Nokia 8 im Test: Was kann die Kamera?

Seit knapp drei Wochen teste ich das Nokia 8 im täglichen Einsatz und bin durchaus angetan vom aktuellen HMD-Topmodell. Aus alter emotionaler Verbundenheit, und weil HMD auf pures Android setzt und langfristige Update-Versorgung garantiert, liebäugeln viele zukünftige Ex-Lumianer mit den Nokia-Geräten. Die Kamera erfährt dabei eine ganz besondere Aufmerksamkeit, auch weil HMD für die Nokia-Phones die Partnerschaft mit Zeiss wiederbelebt hat.
Das Nokia 8 ist das erste mit Zeiss-Branding, auch wenn hier (noch) keine Zeiss-Linse zum Einsatz kommt. Meine ersten Eindrücke waren eher durchwachsen, und diverse Tests sowie die Eindrücke von anderen Nokia 8-Besitzern bestätigen das. Dem stehen geradezu enthusiastische Testberichte entgegen, welche die Kamera das Nokia 8 über den grünen Klee loben.
Fazit nach drei Wochen und sehr vielen Testaufnahmen: Es stimmt irgendwie Beides.
Die Antwort auf die Frage „kann man mit dem Nokia 8 gute Fotos schießen?“ lautet nämlich zweifellos „Ja“. Man kann mit dem Nokia 8 sogar ganz fantastische Fotos machen, hier ist zum Beispiel eines davon:
Auch Nahaufnahmen mit hohem Detailgrad und selektivem Fokus sind für das Nokia 8 kein Problem, es lassen sich wirklich beeindruckende Ergebnisse erzielen, wie die beiden folgenden Aufnahmen zeigen.
So lange die man die optimalen Lichtverhältnisse wählt, macht das Nokia 8 durchweg gute bis sehr gute Fotos – die aber dennoch nicht an das Niveau eines Galaxy S8, Huawei Mate 10 Pro oder anderer aktueller Smartphone-Flaggschiffe heran reichen.
Sobald die Lichtverhältnisse schwierig werden, ist es mit der Herrlichkeit allerdings vorbei, dann bestimmen starkes Rauschen und „vermatschte“ Bilder die Szenerie. Seht euch das folgende Bild an und vergleicht es in der vergrößerten Ansicht mit denen, die ihr in diesem Beitrag vom Galaxy S8+, Mate 10 Pro und Lumia 950 XL findet.
Ihr habt Beispielbilder mit ganz tollen Nachtaufnahmen gesehen, die mit dem Nokia 8 aufgenommen wurden? Kein Problem, kann ich auch. Hier ein Bild vom vergangenen Wochenende aus dem Schwarzwald. Die Außenbeleuchtung und der reflektierende Schnee machen’s möglich.
Wie gesagt, die Kamera das Nokia 8 ist durchaus gut. Aber sie ist eben nicht so gut, wie sie in einem Smartphone für rund 500 Euro sein könnte und auch sollte. HMD hat ja bereits ein Update angekündigt, mit dem die Kamera nicht nur eine neue Benutzeroberfläche bekommen soll (die wiederum sehr stark an die Lumias erinnern wird), sondern welches auch die Bildqualität deutlich verbessern wird. Wenn es soweit ist, könnte es sich durchaus lohnen, den Test nochmals zu wiederholen.
Spaß mit Bothies
Die Besonderheit beim Nokia 8 ist, dass beide Kameras (vorne und hinten) jeweils mit 13 Megapixel auflösen. Außerdem lassen sich mit dem Nokia 8 so genannte „Bothies“ aufnehmen, dabei wird in beide Richtungen geknipst und die Ergebnisse werden zu einem Bild verbunden. Es macht wirklich Spaß, damit herum zu spielen, und dabei kommen wirklich lustige Schnappschüsse heraus. Beim folgenden „Bothie“ lässt sich nur schwer sagen, wer hier den größeren Spaß am Stöckchenspiel hat.
Die Zukunft: KI-Fotos aus der Cloud
Ich möchte diesen Beitrag nutzen, um auf eine Entwicklung hinzuweisen, welche die Kamera-Technik in Smartphones schon bald sehr viel weniger wichtiger werden lässt. Werft dazu einen Blick auf das folgende Beispiel. Wie schon erwähnt, gerät die Kamera des Nokia 8 bei schwierigen Lichtverhältnissen ins Straucheln. Auch Gegenlicht gehört dazu, es sorgt dafür, dass die Fotos sehr farblos werden.
Ein paar Minuten nach der Aufnahme meldete sich der Foto-Assistent von Google und zeigte mir, was die automatische Optimierung in der Cloud aus dem Foto gemacht hatte.
Auch wenn dieses Bild durchaus überzeichnet ist, gibt es die herbstliche Farbenpracht dennoch sehr viel besser wieder als das Original. Automatische Optimierung von Fotos ist zwar eine jahrzehntealte Technik, Wunder kann sie aber nicht vollbringen. KI-gestützte Bildverbesserung aber wird in naher Zukunft in der Lage sein, aus unansehnlichem Pixelbrei noch ein Meisterwerk zu zaubern. Den Bildern wird dadurch zwar die menschliche Note abhanden kommen, die durch den amateurhaften Charme vieler Schnappschüsse entsteht, die Kameras selbst werden aber immer weniger können müssen. Dann wird es noch schwerer werden, gute Gründe für den Kauf eines teuren Smartphone-Flaggschiffs zu finden.
Meine allgemeinen Eindrücke vom Nokia könnt ihr hier nachlesen. Der abschließende Erfahrungsbericht folgt dann spätestens in der kommenden Woche.
Thema:
- Hardware
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!