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Seit 880 Tagen Surface Duo Entwickler – meine Gedanken

DrWindows

Redaktion
Seit 880 Tagen Surface Duo Entwickler – meine Gedanken
von Tobias Scholze
Surface Duo Titelbild


Am 19. November 2019 um 19 Uhr deutscher Ortszeit erfolgte mein allererster Git Push für eine Duo-zentrische Android App. Seither beschäftigte ich mit der Entwicklung für das Smartphone aus Redmond und somit für Geräte, welche über mehr als nur einen Bildschirm verfügen.

In diesen nun (über) 880 Tagen ging ich durch viele Täler der Tränen, aber auch durch viele Momente des Stolzes, was meine Freizeitbeschäftigung mit der Softwareentwicklung anbelangt. Eines ist stets geblieben: Die Neugier auf das Einzigartige, was diese neue Geräteklasse für Entwickler als auch Anwendern mit sich bringt. Nur zur täglichen Nutzung hat es bisher nicht gereicht.

In diesem Artikel gehe ich speziell auf meine Reise mit dem Surface Duo, der Entwicklercommunity von Microsoft und meinen persönlichen Erfahrungen mit dem ersten Android Gerät von Microsoft ein. Ob, und falls ja, wie sich das nun Folgende auf andere „Neuland“-Geräte wie die Foldables von Samsung oder Huawei oder auf das seitlich hoch flippende, jedoch schon beerdigte, LG Wing übertragen lässt, kann ich nicht versprechen.

Mein Einstieg in die Duo Welt​


Es fing am gleichen Tag, an als Panos Panay das Surface Duo vorstellte. Für mich war es bis dahin nicht vorstellbar, dass Microsoft auf den Google-Zug springt und ein eigenes Android Telefon mit eben besagtem vorinstalliertem Play Store aus Mountain View auf den Markt bringt.

Wie damals viele andere Interessierte haben mich die Hardware, das Scharnier und auch das „Neue“ an dem Gerät gereizt. Dinge, welche ich aus meiner Broterwerbsentwicklerei für iOS und iPadOS nicht kenne und zum damaligen Zeitpunkt sehnlichst vermisst habe.

Microsoft hatte schnell nach der Ankündigung bereits die ersten Entwicklerwerkzeuge quelloffen auf GitHub zur Verfügung gestellt. Was heute wohl als „wie üblich“ angesehen wird, war im Jahre 2019 noch ein Novum. Was mich zu dem Zeitpunkt verwundert hat war, dass die Unterstützung für Android Studio von Anfang an viel ausgeprägter war als für das hauseigene Visual Studio und um Welten stabiler lief als für Visual Studio for Mac.

Schnell war auch klar, dass ich meine Begeisterung für das neue Gerät teilen möchte. Somit begann meine allererste lange Beitragsreihe auf Dr. Windows. Mein Tagebuch zur Entwicklung der #rTsd App – Meine „Road To Surface Duo“.

Ein großer Punkt, der mich am Ball blieben ließ, war die freie Wahl an Technologien, welche ich nutzen konnte, um für den Androiden aus Redmond entwickeln zu können. Xamarin, Flutter, Android und nun auch Jetpack Compose. Es ist und war also der perfekte Spielplatz, um in meiner Freizeit neue Dinge aus der Softwareentwicklung ausprobieren und dennoch ein konkretes Szenario durchexerzieren zu können. So entstanden auch unsere Flutter-Bastelei „RssBook“ oder die Idee für das kleine Spiel rund um das Scharnier namens „HingIt!

Hierbei sei erwähnt, dass nicht jedes Ökosystem gleich gut unterstützt wird. So scheint im Moment die native Android Entwicklung mittels XML die am weitesten fortgeschrittene zu sein, wohingegen .NET MAUI, beziehungsweise der defacto Vorgänger Xamarin, eine zumindest gefühlt stiefmütterliche Rolle spielt. Dies muss bei Weitem kein Nachteil sein, wenn etwa Microsofts interne Auswertungen zeigen, dass vor allem aus diesen Entwicklungsökosystemen Nachfrage generiert wird.

Gerade die „Nische“ macht es für mich liebenswert​


Was mich über all diese Jahre am Ball blieben ließ war der Umstand, dass die gesamte Surface Duo Entwicklercommunity „familiär ist“. Natürlich ist dies dem Umstand geschuldet, dass sich das Duo nach wie vor in einer kleinen Nische aufhält. So ist, was des einen Leid ist, eben des anderen seine Freud. Bei dem aufgerufenen Preis ist es auch nicht anders zu erwarten und in meiner naiven Wahrnehmung auch genau so gewollt von Microsoft.

Somit fällt dem Duo die gleiche Rolle zu wie dem Surface (Pro) der ersten Generation. Ein klasse, hochwertig hergestelltes Konzept, um etwaige OEMs von der Machbarkeit und dem Sinn des Ganzen zu überzeugen. Bis Stand April 2022 ist das Duo in seiner Form jedoch noch einzigartig.

Als interessierter Entwickler hat man durch die verschiedenen Kanäle wie Twitter, Forum oder Twitch direkten Kontakt mit hilfsbereiten und inspirierenden Menschen aus dem DX (Developer eXperience) Team von Microsoft. Da alle meine Apps, welche ich in Ausübung meines Hobbys schreibe, quelloffen auf GitHub liegen, entstehen so spannende Gespräche, falls man – was zugegeben selten vorkommt – Gleichgesinnten über den Weg läuft.

Wer das mit Erfahrungen aus dem Apple Developer Portal und dessen DevRel vergleicht, wird schnell merken, dass man sich beim Duo noch wirklich als Mensch wahrgenommen und respektiert fühlt. Hier wird einem zugehört.

Hinzu kommt, dass es sich für mich als großer Erfolg anfühlt, falls man auch nur eine weitere Person von dem Konzept der Zweibildschirmgeräte überzeugen kann und diese selbst anfängt, sich beispielsweise mit den UI-Guidelines auseinanderzusetzen und vor allem diese schlussendlich auch versteht. Freut mich doch sehr. Dinge, welche bei iOS- oder konventioneller Android-Entwicklung undenkbar sind.

(Noch) keine Entwickler Community außerhalb von Microsoft​


Aus dem oberen Punkt ergibt sich nun leider auch dieser. Außerhalb der offiziellen Community von Microsoft ist mir keine andere nennenswerte Community aufgefallen, welche sich um die Entwicklung für „Foldables“ und Mehrbildschirmgeräte kümmert. Falls wer Tipps hat, bitte teilt diese in den Kommentaren.

Dies betrifft auch andere SDK- und Oberflächenkomponenten-Ersteller, welche bisher nun sehr stiefmütterlich mit den neuen Geräteklassen umgehen.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden! Deswegen lasst euch davon bitte nicht abschrecken. Dies ist ein Kreis, welcher sich gegenseitig befeuert. Wie damals beim Windows Phone. Nur bleibt diesmal zu hoffen, dass Microsoft länger und ernsthafter am Ball bleibt.

Hinweis: Nicht-Intel Macs haben das Nachsehen​


Wie auch bei anderen Entwicklerthemen von Microsoft haben Apple Geräte und vor allem die nicht mehr ganz neuen M1 Macs auch hier das Nachsehen. Auch nach etlichen Monaten gibt es beispielsweise noch keinen Emulator für das Surface Duo für diese Geräte. Der von Google gepflegte Emulator läuft schon längst auf diesen Maschinen. Ein Update ist versprochen, allerdings ohne zeitlichen Rahmen.

Somit erfordert das Entwickeln für das Surface Duo auf fast allen Geräten aus Cupertino ein reales Gerät zu einem stolzen Preis. Hierbei sei erwähnt, dass dieses jedoch ohne Probleme auch an Macs angeschlossen werden kann und via Android Studio oder Visual Studio for Mac mit Developer Builds versorgt wird.

Was ich mir für die nächsten 880 Tage wünsche​


Wie erwähnt, ist das Allerwichtigste für mich, dass Microsoft am Ball bleibt. Mit aktualisierter Hardware in Form eines Surface Duo 3, mit einem raschen Aktualisierungszyklus des Android-Betriebssystems und vor allem mit Menschen, welche einem helfen, sich in der doch recht komplexen Welt der Dual Screen Devices zurecht zu finden.

Meiner Meinung nach kann nur so eine eigenständige Community etabliert werden, welche im Laufe der Zeit sich immer weiter selbst beflügelt, motiviert und inspiriert. Ein Anfang könnte beispielsweise ein kleiner Discord-Server sein, wo sich Interessierte und vielleicht auch Microsoft-Angestellte tummeln und austauschen können.

Auch wenn wir hier auf Dr. Windows sind, bleibt zusätzlich mein Wunsch, dass Microsoft nach all den Jahren den Emulator des Surface Duo auch auf den M1 Mac bringt. Ansonsten wird eine komplette Zielgruppe ausgeschlossen – vor allem im Hinblick der Modellpolitik von Apple, welche in naher Zukunft keine x86-Prozessoren mehr beinhaltet.

Fazit​


Ja, ich bleibe dem Surface Duo, beziehungsweise dem Hobby der Entwicklung für Mehrbildschirmgeräte, treu. In diesem Atemzug muss man auch erwähnen, dass ich dies aus Gründen bleibe, welche gleichzeitig dafür sorgen, dass ich in der Rolle eines professionellen Entwicklers noch Abstand halte. Wenig Nutzer, überschaubares Ökosystem, wo man sich noch beim Namen kennt, und eben der Umstand, dass es nicht „Mainstream“ ist.

Somit kann ich jeder interessierten Person nur empfehlen, es auch einmal zu versuchen. Egal, ob es nun die Konzepterarbeitung, Oberflächengestaltung für die neuen Anforderungen des Duo als auch schlussendlich der Entwicklung ist. Wer erfahren will, wie es ist, 1:1 mit dem Developer Relations Teams von Microsoft zu arbeiten oder sich auch auf Pfaden außerhalb des Mainstreams zu bewegen – was heutzutage in der IT echt schwer ist – sei herzlichst eingeladen, mir zu folgen. Ich bin für Fragen rund um diese Themengebiete immer offen.


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Artikel im Blog lesen
 
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danke dir, Tobias, für den schönen und lesenswerten Artikel. Seit der ersten Version des Surface Duo trage ich mich im Gedanken schwanger, mir auch ein solches Gerät zu kaufen. Immer mal wieder kurz davor, schrecke ich dann doch zurück, zum einen des doch noch recht hohen Preises wegen und zum anderen auch, weil ich dann doch nicht so richtig ein Use Case dafür habe (auch wenn ich mir ab und an einen einrede). Klar, ist es cool, darauf, eBooks zu lesen oder ein bisschen Office damit zu nutzen. Vielleicht gibt es aber aus der Community noch andere Anwendungsfälle, die ich bislang noch nicht im Fokus hatte.
Nochmals besten Dank - aus Entwickler:in-Perspektive ist das Surface Duo zweifelsohne interessant, im professionellen Bereich wären z.B. darauf Auswertungen usw. ein interessantes Einsatzgebiet, also mobile Business Intelligence oder mobile Reporting. Von MS gibt es ja für Android auch die PowerBI-App.
Robert
 
Es ist lobenswert, dass man sich so sehr für dieses Gerät einsetzt, aber ich kann dem Gerät auch in zweiter Generation keinen signifikanten Mehrwert im (Arbeits-)Alltag bescheinigen.

Das Neo wäre für mich DAS portable Gerät gewesen, dass diese Lücke zwischen Smartphone und Tablet geschlossen hätte bzw. das vielleicht bessere Surface Pro gewesen wäre.

Es bleibt Spekulation, Microsoft hat sich gegen diesen Formfaktor entschieden.

Das Duo jedenfalls ist schlichtweg zu gross und zu schwer sowie die Kamera zu schlecht als dass es andere Geräte in diesen Disziplinen schlagen könnte.

Der Kamerabuckel von Gen 2 ist nicht schön und der Spalt zwischen den Displays wurde in Gen 2 etwas grösser.
Die nette Idee der Statusmeldungen hat Microsoft per Default nicht für Drittanbieter freigegeben und damit weiteres Potential verschenkt.

Ich bin überzeugt, dass das Duo (leider) kein Durchbruch mehr werden wird.
 
@robb / @M4ximusX
Vielen dank für eure Kommentare.

Für mich ist das SD auch unpassend als Daily-Driver - ich mag es als technische Studie welche aufzeigt was man eventuell damit machen könnte. Ansonsten sind meine Hosentaschen zu klein und mein Geldbeutel zu leer. :)
 
ebenfalls Danke für den schönen und informativen Artikel mit den Einblicken in Deine Erfahrungen.
Mein SD1 nutze ich ganz gern, vor allem im Sommer. Aber nur als Zweitgerät, und dort auch eher als Tablet.
Details fehlen immer noch. Aber es wird schon. (habe z.B. gerade wieder in Streetview die Seiten tauschen wollen - no go, generell Seiten tauschen... geht nicht mal eben). Also lässt man sich überraschen, was noch kommt.
Auch von Deiner Seite :)
 
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