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Mozilla kündigt zahlreiche Entlassungen und große Reorganisation an

Mozilla kündigt zahlreiche Entlassungen und große Reorganisation an

Mozilla hatte in der Vergangenheit keine leichten Zeiten. Der Firefox Browser hatte in den vergangenen Jahren zunehmend Marktanteile verloren, die angekündigte Produktoffensive mit neuen Abomodellen entpuppte sich bisher nicht als großer Durchbruch und die aktuelle Pandemie rund um das Coronavirus tut ihr Übriges. Dass die aktuellen Geschäftsmodelle nicht wirklich funktionieren und auch die damalige Strategie, alles kostenlos anzubieten, Konsequenzen haben würde, war schon länger bekannt. Nachdem Mozilla schon einmal etwa 70 Mitarbeiter entlassen musste, kündigte Mozilla-Chefin Mitchell Baker heute einen harten Schnitt für das Unternehmen an.

Um das zu verstehen, muss man grundsätzlich erstmal eine Sache klarstellen, die vielen Leute sicherlich nicht so bewusst ist: Die Mozilla Foundation ist als Dachorganisation eine gemeinnützige Stiftung, die Tochterunternehmen wie die Mozilla Corporation, MZLA Technologies Corporation und Pocket Inc. sind aber allesamt kommerziell, und auch Projekte wie der Firefox Browser waren im Kern schon immer kommerzielle OpenSource-Projekte, an denen Entwickler in ihrem regulären Arbeitsalltag gearbeitet haben. Entsprechend mussten hier auch schon immer in der einen oder anderen Form Gewinne erwirtschaftet werden, die Mozilla selbst aber an besondere Bedingungen geknüpft hatte. Bei der Reorganisation spielen daher auch solche Überlegungen eine Rolle.

Konkret wird Mozilla bei der Mozilla Corporation insgesamt 250 Mitarbeiter entlassen, wodurch Mozilla als Ganzes um ein Viertel kleiner wird. Außerdem wird Mozilla Taiwan komplett geschlossen und es gibt weitere kleinere und größere Veränderungen, die unter anderem Firefox als Browser mehr auf die eigentlichen Nutzer ausrichten sollen. Als Konsequenz werden die Investitionen in Bereichen wie den Entwicklerwerkzeugen oder der Entwicklung neuer Plattform-Features zurückgefahren.

Außerhalb der Firefox-Entwicklung wird eine neue Organisation gegründet, die neue Produkte schneller abliefern und neue Einkommensquellen erschließen soll. Zu den ersten Produkten, in die Mozilla mehr investieren will, gehören vor allem die alten Bekannten wie der Read-it-Later-Dienst Pocket, der neue Mozilla VPN-Service, das VR-Netzwerk Mozilla Hubs und Sicherheitswerkzeuge. Zudem gibt es ein neues Design und UX-Team und ein neues Team zum Thema Machine Learning, was das Ganze unterstützen soll. Außerdem soll auch in WebAssembly weiter investiert werden und Mozilla möchte die Community wieder stärker beleben. Näheres dazu findet ihr in einem internen Memo an die Mitarbeiter bei Mozilla, welches Mitchell Baker im Blogbeitrag als PDF beigefügt hat.

Dieser Schritt ist für mich persönlich keine Überraschung, aber ich bin gespannt, welche Konsequenzen das für zahlreiche andere Projekte wie die Programmiersprache Rust, Firefox Send, den IoT-Hub WebThings Gateway oder die Arbeit rund um Mixed Reality und Sprachtechnologien haben wird, die bisher ausdrücklich nicht genannt wurden. Auf Mozilla Thunderbird dürfte das derweil keine großen Auswirkungen haben. Die Mozilla Foundation ist zwar die rechtliche und fiskalische Heimat, aber ansonsten agieren die Leute im Team ziemlich eigenständig und haben mit der Mutterorganisation an sich nicht mehr viel zu tun.

Über den Autor

Kevin Kozuszek

Kevin Kozuszek

Seit 1999 bin ich Microsoft eng verbunden und habe in diesem Ökosystem meine digitale Heimat gefunden. Bei Dr. Windows halte ich euch seit November 2016 über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden, die Microsoft bei seinen Open Source-Projekten und der Entwicklerplattform zu berichten hat. Regelmäßige News zu Mozilla und meinem digitalen Alltag sind auch dabei.

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