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Überwachungstool und Datensammlungs-Dienst: Proton kritisiert das neue Outlook scharf

DrWindows

Redaktion
Überwachungstool und Datensammlungs-Dienst: Proton kritisiert das neue Outlook scharf
von Martin Geuß
Outlook Titelbild


Proton ist ein E-Mail-Dienst, der auf Privatsphäre als primäres Verkaufsargument setzt. Über das neue Outlook für Windows fällt Proton ein vernichtendes Urteil: Auf dem hauseigenen Blog schreibt man, Microsoft habe das Programm in ein Überwachungswerkzeug verwandelt.

Nutzt man das neue Outlook ohne ein Microsoft 365 Abonnement, wird Werbung angezeigt. Wie es die DSGVO vorschreibt, wird ein entsprechendes Hinweisfenster eingeblendet, welches darüber informiert. Hier erscheint die schockierende Zahl von 772 Partnern, mit denen Microsoft die Daten teilt, die gesammelt werden, um angepasste Werbung anzuzeigen:

Hinweis auf Werbetracker im neuen Outlook

Außerdem wird erklärt, zu welchem Zweck Daten erhoben und mit den Partnern geteilt werden.

  • Speichern und/oder Abrufen von Informationen auf dem Gerät des Benutzers
  • Produkte entwickeln und verbessern
  • Anzeigen und Inhalte personalisieren
  • Anzeigen und Inhalte messen
  • Zielgruppen-Insights ableiten
  • Präzise Geolokalisierungsdaten erhalten
  • Identifizieren von Benutzern durch Scannen von Geräten

Schaut man sich das so an, dann kann man dem Vorwurf von Proton, das neue Outlook sei eher Spionagesoftware als ein E-Mail-Client, nicht viel entgegenhalten. Zur Relativierung kann man erwähnen, dass sich das neue Outlook nicht anders verhält als beinahe jedes werbefinanzierte Angebot im Internet. Die hohe Zahl der Partner erklärt sich dadurch, dass Werbeanzeigen zumeist in Form von Echtzeit-Auktionen über große Netzwerke verkauft werden. Aus rein technischer Sicht ist die Zahl von 772 Partnern daher eher unspektakulär.

Anders als bei dem vermeintlichen Skandal um auf den Microsoft-Servern abgelegte Konto-Passwörter kann ich die Kritik von Proton in diesem Punkt nachvollziehen. Den “Passwort-Diebstahl” greift man in dem Blogpost zwar ebenfalls auf, aber selbstverständlich dient der Artikel zu einem guten Teil dem Selbstzweck, was völlig in Ordnung ist.

Microsoft hat sich beim Thema Tracking und Datenschutz in den vergangenen Jahren leider miserabel entwickelt. Wenn es früher um einen Vergleich zwischen Microsoft und Google ging und behauptet wurde, beim Datenschutz würden sich beide Firmen nichts schenken, so habe ich Microsoft oft mit dem Hinweis verteidigt, dass die Redmonder ihr Geld primär mit dem Verkauf von Software verdienen, während Google von seinen Werbeeinnahmen abhängig ist.

Das stimmt zwar grundsätzlich immer noch, insbesondere im kommerziellen Umfeld, bei den Privatkunden gibt es allerdings in der Tat kaum noch nennenswerte Unterschiede. Auch Microsoft will von den Privatnutzern so viele Daten wie möglich haben und diese meistbietend an Werbetreibende verkaufen. Das neue Outlook kann man durchaus als negatives Musterbeispiel dafür betrachten.


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Artikel im Blog lesen
 
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Microsoft hat sich beim Thema Tracking und Datenschutz in den vergangenen Jahren leider miserabel entwickelt. Wenn es früher um einen Vergleich zwischen Microsoft und Google ging und behauptet wurde, beim Datenschutz würden sich beide Firmen nichts schenken, so habe ich Microsoft oft mit dem Hinweis verteidigt, dass die Redmonder ihr Geld primär mit dem Verkauf von Software verdienen, während Google von seinen Werbeeinnahmen abhängig ist.

Exakt das. Ging mir mit der Verteidigung von Microsoft gegenüber Google auch lange so. Die jüngste Entwicklung Microsofts mehr und mehr auf Werbung und Tracker zu setzen, stößt mir leider sauer auf.
 
Ich kenne Proton jetzt nicht und nutze "das neue Outlook" nur für unseren Firmen-Exchange (der eh bei Microsoft gehostet ist), daher die vielleicht dumme Frage: Ist "das neue Outlook" mit dem Proton-Mailhoster kompatibel? Oder sind die mit "dem neuen Outlook" dann praktisch ausgesperrt?
 
Wenn jemand auf den Gedanken kommt, Proton wegen des erhöhten Datenschutzes einzusetzen, wird er/sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht Outlook als Client einsetzen. Technisch gesehen könnte es funktionieren, sicher bin ich da aber auch nicht (IMAP).
 
Proton bietet zur Verwendung von Desktop Clients (z.B. Outlook oder Thunderbird) die Proton Bridge an: Das ist ein Programm, in dem man sich mit seinen Proton Anmeldedaten einloggt. In Outlook oder Thunderbird wiederum meldet man sich nur lokal an der Bridge mit einem anderen, vom Programm generierten Passwort an.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Habe ich so verstanden, dass das mehr oder weniger ein lokaler SMTP/IMAP proxy ist. Bin mir nicht sicher ob Microsoft beim neuen Outlook Client mittlerweile beliebige IMAP-Server freigegeben hat.
 
Das stimmt zwar grundsätzlich immer noch, insbesondere im kommerziellen Umfeld, bei den Privatkunden gibt es allerdings in der Tat kaum noch nennenswerte Unterschiede.

Der Punkt würde mich jetzt genauer interessieren inwiefern Microsoft bei seinen (neuen) Produkten Daten von kommerziellen Benutzer hier gesondert ausfiltern würde, also konkret beim neuen Outlook z.B.:
Werden Firmenkunden anders getrackt wie Privatpersonen z.B.?

Ich kann mir das nicht so ganz vorstellen, dass die da wirklich Weichen programmieren.
 
Ich sehe mich selbst jetzt auch als Privatperson und habe Microsoft 365 für die ganze Familie. Sind wir dann im Sinne der „Privatpersonen“ auch von den aggressiveren Tracking von Microsoft betroffen, oder sind mit Privatpersonen nur diejenigen gemeint, die das kostenlose Angebot von Microsoft nutzen?
 
Ich kann mir das nicht so ganz vorstellen, dass die da wirklich Weichen programmieren.
Ich mir schon, die fahren ja auch bei anderen Diensten zweigleisig wie z.B. OneDrive. Bzw. anfangs vermutlich nicht, aber sie haben immer die Option in der Hinterhand, falls mal einer sich beschwert oder die EU eingreift. Dann wird es für Firmenkunden schnell im Minimalbereich umgestellt.

@IntreppIT Da gehe ich von aus, die Daten sind ja auch interessant, wenn du in Outlook keine Werbung siehst - du siehst sie dann möglicherweise woanders, also nimmt MS die Daten sicherheitshalber mit.
 
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