Am Puls von Microsoft

UGREEN NASync DXP480T Plus: Erste Eindrücke vom „NVMe only“-NAS

UGREEN NASync DXP480T Plus: Erste Eindrücke vom "NVMe only"-NAS

Vor gut zwei Wochen hat Martin bereits einen ersten Eindruck des UGREEN NASync DXP4800 NAS veröffentlicht und einige positive, aber auch einige negative Aspekte für dieses Gerät herausgestellt. Ich habe mir etwas mehr Zeit gelassen und das DXP480T Plus aus der gleichen Serie angeschaut. In diesem Artikel möchte ich euch meine ersten Eindrücke dazu wissen lassen.

Bereits Anfang März kamen bei mir zwei Pakete von UGREEN an. Eines mit vier Samsung 980 Pro 1TB NVMes und dazu passend das UGREEN NASync DXP480T Plus – NAS System. In der Vorschau von UGREEN fand ich dieses Gerät tatsächlich insgesamt am spannendsten.

Da in meiner kleinen Wohnung kein spezieller Technikraum und auch keine Abstellkammer für Technik existiert und somit mein aktuelles Synology DS 920+ in einem IKEA-Regal hinter einer Tür steht, sind die Festplatten-Geräusche durchaus wahrzunehmen. Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau, aber ich bin da wirklich ziemlich empfindlich.

Zusätzlich steht in selbigem Regal auch ein Mini PC, auf dem mein Home Assistant läuft. Auch dessen leicht dröhnender Lüfter ist gelegentlich hörbar und für mich durchaus nervig, wenn man gemütlich auf der Couch sitzt und gerade mal keine akustisch unterstützten Medien genießt.

Hier habe ich zunächst einmal die technischen Daten zusammengefasst:

Technische Daten des UGREEN NASync DXP480T Plus

CPU Intel Core i5-1235U mit 10 Kernen
RAM 8 GB (aufrüstbar auf 64 GB)
Laufwerke 4 x M.2 NVMe SSD 2280
(1 x M.2 NVMe SSD 2242)
RAID-Konfiguration Single Drive, JBOD, RAID 0/1/5/6/10
Anschlüsse 1 x RJ45/LAN 10 Gbit
1 x USB 3.2 (10 GBit/s)
2 x USB-C Thunderbolt 4 (40 GBit/s)
1 x HDMI (8k)
1 x 3,5mm Audio
Betriebssystem UGREEN UGOS
Maße 178 x 142 x 49 mm (BxTxH)
Gewicht 922 g
Preis (UVP) 519 USD über Kickstarter

NASync DXP480T Plus - Verpackungsinhalt

Neben dem NAS und dem 140 W-Netzteil liegen dem Karton noch vier Silikon-Wärmepads, ein Schraubendreher inkl. Schrauben für die SSDs, ein LAN-Kabel, eine Anleitung und eine Garantiekarte bei.

Auf der Unterseite des NAS befindet sich eine Klappe, welche mit zwei Schrauben gesichert ist. Darunter verbergen sich die Einschübe für die vier M.2 NVMe SSDs, die per PCIe und jeweils 4 Lanes angebunden sind. Die Klappe ist dabei ein vollständiges Lüftermodul. Durch Aufbringen der Silikonwärmepads werden die SSDs direkt mit der metallischen Innenfläche der Klappe in Verbindung gebracht und zwei unabhängig voneinander geschaltete Lüfter versuchen, die entstehende Wärme der SSDs abzutransportieren.
NASync DXP480T Plus Unterseite mit den SSD-Steckplätzen

Entfernt man die beiden linken Gummifüße zusätzlich, so können vier weitere Schrauben entfernt werden, um an das Mainboard des NAS zu kommen. Dies ist vom Hersteller so vorgesehen, da dies auch nötig ist, um den Arbeitsspeicher zu erweitern. Daher ist dieser Weg sogar in der Anleitung des NAS beschrieben.

Auf dem Mainboard kommen dann der Arbeitsspeicher und zwei zusätzliche Erweiterungsslots zum Vorschein. In einem davon steckt ein Intel WLAN-Modul und im anderen steckt eine 128 GB M.2 NVMe SSD im Formfaktor 2242. Diese nutzt das NAS als Bootlaufwerk.

Ein Blick in das Innere des NASync DXP480T Plus

Die Festplatten sind schnell eingebaut und mit den beigelegten Schrauben gesichert.

NASync DXP480T Plus mit den eingesetzten SSDs

Dem ersten Fazit von Martin kann ich mich an dieser Stelle zu 100 Prozent anschließen. Binnen weniger Minuten ist das NAS betriebsbereit und alles, was ihr in die Finger bekommt, wirkt von vorn bis hinten absolut hochwertig.

Das NAS-Gehäuse ist aus einem einzigen Block Metall gefräst und akkurat gearbeitet. Der Kunststoffeinsatz für die Festplatten sitzt perfekt und ist ebenfalls perfekt gearbeitet. An den Deckeln wackelt nichts und auch die Lüftersteuerung über PINs vom Mainboard durch den Festplatteneinsatz hin zur Abdeckplatte wirkt innovativ und durchdacht.

Auf der Rückseite des NAS befinden sich alle zuvor genannten Anschlüsse.

Rückseite des NASync DXP480T Plus mit den verschiedenen Anschlüssen

Alle Anschlüsse sind gut beschriftet und passgenau in das Gehäuse eingelassen. Auf der Vorderseite befindet sich lediglich ein Knopf zum Einschalten des Gerätes.

Nach dem Einschalten folgte aber auch bei mir so wie bei Martin zunächst Ernüchterung. Die Software ist alles andere als fertig. Schlechte Übersetzungen und teilweise noch gänzlich chinesische Texte begrüßten mich in der ersten, vorinstallierten Version. Updates folgten jedoch nahezu im Wochentakt und erst beim Schreiben dieser Zeilen habe ich ein neues Update eingespielt, welches eine für mich elementar wichtige Funktion nachrüstet: Docker!

Die Updates machen augenscheinlich stets große Sprünge, jedoch ist es noch ein sehr weiter Weg, um bis zur angedachten Auslieferung im Juni dann auch ein ausgereiftes Feature-Set vorweisen zu können. Ob das klappt, weiß wohl zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand.

Anbindung von S3-Cloudspeicher? Fehlanzeige. Anbindung von iSCSI-Targets? Fehlanzeige. Die aktuell einzige Möglichkeit, Daten zwischen Systemen zu synchronisieren, ist das betagte RSync-Protokoll.

Drittanbieter Apps? Fehlanzeige. Installierbar über die Oberfläche sind zwar externe Pakete, diese müssen jedoch in einem UGREEN-eigenen Format vorliegen. Um Featureparität mit den großen Herstellern QNAP und Synology zu erreichen, dürften die knappen drei Monate also wohl eher nicht reichen. Ja, Docker ist jetzt in einer ersten Version verfügbar und ich konnte binnen weniger Minuten mein lieb gewonnenes DMS-System Paperless NGX samt Redis ans Laufen bringen, es fehlt aber noch immer an allen Ecken und Enden an Features.

Der standardmäßig aktivierte SSH-Zugang offenbart, dass UGREEN hier als Basis ein Debian OS verwendet. Grundsätzlich nicht verkehrt, jedoch finde ich die Entscheidung, SSH standardmäßig zu aktivieren, aus IT-Sicherheitssicht durchaus schwierig.

Im Leerlauf mit vier installierten SSDs genehmigt sich das NASync DXP480T Plus mit vier zusätzlich installierten NVMes 15 W und ist dabei flüsterleise. Das finde ich für diese Hardwareausstattung vollkommen in Ordnung. Mit einem Stresstest im Dockercontainer unter Unraid habe ich das NAS bei maximaler CPU-Last kurzzeitig auf 88 W Leistungsaufnahme gebracht. Diese Leistung gab es aber nur kurzzeitig, da binnen weniger Sekunden das Thermal Throttling einsetzte. Zwischen CPU und Laptop-Kühlkörper findet sich hier ein einfaches Wärmeleitpad. Vielleicht ist hier mit einer vernünftigen Leitpaste mehr herauszuholen, um auch länger bei der maximalen Leistung bleiben zu können.

Die Lautstärke unter Volllast ist absolut erträglich. Das NAS saugt dabei an den Seiten Luft an und stößt die heiße Luft hinten wieder aus. Etwas irritiert bin ich von der Leistungsaufnahme im ausgeschalteten Zustand. Hier schwankt die Leistungsaufnahme zwischen 1,4 und 0,0 W. Ich würde also sagen, im Mittel werden etwa 0,5 W Leistung aufgenommen. Das ist in meinen Augen zu hoch. Im Echtbetrieb ist so ein NAS aber wahrscheinlich auch nicht vollständig ausgeschaltet.

Drittsysteme?

Wie Martin bereits verlauten ließ, habe ich mich nicht lange mit dem UGOS und dessen Großbaustelle abgefunden, auch wenn ich immer wieder dort hereingeschaut habe, um etwa die neue Docker-Funktion zu testen. Doch es gibt ja auch jede Menge freie Systeme, die faktisch auf jeder x86 Hardware, wie dieser hier, laufen.

Der Versuch ins BIOS/UEFI zu starten, um gegebenenfalls das Boot-Gerät zu verändern, war zunächst erfolglos, da kein bekannter Hotkey dafür funktionierte. Durch das Entfernen der 2242er Boot-NVMe jedoch landete ich umgehend im BIOS. Mit wenig Aufwand konnte hier das Boot-Gerät verstellt werden und innerhalb von wenigen Minuten konnte ich das System Unraid von einem USB-Stick starten. Dieses startet nun immer, wenn der USB-Stick eingesteckt ist. Ist dies nicht der Fall, startet von der inzwischen wieder eingebauten Boot-NVMe UGOS. Der Wechsel funktioniert problemlos.

Leider musste ich feststellen, dass Unraid zwar startete, aber alle 5 Minuten neu gestartet wurde. Ein zweiter Blick ins BIOS offenbarte, dass hier ein Watchdog aktiviert ist, der das System alle paar Minuten neu startet, wenn er kein Signal vom Betriebssystem bekommt. Dies scheint Unraid nicht zu unterstützen, jedoch kann der Watchdog ebenfalls über eine einzige Konfiguration deaktiviert werden, sodass auch Drittsysteme ohne weitere Probleme auf dem NAS lauffähig sind. Sogar eine Windows-Installation sollte ohne Probleme möglich sein und dank des HDMI-Anschlusses dürfte das System sogar einen echt guten Office-PC darstellen.

Ein kleiner Tipp für Bastler: Solltet ihr etwas auf die Boot-NVMe installieren wollen, tauscht diese vorher aus, um immer zurück zu UGOS wechseln zu können. Bislang stellt UGREEN hier kein Image zur Wiederherstellung zur Verfügung. Aus verschiedenen Quellen konnte ich mittlerweile erfahren, dass UGREEN die zweijährige Garantie beim Einsatz von Drittsystemen auf die Hardware weiter gewährt. Garantie auf die Lauffähigkeit der Software wird anschließend natürlich nicht mehr gewährt.

Fazit

DAS DXP480T Plus ist in meinen Augen ein geniales Gerät. Ein ähnliches Gerät habe ich bislang auf dem NAS-Markt noch nicht in die Finger bekommen und es könnte tatsächlich sein, dass ich künftig mein Synology NAS und meinen Home Assistant Mini PC auf diesem Gerät vereine. Die Leistung reicht dafür allemal aus.

Softwareseitig muss ich aber ganz klar sagen, dass ich hier zum aktuellen Zeitpunkt definitiv nicht auf UGOS setzen werde, sondern eher zu einem alternativen und freien, ausgereifteren NAS-System greifen werde.

Für Bastler gibt es meinerseits die volle Empfehlung für das UGREEN NASync DXP480T Plus. Mit nur wenigen Kniffen kann dieser kleine Kasten, alles, was man von ihm möchte. Ob als HTPC, NAS, oder sogar als Office-PC kann alles wunderbar mit diesem Gerät abgebildet werden. Bei Kickstarter ist das NAS aktuell noch im Early Bird Angebot für 519 USD zu bekommen, was für diese Hardware ein absolutes Schnäppchen darstellt. Für Leute, die einfach ein NAS-System suchen, ohne groß basteln zu wollen, kann ich hier nur eine bedingte Empfehlung aussprechen, da die Software einfach noch nicht fertig ist und nicht absehbar ist, wie der Stand zur Auslieferung im Juni sein wird.

 

Disclaimer: UGREEN hat uns die NAS-Server nebst Festplatten kostenlos zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung oder eine Verpflichtung zur Veröffentlichung gibt es nicht.

Über den Autor

Alex Lüttgen

Alex Lüttgen

Ich bin Alex Lüttgen, oder auch Utgardus. Als Netz- und Systemadministrator fühle ich mich in so ziemlich allen Produkten von Microsoft im Client-, Server- und Office 365-Bereich zu Hause. Nach der Arbeit wird dann selbstverständlich auch mal die Xbox angeschmissen. Mobil bin ich nach dem Aus von Windows Mobile auf iOS gewechselt und fühle mich dort deutlich wohler, als bei Android. Neben der IT ist Elektromobilität meine absolute Leidenschaft. Ich bin fest der Überzeugung, dass sich dort in naher Zukunft immer mehr tut, bis dann irgendwann die Verbrenner ganz abgelöst werden.

Anzeige