Xbox Ally X im Test: Zwei taten sich zusammen – nur einer machte seine Hausaufgaben
Da ist es nun also, das ASUS ROG Xbox Ally X. Oder kurz gesagt: das erste offizielle Xbox-Handheld. Microsoft und Asus haben sich für dieses Projekt zusammengetan, und das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen. Aber es könnte so viel besser sein, und wieder einmal ist es Microsoft, dem man vorwerfen muss, eine an sich hervorragende Idee nicht konsequent umgesetzt zu haben.
Mein Kollege Daniel und ich haben das Xbox Ally X schon seit einigen Tagen zu Hause und teilen uns den Testbericht. Ich beschäftige mich im ersten Teil mit der Hardware an sich sowie den Anpassungen, die Microsoft an Windows vorgenommen hat. Daniel widmet sich im zweiten Teil dem, wofür das Xbox Ally gemacht ist: Spielen.
Die Hardware
Für alle, die sich bislang nicht eingehend mit dem Xbox Ally X und seinem „kleinen Bruder“, dem Xbox Ally, beschäftigt haben, hier noch einmal die harten Fakten:
| ROG Xbox Ally | ROG Xbox Ally X | |
| Betriebssystem | Windows 11 Home | Windows 11 Home |
| Eingabe | ABXY-Tasten / D-Pad / Analoge L- und R-Hall-Effekt-Trigger / L- und R-Bumper / Xbox-Taste / View-Taste / Menü-Taste / Command Center-Taste / Library-Taste / 2x zuweisbare Zurück-Tasten / 2x Analogsticks in voller Größe / HD-Haptik / 6-Achsen-IMU | ABXY-Tasten / D-Pad / L & R Impulsauslöser / L & R Bumper / Xbox-Taste / View-Taste / Menü-Taste / Command Center-Taste / Library-Taste / 2x zuweisbare Zurück-Tasten / 2x Analogsticks in voller Größe / HD-Haptik / 6-Achsen-IMU |
| Prozessor | AMD Ryzen™ Z2 A Prozessor | AMD Ryzen™ AI Z2 Extreme Prozessor |
| RAM | 16GB LPDDR5X-6400 | 24GB LPDDR5X-8000 |
| Speicher | 512GB M.2 2280 SSD | 1TB M.2 2280 SSD |
| Display | 7″ FHD (1080p) IPS, 500 Nits, 16:9 120Hz Bildwiederholfrequenz FreeSync Premium Corning Gorilla Glass Victus + DXC Antireflexion |
7″ FHD (1080p) IPS, 500 cd/m², 16:9 120 Hz Bildwiederholfrequenz FreeSync Premium Corning Gorilla Glass Victus + DXC Antireflexion |
| Anschlüsse | 2x USB 3.2 Gen 2 Typ-C mit DisplayPort 2.1 / Power Delivery 3.0 | 1x USB4 Typ-C mit DisplayPort2.1 / Power Delivery 3.0, Thunderbolt 4 kompatibel |
| 1x UHS-II microSD-Kartenleser (unterstützt SD, SDXC und SDHC) | 1x USB 3.2 Gen 2 Typ-C mit DisplayPort 2.1 / Power Delivery 3.0 | |
| 1x 3,5-mm-Combo-Audiobuchse | 1x UHS-II microSD-Kartenleser (unterstützt SD, SDXC und SDHC; UHS-I mit DDR200-Modus) | |
| 1x 3,5-mm-Combo-Audiobuchse | ||
| Netzwerk / Drahtlos | Wi-Fi 6E (2 x 2) + Bluetooth 5.4 | Wi-Fi 6E (2 x 2) + Bluetooth 5.4 |
| Abmessungen / Gewicht | 290.8*121.5*50.7mm | 290.8*121.5*50.7mm |
| 670g | 715g | |
| Akku | 60Wh | 80Wh |
| Netzteil | ROG Xbox Ally 65W | ROG Xbox Ally X 65W |
Verarbeitung/Haptik
Das Gehäuse des Xbox Ally (X) besteht vollständig aus Kunststoff, wirkt aber dennoch nicht billig. Dank der texturierten Oberfläche der Griffe liegt das Gerät jederzeit gut in der Hand, auch wenn man im Eifer des Gefechts mal ein wenig feuchte Hände bekommt. Die Tasten und Trigger vermitteln ebenfalls ein gutes Gefühl. Die Frage nach der Langlebigkeit lässt sich an dieser Stelle logischerweise noch nicht beantworten, es gibt allerdings auch keinen Grund für Zweifel.
Was definitiv fehlt, ist eine Tastenbeleuchtung. Nach einer Phase der Eingewöhnung weiß man zwar, wo die Xbox- oder die Bibliothekstaste liegen, aber selbst dann drückt man gelegentlich einfach falsch, wenn das Umgebungslicht nicht ausreicht.
Display
Das Xbox Ally X bietet „nur“ FulHD. Eine höhere Auflösung käme auf dem sieben Zoll großen Bildschirm aber mutmaßlich ohnehin nicht zur Geltung und würde die Performance und Akkulaufzeit negativ beeinflussen. Die Bildqualität ist erstklassig und man „vergisst“ zeitweise, dass man nicht an einem großen Monitor oder am Fernseher spielt.
Heimliches Killer-Feature: Der Sound
Ein echtes Highlight beim Xbox Ally X ist der Sound der integrierten Lautsprecher.
Viele Geräte, sei es Tablets, Smartphones oder Laptops, haben heutzutage eine Dolby-Atmos-Zertifizierung.
Hier ist das aber kein Feigenblatt, sondern echtes Hörerlebnis. Der Sound ist kristallklar, räumlich und bei Bedarf druckvoll.
Der atmosphärische Flight-Simulator-Sound überzeugt ebenso Symphonic Rock a la Nightwish via Youtube. Einfach top!
Dazu gehört natürlich auch die Möglichkeit Video Apps wie Netflix, Sky, Prime Video, Paramount Plus und andere zu installieren und da den Sound und gestochen scharfes Bild zu genießen.
Xbox oder Windows-PC?
Microsoft hat versprochen, Windows so anzupassen, dass sich das Xbox Ally wie eine kleine Konsole anfühlt und echtes Xbox-Feeling vermittelt. Die ersten Ansätze davon sind zu sehen, und die sind wirklich gut. Aber es gibt noch sehr viel zu tun.
Für den Moment besteht der Xbox-Modus aus der Xbox-App im Vollbild, die sich beim Windows-Start automatisch öffnet. Dazu gesellt sich die Kompaktansicht der Game Bar, die Zugriff auf einige Windows-Einstellungen bietet. Und das war es auch schon.
Ansonsten ist und bleibt das Xbox Ally ein PC, und das bedeutet: Windows-Updates, Store-Updates, Neustarts und so weiter. Bei allem, was nicht unmittelbar mit dem Gaming zu tun hat, landet man wieder auf der Desktop-Oberfläche. Von einem Erlebnis wie dem Xbox-Dashboard auf der Konsole ist das alles noch meilenweit entfernt.
Viele für den Zweck dieses Geräts überflüssige Apps sind vorinstalliert: Word, Excel, Outlook. LinkedIn, Teams (warum nicht Discord?). Es ist ja durchaus ein Vorteil, dass man das Xbox Ally auch wie einen ganz normalen PC verwenden kann, aber warum kann man das nicht alles weglassen? Man kann ja alles nachinstallieren, wenn man möchte.
Weitere Beispiele für offene Baustellen:
- Installierte Apps wie Amazon Prime Video tauchen nicht in der Bibliothek auf. Will man also mal ein Filmchen gucken, muss man erst auf den Desktop umschalten.
- Der Epic Games Store, Steam, Ubisoft Connect oder Battle.net werden zwar innerhalb des Xbox-Vollbildmodus zum Download angeboten, man landet aber je nach Auswahl anschließend im Store oder in Microsoft Edge.
Das ist schade, weil man es ja einfach nur besser umsetzen müsste. Für den Moment wirkt das alles noch halbherzig, und da ärgert man sich einfach nur. Auch wenn man sich längst daran gewöhnt hat, dass Halbherzigkeit Microsofts zweiter Vorname ist.
Ärgerlich bei der Installation von Spielen: Der Download kann anders als auf der Konsole nicht im Standby laufen. Zumindest für den Anfang, wenn man das Xbox Ally mit mutmaßlich mehreren hundert Gigabyte „betankt“, empfiehlt es sich daher, das Gerät am Strom hängen zu lassen und den Ruhezustand über die Energieeinstellungen zu deaktivieren.
Damit übergebe ich (Martin) das Wort an meinen Kollegen Daniel und sage:
Jetzt lasst uns endlich spielen!
Zunächst einmal ganz allgemein: Das Spielen auf dem Xbox Ally X fühlt sich dank der Xbox-Controllergriffe sehr nativ an, da kommt in der Tat sofort so etwas wie echtes „Xbox-Feeling“ auf. Das „kleine“ Display fällt dabei gar nicht so sehr ins Gewicht, wie ich das erwartet hätte.
Begonnen habe ich mit dem Microsoft Flight Simulator 2024 per Cloud-Streaming, während im Hintergrund der Download verschiedener Games lief.
Streaming
Da beim Streaming die Hauptlast von den Xbox-Servern getragen wird, war das Spielen kein Problem und grafisch auch sehr ansehnlich. Großes Plus: Durch das Touch-Display ist die Menü-Navigation im MSFS 2024 sehr viel einfacher als an der Konsole.
Tatsächlich gab es kaum Ruckler und Verzögerungen, die neue Priorisierung beim Ultimate-Abo scheint also wirklich zu funktionieren.
Auch das Konsolen-Streaming klappte ohne Probleme, wobei es beim Zugriff von unterwegs selbstredend Unwägbarkeiten gibt, wie den Upload am heimischen Standort. Das Konsolen-Streaming ist meiner Meinung nach eher etwas für Leute, die ihre Konsole im Wohnzimmer haben und vielleicht im Schlafzimmer zocken wollen.
Genug gestreamt. Zeit, dem Xbox Ally X und seiner lokalen Leistung auf den Zahn zu fühlen.
Bahn frei für den Grafikplatzhirsch: Forza Horizon 5
Je nach Leistungsmodus des Xbox Ally X steht das Spielen auf dem Handheld der Xbox-Konsole in nichts nach. Wassereffekte wie Regen, Reflexionen oder Sonnenblendungen sehen so gut aus wie immer. Die Steuerung ist mittels Controller gewohnt präzise und macht Spaß.
Abhängig davon, welchen Power-Output ihr wählt, wird Forza Horizon die Grafikqualität automatisch anpassen. Beim Betrieb am Netzteil angeschlossen wird die hohe Qualitätsstufe ausgewählt.
Ohne es explizit ausprobiert zu haben, gehe ich fest davon aus, dass das Xbox Ally X über ausreichend Leistung verfügt, um aktuelle Spiele mindestens gut darzustellen, ohne dass sie zur Diashow werden oder man schmerzhafte Einbußen beim Detailgrad hinnehmen muss.
Andere Spiele, die ich vorab auf dem Handheld in meiner leider kurzen Testzeit am Wochenende angespielt habe, waren Balatro und der Power Wash Simulator, der meinen Vater für mehrere Stunden faszinierte. Und zwar so sehr, dass er nicht merkte, dass der Akku zur Neige ging und das Gerät herunterfuhr.
Mit leichter Panik, dass sein ganzer Fortschritt weg ist, schlossen wir das Gerät ans Stromnetz an und waren positiv überrascht: Das Xbox Ally X setzte das Spiel an exakt derselben Stelle fort, wo es zuvor abgeschaltet hatte. Quick Resume a la Xbox Series X|S, prima.
Läuft es oder läuft es nicht?
Sobald man ein Spiel startet, erscheint übrigens ein Hinweis auf eventuelle Kompatibilitätsprobleme, mit denen man rechnen muss:
Ein Manko ist mir bei älteren Spielen aufgefallen: Bei Pflanzen vs Zombies oder Peggle schlägt die Erkennung der integrierten Controller fehl. Man hängt im Startbildschirm fest und ist zur Nutzung von Maus und/oder Tastatur gezwungen.
Krankheitsbedingt und aufgrund der knappen Zeit fiel ein weiteres Test-Szenario ins Wasser: Gaming mit Maus und Tastatur auf dem großen Monitor, während das Xbox Ally X an einem entsprechenden Dock hängt.
Fazit (jetzt wieder gemeinsam)
Mit dem ROG Ally X hat Asus abgeliefert, wie man so schön sagt. Es ist das bisher beste Gaming-Handheld auf Windows-Basis. Mit den Anpassungen an Windows hat Microsoft einen soliden Grundstein gelegt, unterm Strich muss man aber sagen, dass die Redmonder ihren Hardware-Partner so ein wenig haben im Regen stehen lassen. Da muss noch mehr kommen!
Das Xbox Ally X wird weder Gaming-PC noch Konsole ersetzen, ist aber eine sinnvolle Ergänzung des Hardware-Portfolios für Gamer, die auch unterwegs, abends im Bett oder wann und wo auch immer ihre Lieblingsspiele zocken möchten.
Die Preise von 899 Euro für das Xbox Ally X und 599 Euro für das etwas schwächer ausgestattete Xbox Ally sind angemessen. Verglichen mit dem bald erscheinenden Lenovo Go 2 hat es ein sehr attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.
Was wir vermissen, ist eine integrierte Mobilfunktoption sowie eine Tastenbeleuchtung.
P.S.: Das Xbox Ally kommt mit 3 Monaten Xbox Game Pass Premium gratis. Hat man ein aktives Xbox Game Pass Ultimate Abo, so wird dieses um zwei Monate verlängert.
Disclaimer: Die Testgeräte wurden uns von Asus bzw. Microsoft leihweise überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht oder eine Verpflichtung zur Veröffentlichung gab es nicht, einzige Auflage war die Einhaltung eines Embargos.
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 19 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!














