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Entkopplung von Office und Teams: Microsoft erwägt unterschiedliche Preise, um die EU zu besänftigen

DrWindows

Redaktion
Entkopplung von Office und Teams: Microsoft erwägt unterschiedliche Preise, um die EU zu besänftigen
von Martin Geuß
Microsoft Teams Titelbild


Microsoft droht kartellrechtlicher Ärger seitens der EU-Kommission, es geht um die möglicherweise wettbewerbsfeindliche Kopplung von Microsoft Teams an Office respektive Microsoft 365. Angeblich sollen die Redmonder der EU angeboten haben, die Preisgestaltung anzupassen, um Kunden die Wahl zu lassen, ob sie Teams nutzen wollen oder nicht.

Das Verfahren gärt schon seit geraumer Zeit und geht auf eine Beschwerde von Slack zurück, das zwischenzeitlich von Salesforce übernommen wurde. Laut EU soll es aber noch weitere Konkurrenten geben, die sich dieser Beschwerde angeschlossen haben. Unlängst hörten wir, dass Microsoft die Installation von Teams optional machen möchte, ohne dass es jedoch nähere Informationen gab, wie das technisch umgesetzt wird.

Nun berichtet die Nachrichtenagentur Reuters (via Winfuture), dass Microsoft der EU angeboten habe, sein Preismodell anzupassen und somit Teams separat zu berechnen. Erneut fehlen aber genauere Informationen, somit ist unklar, ob damit eventuell nur ein neuer Einstiegstarif ohne Teams gemeint ist, oder ob etwa alle M365 Pläne künftig mit und ohne Teams zu jeweils unterschiedlichen Preisen angeboten werden.

Da es sich um laufende Ermittlungen handelt, geben die Beteiligten verständlicherweise keine offiziellen Stellungnahmen hierzu ab. Wenn es tatsächlich zu unterschiedlichen Tarifen kommen sollten, dann stellt sich die überaus spannende Frage, wie hoch denn der “Aufpreis” für Teams ausfällt. Microsoft wird logischerweise bestrebt sein, ihn möglichst gering zu halten, sodass es mehr oder weniger sinnlos ist, die Variante ohne Teams zu wählen. Für die EU wird aber genau das ein entscheidender Faktor sein, ob sie einem entsprechenden Kompromiss zustimmt oder nicht.


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Eine aufdiktierte Entkopplung fand ich schon immer schwierig bzw einen recht willkürlichen Eingriff in die unternehmerische Freiheit, Produkte so anbieten zu können wie man möchte.

Willkürlich, weil man es im Prinzip beliebig fortsetzen könnte. Es gibt ja auch bezahlte Alternativen für Mailclients mit Exchange-Support, also könnten deren Entwickler analog zu Zoom eine Entkopplung von Outlook aus der Office-Suite fordern. Ein Mailclient ist nicht mehr oder weniger kategoriefremd zu einem Schreibprogramm und einer Tabellenkalkulation als ein Videokonferenztool.

Die Entwickler von Prezi, die nur Präsentationssoftware anbieten, aber kein Konkurrenzprodukt zur restlichen Office-Suite, könnten verlangen, dass PowerPoint aus Office rausfliegt, denn schließlich haben sie es schwerer, weil jeder Word- und Excel-Käufer automatisch PowerPoint dazu bekommt.

Usw…. Da die Grenze zu ziehen, was legitim ist zwangsweise zu entkoppeln und was nicht, finde ich sehr schwierig.

Und angenommen man hätte es durchgesetzt, alle Office-Programme voneinander zu trennen, und alle würden einzeln als Bausteine verkauft, will man dann auch verbieten, dass diese vergünstigt im Bundle angeboten werden? Wenn ab drei Office-Programmen es z.B. günstiger wäre, gleich die gesamte Suite zu kaufen, kommt dann am Ende auch wieder jemand an und beschwert sich, weil die Leute zu viel zum Bundle greifen.

Wenn Microsoft jetzt Teams extra anbietet, aber eben recht günstig, will man dann offenbar auch noch von außen Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen, damit sie es nicht „zu“ günstig anbieten. Wer definiert denn, was zu günstig ist? Die Konkurrenz, die ein Interesse daran hat, preislich möglichst gut mithalten zu können? Der Durchschnitt der Preise der Wettbewerber? Das wäre sehr planwirtschaftlich.
 
Genau, das habe ich schon in früheren Artikeln zu dem Thema geschrieben. Salesforce als neuer Eigentümer von Slack würde diese Beschwerde garantiert nicht mehr stellen, denn die wollen das logischerweise auch an ihre eigenen Produkte binden.
 
Sehe ich genauso wie mh0003. Am Ende müßte es für alle Gelten was einfach in der heutigen Abo Welt nicht mehr realistisch ist.
Klar kann man auch die kleinen Anbieter verstehen die es extra schwer haben ihr Produkt ihgendwie da noch platzieren zu können und Microsoft ist (auch wenn Sie die größe Offenheit predigen) am Ende genau das Gegenteil.
 
Eigentlich ist es ja so wie du sagst @mh0001. Es gibt jedes Office Produkt auch Einzeln. Nur Teams kann man nicht einzeln kaufen. Oder doch? Es ist ja kein klassisches Programm/App.
Daher sollte es ja eigentlich reichen wenn man es als einzelne Lizenz anbietet, wie auch immer man das dann im Hintergrund bewerkstelligen kann.
Denn alle Office Teile kann ich einzeln kaufen oder halt als großes ganzes in einem Paket. Das entweder als Abo oder als Endversion. Ich verstehe da immer nicht so ganz wie man das alles trennen will und auf welcher Grundlage
 
Eine aufdiktierte Entkopplung fand ich schon immer schwierig bzw einen recht willkürlichen Eingriff in die unternehmerische Freiheit, Produkte so anbieten zu können wie man möchte.

Willkürlich, weil man es im Prinzip beliebig fortsetzen könnte. Es gibt ja auch bezahlte Alternativen für Mailclients mit Exchange-Support, also könnten deren Entwickler analog zu Zoom eine Entkopplung von Outlook aus der Office-Suite fordern. Ein Mailclient ist nicht mehr oder weniger kategoriefremd zu einem Schreibprogramm und einer Tabellenkalkulation als ein Videokonferenztool.

Die Entwickler von Prezi, die nur Präsentationssoftware anbieten, aber kein Konkurrenzprodukt zur restlichen Office-Suite, könnten verlangen, dass PowerPoint aus Office rausfliegt, denn schließlich haben sie es schwerer, weil jeder Word- und Excel-Käufer automatisch PowerPoint dazu bekommt.

Usw…. Da die Grenze zu ziehen, was legitim ist zwangsweise zu entkoppeln und was nicht, finde ich sehr schwierig.

Und angenommen man hätte es durchgesetzt, alle Office-Programme voneinander zu trennen, und alle würden einzeln als Bausteine verkauft, will man dann auch verbieten, dass diese vergünstigt im Bundle angeboten werden? Wenn ab drei Office-Programmen es z.B. günstiger wäre, gleich die gesamte Suite zu kaufen, kommt dann am Ende auch wieder jemand an und beschwert sich, weil die Leute zu viel zum Bundle greifen.

Wenn Microsoft jetzt Teams extra anbietet, aber eben recht günstig, will man dann offenbar auch noch von außen Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen, damit sie es nicht „zu“ günstig anbieten. Wer definiert denn, was zu günstig ist? Die Konkurrenz, die ein Interesse daran hat, preislich möglichst gut mithalten zu können? Der Durchschnitt der Preise der Wettbewerber? Das wäre sehr planwirtschaftlich.
Der Staat oder vergleichbare Institutionen geben den Rahmen vor, um Wettbewerb zu ermöglichen und das Spielfeld möglichst offen zu halten für neue Mitspieler.
Das wird leider derzeit nicht mit gleichem Ernst angegangen, wie Bemühungen, sich als Politiker das Leben angenehmer zu gestalten: Es fehlt politischer Wille, weil es ein Wille zur Durchsetzung und Konfrontation sein muss, was nicht so bequem ist, was wir gerade erleben.
Dass die tatsächlichen Entscheidungen nicht immer klug sind, sei dahingestellt, es handelt sich um Menschen, leider sieht man in letzter Zeit, dass der Zugang zum Spielfeld erschwert wird und alte Hasen lieber gefüttert.

Ein Unternehmen ist keine Einzelperson, es geht nicht um Menschenrechte, es ist eine rechtliche Person als Spieler im Spiel Wirtschaft und muss sich dort an die Spielregeln halten. So war seinerzeit auch angemessen, Microsoft zu zwingen, den Internet Explorer als eine Wahl von vielen anzubieten, was natürlich willkürlich ist, wie jede Willensentscheidung. Der Eingriff in eine sogenannte Freiheit der Unternehmer ist daher kein Argument, das sich bedingungslos halten lässt mit Verfassungen wie dem Grundgesetz und unbedingt nie sich halten lassen darf.

Unternehmerische Freiheit ist unterzuordnen der Freiheit der Einzelperson: das wollte ich damit sagen. Auch sollte klar sein, dass ich auf der Seite stehe, die stärker Eingriffe fordert gegen diese unternehmerische Freiheit mit ihren heutigen Auswüchsen.
 
@anthropos Ich stimme dir vollkommen zu, dass eine stärkere Unternehmensregulierung teilweise angebracht wäre und dass der Unternehmenswille in jedem Fall der Freiheit des Einzelnen unterzuordnen ist (auch wenn das leider an vielen Stellen nicht gegeben ist). Das Problem ist, dass es schwer ist zu entscheiden, welche Regulierungen sinnvoll sind und welche ungerecht. Von daher muss ich hier auch @mh0001 Recht geben, bei einem so umfangreichen Produkt wie Microsoft 365 hat MS eigentlich in jedem Bereich Mitbewerber, die durch die Marktmacht benachteiligt sind und klagen könnten, aber deshalb einen ganzen Großkonzern zerpflücken und jedes Produkt einzeln anbieten ist auch irgendwie unverhältnismäßig. Eine Lösung habe ich leider auch keine, im Endeffekt kann bei solchen Dingen immer nur ein Kompromiss bei rumkommen, der dann aber niemanden 100%-ig zufriedenstellt...
 
Der Staat oder vergleichbare Institutionen geben den Rahmen vor, um Wettbewerb zu ermöglichen und das Spielfeld möglichst offen zu halten für neue Mitspieler.

*Räusper*

Dazu müsste man ziemlich weit das Geschichtsbuch zurückblättern. [...]

Es gab einmal eine Vielfalt. Neben Apple und Microsoft gab es einen ganzen Sack voll Anbieter, die Betriebssysteme und Office Lösungen angeboten haben. Mein Liebling war damals AmigaOS.

Der Staat, insbesondere die damalige US-Regierung bzw. deren Kartellwächter, haben es zugelassen, dass nur noch zwei Player übrig sind. Bzw. Microsoft wurde erst dann ausgebremst, wo MS fast Apple, den letzten Mitbewerber, zerschlagen hätten.

Das Hauptproblem ist, dass die damaligen Anbieter alle längst vergessen sind und ihre damalige Innovation im Museum zu finden ist.
Was komplett neues aus dem Boden stampfen ist finanziell kaum machbar. Schon gar nicht als Start-up.

Wenn Staaten/Europa es den nur ernst nehmen würden und was Eigenständiges unterstützen würden. Wie zum Beispiel, dass Europa ein eigenes Betriebssystem entwickeln würde, mit all den Anwendungen, die man so benötigt, könnte ich die Bemühungen ernst nehmen. Aber so ist es in meinen Augen einfach nur lächerlich.

Gerade, wenn man sich Apple ansieht und wie sie die Anwender in ihre Welt fesseln.
Und Sorry! Wenn ich jetzt direkt Apple mit Microsoft vergleiche, ist Apple der große Spielverderber, der den Mitbewerbern das Leben schwer macht.

Sicher ist es zum Teil schon dreist, was Microsoft zum Beispiel mit Lizenzpartnern abzieht. Aber man hat noch immer die Möglichkeit, die aufgezwungenen Dienste auf einen Rechner zu begrenzen und die restlichen Arbeitsplätze können frei wählbar mit Software betrieben werden.

Leider ist der Anwender zu bequem und der Arbeitgeber nimmt lieber den leichten Weg. Daher wird es wohl immer ein Kampf gegen Windmühlen bleiben.
Microsoft ist nun mal der Anbieter mit dem besten Rundumpaket. Apple macht sein Ding und verkauft sehr erfolgreich Emotionen und Linux ist bedauerlicherweise unterm Strich sehr teuer, weil man einen Linux Admin braucht, was absolute Mangelware ist und man muss Informatiker haben, die die Softwarelösungen dem Betrieb anpassen.
 
@ntoskrnl ja und daher bin ich immer sehr kritisch, wenn man sagt man müsste Microsoft seine Macht entziehen. Es zwingt ja niemand niemanden dazu Microsoft Produkte zu nutzen. Ihre Marktmacht haben sie ja nur da sie wissen was sie tun. Dass es im Hintergrund Verträge mit Großfirmen gibt will ich nicht bezweifeln. Aber sie sind nunmal schon immer dabei. Und ich kenne noch die Zeiten als man einen PC gekauft hat und zum CD Laufwerk gab es Word dazu und zum 15" Monitor hat man Excel dazu bekommen. Office bekommt man ja auch nicht kostenlos.
Und bei Adobe Acrobat schreit ja auch keiner oder der Adobe Suite.
 
@Sonnschein @AlaskanEmperor

Es lässt einen faden Beigeschmack, dass wir Institutionen haben, die beim Entwurf von Gesetzen auf die Folgen für Wirtschaft achten, wenn auch keine, die auf Folgen für Menschen oder auch nur Benachteiligte achten.


Es ist immer mal wieder passiert, dass sinnvoll eingegriffen wurde, zum Beispiel wenn Fördergelder vergeben wurden, so musste die deutsche Stahlindustrie auch den Verbrauch von Ressourcen verringern, um Gelder zu erhalten, und das ist nur ein Beispiel, wie man regulierend eingreifen kann. Die wiederholte Rettung von Galeria Karstadt Kaufhof dagegen war mehr ein Verbrennen von Geld, denn deren Konzept funktioniert nachweislich seit Jahren nicht mehr.

Ihr habt beide aber gute Beispiele genannt, welche Entwicklungen einfach hingenommen wurden, weil es so bequem war und erst einmal wunderbar auf kurze Sicht, allerdings auf lange Sicht das Spielfeld ausgedünnt hat. Und wenn die Leute in Behörden mal aufwachen, merkt man schnell, dass sie oft nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind oder wenig informiert sind, dass sie Entscheidungen wie bei Microsoft und Blizzard treffen oder hier, wo wir jede Menge Anwendungen haben, die miteinander konkurrieren, wo die Unternehmen gelernt haben, dass es keinen Sinn hat, jede Funktion in einzelne Anwendungen auszulagern (vor längerer Zeit wurde das bei den Apps auf Mobil ausprobiert, wenn ich mich recht erinnere).
 
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