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Connected Roadtrip: Smartphone-Schlüssel ist standardisiert

Connected Roadtrip: Smartphone-Schlüssel ist standardisiert

Wer kennt das nicht? Vor lauter Hektik hat man mal wieder den Autoschlüssel im falschen Mantel gelassen und steht nun vor verschlossenen Türen. Auch die seit einiger Zeit erhältlichen Keyless-Schlüsselsysteme, bei dem der Schlüssel in der Tasche stecken bleiben und man trotzdem das Auto öffnen kann, helfen da nicht weiter.

Um diesem Problem Herr zu werden, haben sich verschiedene Hersteller Lösungen einfallen lassen. Bei BMW beispielsweise kann – aktuell – über die kostenlose BMW Connected-App ein Befehl zum Öffnen an die Microsoft Server geschickt werden. Nach einer automatischen Überprüfung wird versucht, den BMW über die im Fahrzeug verbaute SIM-Karte zu orten und den Befehl dorthin zu schicken. Erst dann öffnet sich das Auto. Diese Prozedur dauert leider, je nach Netzverbindung.

Eine andere Möglichkeit, ebenfalls via Smartphone sein vierrädriges Gefährt zu entriegeln, hat Daimler (und bald auch BMW, siehe hier). Dort funktioniert das Ganze mittels NFC-Sensor. Dabei muss das eigene Handy an den Türgriff gehalten werden, um den Mercedes zu öffnen. Porsche wiederum experimentiert damit, dass der Kunde das Auto via App öffnen kann, während im Hintergrund nicht eine Serverfarm von Porsche an der Authentifizierung arbeitet, sondern man auf die Blockchain-Technologie setzt (hier seht ihr, wie das funktioniert).

Um mit diesem “Chaos” etwas aufzuräumen, hat nun das “Car Connectivity Consortium” den Standard “Digital key release 1.0” definiert und verabschiedet. Dabei ist festzuhalten, dass zukünftig für bestimmte Remote-Funktionen das Smartphone via NFC und Bluetooth mit dem Auto kommunizieren soll. Die möglichen Funktionen sind:

  • Fahrzeug ver- und entriegeln. Hierbei wird es einerseits die Möglichkeit geben, dass das Auto nur dann entriegelt werden kann, wenn das Smartphone an den am Auto befestigten NFC-Sensor gehalten wird. Andererseits kann das Fahrzeug den Nutzer samt Handy auch automatisch erkennen, diese Funktion wird auch passives Öffnen genannt. Denn schließlich muss der Fahrer dabei gar nichts mehr auf dem Smartphone eintippen.
  • Motor starten/stoppen. Diese Funktion kann – logischerweise – erst nachdem Öffnen des PKWs genutzt werden. Dabei muss das Smartphone an einer bestimmten Stelle im Innenraum abgelegt werden. Das kann beispielsweise ein Ablagefach sein, eventuell mit einer integrierten Lademöglichkeit.
  • Zwei-Wege-Authentifizierung. Hierbei kann festgelegt werden, dass bevor man mit dem Telefon das Auto beispielsweise aufsperrt, eine zusätzliche Authentifizierung des Nutzers verpflichtend erforderlich ist. Das kann ein PIN-Code sein oder aber auch biometrische Verfahren wie beispielsweise ein Fingerabdrucksensor oder Ähnliches. Hierbei könnte Microsoft mit Windows Hello einspringen, aber das ist – erstmal – nur so ein Gedanke…
  • Provisioning. Auf Wunsch des Nutzers kann auch ein anderes smartes Endgerät als “Ersatzschlüssel” dienen. Dieses muss aber die technischen Voraussetzungen erfüllen.
  • Schlüssel-Management. Für Carsharing-Anbieter und ähnliche Lösungen gedacht, ist es mit dem “Digital key” möglich, den individuellen Schlüssel einfach an den zukünftigen Mieter zu übergeben.
  • Teilen-Funktion. Nicht nur Carsharing-Unternehmen können den digitalen Autoschlüssel verleihen, auch Privatpersonen haben die Möglichkeit, ihren Schlüssel an von Ihnen vorab benannte Personen zu übertragen. Dabei hat der Kunde die Wahl, ob es ein temporäres, einmaliges Teilen sein soll oder ob es ein Fahrer ist, der weiter weg ist vom Fahrzeug. Denkbar ist hier, dass man den Schlüssel mit seinem Kind teilt, jedoch als Elternteil weiterhin über die App sehen kann, wo sich der Nachwuchs aufhält mit dem Familienauto.
  • Verkauf des Autos. In diesem Fall bietet der digitale Schlüssel den Vorteil, dass das Nutzerprofil einfach gelöscht werden kann.

 

Im Car Connectivity Consortium sitzen folgende Mitglieder:

  • Audi
  • BMW
  • GM
  • Hyundai-Kia
  • Volkswagen
  • Weitere Autofirmen sind beteiligt, jedoch aktuell ohne eine tragende Rolle im Gremium. Beispielsweise Mercedes-Benz, der PSA-Konzern und Toyota.

Flankiert werden die Automobilkonzerne von IT-Konzernen wie Apple und Samsung, sowie von Zulieferern wie zum Beispiel Bosch, Continental, Denzo, Panasonic und ein paar mehr.

Wann die ersten Modelle mit dem nun standardisierten “Digital key” auf den Markt kommen, ist noch offen. Nun ist aber der Grundstein gelegt. Auch sind entsprechende Sicherheitsvorschriften festgelegt worden, die für die Automobilhersteller einzuhalten sind. Denn wie immer bei IoT-Geräten und Services gilt auch hier, das man an die Sicherheit des Nutzers denken muss.

Weiterführende Informationen gibt es hier:

CCC: Dokument zum Digital Key (englisch).

CCC: Car Connectivity Consortium Announces Publication of the Digital Key Release 1.0 Specification, Delivering to the Industry a Standardized Smartphone as a Car Key Solution (englisch).

Über den Autor

Claus Ludewig

Claus Ludewig

Ich bin mit Windows 98 aufgewachsen und habe seitdem jede Windows- und Office-Version genutzt. Zum Entspannen dient die Xbox. Neben der engen Verbundenheit zu Microsoft-Produkten, schaue ich auch gerne mal über den Tellerrand hinaus in die weite Welt. Ich interessiere mich für alles, was vier Räder hat. In diesem Sinne nehme ich Euch gerne zu einer Spritztour mit.

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