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Wie gut schlägt sich Microsoft Edge im Apple-Ökosystem?

Wie gut schlägt sich Microsoft Edge im Apple-Ökosystem?

Bereits im April 1996 hatte Microsoft seinen ersten (wenn auch eingekauften) eigenen Browser, den Internet Explorer, für macOS veröffentlicht. Damals gab es auf macOS noch keinen Google Chrome oder andere Anbieter, die dem Explorer als Konkurrenz gegenüberstanden. Erst im Jahre 2003 kam beispielsweise Apple mit dem hauseigenen Browser Safari um die Ecke, der dann auch unter Mac OS X 10.3 vorinstalliert war. Der Internet Explorer wurde nicht mehr weiterentwickelt, bekam noch ein abschließendes Update, ehe die Verfügbarkeit Ende 2006 komplett eingestellt wurde.

Knapp 23 Jahre nach dem ersten Microsoft Browser auf macOS, um genauer zu sein am 15. Januar 2020, meldete sich Microsoft mit seinem neuen Edge-Browser auf dem Markt zurück. Einen schlagartigen Sprung in den Statistiken konnte man zwar noch nicht feststellen, einen positiven Eindruck hat er aber dennoch hinterlassen, zumindest bei mir. Ich hatte mir bereits vor längerer Zeit die BETA-Version(en) des neuen Edge auf mein iPhone sowie MacBook installiert und herumgespielt. Schließlich konnte mich das neue Design auf dem Smartphone und die erstaunlich gute Performance am Desktop überzeugen und zu einem Wechsel bewegen. Lediglich am iPad nutze ich ihn noch nicht als Daily Driver, da dort immer noch das alte Design vorhanden ist. Die Synchronisierung funktioniert dort jedoch schon tadellos.

In den nachfolgenden Zeilen möchte ich euch kurz aufzeigen, ob es denn Unterschiede bei Edge zwischen der Windows- und der macOS-Version gibt. Ebenso habe ich einen Vergleich zwischen Android und iOS (sowohl am Smartphone als auch am Tablet) gewagt.

macOS vs. Windows

Optisch unterscheidet sich Edge unter Windows und macOS kaum. Auf den ersten Blick ist lediglich die unterschiedliche Fensterleiste auffallend. Das liegt aber ganz einfach an macOS – so sieht das bei jedem geöffneten Programm aus (für die “macOS-Fremden”). Wie auch in der Windows-Version ist die Synchronisierung zwischen den Geräten noch eingeschränkt. Favoriten, Einstellungen, Kennwörter sowie Adressen und mehr können bisher synchronisiert werden. In der Entwicklervorschau synchronisieren sich aber auch bereits die Sammlungen.

Auch die Funktionen sind zwischen Windows und macOS identisch. Selbst die Plattform, auf welcher der Browser jeweils läuft, ist bekanntlich die selbe und basiert auf Chromium. Genau wie unter Windows lässt sich auch der Standardbrowser unter macOS festlegen. Somit werden Links (egal ob aus Microsoft-Office-Anwendungen oder Apple-Anwendungen) direkt im festgelegten Browser geöffnet. Etwas anders sieht das auf den mobilen Apple-Geräten aus:

iOS vs. Android

Die mobilen Versionen von Microsoft Edge sind sowohl für iOS/iPadOS als auch für Android über den jeweiligen Store bereits längere Zeit verfügbar. Mit dem neu gestarteten Edge gab es zuerst für Android einige optische Änderungen und neue Funktionen, die aber kurz darauf auch auf iOS verfügbar waren. Vergleicht man die Smartphone-Versionen miteinander, sind kaum Unterschiede zu erkennen. Lediglich die Einstellungen sind etwas an das jeweilige Betriebssystem angelehnt (oben iOS, unten Android).

Microsoft Edge unter Android und iOS - beide Versionen im optischen Vergleich

Seit kurzer Zeit gibt es unter Android aber auch die Möglichkeit, die Startseite bzw. die Seite des neu geöffneten Tabs genau so “individuell” anzupassen, wie das bei den Desktop-Versionen möglich ist (siehe Bild unten). Diese Funktion vermisse ich derzeit noch unter iOS und sie wird hoffentlich bald nachgereicht. (Edit vom 26.03.20: Funktion ist nun auch unter iOS verfügbar)

Beim ersten Vergleich der Tablet-Versionen zeigt sich erneut, dass auch dort kaum Unterschiede herausstechen (hier ist jeweils immer noch das “alte” Edge-UI zu sehen). Die Funktionen des Browsers sind hier auch wieder identisch. Die basierende Plattform ist jedoch unterschiedlich. Unter Android wird weiterhin auf Chromium aufgebaut, bei den (mobilen) Apple Geräten muss jedoch jeder Browser-Anbieter auf die WebKit-Plattform von Apple zurückgreifen. Das wurde so von Apple vor einigen Jahren festgelegt.

Die Tablet-Oberfläche von Microsoft Edge unter Android und iOS

Einziger Wermutstropfen unter iOS ist die fehlende Möglichkeit, den Standardbrowser festzulegen – unter Android funktioniert das (Dr. Windows berichtete). Schenkt man den Gerüchten rund um iOS 14 genügend Aufmerksamkeit, so soll es aber dann auch zukünftig unter iOS möglich sein, seinen Browser frei wählen zu können. Immerhin gibt es in Microsoft Outlook aktuell die Möglichkeit, dass von dort aus geöffnete Links in Edge (oder anderen installierten Browsern) geöffnet werden. Diese Option ist aber nur in Outlook vorhanden und nicht für weitere (Microsoft-)Apps verfügbar.

Die Einstellungen von Microsoft Edge unter iOS

iOS und macOS

Das gute Zusammenspiel zwischen iPhone und Mac dürfte wohl altbekannt sein. Apple nennt dieses Feature “Integration” und es funktioniert über sämtliche Apple Geräte hinweg. Bei Microsoft Edge wurde bereits in der “alten” iOS-Version mit “Continue on PC” ein ähnliches Feature vorgestellt, wobei die entsprechende Webseite dann an einen Windows-PC gesendet wurde.

Wie genau das funktioniert wisst ihr (da wir uns hier auf einem Windows/Microsoft-Blog befinden) sicherlich oder habt es sogar bereits selbst ausprobiert. Diese Funktion gibt es auch heute noch und sie funktioniert weiterhin auch nur in Verbindung mit einem Windows Rechner. Die “Continue on PC”-App gibt es übrigens auch noch im App Store, sie hat aber bereits seit über einem Jahr kein Update mehr erfahren.

Da Edge nun auch für macOS verfügbar ist, darf natürlich auch die Integration-Funktion nicht fehlen. Apple Nutzer kennen es sicherlich: sitzt man vor dem Mac und sucht mit dem iPhone etwas im (Safari) Browser oder man hat eine App geöffnet (welche auch für macOS verfügbar und installiert ist), so wird im Dock (das ist sozusagen die Taskleiste) die entsprechende App zusätzlich angezeigt. Klickt man dort drauf, wird am Mac die besuchte Webseite bzw. die genutzte App geöffnet. Die “Continue on PC”-Funktion wird somit (zumindest für reine Apple-Nutzer) hinfällig und ist wie ich finde sogar noch eleganter und bequemer gelöst. Leider funktioniert das noch nicht ganz reibungslos. Immer wieder kommt es vor, dass das Icon im Dock nicht angezeigt wird. Auf dem iPad funktioniert das (zumindest bei mir) überhaupt nicht.

Microsoft Edge unter MacOS

Fazit

Microsoft kann mit Edge durchaus eine Aufholjagd starten – ob die gelingt, ist eine andere Geschichte – die Basis dafür ist definitiv geschaffen. Meiner Meinung nach kann der neue Microsoft Edge mit den verfügbaren Alternativen mithalten. Vor allem im Vergleich mit Safari kann Edge überzeugen. Ob die Überzeugungskraft für Hardcore-Apple-Fans stark genug ist, bezweifle ich jedoch sehr. Da kommt aber noch nicht mal Chrome oder Firefox heran.

Hier und da gibt es bei Edge noch Nachholbedarf (z.B. Synchronisierung des Browserverlaufs), woran aber derzeit auch fleißig gearbeitet wird. Eine direkte Empfehlung würde ich schlicht nicht aussprechen wollen. Jeder soll den Browser benutzen können, den er als am besten geeignet hält und der den individuellen Wünschen und Erwartungen entspricht.

Um die Frage der Überschrift zu beantworten: Edge ist (wie aber Chrome auch) ein Browser, der viele Dinge kann und somit theoretisch eine breite Nutzeranzahl abgreifen könnte. Egal, ob jemand einfach nur einen Browser zum Surfen im Internet benötigt, einen Browser in einem Unternehmen oder einen Browser mit Erweiterungen und guter Performance, der ist mit dem neuen Edge durchaus gut beraten. Das gilt sowohl für Windows-Nutzer als auch für macOS- bzw. Apple-Nutzer.

Über den Autor

Manuel Blaschke

Manuel Blaschke

Neben den Microsoft-Dienstleistungen und der Surface-Hardware fühle ich mich auch im Apple-Ökosystem Zuhause. Für mich ist es wichtig eine gute Balance zwischen Apple und Microsoft zu finden. So entstand dann vor einiger Zeit auch die iOS Rundschau.

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