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Wunderlist-Gründer will sein Baby zurück haben

Wunderlist-Gründer will sein Baby zurück haben

Vor etwas mehr als vier Jahren kaufte Microsoft die deutsche 6Wunderkinder GmbH samt ihrem populärsten Produkt Wunderlist. Der Kaufpreis wurde nie kommuniziert, soll aber irgendwo zwischen 100 und 200 Millionen Dollar gelegen haben. Der Gründer Christian Reber schied später aus und machte fortan keinen Hehl daraus, dass er mit der Entwicklung nach der Übernahme durch Microsoft sehr unglücklich war.

Das lag nicht primär daran, dass Wunderlist beerdigt und durch das neu geschaffene Microsoft To-Do ersetzt werden soll, sondern eher daran, dass die Entwicklung von To-Do nicht schnell genug ging und das Produkt mehr oder weniger seine Eigenständigkeit verliert und zu einem Teil des Microsoft-Ökosystems wird. Durch die frühzeitige Ankündigung, Wunderlist durch das zu diesem Zeitpunkt noch sehr unreife To-Do zu ersetzen, hat Microsoft außerdem viele Nutzer verunsichert und so in die Arme anderer Dienste getrieben.

Siehe dazu: Geschichte wiederholt sich: Nach dem Edge- nun der Wunderlist-Effekt

Im März hatte Reber schon einmal auf Twitter geschrieben, dass er liebend gerne eine neue Version von Wunderlist bauen und sich freuen würde, wenn er es eines Tages wieder zurück kaufen könnte.

Jetzt hat sich Reber erneut auf Twitter zu Wort gemeldet und gesagt, er sei immer noch sehr traurig darüber, dass Microsoft Wunderlist abschalten will, obwohl es immer noch genügend Leute gibt, die es lieben und nutzen. In Richtung von Microsoft-CEO Satya Nadella schreibt er: Ich meine es ernst, bitte lasst es mich zurück kaufen. Euer Team kann sich dann auf To-Do konzentrieren und niemand muss traurig sein, das Wunderlist abgeschaltet wird.

Er hat sicher Recht, es würde Microsoft nicht weiter schaden, Wunderlist wieder zurück zu geben. Es gibt allerdings aus Sicht der Redmonder auch keinen Grund, warum sie das tun sollten. Auf das Geld sind sie nicht angewiesen und die Nutzer, die nicht auf To-Do umsteigen und von Wunderlist zu einem anderen Dienst wechseln, werden als Kollateralschaden hingenommen. Ich denke daher, dass es bei dem Wunsch bleiben wird.

Wunderlist war außerdem nicht der erste Dienst, der von Microsoft übernommen wurde, um zu „sterben“. Der Mail-Client Acompli wurde zu Outlook, der Sunrise Kalender ging in Outlook auf, und aus Wunderlist wurde To-Do. Microsoft hat in erster Linie das KnowHow aufgekauft und war nie interessiert, die Dienste 1:1 fortzuführen. Das ist im Grunde auch ein ganz normaler Vorgang, das ist eher der Standard-Prozess, wenn einzelne Produkte durch ein großes Unternehmen gekauft werden.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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