Wir basteln mit Video Content Creation herum: Ein Erfahrungsaustausch

Wir bei Dr. Windows haben uns schon öfter dem Thema „Content Creation“ gestellt. Sei es in unserem Beitrag zum „Wir basteln uns einen Podcast“ oder auch „Wir basteln uns ein Stream Overlay“. Nun wollen wir mit euch in einen Erfahrungsaustausch starten, wie man denn mit wenig oder noch besser ohne finanziellen Aufwand in die Welt der Videoproduktion hereinschnuppern kann. Natürlich wird es kein nächster Blockbuster werden, aber hey, Spaß und Freunde an einem Hobby ist mindestens gleich viel wert!
Unser Fallbeispiel
Um Struktur in unsere Bastelei zu bekommen, hangeln wir uns einmal an all dem entlang, was man für einen Kanal auf den beliebten Videoplattformen wie Vimeo, YouTube und Co. so braucht. Mit den ein oder anderen Änderungen sind manche Tipps sicherlich auch nützlich, wenn man in die Welt der kurzen und dafür in hochkant aufgezeichneten Videos für Instagram Reels, TikToks, oder was auch immer gerade aktuell gehyped ist, eintauchen möchte. Wenn ihr für euch privat oder im engeren Familien- und Freundeskreis Videos kreieren wollt, dann könnt ihr etwaige nicht relevante Themenblöcke wie die Kanalerstellung einfach überspringen.
Da Struktur hilft, jedoch praxisnähe umso wertvoller, ist beruhen meine Erfahrungen, Anregungen und Ideen auf meinem (Tobias) eigenen kleinen YouTube Experiment. Wobei wie schon erwähnt die Zielplattform erst einmal völlig egal ist.
Bitte behaltet im Kopf: Es sei wie auch bei all unseren Bastelprojekten gesagt: Wir basteln! Hier steht ausschließlich der kreative Spaß und der leichte Einstieg im Vordergrund. Professionalität und Streben nach Exzellenz sind hier eine eher wenig beachtete Metrik.
Prinzip: Wir nutzen das, was wir eh schon haben
Egal wo man sich umsieht. man bekommt zu hören, dass das von Content Creators genutztes Equipment den Preis mancher Neuwagen leicht übersteigen kann und alles eine Art Gadgetschlacht ist. Angefangen von einem teuren MacBook über Kameras, welche tausende Euros kosten, bis hin zu Studioaufbauten, welche manch TV-Produktion in den Schatten stellt.
In meinen Augen ist dies vor allem in der „Schnupperphase“ vollkommen unnötig und man kann mit dem Budget des ausgefallenen Wies’n-Besuchs bereits sehr viel Spaß und Hochwertiges auf die Beine stellen. Vor allem hat man dann weniger ein schlechtes Gewissen, wenn man feststellt, dass es doch nicht das neue Hobby für einen ist.
Deswegen nutzen wir einfach, was schon in unserem Besitz ist. Unser bisschen in die Jahre gekommener Windows 10 Rechner tut genau so gut wie die Kamera unserer Smartphones. Natürlich muss man hier den ein oder anderen Kompromiss eingehen, aber wann muss man denn das nicht?
Ohne Idee kein Inhalt, ohne OneNote keine Struktur
Auch wenn wir jetzt wissen, dass wir Lust darauf haben und eigentlich auch alles benötigte Equipment sich bereits im Besitz befindet, so können wir nicht ohne eine grobe Idee starten, um was sich unser Video, oder unser Kanal denn eigentlich thematisch drehen soll.
Ich habe bereits in der Vergangenheit Etliches mal grob skizziert und ausprobiert, jedoch war das nie so der Bringer für mich, ich hatte nie das „Genau das ist mein Thema“-Gefühl.
Microsoft OneNote hat hierbei sehr viel meiner losen Brainstorming-Ideen halbwegs strukturiert abgespeichert. Dies half sehr in der Entscheidungsphase, welches Thema ich denn eigentlich behandeln möchte – und welches eben nicht.
Schlussendlich habe ich mich entschieden, mich auf das Thema „Personal Growth“, also auf gut deutsch „Selbstüberwindung und daran wachsen“, zu konzentrieren. Wie auch schon bei dem von uns gebastelten Podcast „La-La-Laber doch“ geht es bei mir um meinen Sprachfehler, wie ich persönlich damit umgehe, aber auch wie die Gesellschaft damit interagiert.
Auch nach der Brainstorming-Phase ist für mich OneNote die erste und einzige Anlaufstelle für alles rund um meine Videos. Sei es Ideen, seien es Prototypen. wie ich Dinge gestalte oder einfach eine Liste für mich, in welcher Episode ich was erzählt habe. Dies hilft auch später, wenn man von eigenen Videos auf andere von sich erstellte Videos verlinken möchte.
Für mich persönlich war es wichtig, da ich von vornherein geplant habe, mehrere Videos zu produzieren, dass es immer einen roten Faden durch die Vlogs gibt und ich mich thematisch nicht zu oft wiederhole. Oft verfolge ich mehrere Ideen gleichzeitig. Das heißt, dass Episoden unterschiedlich schnell mit Inhalten gefüllt werden, beziehungsweise bei meiner Art von Videos noch die ein oder andere Selbstreflektion nötig ist. Hier hilft mir OneNote, den Überblick zu behalten. Freizeit ist kostbar, da sollte man keine Aufgabe doppelt erledigen müssen.
Ist für mich eine Episode genügend „vorgeplant“, dies bedeutet, dass ich mich sicher genug fühle, diese auch wirklich zu produzieren, wandert der Name inklusive OneNote Link mit den entsprechenden Informationen in die Microsoft ToDo App.
Da nicht nur Microsoft OneNote, sondern auch die ToDo App plattformübergreifend arbeiten, bin ich auch in der Lage, einfach beim Warten auf die Tram oder abends noch im Bett mir Gedanken zu notieren, ohne gleich den großen Rechner wieder hochfahren zu müssen. Sehr bequem!
Wieso habe ich mich für dieses Thema entschieden?
Diese Frage hilft einem, sicher zu sein, dass man sich um diese Thematik auch wirklich kümmern möchte. Da, falls mehr Leute diese Videos sehen, man in deren Augen unter Umständen mit diesem Thema verbunden wird.
Für mich hat es verschiedene Gründe. Einerseits den schon erwähnten Personal Growth aber auch, um dem Motto „wir nutzen was wir schon haben“ treu zu bleiben. So benötigt man für alles, was einen selbst betrifft oder beschäftigt sowie für im „Ansprachestil“ gehaltene Videos keinerlei Requisiten – sondern nur sich selbst vor der Kamera.
Aus diesem Grund ist für mich das Videogenre rund um Vlogging, oder wie es oft als Kategorie heißt „Mensch & Lifestyle“, gut für den Einstieg geeignet. Natürlich nur, falls euer Fokus nicht auf cineastischen Videos liegt.
Licht aus, Spot an
Nachdem wir nun sicher sind, welches Thema wir behandeln möchten, können wir nun das erste Mal versuchen, ein Video aufzunehmen. Hier kommt der erste am Anfang erwähnte Kompromiss zum Tragen. Ich habe bei meinem Experiment darauf verzichtet, teure Lampen in der für die Videoaufnahme wichtigen Wärme anzuschaffen. Aus diesem Grund nehme ich das Licht, was es schon gibt: Nämlich die Sonne. Das heißt jedoch auch, dass ich mit meinem Setup erstmal nur tagsüber aufnehmen kann. Dies mag jetzt noch gut klappen, wie es sich im düsteren, bayrischen Winter verhält, bleibt abzuwarten.
Was man sonst noch sieht
Da nun Licht vorhanden ist, musste ich mich um das kümmern, was man außer mir noch auf dem Video sieht. Nämlich den Hintergrund. Aufgrund des Verzichts auf „Studiorequisiten“ und weil ich keinen Platz in meiner Wohnung freiräumen kann, entschied ich mich für einen einfachen Greenscreen (Wiki). Dieser kann anschließend im Schnittprogramm durch einen anderen Hintergrund ersetzt werden. Hierbei hat man die Wahl zwischen einem simplen grünen Tuch oder speziellem Equipment wie beispielsweise von Elgato.
Natur zeichnet die schönsten Hintergründe
Erst kürzlich lernte ich jedoch, dass man leicht auch darauf verzichten kann, indem man einfach rausgeht. Zumindest mit einem etwas in die Jahre gekommenen iPhone XS waren auch Aufnahmen im Wald sehr gut möglich.
Das Feedback, das ich auf mein im Freien aufgenommenes Video bekommen habe, war diesbezüglich auch sehr gut. Das Einzige, worauf man hier noch achten muss, ist der Ton. Während ich in meiner Wohnung einfach das eingebaute Mikrofon des Smartphones nutzte, so habe ich mir für unter zehn Euro ein Ansteckmikrofon mit Windschutz angeschafft. Der Ton ist für den Preis auf mono runtergerechnet wirklich gut. Dies wäre in meinen Augen womöglich das erste Equipment, was ich durch etwas höherwertiges austauschen würde.
Stativ gegen schwere Arme
Am Anfang war ich noch der festen Annahme, dass ich einfach das Handy halten kann. Dieser Plan ging nicht auf. Erstes sind meine Arme zu kurz und zweitens wird es irgendwann doch schwer.
Aus diesem Grund habe ich mir ein Stativ (10 Euro) und einen Handyhalter (5 Euro) für das Stativ besorgt. Dank dem Standard von ¼“ Gewinden kann man hier auch auf preiswerte Alternativen zurückgreifen. Da ich jetzt nicht der Schlankeste bin, habe ich darauf geachtet, dass das Stativ etwas höher ist als ich und ich somit leicht von oben filmen kann. Doppelkinn ade!
Zusammenfassung
Dank einer guten Freundin konnte ich auch einmal ein Video mit einer hochwertigen Sony Systemkamera aufnehmen. Bei der Nachbearbeitung fiel erst einmal auf, wie viel Magie moderne Smartphones haben, damit die Farbtemperatur stimmt, die Schärfe immer korrekt ist und der Ton passt. Andererseits hat man mit solchen Kameras in der nachgelagerten Weiterbearbeitung der Filmschnippsel einen größeren, kreativeren Spielraum.
Dank den aus dem Fotobereich kommenden ¼“ Gewinden lässt sich mit kleinem Geld eine brauchbare Aufnahmeausstattung anschaffen oder eine vorhandene im Familienkreis wieder reaktivieren. Wenn man raus in die Natur geht, kann man sich den Kauf von speziellem Licht sowie Greenscreens und dergleichen auch noch sparen.
Schnibbelarbeit
Angenommen, wir haben alle Sequenzen im Kasten, auf der SD-Karte oder einfach im Speicher des Smartphones, geht es an die Schnibbelarbeit, um aus dem aufgenommenen Material das zu erstellen, was man schlussendlich vorzeigen möchte.
Simpler Weg für vertikale Videos
Vor allem für vertikale Videos gibt es genügend Apps für iOS und Android, um gleich dort alles zu erledigen und um sich den Weg über einen Windows 10 Rechner sparen. Einen Tipp hierzu kann ich in Ermangelung eigener Erfahrung nicht geben. Ich würde mich freuen, falls die Leserschaft hier eine Empfehlung in den Kommentaren aussprechen könnte.
Mein Weg für klassische Videos
Da ich mit den später fertigen Videos mein YouTube Experiment des eigenen Kanals bespielen möchte, habe ich mich entschlossen, alle Videobearbeitungsschritte auf meinem etwas in die Jahre gekommenen PC zu erledigen. Dieser ist mit einem Intel Core i5 der sechsten Generation, 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und einer SSD ausgestattet.
Daten auf den Rechner übertragen
Auch im Jahre 2020 ist es immer noch nicht so leicht, die Dateien vom Smartphone direkt in einem für den Rechner verständlichen Format zu übertragen. Der einfachste Weg mit iOS und Android ist, über den jeweilig angeschlossenen Cloud-Speicher zu gehen. Mir persönlich ist dies aber zu langsam. Deswegen nutze ich ein nicht mehr aktuelles MacBook, um Videos direkt von meinem iPhone mit dem MacOS Programm „Digitale Bilder“ auf eine externe SSD zu übertragen, welche dann am Windows PC angeschlossen wird, um von dort die Videos weiter bearbeiten zu können. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass die SSD-Partition mit einem Dateisystem formatiert ist, das beide Betriebssysteme lesen und beschreiben können. FAT ist hier ein guter Freund.
Alles für alle verständlich konvertieren
Damit nun auch der Windows PC mit den verschiedenen Formaten der Quelldateien zurechtkommt, habe ich mich dazu entschieden, alle in das gleiche und somit verständliche Format für Windows 10 zu bekommen. Hierzu nutze ich den kostenfreien Platzhirsch „Handbrake“. Diesen Konverter gibt es für nahezu alle Betriebssysteme und tut mir seit Jahren treue Dienste. Eine andere Option wäre es, für Windows 10 über den Microsoft Store Lizenzen für Videoformate wie *.heif (Wiki) nachzuladen.
Die Qual der Wahl eines Schnittprogrammes
Hier kann man wirklich nur für sich selbst sprechen. Für viele Nutzer genügt eventuell ein Microsoft Movie Maker Pendant, andere bearbeiten gar nichts nach, weil es „true“ wirken soll. Für meinen Einsatzfall war mir wichtig, dass mein Videobearbeitungsprogramm sehr gut mit nicht ideal beleuchteten Greenscreen-Aufnahmen zurechtkommt. Nach Versuchen mit dem ebenfalls empfehlenswerten und kostenfreien KDEnlive landete ich nach etlichem Hin und Her bei Black Magic’s DaVinci Resolve. Von diesem Programm gibt es eine mehrere hundert Euro teure „Studio“-Version, aber auch eine in meinen Augen völlig ausreichende „normale“ und dadurch kostenlos erhältliche Version.
Man kann nicht verschweigen, dass bei DaVinci Resolve eine am Anfang sehr herausfordernde Lernkurve vorhanden ist. Dank der Beliebtheit des Programmes findet man im Netz jedoch genügend ausgezeichneter Ressourcen, um auch dieses Schwergewicht zu meistern.
In meinem Workflow kümmert sich auch das Schnittprogramm um ein für die Zielplattform optimiertes Format. Wenn eure Software dies nicht kann, dann ist hier Handbrake ebenfalls ein guter Tipp, um das Problem zu lösen.
Die Dauer des Exports hängt stark von eurer Bearbeitung als auch von eurer Maschine ab. Für ein achtminütiges Video, welches nach 1080p mit 60 Bildern die Sekunde exportiert wird, benötigt mein MacBook von 2015 rund 100 Minuten, mein Surface Pro 5 rund 32 und mein Desktop Rechner mit einem kleinen Intel Core i5 Prozessor gerade einmal 10 Minuten.
Denkt an die Lizenzen, wenn ihr Fremdinhalte verwendet
Auch wenn das Thema leidlich ist und bei jedem unserer Content Creation Beiträge auftaucht, ist es nicht minder wichtig. Habt stets ein Auge darauf, ob ihr die Fremdinhalte, welche ihr nicht selbst erstellt habt, auch wirklich verwenden dürft. Beispielsweise dürft ihr nur Assets aus dem YouTube Audio Archiv nutzen, wenn euer Video auch dort erscheint.
Optionale Nacharbeit
Vor allem bei meinem Video im Freien hatte ich das Problem, dass mein preiswertes Mikrofon mich etwas dumpf hat klingen lassen. Das lag wohl auch an der Positionierung desselbigen an meiner Kleidung. Nichtsdestotrotz war ich mit dem Klang nicht zufrieden und hab das Video durch den vom Podcast Beitrag schon bekannten Webservice Auphonic geschoben. Dort habt ihr ein monatliches Kontingent an Freiminuten, welche ihr ohne Kosten oder Kreditkarte nutzen könnt. Mir fehlt das Wissen, um zu erklären, was Auphonic mit der Tonspur eures Videos genau macht, ich weiß nur, dass es diese scheinbar magisch in allen Belangen verbessert. Es funktioniert nach meinen Tests am besten, wenn das Video keine Hintergrundmusik habt und ihr quasi ausschließlich eure Stimme verbessern wollt.
Kanalgestaltung für lau
Dieses Kapitel können alle Leser*innen überspringen, welche nicht vorhaben, ihr Werk auf einer der vielen Videoplattformen zu teilen.
Für alle anderen möchte ich hier erwähnen, dass auch wenn bei sehr vielen Tutorials das kostenpflichtige Adobe Photoshop herangezogen wird, man auch für die Gestaltung des eigenen Kanals kein Geld ausgeben muss. Für den Anfange genügen hier meines Erachtens Programme wie Paint.NET, GIMP oder eventuell sogar Google Drawings vollkommen aus. Hier ist der Kreativität kein Riegel vorgeschoben.
Wie ihr euer Artwork gestalten müsst, hängt stark von der jeweiligen Plattform ab, auf welcher ihr veröffentlicht. Es kann also gut sein, dass man mehrere Anläufe im Layout braucht, bis man selbst mit dem Ergebnis zufrieden ist. Wir basteln eben.
Fazit: Wenig Geld, aber viel Leidenschaft und Spaß nötig
Als Fazit kann man sagen, dass man mit sehr wenig Geld in die Video Content Creation hineinschnuppern kann. Für Spaß an der Sache reicht es allemal aus. Sich zurückzuhalten, weil man eine bestimmte Hardware oder Software nicht hat, ist meiner Meinung nach eine falsche Herangehensweise.
Microsoft bietet von Haus aus mit Windows 10 als Basis und OneNote, ToDo und Edge schon sehr viel von dem, was man benötigt. Ich hoffe, ich konnte euch exemplarisch aufzeigen, wie man mit wenig Geld den benötigten Rest für den Weg zum Content Creator beschreiten kann.
Zeigt her eure eigenen Kreationen
In unserer großen Dr. Windows Community haben wir allerhand kreative Köpfe. Lasst die Community in den Kommentaren doch an euren Werken teilhaben und tauscht euch über eure Erfahrungen aus.
Noch nie war es so leicht Creator anstatt nur Consumer von Inhalten zu sein.
Über den Autor

Tobias Scholze
Bayrischer Open Source- und Community-Enthusiast, Verfechter des neuen Microsoft und Wandler zwischen den Betriebssystemwelten. #communityrocks Von Herzen ein Nerd mit der festen Überzeugung, dass man gemeinsam und durch den Einsatz von moderner IT die Welt für jeden ein Stückchen besser machen kann.