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Ressourcenverbrauch durch KI: Milchmädchenrechnungen funktionieren auch mit Wasser

Ressourcenverbrauch durch KI: Milchmädchenrechnungen funktionieren auch mit Wasser

Die Algorithmen der KI-Modelle verbrauchen erhebliche Ressourcen, das ist keine neue Erkenntnis und eine Tatsache, die man kritisch betrachten muss. Trotzdem oder gerade deshalb sollte man nicht spekulieren und den Blick für das große Ganze bewahren.

Im Mai dieses Jahres hat Microsoft seinen Umweltbericht für das Finanzjahr 2022 vorgelegt (Juli 2021 bis Juni 2022). Der Bericht hat 81 Seiten und enthält allerlei interessante Fakten, für die sich die Öffentlichkeit bislang wenig bis gar nicht interessiert hat. Auf Seite 28 steht etwa, dass der Wasserverbrauch von Microsoft im Berichtszeitraum rund 6,4 Millionen Kubikmeter betrug. Im Vorjahr waren es noch 4,7 Millionen Kubikmeter gewesen, eine satte Steigerung von 34 Prozent.

Beachtung findet diese Zahl erst jetzt, weil jemand einen Zusammenhang mit der KI-Offensive von Microsoft hergestellt hat, konkret mit einem Rechenzentrum in Des Moines, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Iowa. Microsoft und OpenAI benutzen diesen Standort als Trainingszentrum, um die KI-Modelle mit Daten zu füttern und von diesen lernen zu lassen. Der Wasserverbrauch dieses Rechenzentrums stieg zuletzt so stark, dass die örtlichen Wasserwerke eine Warnung aussprachen und Microsoft aufforderten, den Verbrauch zu senken, ansonsten werde man keine neuen Anschlüsse mehr bereitstellen.

Daraus nun abzuleiten, dass der gesamte Anstieg des weltweiten Wasserverbrauchs von Microsoft unmittelbar mit KI zusammenhängt, halte ich allerdings für geradezu abenteuerlich. Wir sprechen hier wie erwähnt über einen Betrachtungszeitraum, der im Juni 2022 endete, also lange Zeit, bevor die neuen KI-Dienste für die Öffentlichkeit verfügbar waren. Der Berichtszeitraum fällt noch in die „Corona Prime Time“ und ich halte es für sehr viel wahrscheinlicher, dass das Wachstum von Teams und anderer Cloud-Dienste von Microsoft einen nicht unerheblichen Anteil am gestiegenen Kühlwasserverbrauch hatten.

Abgesehen davon scheint mir „Verbrauch“ hier der falsche Begriff, denn das Wasser ist ja nicht weg. Gleichwohl ist es ein Problem, wenn an heißen Tagen viel Kühlwasser benötigt und dem Versorgungskreislauf entzogen wird, denn das fehlt dann womöglich an anderer Stelle, wo man ebenfalls einen erhöhten Bedarf hat. Die Herausforderung ist also eher, solche Lastspitzen zu reduzieren und das „verbrauchte“ Kühlwasser möglichst schnell  aufzubereiten und abzukühlen, damit es wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden kann.

Microsoft verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, bis 2030 nicht nur CO2-, sondern auch Wasser-positiv zu sein, also mehr Wasser wiederaufzubereiten, als man verbraucht. In den Bilanzjahren 2021 und 2022 hat man dieses Ziel zumindest auf dem Papier bereits erreicht, dem Verbrauch von 6,4 Millionen Kubikmetern stehen 15,7 Millionen Kubikmeter aufbereitetes Trinkwasser gegenüber. Das hat Microsoft allerdings nicht selbst geleistet, sondern entsprechende Projekte finanziert. Den Wasserwerken von Des Moines hilft diese Statistik nicht, darum muss Microsoft selbstverständlich an Ort und Stelle Wasser-positiv werden.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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