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Windows 10 Reset aus der Cloud: Hintergründe zu der neuen Funktion

Windows 10 Reset aus der Cloud: Hintergründe zu der neuen Funktion

Wenn ein Windows PC nicht mehr sauber läuft und Reparaturmaßnahmen fehlschlagen, kann man ihn per Reset wieder in einen funktionsfähigen Zustand bringen und mit einem frischen System durchstarten. Ich gestehe, ich habe das bis vor nicht allzu langer Zeit sogar ohne Not regelmäßig gemacht. Es ist immer eine prima Gelegenheit, um Ballast abzuwerfen. Inzwischen bin ich aber faul geworden, meine aktuelle Windows-Installation ist schon fast drei Jahre alt.

(Falls ihr bei euch nachschauen wollt: Der Befehl wmic os get installdate auf der Kommandozeile liefert euch das Installationsdatum im Format JJJJMMTTSSMMSS – das aber nur am Rande).

Ab dem Frühjahr 2020 kommt eine neue Möglichkeit hinzu, Windows 10 neu aufzusetzen (sollte sich Microsoft nicht noch entscheiden, die Funktion ins Herbst-Update zu integrieren, was unwahrscheinlich erscheint): Reset aus der Cloud.

Auf dem Windows Insider Blog hat Microsoft einen Beitrag veröffentlicht, der ein wenig auf die technischen Hintergründe eingeht. Er ist von letzter Woche, vielleicht habt ihr ihn schon gesehen – ich kam nicht früher dazu, ihn aufzugreifen.

Der Beitrag beginnt mit “In den letzten 20 Jahren haben wir Funktionen integriert, die es für alle einfacher machen, Windows neu zu installieren”. Einspruch, Microsoft, habt ihr nicht. Ihr habt euch ganz fürchterlich angestellt, man konnte nicht mal ein Installations-Image runterladen, obwohl man ohne gültigen Schlüssel nichts damit anfangen konnte. Ihr habt euch erst in den letzten Jahren gebessert. Aber wir wollen mal nicht so sein – Schwamm drüber, jetzt ist ja alles gut.

Künftig muss man nicht einmal mehr die Seite kennen, von der man sich Windows 10 einfach so herunterladen kann. Man klickt einfach auf die neue Option in den Wiederherstellungs-Optionen, und schon wird ein aktuelles Installations-Abbild heruntergeladen.

Die Option, entweder den Cloud-Download anzustoßen oder die lokale Recovery-Umgebung zu verwenden, erscheint direkt nach der Entscheidung, ob man seine eigenen Dateien behalten möchte oder nicht. In drei Schritten geht es dann zum frischen System:

Windows 10 Cloud Reset Windows 10 Cloud Reset Windows 10 Cloud Reset

Mit dem Cloud-Download bekommt ihr auf jeden Fall eine aktuellere Version, je nach Internet-Geschwindigkeit kann es aber eben ein wenig dauern, bis die Aktion abgeschlossen ist.

Der Cloud-Reset ist aber kein Simples “Herunterladen und Drüberbügeln”. Bevor es los geht, werden noch verschiedene Checks durchgeführt, zum Beispiel welche optionalen Features und Sprachen installiert sind.

Der spannende Teil beginnt aber in der Offline-Phase, also dann, wenn das Image heruntergeladen und der PC neu gestartet wurde. Dann werden nacheinander die folgenden Schritte durchgeführt:

  • Starten in die Wiederherstellungsumgebung (Windows RE)
  • Entpacken und Anwenden des heruntergeladenen Image
  • Transfer des Benutzerprofils vom alten System in das neue (falls die Option gewählt wurde, die eigenen Dateien zu behalten.
  • Sichern der Treiber aus der alten Windows-Installation
  • Optionale Features und Sprachen erneut installieren
  • Ändern es Wurzelverzeichnisses vom alten System auf das neue
  • Heruntergeladenes Image löschen
  • Neustart in die neue Windows-Installation
  • Anwenden der zuvor gesicherten Treiber
  • Eventuelle OEM-Anpassungen vornehmen (z.B. vorinstallierte Apps erneut installieren)
  • Neustart in die Out-Of-Box-Experience (OOBE), also die Ersteinrichtung von Windows (oder, falls die Option gewählt wurde, die eigenen Dateien zu behalten: Neustart zum Anmeldebildschirm)

Der wesentliche Unterschied ist also, dass auch der Cloud-Reset eine “weiche Neuinstallation” darstellt. Nur wer sich eine ISO-Datei herunterlädt und sein System damit frisch aufsetzt, macht sein System wirklich “platt”. Mit allen Vor- und Nachteilen. Sofern der Cloud-Reset wie versprochen funktioniert, wüsste ich keinen Grund, warum man in Zukunft noch die manuelle Neuinstallation per Stick oder DVD durchführen sollte. Es sei denn natürlich, der PC startet überhaupt nicht mehr und der Bootloader lässt sich nicht reparieren, dann hat man selbstverständlich keine andere Wahl.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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