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UWP tot oder nicht? Bekannter Entwickler äußert sich zum aktuellen Stand

UWP tot oder nicht? Bekannter Entwickler äußert sich zum aktuellen Stand

In Anlehnung an einen berühmten TV-Spot könnte man diesen Beitrag prima mit dem Satz „Die Geschichte von UWP ist eine Geschichte voller Missverständnisse“ beginnen. Man würde damit voll ins Schwarze treffen, denn es sprechen sehr Viele darüber, nur Wenige wissen aber wirklich, wovon sie sprechen. Und um das gleich mal klarzustellen: Ich zähle mich ebenfalls eher zur zweiten Gruppe.

Das liegt einerseits daran, dass ich kein Entwickler bin, andererseits hat es Microsoft mir und allen anderen, die sich bemühen, den Begriff UWP richtig zu verstehen, alles andere als leicht gemacht. Nicht selten konnte man zuletzt lesen: UWP ist tot. Ich glaube, ich habe das sogar selbst schon so gesagt, das aber immer mit einem Untertitel versehen: Tot ist die Vision, die uns Microsoft einst zusammen mit UWP verkauft hat. Die Plattform als solche ist ein elementarer Bestandteil von Windows 10 und kann daher gar nicht „tot“ sein, allerdings ist es fraglich, welche Relevanz sie in Zukunft noch haben wird.

Nun hat sich der bekannte Entwickler Rudy Huyn zu Wort gemeldet, der vor allen Dingen zu Zeiten von Windows Phone so etwas wie ein Rockstar in der Community war. Er lieferte viele inoffizielle Apps zum Beispiel für Tinder und Instagram und verkörperte dadurch das „Lebensgefühl Windows Phone“: Kleine Guerillas im Kampf gegen die Ignoranz der Mächtigen.

Wer der englischen Sprache mächtig ist, der kann hier abbrechen und den Artikel „What is UWP in 2019?“ auf Rudys Blog lesen. Ich würde ihn gar als Pflichtlektüre bezeichnen, wenn man sich intensiv für die Windows-Plattform interessiert. Er schafft es, viele Dinge klarzustellen, ohne dabei aber jemanden anzugehen.

In dem Beitrag wird die klare Vision beschrieben, die Microsoft einst für UWP hatte: Apps, die auf allen Geräten gleich aussehen, gleich funktionieren und aus dem Microsoft Store kommen. Daran konnte man nichts falsch verstehen. Dann aber begann die Marketing-Maschinerie in Redmond alles Mögliche mit UWP zu verknüpfen, auch wenn das völlig unsinnig war. Das populärste Beispiel ist die Desktop Bridge. Sobald eine klassische Applikation im Store landete, bekam sie den UWP-Stempel aufgedrückt, weil sie ja ein paar Elemente dieser Plattform nutzte. Rudy Huyn vergleicht das mit dem Toyota Prius: Diesen als Elektro-Fahrzeug zu bezeichnen, weil ein kleiner Elektromotor verbaut ist, der den mit Benzin betriebenen Hauptantrieb unterstützt, wäre sicher nicht zielführend.

Ein weiteres Missverständnis hinsichtlich UWP ist, dass viele Nutzer damit in erster Linie den Gedanken „sieht überall gleich aus“ verbinden. Genau das ist es aber nicht. UWP ist alles, nur nicht Oberfläche. Die muss weiterhin dediziert für jedes Endgerät gebaut werden. Man kann den Leuten das nicht verübeln, man kann auch Microsoft nicht die Schuld daran geben. Das ist einfach so passiert, und wäre der Plan aufgegangen, dann hätte es ja auch niemand bemerkt.

Einfacher zu verstehen wird UWP auch in Zukunft nicht, denn es gibt kein charakteristisches Merkmal, das eine Universal App ausmacht – außer dem Umstand, dass sie grundsätzlich vom PC über Surface Hub und HoloLens bis hin zur Xbox auf alle Geräte gebracht werden kann.

UWP ist als Überbegriff für alle Bemühungen von Microsoft zu sehen, die Basis für moderne Applikationen zu legen, von .Net 5 über XAML und das gute alte Win32 sowie das noch junge Paketformat MSIX. Meiner Meinung nach wäre es an der Zeit , „UWP“ tatsächlich sterben zu lassen – und zwar als Begriff. Er steht, wie in der Einleitung schon geschrieben, für eine Geschichte voller Missverständnisse. Die ursprüngliche Idee und der aktuelle Status haben so gut wie nichts mehr miteinander zu tun, daher können die Diskussionen, ob UWP tot ist oder nicht, niemals zu einem Ergebnis führen, denn irgendwie haben alle Beteiligten immer Recht.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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