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Windows 10 Mixed Reality: Interview mit Greg Sullivan von Microsoft

Windows 10 Mixed Reality: Interview mit Greg Sullivan von Microsoft

Der Name Greg Sullivan sollte zumindest den langjährigen Lesern von Dr. Windows auf Anhieb ein Begriff sein, denn er war lange Zeit einer der führenden Köpfe hinter Windows Phone. Aktuell kümmert er sich um Windows und Mixed Reality, dort übt er die Funktion des „Director of Communications“ aus. Auf der IFA habe ich ihn zu einem persönlichen Gespräch getroffen. Begleitet wurde er von Chris Hollis, Senior Communications Manager aus der Windows & Devices Group.

Sullivan zeigte sich erkennbar stolz, dass Microsoft in etwas mehr als einem Jahr ein neues Ökosystem aus dem Boden gestampft hat. Auf der Computex 2016 hatte man angekündigt, die Software der HoloLens in Windows 10 zu integrieren und die Mixed Reality Plattform aufzubauen. Diverse Hersteller, darunter Asus und Dell, werden im Herbst mit ihren Headsets an den Start gehen, außerdem konnte man wichtige Partner wie Steam VR gewinnen, damit auch reichlich Content vorhanden ist (persönliche Anmerkung: Ich hatte vor einigen Wochen noch erhebliche Zweifel, ob das in diesem Jahr noch etwas wird, diese haben sich inzwischen glücklicherweise zerstreut).

Alle Mixed Reality Headsets, die in diesem Jahr auf den Markt kommen, sind technisch quasi identisch. Sie basieren auf einem Referenz-Design, welches zuvor von Microsoft entwickelt wurde. Nur so war es laut Sullivan überhaupt möglich, in vergleichsweise kurzer Zeit so viele verschiedene Partner am Start zu haben.

Es ist kein Geheimnis, dass Microsoft Mixed Reality für sein nächstes großes Ding hält. Doch es gibt kritische Fragen, die ich natürlich auch gestellt habe. Zum Beispiel jene, ob Microsoft nicht die Gefahr sieht, dass Google und Apple mit ihren AR-Lösungen den Massenmarkt aufsaugen werden, da die Leute die nötigen Geräte bereits besitzen. Microsoft droht hier mit der technisch besseren Lösung zurück zu fallen, weil die Einstiegshürden zu hoch sind. Darauf hatte Greg Sullivan die folgende Antwort:

„Die Hürden für den Einstieg werden mit den neuen Headsets gesenkt. Das Setup ist einfacher, die Hardware-Anforderungen sind geringer und die Preise niedriger, als sie das noch vor einem Jahr waren. Zwar ist der Preis der Oculus Rift inzwischen auch gefallen, doch sind wir sicher, dass dies ohne die neuen Headsets nicht passiert wäre. Außerdem funktionieren die Mixed Reality Headsets auch mit deutlich schwächer ausgestatteten und damit günstigeren Computern, so dass der Preis für das Gesamtpaket deutlich niedriger liegt als bisher.

Google und Apple sehen wir auch als „Enabler“, die Menschen werden für das Thema Virtual/Augmented Reality geöffnet und bekommen Appetit auf mehr. Wir glauben, dass diese Lösungen jedoch schnell an bestimmte Grenzen stoßen werden.“

Ich hakte nach: Egal wie einfach und günstig es ist, es bleibt dabei, dass man sich die entsprechenden Headsets erst kaufen muss. Außerdem sieht man am Beispiel 3D TV, dass die Leute Hemmungen haben, sich etwas auf den Kopf zu setzen, nur um eine bestimmte Technologie nutzen zu können. Für Sullivan ist das eine Frage des Nutzens – wenn dieser groß genug ist, dann werden auch die Hemmungen fallen. Er meinte aber auch ganz realistisch, dass man selbstverständlich nicht davon ausgehe, dass in Kürze alle Leute mit einem Headset auf dem Kopf herum laufen.

Während Sullivan die Windows Mixed Reality Plattform erklärte, erwähnte er auch eine neue Funktion, die mit dem Fall Creators Update Einzug halten wird: Mixed Reality View, also die Möglichkeit, über die integrierte Kamera virtuelle Objekte in das Live-Bild einzublenden. Ganz so so, wie es auch die Lösungen von Google und Apple tun. Ich konnte nicht anders und meinte, dass es umso schöner wäre, wenn man nun auch ein entsprechendes Mobilgerät hätte, mit dem man das auch nutzen kann.

Er verzog schmerzvoll das Gesicht, holte sein Lumia 950 hervor und scherzte, dass auch er weiterhin zu dieser aussterbenden Gattung gehöre. Auf meine Erwähnung, dass es nach wie vor nicht wenige Leute gibt, die jeden Morgen mit der Hoffnung aufwachen, dass sich in diesem Bereich bei Microsoft  nochmal etwas Spannendes tun könnte, schaute er lächelnd gen Himmel. Ja, nur Gott weiß das. Er sicher auch, aber verraten wollte er es mir leider nicht.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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