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Schlägt der Elektro-Blitz ein? – Der Opel Corsa-E im Test – Teil 2

Schlägt der Elektro-Blitz ein? – Der Opel Corsa-E im Test – Teil 2

Ich hatte eine Woche lang die Gelegenheit, einen Opel Corsa als Elektroauto im Alltag zu testen. Im ersten Teil des Connected-e-Roadtrips habe ich mich damit beschäftigt, wie der intern Corsa F genannte Kleinwagen fährt und was das Elektroauto im Vergleich zur Version mit Benzinmotor kostet. Im zweiten Teil des Connected e-Roadtrips kümmere ich mich um die Reichweite im Alltag, die verbaute Ladetechnik sowie digitale Services rund um den Elektro-Corsa.

 

Mythos 3: Reichweite

(Mythos 1 und 2 findet ihr im ersten Teil)

Eines der wichtigsten Themen bei einem Elektroauto ist die zur Verfügung stehende Reichweite. Wie weit man mit einem Batterie-Elektroauto kommt, hängt von mehreren Faktoren ab. Analog zum Verbrenner hat der Fahrstil und die gefahrene Geschwindigkeit den größten Einfluss auf die Reichweite. Je schneller man fährt, umso geringer ist die Reichweite. Autobahnetappen mit 120, 130 km/h oder noch schneller mögen viele Batterie-Elektroautos nicht sonderlich, da hier der Verbrauch sehr stark ansteigt.

Lediglich eine Handvoll derzeit verfügbare E-Autos wie etwa die Tesla-Modelle sind bei Autobahntempo relativ effizient unterwegs, verbrauchen dafür deutlich mehr Strom bei niedrigen Geschwindigkeiten in der Stadt im Vergleich zum Elektro-Corsa. So bleibt beim Corsa-e nur die Wahl, entweder die Autobahn-Geschwindigkeit zu reduzieren oder eben ungefähr alle 150 Kilometer eine Ladestation anzusteuern. Im Gegensatz zum Verbrenner liebt jedes Batterie-E-Auto den Stadtverkehr. Hierbei kann man nämlich durch Bremsen Energie zurückgewinnen bzw. wird kinetische Energie umgewandelt und in den Akku geladen. Gleiches gilt, wenn man den Fuß vom rechten Pedal nimmt und hierbei die Fahrstufe B ausgewählt hat. Hierbei rekuperiert das Elektroauto besonders stark, nutzt also eine stärkere Motorbremse und lädt dabei den Akku auf.

Was beeinflusst die Reichweite und wie weit kommt der Elektro-Corsa?

Neben den Faktoren Fahrstil und Geschwindigkeit kommen noch die Außentemperatur und eventuell ein Gefälle/Steigung der Strecke als Umweltfaktoren hinzu, die die Reichweite maßgeblich beeinflussen. Falls man häufig Bergstraßen fährt, muss man etwa mit nur rund 180 Kilometer Reichweite beim Opel Corsa-e zurechtkommen. Folgende Reichweiten konnte ich in meinem einwöchigen Alltagstest beim Opel Corsa-e erfahren:

  • Stadt- & Überland-Fahrt bei sommerlichen Temperaturen um die 25 Grad Celsius mit aktiver Klimaanlage, eingeschaltetem Licht und via USB-Kabel verbundenem Smartphone: 312 Kilometer
  • Autobahn-Verbrauch bei sommerlichen Temperaturen um die 25 Grad Celsius mit aktiver Klimaanlage, eingeschaltetem Licht und via USB-Kabel verbundenem Smartphone: 220 Kilometer

Anhand von Verbrauchsdaten auf Spritmonitor.de von Besitzern eines Elektro-Corsas zeigt sich, dass der Opel Corsa als Elektroauto im Winter rund 30 bis 40 Kilometer weniger Reichweite bietet, als im Testzeitraum bei milden Temperaturen. Immerhin hat der Corsa-e serienmäßig eine Wärmepumpe, die die Abwärme des Akkupaktes und des E-Antriebsstrangs nutzt, um teilweise den Innenraum zu heizen. Ohne die Wärmepumpe würde der Reichweitenunterschied noch deutlicher ausfallen. Bei einigen Elektroautos, etwa beim VW ID.3, kostet die Wärmepumpe extra.

  • Stadt- & Überland-Fahrt bei winterlichen Temperaturen mit aktiver Heizung, eingeschaltetem Licht und via USB-Kabel verbundenem Smartphone: 280 Kilometer
  • Autobahn-Verbrauch bei winterlichen Temperaturen mit aktiver Heizung, eingeschaltetem Licht und via USB-Kabel verbundenem Smartphone: 180 Kilometer

Mythos 4: Das Aufladen dauert lange

Wenn der Akku einmal leer ist beziehungsweise nahezu leer, geht es ans Aufladen. Der Elektro-Corsa hat einen OnBoard-Lader verbaut, der bis zu 100 kW an DC-Schnellladestationen erreichen kann. An langsamen AC-Ladestationen lädt der elektrische Corsa mit dem serienmäßigen Ladegerät mit 7,4 kW. Wenn man einen Aufpreis von 1.190 Euro zahlt, erhält man dafür ein On-Board-Ladegerät mit 11 kW Ladeleistung an AC-Ladestationen und an Wallboxen. Zum Lieferumfang gehört ein Ladekabel, damit man das Elektroauto auch an AC-Ladestationen laden kann, da bei diesen langsamen Ladepunkten kein Kabel festverbaut ist, im Gegensatz zu den DC-Schnellladestationen.

Opel hat sich einige clevere Details zum Laden einfallen lassen. In der kostenlosen MyOpel-Smartphone-App gibt es Tipps zum richtigen Aufladen des Fahrzeugs. So wird empfohlen, nach Möglichkeit immer zwischen 20 und 80 Prozent Akkustand das Elektroauto an die Ladesäule zu fahren. In diesem Bereich, der auch für Smartphones, Tablets, Notebooks und andere Geräte mit Lithium-Ionen-Akku empfohlen wird, kann der Akku mit der höchsten Ladeleistung umgehen, sprich er lädt schneller und altert langsamer. Ein Tausch des Akkupakets kostet – außerhalb der Garantiezeit von acht Jahren oder 160.000 Kilometer – in der Opel-Fachwerkstatt knapp 1.000 Euro, da in der Regel nur eines von 18 Modulen der Batterie getauscht werden muss, um wieder die Kapazität und somit die Reichweite sicherzustellen.

  • An einer AC-Ladestation mit 11 kW ist der Elektro-Corsa im Test innerhalb von 5,30 Stunden wieder von 20 Prozent vollgeladen.
  • Schneller geht’s an einer DC-Schnellladestation mit 100 kW. Hier konnte der Akku des Corsa-e im Test von 20 auf 80 Prozent in ungefähr 40 Minuten geladen werden. Weitere 15 Minuten sind notwendig, um den Akku vollständig aufzuladen.

An einem Arbeitstag oder innerhalb von einer Nacht, ist der Akku also locker an einer AC-Ladestation wieder aufgeladen. Insofern man die Möglichkeit des Ladens hat, stellen die Ladezeiten kein Problem im Alltag dar. Lediglich auf der Langstrecke mit DC-Schnellladesäulen muss man Ladepausen einplanen. Um den Akku zu schonen, drosselt jedes Elektroauto ab einer gewissen Prozentzahl die Ladegeschwindigkeit. Hierbei kommt es auf die Temperatur des Akkus, auf die Außentemperaturen, den verbauten On-Board-Lader und auf die jeweilige Ladestation an, wie hoch die Ladegeschwindigkeit ausfällt. So kann es passieren, dass der Corsa-e selbst an einer DC-Schnellladestation nicht mit 100 kW Strom zieht, sondern – wie im Test – nur mit maximal 75 kW. Die 100 Kilowatt sind ein Wert, der nur unter Idealbedingungen zu erreichen ist. Beim Elektro-Corsa wird das Tempo beim Aufladen zusätzlich ab ca. 80 Prozent gesenkt, damit der Akku nicht zu heiß und vor allem die Akkuzellen-Alterung verlangsamt wird. Mit welcher tatsächlichen Geschwindigkeit geladen wird, hängt aber nicht nur vom Typ der Ladesäule und dem On-Board-Ladegerät des E-Autos ab, sondern auch von der Temperatur des Akkus. Nur, wenn die Traktionsbatterie auf Betriebstemperatur zwischen 25 und 45 Grad Celsius ist, verkraftet sie hohe Ladegeschwindigkeiten. Es ist daher zu empfehlen, den Akku vor dem Aufladen ein paar Kilometer warm zu fahren.

Hilfreiche Tipps vom Autohaus Kropf und der MyOpel-App

Neben den gerade für Einsteiger in die Elektromobilität hilfreichen Tipps innerhalb der MyOpel-App, bieten die Rüsselsheimer gegen Aufpreis einen sogenannten Universal Charger an. Das Autohaus Kropf hat mir freundlicherweise ein solches universelles Ladekabel mitgegeben. Im Test zeigt sich, wie ausgeklügelt diese mobile Ladelösung ist. Im Kern ist es ein Ladekabel, welches mit verschiedenen Adaptern daherkommt, sodass man damit überall unterwegs sein E-Auto mit Strom versorgen kann. So gibt es neben dem Schuko-Stecker für die Haushaltssteckdose, auch einen Adapter für den 3-poligen CEE-Stecker, wie er beispielsweise an Campingplätzen zu finden ist. Zudem ist auch noch ein Adapter dabei, um mit dem Universal Charger an AC-Ladestationen zu laden. Die ganze Ladetechnik passt in einen Koffer. Sämtliche Kabel, Adapter und die Lade-Kontrolleinheit sind robust ausgelegt und verkraften auch Regen, Sand, Dreck & Co. Nachfolgend der Reichweiten-Vergleich inklusive Kostenaufstellung zwischen einem aktuellen Opel Corsa F mit Benzinmotor und 100 PS und dem Corsa F als Elektroauto mit 136 PS.

  • Der Opel Corsa F 1.2 Turbo-Benziner mit 100 PS und Automatikgetriebe verbraucht – laut Besitzern bei Spritmonitor.de – im Durchschnitt 6,0 Liter / 100 km und stößt somit um die 145 Gramm CO2/km aus. Eine Tankfüllung mit 44 Litern Super-E10 kostet so (bei 1,42 Euro pro Liter) 62,48 Euro. Mit 40 Litern Sprit (plus vier Liter Reserve) kommt der Corsa F 1.2 Turbo-Benziner um die 700 Kilometer weit.
    -> Für 700 Kilometer bezahlt man für eine Tankfüllung Super-E10 62,48 Euro.
  • Der vollelektrische Opel Corsa-e mit 100kW/136 PS Elektromotor verbraucht im Stadt- und Überlandverkehr (mit max. 100 km/h) knapp 14,5 kWh/100 km. So kommt der Elektro-Corsa mit den nutzbaren rund 46 kWh des Akkupakets im Test knapp 312 Kilometer weit. An einer langsamen AC-Ladesäule zahlt man so für eine komplette Füllung des Akkus 19,50 Euro (inkl. Ladeverluste bei 0,39 Euro/kWh) oder an einer DC-Schnellladesäule 24,50 Euro (inkl. Ladeverluste bei 0,49 Euro/kWh).
    -> Um 700 Kilometer weit zu kommen, muss man beim vollelektrischen Opel Corsa-e mit einem Preis von rund 55 Euro an einer DC-Schnellladesäule rechnen.
    -> Der Preis beim Elektroauto hängt aber vom Stromtarif ab, sodass es auch deutlich günstiger ausfallen kann, wenn man zum Beispiel daheim an einer Wallbox (entspricht AC-Ladestation) über die eigene Photovoltaikanlage Strom laden kann.

Mythos 5: Fahrten mit dem Elektroauto müssen gut geplant werden

Die im Vergleich zu einem Verbrenner geringere Reichweite führt dazu, dass Fahrten mit dem Elektroauto geplant werden müssen. Dieser zusätzliche Aufwand schreckt wohl so manchen Interessenten ab. Bei Opel gibt es verschiedene Optionen, um die Route zu planen. Im Testwagen war das Multimedia Radio mit Apple Carplay und Android Auto verbaut, welches jeder vollelektrische Corsa ohne Aufpreis an Bord hat. Hierbei steuert das Smartphone die Navigation bei, wobei die jeweilige Navigations-App auf dem 7-Zoll-HD-Touchscreen angezeigt wird. Google Maps bietet zwar Ladestationen an, jedoch bezieht die Routenberechnung leider – zum Testzeitpunkt – keine Ladestopps ein, da die Smartphone-App nicht weiß, wie die aktuelle Reichweite des E-Autos aussieht. Alternativ kann man auf seinem Telefon auch kostenlose Apps, wie zum Beispiel den A Better Route Planer installieren. Der ABRP bietet die Möglichkeit manuell den Batteriestand einzugeben, dann berechnet die App die Navigation inklusive Ladestopps. Zur Berechnung, wann Ladestopps notwendig sind, stützt sich das Programm auf Daten von anderen Elektroauto-Fahrern, die das gleiche Auto-Modell fahren. Allerdings können derartige Smartphone-Apps immer nur eine Schätzung angeben, wann eine Ladepause notwendig sein könnte.

Viele Online-Services von Opel gibt’s kostenlos

Genauer können hingegen Festeinbau-Navis arbeiten, da diese direkten Zugriff auf die Verbrauchsdaten des Bordcomputers haben. Bei Opel kostet das Multimedia Navi 500 Euro extra und bietet dafür unter anderem ein Online-Verzeichnis mit Ladestationen an. Die Navigationskarten und das Verzeichnis der Ladestationen – das im Menüpunkt Tankstellen zu finden ist – stammen von der niederländischen Firma Tomtom. Ab Registrierung bei MyOpel kann man die sogenannten Live Navigation-Dienste für drei Jahre kostenlos nutzen, danach können diese Online-Services für 60 Euro im Jahr verlängert werden. In diesem Preis sind Karten-Updates, Echtzeitverkehrsmeldungen, Sprachsteuerung und das Ladestationsverzeichnis enthalten. Alle weiteren MyOpel-Services können registrierte Kunden kostenlos nutzen. So kann man etwa die sogenannten E-Remote-Control-Services, die die Standheizung und die Vorkonditionierung zum Aufladen des Elektroautos beinhalten, 10 Jahre lang kostenfrei verwenden. Zum Vergleich: Bei BMW MINI kosten all diese genannten Online-Services (Karten-Update, Echtzeitverkehrsinformationen, Online-Sonderziele wie z.B. Ladestationen, Standheizung und Lade-Vorkonditionierung) im MINI Connected Navigation Paket Electric 149 Euro im Jahr, nachdem Probezeitraum von drei Jahren ab Erstzulassung des Fahrzeugs. Zwar ist Opel fair, was die Kalkulation angeht, aber am Funktionsumfang sollte noch geschraubt werden. So vermisst man eine Möglichkeit, direkt im Auto oder über die Smartphone-App ein Lade-Limit festlegen zu können. Folglich muss man immer selbst daran denken, den Ladevorgang zu stoppen, wenn man etwa nur zu 80 Prozent den Corsa-e mit Strom befüllen möchte. Zudem würde sich mancher E-Auto-Fan ein paar zusätzliche Daten rund um den Fahrstil, die Ladekurve etc. wünschen. Aktuell bietet Opel lediglich in Verbindung mit dem Multimedia Navi eine Statistik zu den letzten Fahrten an, doch da ginge noch mehr. Immerhin offeriert die Smartphone-App MyOpel ein kostenloses elektronisches Fahrtenbuch, welches man als Excel-Datei exportieren und bearbeiten kann. Wer bei so mancher Premiummarke ein elektronisches Fahrtenbuch möchte, muss dafür extra zahlen.

Fazit

Die beiden Teile des Alltagstests zum Opel Corsa-e stehen unter der Frage, ob der Elektro-Blitz einschlägt. Die erste Überraschung zeigt sich bei den Platzverhältnissen, die sogar genügen, wenn zwei Personen um die 1,80 Meter Körpergröße hintereinander sitzen. Auch der Kofferraum und das riesige Handschuhfach zeigen, dass der Corsa F ein kleines Raumwunder ist und viele Konkurrenten in die Tasche stecken kann.

Überraschung Nummer zwei zeigt sich beim Fahren, denn die Elektro-Version des Opel Corsa kann mit dem eigenständig entwickelten Fahrwerk dynamisch um die Kurven flitzen. Zudem ist die Lenkung auf Wunsch leichtgängig in der Stadt und härter im Sport-Modus. Elektroauto-typisch hat man auch im Corsa-e in jeder Lebenslage genug Kraft. Die Reichweite von 280 bis 312 Kilometer sind für einen Kleinwagen in Ordnung. Nur auf der Autobahn bei Geschwindigkeiten ab 120 km/h steigt der Verbrauch zu stark an, sodass man nur noch mit Mühe 200 Kilometer weit kommt. Der Corsa ist eben primär für die Stadt und Überlandstrecken gebaut und nicht als schneller Kilometerfresser für die Autobahn.

Insgesamt bietet der Opel Corsa-e ein stimmiges Gesamtpaket zu einem akzeptablen Preis. Ich kann nur jedem empfehlen, mal eine Probefahrt bei einem Opel-Händler zu machen, um für sich selbst entscheiden zu können, ob einen der Blitz trifft. Im Corona-Jahr 2020 war der Opel Corsa jedenfalls Deutschlands am meisten neu zugelassener Kleinwagen – das ist nicht unverdient.

Über den Autor

Claus Ludewig

Claus Ludewig

Ich bin mit Windows 98 aufgewachsen und habe seitdem jede Windows- und Office-Version genutzt. Zum Entspannen dient die Xbox. Neben der engen Verbundenheit zu Microsoft-Produkten, schaue ich auch gerne mal über den Tellerrand hinaus in die weite Welt. Ich interessiere mich für alles, was vier Räder hat. In diesem Sinne nehme ich Euch gerne zu einer Spritztour mit.

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