Rosenkrieg: OpenAI droht mit Antitrust-Verfahren – Microsoft mit Rückzug von den Gesprächen

Wenn sich zwei Schwergewichte in intensiven Verhandlungen befinden und das am Ende fast in einen Rosenkrieg wie aus einer Seifenoper mündet, werden die beiden wohl keine Freunde mehr. Die Partnerschaft von Microsoft und OpenAI, in die aus Redmond bereits viele Milliarden USD gepumpt wurden, steht schon länger unter keinem besonders guten Stern mehr. Nun soll es hinter den Kulissen besonders heftig knallen, wie ein Bericht der Financial Times nahelegt.
Die Zeit drängt für OpenAI, bis Ende des Jahres eine Einigung mit dem Konzern aus Redmond zu erzielen. Microsoft muss als strategischer Partner den Plänen des KI-Riesen, sich in einer gewinnorientierte Gesellschaft umzuwandeln und damit den Weg an die Börse freizumachen, zustimmen, ansonsten drohen Sanktionen durch andere Investoren. SoftBank, die bereits jetzt ordentlich Druck machen, wollen ihre Investitionszusagen ansonsten um ein Drittel auf 20 Milliarden USD kürzen. Dramatischer ist es mit anderen Investoren: Wird OpenAI nicht ein gewinnorientiertes Unternehmen, wandeln sich die Kapitalbeteiligungen zum Jahreswechsel in Schulden um.
Entsprechend überziehen sich beide Unternehmen aktuell auch mit nuklearen Optionen. Nach einem Bericht vom Wall Street Journal vom vergangenen Montag haben die Verantwortlichen von OpenAI ein Antitrust-Verfahren gegen Microsoft in Erwägung gezogen, womit auch die FTC, die ohnehin seit der Übernahme von Activision Blizzard auf das Redmonder Schwergewicht eingeschossen ist, neue Munition bekäme.
Microsoft reagierte derweil gelassen auf die Erwägungen und denkt seinerseits über einen Rückzug oder zumindest eine Pause von den derzeitigen Verhandlungen nach. Man habe eine gültigen Vertrag bis 2030, mit dem man gut leben kann, und gegenüber der Financial Times zog eine Microsoft-nahe Person auch in Zweifel, ob OpenAI noch unbedingt der Spitzenreiter im KI-Segment ist. Dass sich die Beziehungen zwischen beiden Unternehmen dramatisch verschlechtert haben, ist mittlerweile ein allzu offenes Geheimnis.
So oder so: Selbst wenn man die Probleme lösen kann, müssen diese auch noch rechtlich genehmigt werden und vor den Gerichten bestehen können. Ausgerechnet Elon Musk könnte hier noch ein besonderer Störenfried werden. Dieser steht nicht nur der Umwandlung von OpenAI in ein gewinnorientiertes Unternehmen skeptisch gegenüber, auch sein eigenes Unternehmen xAI hat mit seinem KI-Modell Grok 3 im vergangenen Monat eine enge und lukrative Partnerschaft an Land gezogen, die auch ChatGPT unter Druck setzen soll: mit Microsoft.
- Quelle: Reuters
- Via: Financial Times
Themen:
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Über den Autor

Kevin Kozuszek
Seit 1999 bin ich Microsoft eng verbunden und habe in diesem Ökosystem meine digitale Heimat gefunden. Bei Dr. Windows halte ich euch seit November 2016 über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden, die Microsoft bei seinen Open Source-Projekten und für Entwickler zu berichten hat. Regelmäßige Beiträge aus meinem digitalen Alltag sind auch dabei.