 Milliarden E-Mail-Konten und blockiert täglich nach Unternehmensangaben 100 Millionen Phishing-Versuche. Durch diese enorme Datenmenge ist ein ganzheitlicher Blick auf die Bedrohungslage im Netz bzw. auch im E-Mailverkehr durchgehend gegeben.

Frontline-Intelligenz: Mandiants Experten analysieren die Taktiken und Techniken von Angreifern und nutzen ihre Erfahrungen, um Kunden bei der Verteidigung gegen komplexe und hartnäckige Bedrohungsakteure weltweit zu unterstützen.

Menschlich kuratierte Bedrohungsintelligenz: Dazu werden durch das Mandiant-Team gleich ganze sogenannte „Bedrohungsakteurgruppen“ überwacht.

VirusTotal-Community trägt kontinuierlich potenzielle Bedrohungsindikatoren bei, die Echtzeiteinblicke in neue Angriffe ermöglichen und noch mehr Daten zur Verfügung stellen.

Open-Source-Bedrohungsintelligenz: Noch mehr Daten und allgemein Informationen zu verschiedenen Bedrohungslagen erweitern die Wissensbasis.

KI-gesteuerte Operationalisierung: Der KI-gesteuerte Agent Gemini wird verwendet, um potenziell bösartigen Code zu analysieren und eine Zusammenfassung der Ergebnisse zu liefern. Dies beschleunigt die Bedrohungsforschungsprozesse und verkürzt die Zeit, die benötigt wird, um neue Bedrohungen zu identifizieren und dagegen zu schützen.

Eine Lösung für alle

Vor allem der Dienst Gmail wird davon massiv profitieren. Phishing-E-Mails und Malware werden den Nutzern in Zukunft viel seltener schaden. Auch westliche Regierungen werden die Dienste nutzen, so wie sie es in der Vergangenheit getan haben. Das große Geld wird Google aber wie immer mit Firmenkunden machen. Banken, Online-Versicherungsmakler und Online-Spielotheken wie LeoVegas und andere, die mit Nutzergeldern arbeiten, sind potenzielle Ziele der Cyberkriminalität.

Ein Schritt in die Zukunft

Googles neues KI-Produkt ist ein spannender Schritt in Richtung einer sichereren digitalen Zukunft. Mit seiner Fähigkeit, sich schnell anzupassen und proaktiv auf Bedrohungen zu reagieren, hat es jede Menge Potenzial und ist eine umfassende und vielfältige Quellensammlung. Einzelne Fragen im Bereich Datenschutz und ethischer Umgang mit Daten werden aber insbesondere für den EU-Raum in Zukunft noch zu diskutieren sein. Doch die Aussicht auf mehr Netzsicherheit sowohl für Privatanwender als auch für die Wirtschaft stimmt positiv.

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Dr. Windows

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Dies ist der allgemeine Redaktions-User von Dr. Windows. Wird verwendet für allgemeine Ankündigungen, Anzeigen- und Gastartikel

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