Praxistest: Zweite erste Eindrücke vom Nokia 8

HMD Global, ein von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern gegründetes Unternehmen, hat die Handy-Traditionsmarke nach dem unrühmlichen Intermezzo mit Microsoft wieder neu aufleben lassen. Seit August ist mit dem Nokia 8 ein erstes echtes Flaggschiff mit Highend-Ausstattung auf dem Markt. Anfang September hatte ich auf der IFA die Gelegenheit, ein paar erste Eindrücke vom Nokia 8 zu gewinnen – nun wird es Zeit für einen richtigen Test.
In den kommenden drei Wochen wird das Nokia 8 mein permanenter Begleiter sein und dabei unter Beweis stellen müssen, ob es Flaggschiff-Ansprüchen gerecht wird, während sich in der Gerüchteküche mit dem Nokia 9 ja bereits das nächste Topmodell ankündigt.
Die technischen Daten des Nokia 8:
- 5,3 Zoll IPS Display, 1.440 x 2.560 Pixel, Gorilla Glas 5
- Android 7.1 (Update auf 8.0 wird garantiert)
- Qualcomm Snapdragon 835 CPU
- 4 GB RAM
- 64 GB Speicher
- wahlweise Dual SIM oder microSD Slot
- Kamera: 13 MP vorne und hinten, Hauptkamera mit Zeiss-Branding
- Akku: 3.090 mAh
- Glance Screen
- staub- und spritzwassergeschützt nach IP54
- Maße: 151,5 x 73,7 x 7,9 mm
- Gewicht: 157 Gramm
- verfügbare Farben: stainless Steel, tempered Blue, Glossy Blue, kupfer
In der Windows-Community stoßen die neuen Nokias auf reges Interesse – alte Liebe rostet eben doch nicht so schnell. Außerdem erinnert auch das Design ein wenig an die Lumias, das Nokia 8 könnte man auf den allerersten Blick auch für ein Lumia 925 halten. Mit seinen 5,3 Zoll wirkt das Nokia 8 unter all den anderen Größen-wahnsinnigen Smartphones schon fast sensationell kompakt, was natürlich ziemlich verrückt ist. Aber man gewöhnt sich eben so schnell daran. Verarbeitung und Haptik sind sehr gut, die angeraute Metall-Rückseite fasst sich prima an und sorgt dafür, dass es sich nicht so „fischig“ anfühlt wie viele andere aktuelle Geräte. Die Kunststoff-Leisten oben und unten trüben den Gesamteindruck allerdings nachhaltig.
Wenn das Nokia 8 in den Standby-Modus schaltet, trifft man einen alten Bekannten wieder: Den Glance Screen, lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal der Windows-Smartphones. Ich glaube außerdem, dass HMD dieses Feature auch deshalb eingebaut hat, weil man ein eindeutiges Flirt-Signal an die Noch-Lumia-Besitzer senden wollte. Über den Nutzen dieses Features muss ich an dieser Stelle keine Worte verlieren. Auch Double Tap to Wake ist übrigens mit an Bord.
Das Display des Nokia wirkt auf den ersten Blick sehr gut, aber nicht überragend. In der Preisklasse, in der es sich bewegt – der Straßenpreis liegt um 500 Euro – muss es sich mit Platzhirschen wie dem Samsung Galaxy S8 messen lassen, welches nicht mehr viel teurer ist. Und schon nach kurzer Zeit lässt sich sagen, dass hier beim Display ein echter Klassenunterschied besteht (das Foto ist natürlich dennoch nicht aussagekräftig).
Leider gilt das mit dem Klassenunterschied auch für die Kamera. Es steht zwar Zeiss drauf, es ist aber kein Zeiss drin. Im Nokia 8 steckt lediglich ein wenig Unterstützung, die Zeiss bei der Entwicklung der Software geleistet hat. Die Bilder sind ok und auch die „Boothie“-Funktion, die einen zusammengesetzten Schnappschuss aus Front- und Rück-Kamera erzeugt, ist ein nettes Feature, insgesamt aber ist die Kamera des Nokia 8 eines Flaggschiffs nicht würdig. Beispiele und Vergleichsaufnahmen folgen.
Überragend ist dagegen die Performance, das machte sich schon beim Einrichten des Geräts bemerkbar. Der Snapdragon 835 in Verbindung mit purem, nicht durch eigene Anpassungen verhunztem Android, macht dem Nokia 8 so richtig Beine. In dieser Disziplin zieht das Samsung Galaxy S8+ klar den Kürzeren. Dafür brauche ich keinen synthetischen Benchmark, das spürt man auch ganz deutlich bei der Bedienung.
Beeindruckend ist auch der Sound aus den internen Lautsprechern, die nicht nur bemerkenswert laut sind, sondern auch bei der Musikwiedergabe einen den Umständen entsprechend guten Klang liefern. Bei Aufnahmen soll der „Nokia OZO spatial 360 Grad Sound“ unter Zuhilfenahme von drei Mikrofonen echten Rundum-Klang generieren. Mal sehen, ob ich es schaffe, das in irgendeiner Form sinnvoll zu testen.
Ich bin gespannt, welche Erkenntnisse ich im dreiwöchigen Praxis-Test sammeln werde. Nach den ersten paar Tagen wirkt das Nokia 8 auf mich wie ein Gesellenstück. Man spürt das Herzblut, welches HMD Global in seine Produkte steckt, und die inneren Werte zeigen, dass man es wirklich ernst meint. An anderen Stellen wie zum Beispiel bei der Kamera merkt man dagegen, dass man noch so ein bisschen in den Kinderschuhen steckt und noch viel lernen muss, ehe man zu den ganz Großen aufschließen kann. Nachdem, was die neuen Nokias in so kurzer Zeit bereits vorzuweisen haben, traut man ihnen den Sprung aber durchaus zu.
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Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!