Nokia 6 im Test: Ich hätte nicht gedacht, dass mir Android Spaß macht

Nachdem Martin zuletzt seine Erfahrungen mit dem 400 Euro-Androiden von Honor geschildert hat, möchte ich euch diese Woche das 220 Euro teure Nokia 6 vorstellen. Zunächst muss ich sagen, dass ich nach meiner Abkehr von Windows Mobile ganz schnell wieder bei Apple gelandet bin und trotz regelmäßiger, kurzer Ausflüge ins Androidlager, dahin auch immer wieder zurückgekehrt bin.
Was mich am meisten bei Android stört ist die Redundanz diverser Funktionen (Mail, Kalender, etc), was eigentlich nicht Google angelastet werden darf, sondern vielmehr ein Problem der diversen Launcher ist. Samsung nennt es Touchwiz und Huawei EMUI, um nur zwei Hersteller zu nennen. Nokia verspricht ein „reines“ Android und liefert das auch – das gefällt mir gleich beim ersten Start. Außerdem packt Nokia das zweite Androidproblem – die Updates/Upgrades – an. HMD Global (Nokia) verspricht, dass alle aktuellen Geräte mindestens zwei Jahre Updates/Upgrades bekommen werden, hier wird man in Zukunft sehen, ob dieses Versprechen zu halten ist. Geliefert wird das Nokia 6 mit Android 7.1.1, der Sicherheitspatch von August 2017 wurde mir unmittelbar nach der Einrichtung angeboten – somit ist das Nokia schon mal „aktueller“ als diverse Premiumtelefone. Sollte Nokia wirklich zeitnah das Upgrade auf Android Oreo liefern, hätte man sich hier sicherlich einen Wettbewerbsvorteil geschaffen.
Soweit zu meinen generellen Gedanken zum Nokia 6, jetzt schauen wir uns das Gerät mal ein wenig genauer an.
Hardware
Das Gerät kommt in einem schicken Unibodygehäuse, ich habe mich für die Farbe blau entschieden – die Anfassqualität ist hervorragend. Das recht kantige Design mag nicht jedermans Sache sein, zumal im Moment die runden Formen überwiegen, mir gefällt es jedoch ausgesprochen gut. Das 5,5 Zoll Display ist oben und unten von breiten Rändern eingefasst, hier wird sicherlich ein wenig Platz und damit Handlichkeit verschenkt, dafür hat das Handy aber einen physischen Homebutton, der gleichzeitig als Fingerabdruckscanner fungiert. iPhone-Nutzer fühlen sich hier gleich zu Hause. Leider wird das Nokia noch über einen MicroUSB-Anschluss geladen. Eine Schnellladefunktion hat Nokia dem Gerät nicht gegönnt, so dauert es gerne mal 3 Stunden, bis der Akku wieder voll ist, dafür kommt man mit einer Ladung sehr gut über den Tag.
Kritische Stimmen bemängeln den vergleichsweise schwachen Prozessor des Gerätes, verbaut wurde ein Snapdragon 430 mit 3 GB RAM, große Sprünge darf man hier sicherlich nicht erwarten, für die meisten Anwender dürfte die Leistung jedoch ausreichen. In meinem Nutzungsszenario (Internet, Messenger, Fotos, Mail) kommt es zu keinen Rucklern oder Aussetzern. Der Start der ein oder anderen App (siehe Kamera) dauert ein wenig länger als bei meinem iPhone 7, aber hier werden auch Äpfel mit Androiden verglichen (die Preisklasse ist halt ein ganz andere).
Das Gerät wird als Single oder Dual Sim mit 32GB Speicher ausgeliefert. Wenn man zwei Karten nutzen möchten, entfällt die Möglichkeit zur Speichererweiterung.
Display
Das Display löst mit 1920×1080 Pixel auf und bietet damit für die Größe in meinen Augen eine gute Bildqualität. Die Helligkeit wird auf Wunsch automatisch eingestellt, so dass das Gerät auch im direkten Sonnenlicht eine ausreichende Lesbarkeit gewährleisten kann. die Farben wirken natürlich und nicht so knallig wie bei manchem Samsung-Handy.
Kamera
Das Gerät bietet eine 16 Megapixel Hauptkamera und 8 Megapixel in der Front. Die Bildqualität finde ich für diese Preisklasse unter allen Bedingungen überragend. Trotzdem ist die Kamera der größte Kritikpunkt für mich, der Start der App dauert manchmal eine gefühlte Ewigkeit, ich habe jedoch noch Hoffnung, dass hier durch das ein oder andere Update noch was rauszuholen ist. Läuft die App, geht alles schnell und unkompliziert. Die Lautstärkewippe kann als Auslöser konfiguriert werden. Wie mittlerweile üblich, bietet die App einen Automatikmodus und einen Profimodus, welcher diverse Einstellungen ermöglicht. Videos werden leider nur in FullHD aufgenommen.
Fazit
Martin hat die Frage schon aufgeworfen – braucht man mehr Handy? Eigentlich nicht. Ich vermute, dass sich der Gerätepreis kurzfristig auf 150-200 Euro einpendeln wird und dafür bekommt man ein sehr schickes, perfekt verarbeitetes Gerät, was viele Nutzer absolut zufrieden stellen wird. Reines Android kann mich als iOS Nutzer durchaus überzeugen. Es wirkt alles sehr aufgeräumt und nicht so überladen.
Noch ein Ausblick auf das Nokia 8, welches am 8. September erscheinen soll: Mit diesem Gerät will Nokia langsam wieder zur Premiumliga aufschließen, die Daten lesen sich sehr gut und ich denke, dass uns hier ebenfalls ein schönes Gerät erwarten wird. Allerdings betrachte ich die UVP von 579 Euro als viel zu hoch. Mit diesem Preis bewegt sich HMD auf Galaxy S8-Niveau bzw. schon leicht darüber. Ich vermute, dass wir hier einen sehr schnellen Preisverfall beobachten werden. Deswegen würde ich zur Zeit, wenn es denn ein Nokia mit reinem Android sein soll, eindeutig zum Nokia 6 raten.
Für mich beginnen jetzt harte 4-6 Wochen, ich habe mein iPhone verkauft und muss/darf zumindest bis zum iPhone 8 nur das Nokia 6 benutzen. Dieser Schritt war notwendig, da ich sonst wieder ständig zum iPhone gegriffen hätte und so Android nie eine richtige Chance bekommen würde.
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