Nokia 8: Das Fazit nach drei Wochen Dauereinsatz

Trotz des Absturzes ins Bodenlose mit Anbruch der Smartphone-Ära und der eher unglücklichen Liaison mit Windows und Microsoft: Der Name Nokia hat nach wie vor eine hohe Strahlkraft, und was das Unternehmen HMD Global seit der Wiederbelebung der Marke vorgelegt hat, kann sich durchaus sehen lassen.
Es ist kein Geheimnis, dass ich diesen neuen Nokia-Smartphones mit Android anfangs eher reserviert gegenüber stand. Nicht wegen des Betriebssystems, sondern weil es eben keine „echten“ Nokias mehr sind. Nachdem ich das Nokia 8 nun drei Wochen lang intensiv genutzt habe, wird es Zeit, dieses Vorurteil abzulegen. Nokia hin oder her, HMD Global scheint auf einem guten Weg zu sein und könnte in der Zukunft zu einem ernstzunehmenden Player werden. Ob es wirklich reichen wird, ganz vorne anzugreifen, wird man unterdessen abwarten müssen.
Meine ersten Eindrücke zum Nokia 8 hatte ich ja bereits aufgeschrieben, der Kamera habe ich mich in einem separaten Beitrag gewidmet – nun wird es also Zeit für ein abschließendes Fazit, darum fassen wir hier nochmals alle Infos zum Nokia 8 zusammen, beginnend mit den technischen Daten:
- 5,3 Zoll IPS Display, 1.440 x 2.560 Pixel
- Android 7.1 (Update auf 8.0 wird garantiert)
- Qualcomm Snapdragon 835 CPU
- 4 GB RAM
- 64 GB Speicher
- microSD Slot
- Kamera: 13 MP vorne und hinten, Hauptkamera mit Zeiss-Branding
- Akku: 3.090 mAh
- Gewicht: 157 Gramm
Verarbeitung
Das Nokia 8 verfügt über ein Unibody-Gehäuse aus Metall. Dadurch ist leider kein drahtloses Laden möglich, aber es verleiht dem Gerät eine gewisse Wertigkeit. Es liegt angenehm in der Hand und ist rundum einwandfrei verarbeitet. Die dicken Kunststoff-Ränder oben und unten trüben den optischen Gesamteindruck, wirken sich aber nicht nachteilig auf die Haptik aus. In diesem Punkt merkt man dem Gerät absolut nicht an, dass es von einem „Newcomer“ stammt, denn als solchen muss man HMD Global nach wie vor bezeichnen.
Display
Das 5,3 Zoll-Display des Nokia 8 löst mit 1.440 mal 2.560 Pixel auf, das macht 554 PPI und ist auf dem Papier absolut oberklasse-tauglich. Auch in der Praxis weiß es mit gestochen scharfer Anzeige von Bild und Text zu überzeugen. Für einen Angriff auf Apple oder Samsung reicht es zwar noch nicht, dennoch kann man in diesem Punkt ruhigen Gewissens ein „sehr gut“ vergeben. Genau wie das Gehäuse zeigt sich übrigens auch das Display des Nokia vergleichsweise unempfindlich gegen Fingerabdrücke.
In den „zweiten ersten Eindrücken“ zum Nokia 8 hatte ich im Vergleich zum Galaxy S8+ noch von einem Klassenunterschied gesprochen, so weit möchte ich nun nicht mehr gehen. Ich denke, ich habe mich da im ersten Moment ein wenig von Samsungs Hang zur „Übertreibung“ beim Display blenden lassen, insbesondere was die Darstellung der Farben angeht.
Der Blickwinkel könnte sicher besser sein, ich sehe das aber nicht zwingend als Nachteil. Wenn ich im Zug oder Flugzeug sitze, muss der Nebenmann ja nicht unbedingt sehen können, was sich auf meinem Bildschirm tut.
„Tap to Wake“ und der Glance Screen sind Funktionen, die einerseits sehr nützlich sind und es gleichzeitig einem Windows Phone-Umsteiger leicht machen, sich nicht nur wegen des Namens schnell „zu Hause“ zu fühlen.
Performance
Auf dem Nokia 8 läuft bekanntermaßen pures Android, in Verbindung mit dem Snapdragon 835 und 4 GB RAM sorgt das für eine hervorragende Performance, die sich mit allen aktuellen Top-Smartphones messen kann. Hänger oder Ruckler habe ich keine bemerkt, außer hin und wieder beim Microsoft Launcher – da liegt das aber an der App und nicht am Gerät.
Leider konnte ich nicht testen, welche Veränderungen Android 8 in diesem Punkt bringt. Die Beta war beendet und der offizielle Rollout hat leider noch nicht begonnen.
Akkulaufzeit
Bei durchschnittlicher Nutzung hat man keinerlei Probleme, mit dem Nokia 8 über den Tag zu kommen. Bei einer langen Bahnfahrt mit entsprechend intensiver Nutzung kann es am Abend unter Umständen aber durchaus mal knapp werden. Insgesamt ist die Laufzeit kein hervorzuhebendes Highlight, umgekehrt aber auch nichts, worüber man sich besonders Sorgen machen müsste. Sollte untertägiges „Nachtanken“ nötig sein, ist das Nokia 8 wie alle aktuellen Smartphones in sehr kurzer Zeit wieder zumindest so weit aufgeladen, dass es wieder einige Stunden genutzt werden kann.
Kamera, Sonstiges und Fazit
Die Kamera hatte ich ja im weiter oben verlinkten Beitrag schon ausführlich unter die Lupe genommen und es bleibt dabei, dass diese der Schwachpunkt beim Nokia 8 ist. Eventuell wird ein kommendes Software-Update noch Verbesserungen bringen, bis dahin muss aber festgehalten werden, dass das Nokia 8 noch nicht im Konzert der „ganz Großen“ mitspielen kann. Wer nicht viel bzw. nur bei gutem Licht fotografiert, auf „nacktes Android“, zuverlässige Versorgung mit Updates und eine hohe Performance Wert legt, dem kann man das Nokia 8 durchaus ans Herz legen.
Mich persönlich stört der Fingerabdruck-Leser auf der Vorderseite, was natürlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Ich gehöre zu der Fraktion, die ihn lieber auf der Rückseite sieht.
In den ersten Eindrücken hatte ich das Nokia 8 als „Gesellenstück“ bezeichnet. Was ich danach schrieb, hat sich im dreiwöchigen Test komplett bestätigt, darum zitiere ich es an dieser Stelle einfach nochmal:
Man spürt das Herzblut, welches HMD Global in seine Produkte steckt, und die inneren Werte zeigen, dass man es wirklich ernst meint. An anderen Stellen wie zum Beispiel bei der Kamera merkt man dagegen, dass man noch so ein bisschen in den Kinderschuhen steckt und noch viel lernen muss, ehe man zu den ganz Großen aufschließen kann. Nachdem, was die neuen Nokias in so kurzer Zeit bereits vorzuweisen haben, traut man ihnen den Sprung aber durchaus zu.
Auf das Nokia 9, welches dem Vernehmen nach nicht mehr weit ist, freue ich mich auf jeden Fall. Wenn es mit echter Zeiss-Kamera kommt und vielleicht auch drahtloses Laden unterstützt, könnte es ein ganz heißer Kandidat werden.
Themen:
- Hardware
- Microsoft auf Android
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!