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Kommentar: Ruhe in Frieden! Ein trauriger Nachruf auf den Windows Home Server

Martin

Webmaster
Teammitglied
Im Jahr 2007 veröffentlichte Microsoft die erste Version des Windows Home Server. Ein Produkt, dass weitgehend unbeachtet blieb und eher unter so genannten Power-Usern bekannt und beliebt war. Dabei hatte Microsoft eigentlich eine andere Zielgruppe im Visier: Der Windows Home Server sollte Heimanwendern ohne Vorkenntnisse die Einrichtung eines Datei-, Medien- und Backup-Servers für die ganze Familie ermöglichen. Und das konnte er, und zwar richtig gut. Von Menschen, die das ausprobiert haben, wurde mir einhellig bestätigt, dass die Installation und Konfiguration ein Klacks war und man aufgrund der einfachen Menüs immer sofort wusste, wo man klicken muss, um eine bestimmte Funktion aufzurufen.
Dank des integrierten Drive Extenders hatten Home Server mit mehr als einer Festplatte neben auch gleich noch eine Versicherung gegen Hardware-Ausfall eingebaut. Preiswerte Komplettlösungen wie zum Beispiel der Acer easyStore rundeten das Gesamtpaket Windows Home Server ab - eigentlich hätte er einschlagen müssen wie eine Bombe.
Tat er aber nicht.
Ein Grund mag gewesen sein, dass Microsoft für den WHS nie so richtig laut auf die Werbepauke gehauen hat - vielen Konsumenten war diese Lösung schlicht unbekannt, in den Computerabteilungen der Elektronikmärkte suchte man den WHS meist vergebens.

Es ist zwei Jahre her, da sprach ich mit einem Microsoft-Mitarbeiter auf der CeBIT über die zweite Generation des Windows Home Server, die damals gerade in Arbeit und angeblich auch schon fast fertig war. Geradezu euphorisch erzählte man mir von der neuen Version und kündigte an, mit der Markteinführung "so richtig laut" zu werden, was das Marketing angeht. Die neue WHS-Generation werde noch besser und einfacher werden, die Hardware-Partner stünden in Reih und Glied bereit, um entsprechende Geräte auf den Markt zu werfen. Ich war begeistert und konnte es kaum abwarten, diese neue Version zu Gesicht zu bekommen.

Doch es sollte leider anders kommen. Die Entwicklung des Windows Home Server 2011 war mitnichten weit fortgeschritten, sondern verzögerte sich immer weiter - und wenn es neue Nachrichten gab, so waren es keine guten. Irgendwann wurde bekannt, dass der WHS 2011 zwar viele Video- und Audio-Formate streamen kann, aber kein Media Center erhält, was sich vor allem viele Besitzer einer Xbox 360 sehnlichst gewünscht hatten.
Für noch mehr Aufregung sorgte die Ankündigung, die Funktion Drive Extender aus dem WHS 2011 auszubauen, die für viele Fans des WHS dessen absolutes Killer-Feature war. Viele sahen darin den vorzeitigen Todesstoß für den WHS 2011 - und sie sollten Recht behalten.

Traurige Ironie: Der Entfall des Drive Extener wurde von Microsoft damit begründet, dass eine solche Funktion in Zeiten immer größer werdender Festplatten überflüssig geworden sei. Windows 8 wird im Gegensatz zum WHS 2011 Festplatten mit mehr als 3 TB Kapazität von Haus aus unterstützten - und mit den "Storage Spaces" eine Funktion erhalten, die dem Drive Extender sehr ähnlich ist.

Im April 2011 wurde der Windows Home Server 2011 schließlich veröffentlicht. Allerdings gar nicht laut - eher heimlich, still und leise. Fast so, als schäme man sich ein bisschen für das, was man da als Nachfolger präsentierte - weil er im Vergleich zum Vorgänger gar nicht so viel mehr konnte und ihm sogar eine besonders geschätzte Funktion verloren gegangen war.

Von einer Verkaufsoffensive der Hersteller konnte schon gleich gar keine Rede sein. Acer kündigte früh das Revo Center an, die weiterentwickelte Version des easyStore mit WHS 2011. Bei dieser Ankündigung ist es aber bis heute geblieben.
Die österreichische Firma bietet zwei Versionen ihres "DiTech Datensilo" mit dem WHS 2011 an, bei deutschen Händlern sucht man diese aber vergebens. Der chiliGREEN Advance Home Server ist zwar in Deutschland erhältlich, liegt aber mit schmaler Hardware-Ausstattung preislich jendseits von Gut und Böse.

So ist es leider keineswegs übertrieben, den Windows Home Server als klinisch tot zu bezeichnen. Er ist nach wie vor das, was er immer war: Ein Produkt für Computerfreaks, weit weg vom Massenmarkt. Da der WHS 2011 auf Windows Server 2008 R2 basiert, wird es noch viele Jahre Updates geben, mit echten Weiterentwicklungen sollte man aber besser nicht mehr rechnen. Eine dritte Generation scheint aus heutiger Sicht praktisch ausgeschlossen. Wirklich schade um ein sehr gutes Produkt, welches mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte.
 
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Ein kleiner Nachtrag: DiTech liefert auch nach Deutschland. Dann kommen zwar EUR 7,99 Versand dazu, aber dafür enthält der Verkaufspreis auch nur die deutsche Mehrwertsteuer, so dass der Preis dann doch etwas niedriger ausfällt. Außerdem geht die Lieferung wirklich schnell. Von der Bestellung über die Vorkasse bis zur Lieferung war bei mir nur knapp eine Woche vergangen.
 
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