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Ok, lasst uns nochmal über Cortana reden

Ok, lasst uns nochmal über Cortana reden

Ist über Cortana nicht schon alles gesagt? Im Grunde ja. Das Schiff mit den Passagieren, die aufgebrochen sind, den Markt der Sprachassistenten zu erobern, hat abgelegt, und Cortana ist nicht an Bord. Nachdem man für einige Zeit noch trotzig das Gegenteil behauptet hatte, kamen von Microsoft zuletzt deutliche Signale, dass man sich seiner Niederlage bewusst ist.

Zur BUILD tritt man nun plötzlich mit breiter Brust auf, zeigt eine Vision voller neuer Möglichkeiten und behauptet: Cortana wird noch ein großes Ding. Das ist doch ein Widerspruch?

Nein, ist es nicht, denn die neue Cortana-Strategie ist voll und ganz darauf ausgerichtet, dass sie sich im eigenen Microsoft-Saft dreht. Das visionäre Video, welches uns gezeigt wurde, basiert allein auf Diensten und Daten rund um “Microsoft 365”, die im Microsoft Graph zusammenlaufen. Insofern ist das, was Microsoft jetzt mit Cortana tut, sogar konkurrenzlos – im eigenen Ökosystem kann ihnen logischerweise niemand das Wasser reichen.

Im Klartext heißt das natürlich auch: Cortana wird auch in Zukunft nur dorthin kommen, wo Microsoft sowieso schon ist. Und es wird eine harte Grenze zwischen Business und Privat geben. Cortana kann euch daran erinnern, eine Pizza zu bestellen – die Bestellung selbst aber müssen dann Alexa oder der Google Assistant übernehmen. Zumindest, so lange Microsoft keinen eigenen Pizza-Lieferdienst eröffnet.

Zynismus beiseite – wenn Microsoft nur einen Teil dessen erreicht, was sie auf der BUILD gezeigt haben, ist das eine Aufwertung aller seiner Business-Dienste und kann in der Tat ganz erheblich zur Produktivitätssteigerung betragen. Dass man beispielsweise Google auf dem Gebiet der natürlichen Spracherkennung um Jahre hinterher hinkt, spielt in diesem abgeschlossenen Szenario nicht mal eine Rolle. Zumindest so lange nicht, bis die Sprachassistenz einen derart hohen Stellenwert bekommt, dass sie zum Verkaufs-Kriterium wird. Davon sind wir aber noch ein gutes Stück entfernt.

Für irgendeine Art von neuer Aufbruchstimmung gibt es also keinen Grund. Dass Microsoft seine Bemühungen rund um Cortana wieder intensiviert, ist aber dennoch eine gute Nachricht für alle, die schon Microsoft-Kunden sind und das auch in Zukunft bleiben wollen.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zuhause. Seit 15 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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