WinGet: Microsoft äußert sich zum Vorwurf des Diebstahls
In der vergangenen Woche sorgte ein Vorwurf des Entwicklers Keivan Belgi für Aufsehen in der Technikwelt und belastete das Unternehmen aus Redmond schwer. Laut seiner Darstellung soll Microsoft bei der Entwicklung des neuen Paketmanagers WinGet zentrale Bestandteile und Ideen seines eigenen Paketmanagers AppGet verwendet und seine eigene Arbeit dabei nicht (ausreichend) gewürdigt haben. Außerdem war der Umgang mit ihm als Person, der ursprünglich sogar ein Jobangebot bei Microsoft gemacht wurde, alles andere als gut. Nun hat Microsoft in Person von Andrew Clinick reagiert und ein entsprechendes Statement in den DevBlogs veröffentlicht.
In dem Blogpost, der bereits am vergangenen Samstag veröffentlicht wurde, bestätigt Microsoft die Gespräche mit Belgi über die Eigenschaften und Möglichkeiten seines Paketmanagers AppGet und gesteht auch, dass einige der Eigenschaften von AppGet auch aus dieser Inspiration heraus in WinGet übernommen wurden, darunter der Verzicht auf Skripte während der Installation und die Definition von Manifesten. Genauer geht das Unternehmen auf die Vorwürfe aber nicht mehr ein, sondern bedankt sich nur bei Belgi für seine geleistete Arbeit und will seinen Servicecode entsprechend anpassen, um in Zukunft mit Entwickler wie Belgi bei der Weiterentwicklung von WinGet besser zusammenarbeiten zu können.
Das Thema an sich ist schwierig und es ist und bleibt moralisch fragwürdig, wie Microsoft mit Belgi als Person und Entwickler in diesem Fall umgegangen ist. Trotzdem bleibt die Vorgehensweise aus der rein technischen Sicht sauber, denn WinGet ist kein Fork von AppGet und verwendet auch andere Technologien als das vermeintliche Vorbild. Während WinGet in C++ geschrieben wurde und für das Management auf die PowerShell zurückgreift, basiert AppGet auf C# und verwendet für die Installation YAML-Dateien, wie sie zum Beispiel auch bei Ansible von RedHat in den Ansible Playbooks verwendet werden, um das Deployment von Anwendungen oder Konfigurationen in Cloud- oder Netzwerk-Infrastrukturen zu realisieren. Selbst wenn WinGet ein Fork von AppGet wäre, wäre auch die Übernahme von Code aufgrund der kompatiblen Lizenzen (MIT bei WinGet, APL 2.0 bei AppGet) in einem bestimmten Rahmen problemlos möglich, solange man die Bedingungen der jeweiligen Lizenz einhält.
Was also unterm Strich bleibt, ist der fragwürdige Umgang von Microsoft mit einem Menschen, der sich zunächst Hoffnung auf eine Anstellung bei dem Softwareriesen machen durfte und dann anschließend mit windigen Begründungen genau einen Tag vor der Ankündigung von WinGet so abgeledert wird. Microsoft hat sich in dem Punkt absolut nicht mit Ruhm bekleckert und es wäre das Mindeste, dass sie sich in Redmond auch hinter den Kulissen nochmal in aller Form bei Belgi entschuldigen und ggf. auch noch eine entsprechende Entschädigung bezahlen. Genug Geld in der Kriegskasse ist ja allemal vorhanden.
- Quelle: Microsoft DevBlogs
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Über den Autor
Kevin Kozuszek
Seit 1999 bin ich Microsoft eng verbunden und habe in diesem Ökosystem meine digitale Heimat gefunden. Bei Dr. Windows halte ich euch seit November 2016 über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden, die Microsoft bei seinen Open Source-Projekten und der Entwicklerplattform zu berichten hat. Regelmäßige News zu Mozilla und meinem digitalen Alltag sind auch dabei.