OpenAI kontert Klage der New York Times mit merkwürdigen Argumenten

Die Zeitung New York Times hat eine Klage gegen Microsoft und OpenAI eingereicht und wirft beiden Unternehmen vor, deren Inhalte für das Training seiner KI-Modelle zu missbrauchen. Von Microsoft gibt es dazu bislang keine Reaktion, OpenAI geht jetzt allerdings in die Gegenoffensive.
In einem Blogpost stellt sich OpenAI als Unterstützer des Journalismus dar und bezeichnet die Klage der New York Times als unbegründet. Mehr noch: Man wirft dem Medium vor, ChatGPT regelrecht missbraucht zu haben, um daraus Material für die Klageschrift zu generieren. Die Verwendung von Medieninhalten für das Training seiner KI-Modelle hält OpenAI dagegen für „faire Nutzung“.
Die New York Times führt in ihrer Klageschrift aus, dass ChatGPT teilweise komplette Artikel oder umfangreiche Passagen daraus wiedergibt, ohne die Quelle exakt zu benennen. OpenAI kontert das mit der Behauptung, ChatGPT sei mit gezielt manipulierten Prompts dazu gebracht worden. Normale Anwender würden niemals auf diese Weise mit dem Bot kommunizieren. Die Tatsache, dass ChatGPT bisweilen Texte aus durchsuchten Quellen 1:1 ausgibt, bezeichnet man als Bug, an dessen Behebung man arbeitet.
Das muss man einen Moment sacken lassen: Man gewährt sich selbst also jedes Recht, fremde Inhalte durch seine Algorithmen zu jagen, und arbeitet gleichzeitig aktiv daran, dass sich das nicht mehr nachweisen lässt.
Ein weiteres Gegenargument von OpenAI geht meiner Meinung nach ebenfalls ins Leere: Es wird darauf verwiesen, dass ein Opt-Out möglich ist, indem Webseitenbetreiber ein Kennzeichen setzen, dass den Crawlern von OpenAI den Zugriff verbietet. Die New York Times mache seit August 2023 von dieser Möglichkeit Gebrauch. Nicht erwähnt wird in diesem Zusammenhang, dass diese Möglichkeit erst seit dem vergangenen Jahr besteht und sich die Klage der New York Times auch auf all das erstreckt, was davor passiert ist.
Ich bin kein Jurist, sehe in dieser Stellungnahme allerdings einige Punkte, die für die Verteidigung gegen diese Klage eher kontraproduktiv sein könnten. OpenAI hofft nach eigener Aussage allerdings weiterhin, eine gütliche Einigung mit der New York Times zu erreichen und eine Vereinbarung abzuschließen, von der beide Seiten profitieren.
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- Künstliche Intelligenz
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!