UGREEN NAS DH4300 Plus ausprobiert – sparsames ARM-Datenzentrum mit Potenzial?
UGREEN hat sich im letzten Jahr von einem Lieferanten von Zubehör und Ladelösungen im Elektronikbereich zu einem Hersteller weiterentwickelt, der darüber hinaus auch echt hochwertige NAS-Lösungen entwickelt und vermarktet. Im vergangenen Jahr startete UGREEN mit der DXP-Serie, die Martin in der Variante mit 4 HDD-Einschüben (DXP4800) und ich in der Flash-only-Variante mit 4 M.2 NVMe-Slots (DXP480T Plus) unter die Lupe genommen haben. Unlängst hat UGREEN die Nachfolge-Serie AI NAS angekündigt, die allerdings bislang nicht zur Verfügung steht.
Untätig ist UGREEN aber keinesfalls gewesen, denn zwischenzeitlich wurde das DH4300 Plus veröffentlicht. Ein NAS mit vier HDD-Einschüben, welches sich hauptsächlich an Heimanwender richtet. Kamen die Geräte der DXP-Serie noch mit teils sehr potenten Intel Core i5- oder Intel N100-Prozessoren daher, so werkelt in dem DH4300 Plus ein sparsamer ARM-Prozessor, der für einen deutlich geringeren Stromverbrauch sorgen soll. Dennoch finden bis zu 120 TB an Daten im quaderförmigen Gehäuse Platz.
Zusätzlich hat sich der Formfaktor verändert, sodass das NAS nun gewissermaßen hochkant steht. Die Festplatteneinschübe sind damit nicht mehr von vorn sichtbar und der Fußabdruck ist mit 155 × 155 mm ebenfalls deutlich kleiner als der des DXP4800. Dafür ist das DH4300 mit 215,7 mm Höhe allerdings etwas höher.
Hier zunächst einmal eine Auflistung der technischen Daten:
- Betriebssystem: UGOS Pro
- Prozessor: Rockchip RK3588C (8 Cores/8 Threads / 4x Cortex A76)
- RAM: 8GB LPDDR4X
- Systemspeicher: 32 GB eMMC
- Festplatteneinschübe: 4x SATA3 (6Gbps) – Kompatibel mit 2,5″ und 3,5″ Festplatten
- 1x HDMI 2.1
- 1x 2,5 Gbps RJ45
- 1x USB-C 3.2 Gen 1 (5 Gbps)
- 2x USB-A 3.2 Gen 1 (5 Gbps)
- Stromversorgung: 12V / 6A
UGREEN hat mir für einen Test eines der neuen DH4300 Plus zur Verfügung gestellt. Meine Erfahrungen mit dem ARM-basierten NAS möchte ich euch hiermit näherbringen.
Unboxing und Installation der Datenträger
Das UGREEN DH4300 Plus NAS kommt mit ausreichend Zubehör daher. Neben dem NAS selbst befinden sich in der Verpackung ein 72-W-Netzteil, ein LAN-Kabel, ausreichend Schrauben für die Befestigung für je vier 3,5″- und 2,5″-Festplatten, ein Schraubendreher passend für die Festplattenschrauben, eine mehrsprachige Anleitung und eine Garantiekarte für die zweijährige Herstellergarantie.
Im Gegensatz zu den NAS-Geräten der DXP-Serie aus 2024, die noch teilweise aus metallenen Gehäusen bestanden, hat man sich beim DH4300 Plus dagegen entschieden und auf Kunststoff gesetzt. In unseren Berichten hatten Martin und ich damals insbesondere die hochwertige Verarbeitung des Gerätes gelobt. Dies würde ich trotz des anderen Materials aber auch hier ohne Kompromisse wiederholen. Die Verarbeitung ist hier ebenso hochwertig, wie bei der DXP-Reihe. Auch hier gibt es keine scharfen Ecken und Kanten, alles passt sauber zusammen und fühlt sich hochwertig an.
Auf der Vorderseite des NAS befinden sich der Ein- und Ausschalter mit integrierter LED, eine LED für die LAN-Aktivität und vier LEDs für die Aktivität der einzelnen Laufwerkseinschübe. Komplettiert wird die Vorderseite durch den USB-C 3.2 Anschluss mit maximal 5 Gbps.
Auf der Rückseite finden sich der Stromanschluss, ein HDMI-Port, zwei USB-A 3.2-Anschlüsse mit maximal 5 Gbps und der 2,5 Gbps LAN-Anschluss und ein Reset-Knopf, der das NAS zurücksetzen kann, sollte es einmal nicht mehr reagieren.
- Frontansicht
- Rückansicht
Bei dem oberen, etwas helleren Teil auf der Oberseite handelt es sich um einen magnetisch gehaltenen Deckel, unter dem die Festplatten zum Vorschein kommen. Die Rückseite des Deckels ist gelocht. Hier wird kalte Kühlluft angesaugt, die auf der unteren Seite des NAS auf der linken und rechten Seite herausgepustet wird. Auf der Unterseite des NAS befinden sich vier Gummifüße, die das NAS sicher stehen lassen und die Übertragung von Vibrationen und Geräuschen auf die Möbel verhindern.
Zunächst einmal müssen die Festplatten für die Inbetriebnahme eingebaut werden. Dies ist binnen weniger Minuten erledigt. Unter dem Deckel kommen die vier Laufwerkseinschübe zum Vorschein, die über die Rastnasen entsichert und herausgezogen werden können. Die Einschübe haben passende Schraublöcher an den Seiten für die Befestigung von 3,5″-Festplatten und passende Schraublöcher auf der Unterseite zur Befestigung von 2,5″-Festplatten. In meinem Fall habe ich vier 4 TB Seagate IronWolf-Festplatten eingebaut. Der Vorgang hat dabei keine 15 Minuten gedauert.
- Geöffnet
- Nummerierte Laufwerksschächte
- Festplatte verschraubt
- Festplatte im Rahmen
Schnell sind die Festplatten wieder in das NAS hineingeschoben, der Strom und das LAN-Kabel angeschlossen und das NAS damit bereit für den ersten Start.
Inbetriebnahme und Betriebssystem
Die Inbetriebnahme ist ebenso einfach wie die Installation der Festplatten. Durch einen Druck auf den Powerknopf startet das System. Im Startvorgang, bevor die Festplatten hochdrehen, genehmigt sich der sparsame ARM-Chip bzw. das NAS zwischen 5 und 7 Watt. Das ist ein wirklich guter Wert und deutlich unter dem, was sich mein Synology NAS genehmigt.
Waren Martin und ich zur Zeit des Tests in 2024 noch etwas enttäuscht vom Zustand des ausgelieferten NAS OS, welches UGREEN mitliefert, läuft jetzt gefühlt alles wie am Schnürchen. Zum Zeitpunkt des Tests ist UGOS 1.9.0.0075 aktuell. Manchmal ist es ja problematisch, ein NAS in Betrieb zu nehmen, da es nicht direkt im Netzwerk gefunden wird und man erst einmal über den Router die IP-Adresse herausfinden muss. Dies war bei dem DH4300 Plus nun überhaupt kein Problem. Über das NFC-Feld auf der Vorderseite des NAS wird man direkt auf eine Seite von UGREEN geleitet, auf der die App auf das entsprechende iOS oder Android Smartphone im entsprechenden Appstore verlinkt ist. App heruntergeladen, Rechte für die Suche nach Geräten im Netzwerk erteilt und schon wird das neue, noch nicht eingerichtete NAS gefunden.
Über wenige Einrichtungsschritte werden ein Admin-Nutzer und ein Passwort festgelegt, woraufhin das System sich noch auf die aktuelle Version aktualisiert und dann neustartet. Alles passiert im verbauten eMMC, für den Betrieb von UGOS wird noch kein eingerichteter Datenspeicher benötigt.
Sobald das System dann vollständig gestartet ist, ist dies der erste Schritt, den der Einrichtungsassistent vorschlägt. Alle Standard RAID-Varianten wie JBOD, RAID 0, 1, 10, 5 und 6 werden hier unterstützt und mit kurzen, gut übersetzten Beschreibungen erklärt. Als Empfehlung bei vier installierten, gleichen Festplatten wie in meinem Fall, wird die Einrichtung eines RAID 5 ausgegeben, bei dem eine Festplatte ausfallen darf und das System dennoch ohne Datenverlust weiterarbeiten kann. Entsprechend fehlt natürlich die Kapazität einer Festplatte bei der nutzbaren Kapazität. Nach der Auswahl des entsprechenden RAIDs kann noch ein Dateisystem festgelegt werden. Hier werden die Linux-Standarddateisysteme ext4 und btrfs angeboten. In meinen Augen eine gute Wahl und für die meisten Nutzer sicherlich vollkommen ausreichend. Dateisysteme wie XFS oder ZFS stehen hier nicht zur Verfügung.
Nach der Einrichtung des Speichers steht dieser binnen weniger Sekunden zur Verfügung und kann genutzt werden, wenn auch zunächst einmal eine vollständige Synchronisation im Hintergrund durchgeführt wird, die mehrere Stunden in Anspruch nimmt.
Als Nächstes schlägt der Einrichtungsassistent vor, einen Freigabeordner zu erstellen. Dies geschieht mittels weniger Klicks über den Dateimanager der Oberfläche.
Als finalen Schritt bietet der Einrichtungsmanager noch die Erstellung eines Fernzugriffs an. Hier wird das NAS mit einem Cloud-Dienst von UGREEN verbunden, worüber das NAS auch über das Internet erreicht werden kann. Hier sollte man sich meines Erachtens ernsthaft Gedanken machen, ob man dies möchte, denn letztlich können dann prinzipiell auch Angreifer auf die Oberfläche des NAS zugreifen und über verschiedene Angriffe oder durch das Raten schwacher Passwörter in das System eindringen. Ich selbst habe diese Funktion für mich zunächst nicht eingerichtet und würde eher einzelne Dienste erreichbar machen. Letztlich führen hier aber viele Wege zum gewünschten Ziel.
Über das vorinstallierte AppCenter ist mittlerweile eine große Anzahl an Applikationen verfügbar, die direkt auf das NAS installiert werden kann. Eine Fotoverwaltungssoftware, je eine Verwaltungssoftware für Musik und Videos, eine Backupsoftware und vieles mehr bietet UGREEN hier direkt als fertige Pakete an.
Aber auch das damals von mir als fehlend erwähnte Docker ist mittlerweile fester Bestandteil des AppCenters. Mit wenigen Klicks ist Docker installiert und einsatzbereit. Ebenfalls über das AppCenter stehen Pakete wie der Medienserver Jellyfin oder ein auf dem NAS laufender Firefox bereit, die als Voraussetzung Docker nutzen und dann den entsprechenden Container installieren. Sogar die von mir seit mehreren Jahren genutzte Smarthome-Plattform Home Assistant steht im AppCenter bereit und kann binnen weniger Minuten in Betrieb genommen werden.
Über Docker können dann natürlich nicht nur die im AppCenter bereits vorkonfigurierten Container installiert werden, sondern über sogenannte Docker Compose Dateien können die meisten Docker Applikationen schnell und einfach bereitgestellt werden. Wichtig ist an dieser Stelle nur, dass die Applikationen auch eine für die Prozessorarchitektur notwendige ARM-Version des Containers bereitstellen. Euren Fantasien und Anforderungen sind hier praktisch keine Grenzen gesetzt. In nur wenigen Stunden hatte ich ein voll funktionierendes NAS-System mit einem laufenden Pi-hole, einem Paperless-NGX Dokumentenmanagementsystem, einem Home Assistant und dem Medienserver Jellyfin in Docker am Laufen.
Die Performance des ARM-Prozessors war dabei stets zufriedenstellend. Große, rechenintensive Aufgaben dauern hier natürlich etwas länger. Letztlich bringt der Prozessor aber sowohl hardwarebasierte Videotranskodierung, als auch eine NPU für Aufgaben wie Gesichtserkennung in Fotos mit, sodass Medienserver hier trotz der begrenzten Leistung schnelle Hardwaretranskodierung in Echtzeit nutzen können.
Was in der ARM-Version von UGOS allerdings fehlt, ist der Manager für virtuelle Maschinen. Dieser steht Stand heute nur auf der DXP-Serie der UGREEN-NAS zur Verfügung.
Mit allen oben genannten laufenden Docker-Containern, einem Videostream über Jellyfin und dazu der Synchronisierung meines RAIDs über vier Festplatten konnte ich zu keiner Zeit einen Stromverbrauch von mehr als 30 Watt messen. Der Lüfter drehte dabei zu keiner Zeit mit mehr als 850 Umdrehungen und blieb entsprechend leise. Steht man direkt neben dem NAS, ist der Lüfter hörbar, aber zu keiner Zeit störend. Die Festplatten sind dabei stets der größere Geräuschfaktor, den man entweder hinnehmen kann oder alternativ auf entsprechend teurere SSDs setzen muss, die dann allerdings gleichzeitig auch deutlich stromsparender sind. Im Normalbetrieb mit allen Anwendungen und sich drehenden, aber im Leerlauf befindenden Platten genehmigte sich das NAS etwa 20 Watt.
Fazit
Das UGREEN DH4300 Plus ist ein tolles Gerät für Heimanwender. UGOS ist mit der aktuellen Version 1.9 absolut konkurrenzfähig zu den etablierten NAS-Anbietern Synology und QNAP, wobei sich ersterer in letzter Zeit mit seiner Firmenpolitik nicht gerade Freunde auf dem Markt gemacht hat. UGREEN lässt den Nutzern hier viel mehr Freiheiten und lässt es zu, dass Hardwaretranskodierung und beliebige Festplatten für alle Fälle genutzt werden können.
Das Gerät ist dazu stromsparend, leise und, gemessen an den Möglichkeiten, recht platzsparend. Über verschiedene Systemfunktionen kann das NAS zu bestimmten Zeitpunkten hoch- und heruntergefahren und die Festplatten bei Inaktivität nach bestimmter Zeit in den Ruhezustand versetzt werden, um den Stromverbrauch noch weiter einzuschränken. Basis-Netzwerkfunktionen wie WOL werden dabei unterstützt, um das NAS auch ohne physikalischen Zugriff aufzuwecken.
Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings dann doch am Aufbau des Systems. Der Deckel ist magnetisch befestigt und bleibt auch immer an Ort und Stelle, aber hochheben kann man das NAS daran nicht. Es fällt einem dann faktisch aus der Hand. Hier wäre eine Verriegelung wünschenswert. Was die Befestigung der Festplatten in den Rahmen angeht, fände ich an dieser Stelle eine Befestigungsmöglichkeit ohne Schrauben schöner, um die Festplatten noch besser geräuschseitig vom Gehäuse zu entkoppeln. Laut ist das NAS allerdings in meinem Test zu keiner Zeit gewesen.
Für den Prozessor mit ARM-Technologie gibt es alle Anwendungen als Docker-Container, die ich in meinem Heimnetzwerk verwende. Hier sind eigentlich keine Grenzen gesetzt, es sei denn, es werden wirklich x86 basierte virtuelle Maschinen benötigt.
Letzter Wermutstropfen an dieser Stelle: UGOS bietet auch eine Backup-Funktion, die auf dem Linuxprogramm rsync basiert. Hier setzt UGREEN auf ein proprietäres Containerformat, welches eine Wiederherstellung auf einem anderen System als UGOS unmöglich macht. Kollege Caschy hatte kürzlich darüber berichtet. Sollte das NAS also einmal über den Jordan gehen, wäre eine Wiederherstellung nur auf einem baugleichen oder einem Nachfolgemodell möglich. Schade, aber auch bei den anderen etablierten Herstellern leider gängige Praxis.
Das DH4300 Plus ist aktuell für 364,99 Euro direkt bei UGREEN oder für den gleichen Preis bei Amazon verfügbar. Für ein NAS mit vier Laufwerksschächten ein absolut guter Preis, wenn auch die UVP bei 429,99 Euro liegt und ich nicht weiß, wie lange die Rabattierung noch läuft. Allerdings ist auch die UVP noch ein guter Preis für ein solches Gerät, jedoch muss man immer bedenken, dass diese Geräte gänzlich ohne Festplatte ausgeliefert werden. Für den oben stehenden Preis ist das NAS für mich aber eine ganz klare Empfehlung für alle, die einmal anfangen wollen, einen zentralen Speicher mit ein paar Anwendungen in ihrem Heimnetzwerk einzurichten.
Disclaimer: UGREEN hat uns die NAS-Server nebst Festplatten kostenlos zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung oder eine Verpflichtung zur Veröffentlichung gibt es nicht.
Über den Autor

Alex Lüttgen
Ich bin Alex Lüttgen, oder auch Utgardus. Als Netz- und Systemadministrator fühle ich mich in so ziemlich allen Produkten von Microsoft im Client-, Server- und Office 365-Bereich zu Hause. Nach der Arbeit wird dann selbstverständlich auch mal die Xbox angeschmissen. Mobil bin ich nach dem Aus von Windows Mobile auf iOS gewechselt und fühle mich dort deutlich wohler, als bei Android. Neben der IT ist Elektromobilität meine absolute Leidenschaft. Ich bin fest der Überzeugung, dass sich dort in naher Zukunft immer mehr tut, bis dann irgendwann die Verbrenner ganz abgelöst werden.











