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Mozilla: Neues Privacy Pack soll diverse Abodienste bündeln

DrWindows

Redaktion
Mozilla: Neues Privacy Pack soll diverse Abodienste bündeln
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Mozilla schlägt sich schon seit einigen Jahren mit zwei grundlegenden Problemen herum. Neben dem stetig sinkenden Marktanteil von Firefox als Flaggschiff des Entwicklers ist auch die sehr große Abhängigkeit von Google und anderen Suchmaschinenanbietern ein hohes Risiko für die Zukunft, und so versucht sich das Unternehmen schon länger mit neuen Abodiensten finanziell breiter aufzustellen. Nun könnte ein neues Mozilla Privacy Pack zusätzlichen Schwung bringen.

Die Produkte, die zunächst integriert werden sollen, sind allesamt nicht neu, könnten in Kombination aber günstiger und interessanter für Neukunden werden. Neben dem eigenen Mozilla VPN sollen auch Firefox Monitor, ein Dienst zur Überprüfung der eigenen Mailadresse auf Datenlecks, und Firefox Relay, ein Service zur Erstellung von Alias-Adressen, Teil des Pakets werden. Nutzer von Firefox Relay werden hier statt der bisher 5 möglichen nun unendlich viele Adressen erstellen können. Als zusätzliche Leistungen könnten eine eigene Smartphone-App und kostenlose Leitfäden zum Thema Privatsphäre zum Angebot gehören.

Welchen Preis Mozilla verlangen und wann das neue Angebot verfügbar sein wird, ist noch nicht bekannt. Aktuell bietet Mozilla für Privatkunden mit Pocket Premium (4,99 USD pro Monat bzw. 44,99 USD pro Jahr) und Mozilla VPN (9,99 USD für einen, 6,99 USD für 6 und 4,99 USD für 12 Monate) bereits zwei Abodienste an.


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Kleines Gimmick zwischendurch:
Ich will euch mal zeigen, warum solche Abodienste für Mozilla in Zukunft immer wichtiger werden und wie sehr der Marktanteil von Firefox in den letzten zwei Jahren mittlerweile abgestürzt ist. Da kommt man mit Spenden an die Stiftung, die das ohnehin nur für die politisch-gesellschaftliche Arbeit verwendet (die Mozilla Corporation ist ein normales OSS-Unternehmen), nicht weiter.

Höchster Marktanteil weltweit: 253,9 Millionen Nutzer (28.01.2019)
Aktueller Marktanteil weltweit: 196,3 Millionen Nutzer (02.08.2021)
Nettoverlust: 57,6 Millionen Nutzer

Höchster Marktanteil Deutschland: 26,5 Millionen Nutzer (28.01.2019)
Aktueller Marktanteil Deutschland: 20,3 Millionen Nutzer (02.08.2021)
Nettoverlust: 6,2 Millionen Nutzer

Grob gerechnet verliert Firefox pro Jahr also etwa 10 % seiner Nutzerbasis. Selbst in Deutschland, was in der westlichen Welt so ziemlich seine einzige Bastion ist, zeigt der Trend ähnlich nach unten. Das wird auch die Verhandlungsposition gegenüber Google, wenn der Vertrag 2023 ausläuft, nicht gerade stärken.

Die Daten sind öffentlich einsehbar, ihr könnt hier damit ja mal ein bisschen herumspielen.
 
Und genau des wegen möchte ich die Dienste nicht nutzen:
1: Ich habe nicht Gefühl das diese besser oder sicherer sind als andere
2: habe ich nicht das Gefühl dass die Dienste länger aktiv bleiben. Dafür hat Mozilla in den letzten Jahren zu schnell Sachen geschlossen.
 
Dafür hat Mozilla in den letzten Jahren zu schnell Sachen geschlossen.
Das ist ja nicht das einzige Problem, die miserable Kommunikation kommt noch dazu. Die Liste der eingestellten Services ist mit teilweise prominenten Vertretern wie Firefox Notes, Mozilla Stumbler, Firefox Send, Firefox Hello, Mozilla Thimble, Firefox Screenshots online, Firefox Voice oder Firefox Better Web ziemlich lang, aber die sind ja zum Teil noch nicht mal richtig angetreten, bevor sie eingestellt wurden. Wenn man sich mal die Services für Unternehmen anschaut, hat man von Firefox Premium auch nicht mehr viel gehört und von Hubs Cloud war die Runderneuerung vor etlichen Monaten auch das letzte Lebenszeichen, seitdem herrscht auch im MozVR-Blog absolutes Schweigen.

Was mich am Mozilla Privacy Pack besonders wundert, war ja, dass Firefox Monitor mit dabei sein soll. Ich weiß, dass es wohl mal angedacht war, eine kostenpflichtige Option mit Firefox Monitor und Firefox Lockwise zu realisieren, die kam aber nie zustande. Von daher verstehe ich nicht, welchen Mehrwert sich Mozilla verspricht, wenn Monitor das jetzt neben Mozilla VPN und Relay auffüllen soll.

Wenn ich mir etwas wünschen würde, dann viel eher, dass sie ihre Kollegen von Thunderbird wieder ins Boot holen, wo auch über Ethical Services nachgedacht wird, und wo dann neben Firefox und Thunderbird auch Basisversionen der Dienste kostenlos bleiben. Aber ein Gesamtpaket mit Pocket, Mozilla VPN, Firefox Relay und diversen anderen Sachen hätte in meinen Augen deutlich bessere Chancen, zumal gerade Pocket als einziger echter Konkurrent von Instapaper immer noch sehr stark ist.
 
Wenn Mozilla weiter so rumbastelt, geht es weiter den Bach runter:
  • Ständige Verschlimmbesserungen der Benutzerfreundlichkeit durch umfangreiche Überarbeitungen der Oberfläche,
  • und fehlende signifikante Leistungsverbesserungen in den letzten Jahren am Browser.
 
@Webwatcher
In dem Punkt ist das aber auch ein bisschen mit der Heuchelei bestimmter Nutzergruppen verbunden, so ehrlich muss man sein. Signifikante Leistungsverbesserungen hat es bei Firefox gegeben, umsonst sind Projekte wie die WebExtensions, die CSS-Engine Stylo, Electrolysis (Multiprocessing), WebRender oder das Warp-Update der JavaScript-Engine SpiderMonkey nicht im Browser gelandet. Viele Leute wollen aber nicht kapieren, dass sowas wie die WebExtensions nunmal zwingend erforderlich waren und was von Mozilla Jahre vor der Umstellung auch schon klar angesagt oder zumindest angedeutet wurde. Dass manche die Anpassbarkeit via XUL vermissen, ok, kann man verstehen. Gleichzeitig war XUL ein viel zu mächtiges Gerät und teilweise auch für die Fettleibigkeit von Firefox mitverantwortlich.

Ehrlicherweise haben die Nutzer da auch ne Mitverantwortung. Mozilla fordert schon seit Jahren Performance Profiles ein, um entsprechende Flaschenhälse in Gecko, SpiderMonkey und Firefox selbst zu finden, und die können auch von Nutzer einfach erstellt und dann an Mozilla übermittelt werden. Gleichzeitig sind Addons immer wieder ein Problem, entweder weil z.B. Antivirus-Gedönse so zu tief in Firefox eingreift oder weil die Nutzer den Browser mit Addons dichtkleistern und sie nicht aufeinander abstimmen, womit sie sich dann gegenseitig in die Parade fahren. Und wer Anpassungen über die userChrome.css vornimmt und dann auf Probleme stößt, kriegt von Mozilla ausdrücklich und ganz offiziell keinen Support. Das hat auch nichts mit Boshaftigkeit zu tun, sondern die Konfigurationen sind einfach derart unterschiedlich, dass sie das nicht nachvollziehen können. Entsprechend machen die Leute das dann auf eigenes Risiko.

Ich will Mozilla bei anderen Entscheidungen gar nicht in Schutz nehmen oder gewisse Sachen schönreden, aber irgendwo müssen sich auch die Nutzer mal bewegen und bereit sein, sich und ihre Arbeitsweise weiterzuentwickeln. Klingt blöd und platt, aber entweder gehst du mit der Zeit oder du gehst mit der Zeit. Es ist so. Was passiert, wenn die Nutzer stehen bleiben, sieht man an so Dünnsch*ss wie Pale Moon oder Basilisk, die in jeder erdenklichen Form bei Performance und Sicherheit daneben liegen und dann selbst rumheulen, weil die Webkompatibilität nicht mehr gegeben ist oder sie von der breiten Masse nicht ernst genommen werden.
 
Während die Nutzer schrumpften wuchs das Gehalt der Führung deutlich 🤷‍♂️ .


Die Entwicklung von Firefox hin zu weniger Optionen und mehr Einschränkungen war kein Zwang, sondern bewußt so gewählt.
Mozilla rückt auch nicht vom Kurs ab trotz einem langen Trend rückläufiger Marktanteile.

Statt auf hundert Nebenplätzen zu arbeiten, sollten sie sich auf ihr Kernprodukt konzentrieren.
Ein paar VPN Abos werden Mozilla nicht retten.

Beim Umstieg auf WebExtensions wurde noch geworben, man würde auf die Wünsche der Entwickler hören und gewünschte Schnittstellen später einbauen. Passiert ist da afaik nicht mehr viel.
Chatzilla bräuchte z.B. Zugriff auf's Dateisystem um die Funktionalität zu erhalten. Abgelehnt wegen Sicherheit bla bla bzw. zu aufwendig, oder eine Mischung aus beidem, genau weiß ich es jetzt nicht mehr.

Fenix fehlt immer noch ein TabletUI. Erweiterungen sind immer noch auf vorselektierte beschränkt.
 
@Kevin Kozuszek
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Performance nie für ein Problem hielt. Entweder war mein Rechner so lahm, dass Chrome auch lahm war oder die Website war Schuld. Messbare Unterschiede gabs sicher, aber nutzbare? Schau dir meinen Backofen an, wie lange der zum "booten" braucht. Da ist jede Website unter Firefox ein Witz... :D

Aber @Webwatcher hat halt Recht, dass sehr viel unnötige Änderungen vorgenommen worden sind, die viele Nutzer nach und nach vergraulen. Kleine Features gehen nach und nach verloren, die gerade Powernutzer vermutlich gern nutzen. Falls man sie kennt... wie ich leidlich feststellen musste, kennt nichtmal Sören Hentzschel meine meistgenutzten Features... Und da geht das Problem dann wohl los. Ich hab als Powernutzer die Telemetrie abgeschalten. Nun habe ich sie extra wieder aktiviert in der Hoffnung, dass es etwas ändert. Bugzilla wird ja ignoriert, also nicht wirklich ignoriert, es wird ja arrogant alles abgeschmettert, was nicht zur internen Planung passt (Sicherheitslücken sicher ausgenommen).

UserChrome.css ist bei mir schon ein riesiges Monster geworden und mit 90 hab ich richtige Probleme bekommen. Da muss ich sicher einen Tag investieren um alles zu ordnen, damit es wieder so aussieht, wie ich es haben will. Für mich das wichtigste sind Tabs unter der Adressleiste, was mit 90 und meiner .css gar nicht mehr ging.

Es ist einfach nur noch lästig. Wenn wenigstens der Rest des Internets gehen würde, dann könnte man solche Kür verstehen. Aber mit immer weniger Entwicklern wird der Fokus auf "bessere" UI/UX gelegt statt auf die eigentliche Engine. Vielleicht hätte man da andere Leute feuern sollen?

Und über die Android-Version braucht man auch nicht zu reden. Seit dem Mittelfinger im Pool ist nur minimal was passiert bezüglich der alten Features.
 
@Kevin Kozuszek
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Performance nie für ein Problem hielt. Entweder war mein Rechner so lahm, dass Chrome auch lahm war oder die Website war Schuld. Messbare Unterschiede gabs sicher, aber nutzbare? Schau dir meinen Backofen an, wie lange der zum "booten" braucht. Da ist jede Website unter Firefox ein Witz... :D

Aber @Webwatcher hat halt Recht, dass sehr viel unnötige Änderungen vorgenommen worden sind, die viele Nutzer nach und nach vergraulen. Kleine Features gehen nach und nach verloren, die gerade Powernutzer vermutlich gern nutzen. Falls man sie kennt... wie ich leidlich feststellen musste, kennt nichtmal Sören Hentzschel meine meistgenutzten Features... Und da geht das Problem dann wohl los. Ich hab als Powernutzer die Telemetrie abgeschalten. Nun habe ich sie extra wieder aktiviert in der Hoffnung, dass es etwas ändert. Bugzilla wird ja ignoriert, also nicht wirklich ignoriert, es wird ja arrogant alles abgeschmettert, was nicht zur internen Planung passt (Sicherheitslücken sicher ausgenommen).
Ich kann den Frust, den viele Poweruser bei Mozilla haben, auch absolut nachvollziehen, glaubs mir. Es gibt genug Punkte, wo ich mir bei Mozilla auch einfach nur noch an den Kopf fassen musste, etwa die im Vergleich zu Chromium miserable Implementierung von DNS-over-HTTPS, die Kindersicherungen umgeht/aushebelt und wo ihr einziger Lösungsvorschlag damals darin bestand, Kindersicherungen einfach abzuschalten, oder die Looking Glass-Geschichte, wo ich mich bis heute frage, was das sollte. Sind auch nur zwei Beispiele.

Trotzdem sind die Leute in manchen Punkten auch unfair gegenüber Mozilla. Dass Firefox vor Version 57.0 unerträglich fett und langsam war, darüber brauchen wir uns wohl nicht zu unterhalten, aber damit die dafür notwendigen Änderungen am Unterbau vollzogen werden konnten, um einen großen Performancesprung zu erreichen, waren sowas wie Stylo, WebRender, Rust und die WebExtensions notwendig. Kann man verstehen, dass Firefox durch die Abkehr von XUL, XBL und XPCOM an Anpassbarkeit eingebüßt hat (über wie viel kann man streiten) und sowas den Poweruser frustriert? Sicherlich. Aber die drei waren nicht nur extrem mächtig, sie waren durch ihre tiefen Eingriffe in die Codebase irgendwann auch ein riesiger unwartbarer Haufen an Legacy-Code, den Mozilla selbst kaum noch überblicken konnte. Auch das war ein Grund, weshalb sie sich lieber dafür entschieden haben, sauber anzufangen. Wenn eine Codebase zu komplex wird (Firefox hat nach allem, was ich weiß, aktuell etwa 30 Millionen Lines of Code), steigt auch die Gefahr für schwere Sicherheitslücken, die dann aber vielleicht nicht mehr so leicht gefunden werden können. Und wie gesagt, manche Nutzer haben das mit dem Dichtkleistern von Addons etc. zum Teil auch selbst vergeigt, sodass Firefox langsam wurde.

Ich schaue selbst immer Mittwochabend um 19.00 Uhr mit The Joy of Coding einen Stream vom Firefox-Entwickler Mike Conley und er hatte in einer Folge letztens auch über die Thematik gesprochen, weil da Fragen zu aufkamen. Dass die Diskussion mit so manchem Vertreter aus der Community unheimlich anstrengend sein kann und ich bei einzelnen Leuten auch schon innerlich die Faust geballt habe, gebe ich offen zu. Aber wie sollen die Entwickler helfen, wenn sie teilweise (!) keine vernünftigen Bugreports bekommen, sich stattdessen beleidigen und anschreien lassen müssen (wenn jemand bei Bugzilla ignoriert wird, ist das meistens einer der Gründe, und dann ist das auch verständlich), bei Leistungsproblemen keine entsprechenden Performance Profiles über den Firefox Profiler bekommen oder die Nutzer auch sonst keine brauchbaren Informationen liefern, dafür von den Entwicklern aber den Schuss ins Blaue erwarten? Wie gesagt, ich will Mozilla nicht groß in Schutz nehmen, aber zu sowas gehören auch immer zwei und so Manches ist von der Nutzerseite auch nicht in Ordnung. Außerdem ist Mozilla auch eher klein und dass die Entwickler dann Prioritäten setzen müssen (obs die falschen sind, sei mal dahingestellt), ist auch eher normal. Wenn du außerdem eine stark modifizierte userChrome.css hast und auch sonst viel in about:config eingestellt wurde, kannst du von Mozilla da auch keinen Support erwarten, wenn es Probleme gibt. Das liegt auch nicht an Boshaftigkeit, sondern die Veränderungen sind dann einfach dermaßen speziell und individuell, dass die Entwickler das dann nicht mehr wirklich reproduzieren können und die Leute das dann entsprechend auf eigenes Risiko machen. Das geben die Entwickler auch offen zu.

Dann kommt immer wieder die Frage, warum sich Mozilla nicht auf seine Kernprodukte konzentriert oder warum man für einen Browser so viel Geld braucht (mal abgesehen von den nicht verständlichen Gehaltssteigerungen in der Chefetage, die ich auch nicht gut finde). Erstens konzentriert sich Mozilla auf seine Kernprodukte, denn sonst hätten sie nicht so viele Nebenprojekte wie WebThings, Firefox Lite oder Firefox für Amazon Fire TV mittlerweile abgesägt. Und zweitens hatte Mozilla immer weit mehr Projekte als nur Firefox und Thunderbird. Firefox ist ein kommerzielles Projekt eines kommerziellen Tochterunternehmens der gemeinnützigen Stiftung. Das Gleiche gilt für Thunderbird (wobei das ein Sonderfall ist, denn die MZLA Technologies Corporation agiert vom sonstigen Mozilla extrem unabhängig), Pocket, Mozilla VPN, Firefox Relay, Hubs Cloud und den anderen Projekten, die Mozilla noch so hat. Diese Projekte haben die Aufgabe, Geld in die Kassen von Mozilla zu spülen, auch wenn sie (in einem gewissen Rahmen oder zumindest teilweise) für die Nutzer kostenlos sind. Warum wollen die Nutzer den Töchtern von Mozilla das verwehren, was bei anderen OSS-Unternehmen wie Nextcloud, SUSE, Purism etc. normal ist und wo sich keiner beschwert? Irgendwo ist auch das Heuchelei. Dann kann man sagen, dass man aber an Mozilla spenden kann? Ja, kannst du, wenn du die politische und gesellschaftliche Arbeit der Mozilla Foundation unterstützen möchtest und es dir weniger um Firefox und die anderen Projekte geht. Geht es dir um Firefox etc., zählt nur der harte Euro und das sind eben die Abodienste. Aber Mozilla ist doch Non-Profit? Ja, auch das stimmt, das Steuerrecht lässt grüßen. Mozilla hat offiziell keine großen externen Investoren (dafür eine zu große Abhängigkeit von Google) und muss nicht auf dem Rücken der Nutzer auf Biegen und Brechen Gewinnmaximierung betreiben. Sie müssen aber trotzdem Geld verdienen, um die Angestellten zu bezahlen. Von Luft und Liebe leben die auch nicht, und so schließt sich dann der Kreis.

Das große Problem ist, dass sich Mozilla als Entwickler auf der einen und die Community auf der anderen Seite nicht mehr auf Augenhöhe begegnen und es wie bei anderen OSS-Communities nur noch in ein Hauen und Stechen ausartet. Da müssen sich de facto beide Seiten bewegen, und was die Community ansonsten an Lösungen präsentiert, sind einfach keine. SeaMonkey? Ist de facto eigentlich tot. Waterfox? Hat auch seine Probleme. Pale Moon, Basilisk und UXP? Das ist exakt die schlimmste Variante, weil die Leute da sämtliche Gewinne bei Performance und Sicherheit abstreiten, lieber alte und bewiesen riskante Technologien inkl. Flash weiter fördern wollen, sich dann aber beschweren, warum die breite Masse sie nicht ernst nimmt und die Webkompatibilität flöten geht. Auf ner alten Version bleiben? Gleiches wie bei UXP, wenn es dir um Webkompatibilität und reines Surfen geht, musst du erst recht aktualisieren. Oder man wechselt zu Brave, dem großen OSS-Newcomer mit rund 34 Millionen Nutzern, der so viel besser als Firefox ist, obwohl er auf Chromium basiert. Blöd halt nur, wenn der Druck, seine Nutzer maximal zu monetarisieren, durch das viele Risikokapital sehr groß ist, Investoren von fragwürdigen Überwachungsapparaten wie Palantir mit drin hängen und auch sonst Unternehmen wie Hubert Burda Media ihre Finger mit im Spiel haben. Letztlich kannste das drehen und wenden, wie du willst, man ist bei Mozilla trotzdem noch am Besten aufgehoben.

Wie gesagt, ich kann viele Sachen verstehen und war/bin bei Mozilla auch selbst (schon) gefrustet, aber es gibt gewisse Punkte in der Debatte, die werden auch von den Nutzern zu einseitig auf- und wahrgenommen. Wie so oft gibt es da eben keinen einfachen Grund und keine einfache Antwort, das Ganze ist wesentlich komplexer, als man es erstmal denkt. Das muss man immer mit vor Augen haben, wenn man sich damit auseinandersetzt, und das ist das, was ich sowohl bei den Mozillians als auch bei den Nutzern mittlerweile in einigen Bereichen sehr vermisse.
 
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