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Audacity: Ein Drama in drei Akten

DrWindows

Redaktion
Audacity: Ein Drama in drei Akten
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Es ist ja normalerweise eigentlich nicht unser Schwerpunkt, aber es lohnt sich, einmal auf die jüngsten Entwicklungen hinter dem Audioeditor Audacity zu blicken, denn hier spielen sich seit einiger Zeit wirklich unschöne Dinge ab. Seit gut zwei Monaten ist Audacity bekanntlich nicht mehr unabhängig, sondern wurde von der Muse Group, dem Unternehmen hinter dem Notensatzprogramm MuseScore, übernommen.

Während die Muse Group die Übernahme auch mit einem entsprechenden Video feierte und mit Audacity 3.0.3 auch eine erste Version, die das Programm unter Windows unter anderem auch zu einer 64-bit-Anwendung machen wird, kurz vor der Veröffentlichung steht, haben die neuen Verantwortlichen ansonsten so ziemlich alles dafür getan, um sich den Zorn der OpenSource-Community zu sichern.


Akt 1: Einführung von Basistelemetrie

Das erste Fettnäpfchen steuerten die Entwickler bereits zielsicher im April an, als ein entsprechender Pull Request auf GitHub entdeckt wurde, der sich mit der Einführung von grundlegender Telemetrie in Audacity befasste. Nun reagiert die FOSS-Community auf sowas grundsätzlich sehr sensibel und die Aufregung wurde umso heftiger, als die neuen Verantwortlichen eben keine selbstgehostete Lösung verwenden wollten. Stattdessen sollte neben Google Analytics auch Yandex Metrica zum Einsatz kommen. Reflexartig erblickte so auch ein erster Fork von Audacity das Licht der Welt.

Zwischenzeitlich ruderte die Muse Group mit ihrem Vorhaben wieder zurück. Audacity soll stattdessen mit der jetzt anstehenden Version 3.0.3 eine integrierte Benachrichtigungsfunktion für Updates bekommen und außerdem mit Verbesserungen für Bugreports ausgestattet werden. Die Wogen in der Community wurden vorerst geglättet.

Akt 2: Neues Lizenzmodell, CLA und Clouddienste

Ende Mai kam es dann zum nächsten Aufschrei, als die neuen Eigentümer gleich drei neue Pläne öffentlich machten. So soll die Lizenz, unter der Audacity steht, von GPLv2 und neuer auf GPLv3 geändert werden, was nach Aussage der Verantwortlichen in Zukunft auch Mehrfachlizenzierungen vereinfachen soll. Vor allem wurde aber ein neues CLA (Contributor License Agreement) kontrovers diskutiert, was Beitragende für die weitere Mitarbeit zwingend unterzeichnen müssen. Mit dem neuen CLA treten die Beitragenden zudem auch wesentliche Urheberrechte an die Muse Group ab.

Zusätzlich wollen die Verantwortlichen in Zukunft neue Clouddienste einführen, die separat vom Desktop-Programm betrieben werden und die Weiterentwicklung von Audacity finanzieren sollen. Nähere Informationen hierzu wurden aber noch nicht bekannt.

Akt 3: Datenschutzbestimmungen und andere Hintertüren

Der Grund, warum ich auch diesen Beitrag schreibe, sind nun ganz frische Entwicklungen, die heute bekannt geworden sind. Die Muse Group führt neue Datenschutzbestimmungen ein, die unter anderem auch gewisse Punkte, die bei der angekündigten Telemetrie noch abgewendet wurden, durch die Hintertür wieder legitimiert. Hierzu gehören das Sammeln von grundlegenden Telemetriedaten genauso wie das Teilen der gesammelten Daten mit den Niederlassungen in den USA und Russland, wobei diese in der Regel trotzdem im Europäischen Wirtschaftsraum verbleiben sollen. Auch eine Teilung mit Drittparteien, Beratern und potenziellen Käufern ist möglich.

Neben diesen Vorhaben kommt noch eine neue Altersbeschränkung hinzu, die aber gegen die geltende Lizenz von Audacity verstoßen dürfte. So darf das Programm von allen Nutzern, die jünger als 13 Jahre sind, nicht mehr eingesetzt werden.

Die Moral von der Geschichte

Dass es der Muse Group weniger um die Belange der FOSS-Community gehen dürfte, sollte eigentlich relativ klar sein. Vielmehr dürfte die Tatsache, dass Audacity auch bei YouTubern und Podcastern extrem beliebt ist, die eigentliche Zielgruppe ausmachen und diese soll finanziell herangezogen werden. Trotzdem ist es schade, dass das Thema (nach meinem Empfinden) in Deutschland etwas zu sehr unter dem Radar bleibt. Ich verfolge das Geschehen selbst durch YouTube und die hervorragende Dokumentation der Kollegen von Linuxnews schon eine ganze Weile und das hinterlässt bei mir auch kein gutes Gefühl.

Den Durchschnittsnutzer interessiert das Thema momentan sicherlich noch nicht, aber er wird spätestens dann, wenn die angekündigten Clouddienste kommen und in welcher Form auch immer mit Audacity verwoben werden, auch hiermit in Kontakt kommen. Schade ist vor allem, dass es zwar noch andere Konkurrenten wie Ocenaudio gibt, allerdings reichen diese oft nicht ansatzweise an den Funktionsumfang von Audacity heran. Es bleibt jedenfalls spannend, wie die Entwicklungen um eines der bekanntesten OpenSource-Projekte überhaupt weitergehen und ich kann allen nur empfehlen, die Sache auch selbst weiter zu verfolgen.


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Artikel im Blog lesen
 
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Ich habe das Thema in einem Audio-Software-Forum mitbekommen, was ich desöfteren besuche. Tja... so ist das halt mit den FOSS-Leuten. Für mich geht es bei der Verwertung und dem Senden von Daten immer darum, was für Daten gesendet werden, und wofür. Für die religiösen Sektierer geht es eher darum, dass überhaupt Daten gesendet werden, und das ist dann schon mal grundsätzlich böse.

Deshalb wird Linux auch nie über den Inselsystem-Status hinaus kommen. Weil es schlichtweg von Leuten entwickelt und genutzt wird, die zum größten Teil verbohrt sind, und sich am Rand der Gesellschaft bewegen. Halt wie Linus Torvalds. Den Mittelfinger rausstreckend, allem gegenüber, was entfernt mit dem zu tun hat, was in unserer Gesellschaft immer noch gilt: Nämlich wirtschaftliches Denken, und dadurch Werte zu schaffen, die solchen Leuten einfach völlig fremd sind, weil sie, wie gesagt, einfach ein Nischendasein führen, und sich verträumt eine Welt vorstellen, in der wir uns alle an der Hand halten, und es keine der menschlichen Tugenden mehr gibt, die sich in unserer Geschichte immer wieder abgezeichnet haben. Halt einfach - weltfremd.

Übrigens, typisch für Open Source Software (zumindest wenn keine große Firma dahinter steht... Chromium oder Android ist natürlich eine ganz andere Größenordnung) war die Entwicklung von Audacity immer quälend langsam. Und, ebenfalls typisch für Open Source Software ist die GUI das allerletzte. Naja, was will man erwarten. Immerhin haben die bis vor 20 Jahren immer noch vorwiegend auf der Kommandozeile gearbeitet. :p
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe das Thema in einem Audio-Software-Forum mitbekommen, was ich desöfteren besuche. Tja... so ist das halt mit den FOSS-Leuten. Für mich geht es bei der Verwertung und dem Senden von Daten immer darum, was für Daten gesendet werden, und wofür. Für die religiösen Sektierer geht es eher darum, dass überhaupt Daten gesendet werden, und das ist dann schon mal grundsätzlich böse.
Mir geht es auch nicht grundsätzlich um die Linux-Community. Man fragt sich aber schon, warum die Muse Group nicht in der Lage ist, die Geschichte sauber zu kommunizieren und es vor allem auch rechtlich sauber hinzustellen. Bei Microsoft hat deren Rechtsabteilung erstmal alle möglichen Lizenzen auseinander genommen, bevor dann entschieden wurde, dass die Microsoft-Projekte auf GitHub in aller Regel unter der MIT-Lizenz stehen sollen. Muse Group hat sicherlich auch Juristen in der Firma oder könnte sich von außen welche ranholen. So ist das einfach nur unprofessionell.

Außerdem erweckt der Schlingerkurs bei der Telemetrie auch generell nicht unbedingt Vertrauen in das Unternehmen, wenn sie erst ja sagen, dann eine andere Lösung verkünden und es durch die Hintertür im Endeffekt doch in verschärfter Form wieder einführen, alles innerhalb von drei Monaten. Wir reden hier ja nicht von irgendeiner Hinterhofklitsche, sondern Muse Group hat neben den beiden OpenSource-Projekten MuseScore und Audacity auch noch zahlreiche Communities und (relativ) erfolgreiche Produkte wie Ultimate Guitar im Portfolio. Die sollten sowas eigentlich wissen.

Ob die Altersbegrenzung außerdem so sinnvoll ist, ist noch eine andere Frage. Zumindest früher war das so, dass die Schüler zum Beispiel für die Schülerzeitungen und ähnliche Geschichten aus Kostengründen oft auf kostenlose Programme wie Inkscape und Scribus zurückgegriffen haben. Wenn du ein Schulradio oder einen Schulpodcast hast, bei dem auch die jüngsten Jahrgänge durchaus (mal) mitmachen und wo Audacity mit Sicherheit zum Einsatz kommt, stehen die jetzt (eigentlich) vor einem Dilemma.
 
Sein wir doch aber ehrlich: Die FOSS-Leute sind einfach ziemlich extrem, was solche Sachen angeht. Du kannst dir sicher sein, dass, selbst wenn rechtlich alles einwandfrei wäre, und durch zig Anwälte, die dafür notwendig sind, alles bis ins kleinste Detail geprüft worden wäre, ein Aufschrei durch diese tolle "Community" gegangen wäre.

Aber, ehrlich gesagt geht Audacity mir auch völlig am Allerwertesten vorbei. Ich habe das Programm nie genutzt, weil es im Dutzend bessere Alternativen gibt (die zum großen Teil etwas kosten, aber, das zahle ich gerne, für eine anständige GUI und Bedienung, und, vor allem auch für bessere Effekte als dieses zusammen gefrickelte Open Source Zeugs, was einfach nichts taugt, sorry).

Meine Meinung zu dem Programm ist ziemlich deutlich, ich weiß, aber, ich kann auch die Situationen nicht mehr zählen, in denen Audacity in dem von mir oben angesprochenen Forum empfohlen wurde, und dabei die gleichen naseweisen Leute, die auch immer Linux pushen müssen, das Programm angepriesen haben, als wäre es gleichwertig mit professioneller 600 € Software. Einfach kompletter Unsinn. Aber, selbst wenn die Leute mal vor Wavelab sitzen würden, würden sie wahrscheinlich noch behaupten, dass Audacity gleichwertig ist. Ist dasselbe mit den Leuten, die andauern Libre Office auf dieselbe Stufe wie MS Office stellen wollen (wobei ich Libre Office für wesentlich besser halte als Audacity...).

Und, ja, wenn Normalverbraucher nur mal eben kurz seine WAV-Datei schneiden will, dann reicht auch Audacity. Aber, in professioneller oder semi-professioneller Anwendung reicht das hinten und vorne nicht. Auch, wenn man nur mal eben kurz Kassetten oder Schallplatten digitalisieren will, hat Wavelab z.B. Filter und Effekte zum Entfern von Knacksern oder Rauschen, mit denen können die in Audacity enthaltenen Effekte nicht annähernd mithalten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich kenne die Entwickler-"Community" bei Audacity nicht, aber bei manchen anderen GPL-Projekten hat man grade in den letzten Jahren öfter mal einen total außer Kontrolle geratenen Kindergeburtstag erlebt, das ist schon merkwürdig. Was nicht heißen soll dass die hier wahrgenommenen Stimmen aus der Audacity-Community nicht seriös seien, das weiß ich nicht.

Ich will nur sagen, dass ich diese künstliche Aufregung und Empörung noch nicht nachvollzogen habe. Es ist doch ein GPL2-Projekt. Jeder kann seine persönliche Balkanisierung davon starten und eine eigene Community starten. So wie OpenOffice und LibreOffice. Vielleicht wird es ja auch ähnlich kommen.

Als Benutzer habe ich am Schluss mehr Auswahl als vorher. Also noch nichtmal per se schlecht.
 
Wenn ich das richtig lese, will MuseGroup doch noch die Telemetriedaten bei Audacity einführen. Wobei meiner Meinung nach
  • OS Name und Version
  • Land des Anwenders basierend auf der IP
  • CPU des Rechners
  • Fehlercodes und Crash Reports, die Audacity erzeugt
in Sachen Fehlerbehebung, Weiterentwicklung, etc. eigentlich völlig unbedenklich sind..

Was mich ziemlich irritiert ist der Punkt: Daten, die »notwendig für Strafverfolgung, Rechtsstreitigkeiten und Anfragen von Behörden« sind.

Auch das mit der Alterseinstufung irritiert mich sehr.. Wobei ich evtl. den Grund nachvollziehen kann, dass sie damit die Daten von Minderjährigen schützen wollen.
 
Ich kenne die Entwickler-"Community" bei Audacity nicht, aber bei manchen anderen GPL-Projekten hat man grade in den letzten Jahren öfter mal einen total außer Kontrolle geratenen Kindergeburtstag erlebt, das ist schon merkwürdig.
Momentan ist in der FOSS-Community auch eine Menge los. Neben dem Geraffel um Audacity gab es auch noch ein riesiges Schlachtfeld rund um Freenode, wo es eine feindliche Übernahme gab und woraus mit LiberaChat ein geistiger Nachfolger entstanden ist. Dann kam der Ärger um Mozilla mit dem Deplatforming-Blogpost dazu, dazu die Berufung von Richard Stallman zurück in den Vorstand der FSF, in den USA geht die Börsenaufsicht SEC gegen LBRY vor und in Deutschland wurde schon vor der Verwendung von PeerTube gewarnt, und noch einiges mehr. Aktuell reagieren die Leute da ziemlich sensibel, wobei man nicht bestreiten kann, dass der Ton im letzten Jahr nochmal sehr viel rauher geworden ist.

Diverse Pläne bei Audacity hatte die Muse Group ansonsten auch schon enthüllt und teilweise sind die auch in Ordnung. Neben einem neuen Design sollte Audacity auch beim Unterbau mit den wxWidgets auf einen aktuellen Stand gebracht werden und sie wollten Steinbergs VST3-Format für Plugins unterstützen. Für solche Schritte hätten sie aber nicht zwangsweise so einen Aufwand betreiben und die rechtlichen Geschichten auf Links drehen müssen. Unterm Strich geht es eben letztlich darum, die Marke Audacity zu kommerzialisieren, weil es potenziell genug zahlende Kundschaft gibt. Audacity wird ja nicht nur von Hobbybastlern eingesetzt, auch YouTuber, Podcaster und Wissenschaftler bis hoch zur NASA benutzen das Programm.

Entsprechend sichern sie sich ab. Clouddienste sind in dem Punkt nichts Ungewöhnliches, aber vor allem erlaubt die Mehrfachlizenzierung auch, dass sie die GPLv3 möglicherweise um bestimmte Zusatzklauseln erweitern. Viele Anbieter in der Cloud wie Redis oder MongoDB haben das zum Beispiel auch gemacht und auch React von Facebook steht oder stand zumindest lange Zeit neben der BSD-Lizenz unter einer Sonderklausel, die Facebook mehr Rechte und Sicherheiten bei der Verwendung und Weiterentwicklung zugestanden hat.
 
Solche und ähnliche Datenschutzbestimmungen haben u.a. auch Microsoft und Google. Sammeln auch Telemetrie, und behalten sich das recht vor, strafrechtliche Dinge an Behörden weiterzuleiten. Vom Lizenzrecht müssen wir doch gar nicht erst anfangen.

Verstehe daher die "Diskussion" darüber ehrlich gesagt nicht, scheint sich doch mal wieder etwas als "allgemeingültig" durchgesetzt zu haben, wie die "Big Player" mit "Gutem" Beispiel jahrelang voran gegangen sind. 😉

Aber vielleicht kann mich ja einer aufklären, warum solche Dinge bei dem einen legitim und "zum Wohle des Kunden" zu sein scheinen, und bei dem anderen nicht, nichts für ungut.
 
@chakko: Du kennst bessere Alternativen? Mit und ohne Cash? Ich bin Interessiert.
Zu Audacity? Wie gesagt, das angesprochene Wavelab. Gibt's auch in einer abgespeckteren "Elements" Version für ca. 99 €. Für lau gibt's noch OcenAudio. Hat zwar nicht so viele Features, aber dafür die weit bessere GUI. Außerdem gibt's noch Wavosaur, ebenfalls umsonst, aber, die GUI ist nicht so schön, finde ich.

Möchte natürlich keinem Audacity ausreden, wenn das reicht, dann reicht es. Wollte bloß sagen, dass es meiner Meinung nach einige bessere Programme gibt.
 
Mit dem neuen CLA treten die Beitragenden zudem auch wesentliche Urheberrechte an die Muse Group ab.
und damit kann langfristig ein Closed Source Produkt daraus gemacht werden.

Solche und ähnliche Datenschutzbestimmungen haben u.a. auch Microsoft und Google. Sammeln auch Telemetrie, und behalten sich das recht vor, strafrechtliche Dinge an Behörden weiterzuleiten

Verstehe daher die "Diskussion" darüber ehrlich gesagt nicht

Es geht den Hersteller nichts an wo, wann ich was womit mache, und für die Funktion ist es nicht notwendig. Bei werbefinanzierter Software vielleicht als Geschäftsmodell nachvollziehbar, aber bei einem (bisher nicht kommerziellen) Open Source Projekt paßt das überhaupt nicht. Mit Mozilla habe ich in dem Punkt z.B. auch ein Problem.

 
Selbst ein beschwichtigendes "nur ein bisschen" an Telemetrie führt zum Verlust der Anonymität des Users.
Die meisten Browser-Extensions mit dem Versprechen eines Anti-Canvas-Features versagen.

Bei diesem professionellen Bezahldienst sieht man das deutlich (Nutzung auf eigene Gefahr):
Code:
https://fingerprintjs.com/demo/
 
Mit Mozilla habe ich in dem Punkt z.B. auch ein Problem.
Mozilla und Audacity sind aber zwei grundverschiedene Paar Schuhe. Audacity war schon immer freie Software und ist wie viele andere Projekte wie Tribler oder VLC als Projekt an einer Universität gestartet. Mozilla wurde aus einem anderen Unternehmen heraus geboren und hat seither schon immer kommerzielle Software gemacht. Das vergessen viele Leute, dass Firefox und die anderen Projekte kommerzielle Produkte sind, die unter dem Dach der kommerziellen Tochterunternehmen entwickelt werden und deren Aufgabe es wie in jedem anderen Unternehmen ist, Geld zu verdienen. Der Unterschied zu Konzernen wie Microsoft ist nur, dass Mozilla wegen der gemeinnützigen Mutterorganisation nicht zwingend auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist.

Das räumt im Übrigen auch mit einem anderen Missverständnis gegenüber Mozilla auf. Spendet man an die Mozilla Foundation, kommt das Geld eben gerade nicht der Entwicklung von Firefox etc. zugute, sondern versickert in der politischen und gesellschaftlichen Arbeit, die die Stiftung sonst so macht. Möchte man wirklich die Entwicklung von Firefox fördern, muss man sich die Abodienste wie Pocket, Hubs Cloud oder Mozilla VPN zulegen. Letztlich sind diese Abodienste eben die Zukunft, die sich die Mozilla Corporation ausmalt, und auch bei der MZLA Technologies Corporation, die für Thunderbird zuständig und ansonsten von der Stiftung weitgehend unabhängig ist, soll es irgendwann noch Abodienste geben. Wurde damals zumindest mal angedeutet. Insofern entspräche das aber wieder den Plänen, die auch Muse Group mit Audacity hat und die andere wie Element schon umgesetzt haben.

Aber vielleicht kann mich ja einer aufklären, warum solche Dinge bei dem einen legitim und "zum Wohle des Kunden" zu sein scheinen, und bei dem anderen nicht, nichts für ungut.
Das hat zum Teil mit Besonderheiten bei Audacity als FOSS-Projekt zu tun. Die neuen Eigentümer verhalten sich hier wie ein Elefant im Porzellanladen und nehmen Änderungen vor, die teilweise nicht nur sinnlos, sondern sogar von der Lizenz her verboten sind.

Audacity steht bis jetzt noch unter der GPLv2 oder neuer. Die GPL ist eine klassische Copyleft-Lizenz, die unter anderem auch Einschränkungen beim Nutzerkreis verbietet. Deswegen sind die Altersbeschränkungen zum Beispiel nach der Lizenz auch unzulässig. Gleichzeitig ist die Hochstufung auf GPLv3 auch mehr oder weniger Nonsens, weil die aktuelle Lizenz auch schon neuere Versionen der GPL erlaubt und die GPLv3 auch nochmal radikaler als die aktuelle Lizenz ist. Gegenüber den freien Lizenzen stehen dann die Permissive Licenses wie die MIT-Lizenz, mit der Microsoft arbeitet, oder die BSD-Lizenz, die unter anderem von Facebook und Chromium verwendet wird, und die kommerziellen Interessen auch besser gerecht werden. Und dann gibt es noch Kandidaten wie die MPL 2.0 von Mozilla oder die APL 2.0 der Apache Software Foundation, die sich irgendwo dazwischen einreihen.
 
Es geht den Hersteller nichts an wo, wann ich was womit mache, und für die Funktion ist es nicht notwendig. Bei werbefinanzierter Software vielleicht als Geschäftsmodell nachvollziehbar, aber bei einem (bisher nicht kommerziellen) Open Source Projekt paßt das überhaupt nicht. Mit Mozilla habe ich in dem Punkt z.B. auch ein Problem.

Wenn die auf dem Weg zu einem Closed-Source System sind (der Weg in die Cloud ist ein Zeichen für Kommerz), warum sollten sie dann weniger Rechte für sich in Anspruch nehmen (dürfen), als Microsoft, Google, und so weiter ? Telemetrie wird doch da auch im grossen Stil gesammelt, sogar persönliche Dateien werden dort in der Cloud gescannt. Was dem einen Recht ist, muss dem anderen billig sein.

Man hätte diesen "Anfängen" früher zuvor kommen müssen, jetzt ist diese Diskussion darüber in meinen Augen sinnlos, und jeder macht das was er will, und keiner kann es richtig kontrollieren, da es verschlüsselt wird. Natürlich alles mit der Begründung der Sicherheit und des "Fortschritts".

Ich finde es unfair, wenn kleine Anbieter sich die gleichen Rechte rausnehmen, wie die grossen, und sich dann viele darüber plötzlich echauffieren, ist nicht persönlich gemeint.

Nun ja, wie ich sagte, das kann ja jeder anders sehen, Audacity wird halt kommerziell (wie viele andere Freeware auch wie zum Beispiel CCleaner) und gut ist. Oder eben wie Windows 10 (als Gratis Upgrade). :ROFLMAO:
 
warum sollten sie dann weniger Rechte für sich in Anspruch nehmen (dürfen), als Microsoft, Google, und so weiter ? Telemetrie wird doch da auch im grossen Stil gesammelt, sogar persönliche Dateien werden dort in der Cloud gescannt
Bei den Großen missfällt mir das genauso.
Viele benutzen aus diesen Gründen alternative Software. Dann ist es doppelt dumm wenn die Alternative auch mit dem Datensammeln anfängt. Diverse Linuxdistributionen sind/waren auch schuldig im Sinne der Anklage.

Serverdienste funktionieren natürlich nicht ohne ein gewisses Mindestmaß an Daten. MS geht hier allerdings auch viel zu weit.




Klingt sehr plausibel:

Ziel ist es eine proprietäre mobile App von Audacity zu machen. Deshalb das CLA
 
Offtopic

Sorry @chakko , aber deine Ausführungen sind an Arroganz und Ignoranz nicht zu überbieten.

Tja... so ist das halt mit den FOSS-Leuten.
die religiösen Sektierer
Weil es schlichtweg von Leuten entwickelt und genutzt wird, die zum größten Teil verbohrt sind, und sich am Rand der Gesellschaft bewegen.
was entfernt mit dem zu tun hat, was in unserer Gesellschaft immer noch gilt: Nämlich wirtschaftliches Denken, und dadurch Werte zu schaffen, die solchen Leuten einfach völlig fremd sind, weil sie, wie gesagt, einfach ein Nischendasein führen, und sich verträumt eine Welt vorstellen, in der wir uns alle an der Hand halten, und es keine der menschlichen Tugenden mehr gibt, die sich in unserer Geschichte immer wieder abgezeichnet haben. Halt einfach - weltfremd.

Genau, unendliches Wachstum und Profit über alles. Und dabei so gar nicht weltfremd. Bis zur bitteren Neige.


Übrigens, typisch für Open Source Software (zumindest wenn keine große Firma dahinter steht... Chromium oder Android ist natürlich eine ganz andere Größenordnung) war die Entwicklung von Audacity immer quälend langsam. Und, ebenfalls typisch für Open Source Software ist die GUI das allerletzte.

Es zwingt dich niemand FOSS Produkte zu nutzen. Bleib bei deinem verseuchten, vor aufgezwungenen Dingen nur so strotzenden Windowskram und lass Leute, die anders denken, in Frieden anstatt sie in deiner altbackenen, verbohrten, kruden Weltanschauung an einen von dir definierten gesellschaftlichen Rand schieben zu wollen.

Auch geht es in diesem Thread um etwas ganz anderes als Open Source und Linux Bashing. Deine ureigene Sichtweise von Open Source und Linux ist dabei vollkommen irrelevant.
 
Es zwingt dich niemand FOSS Produkte zu nutzen
Habe ich das gesagt? Ich habe nur geschrieben, dass das ständige Propagieren der Software, die Hochnäsigkeit dieser Leute, und die geschenkte Gaul Mentalität mich nervt. Wenn das für dich arrogant, und ignorant ist, bitte schön. Eine andere Antwort hatte ich aus der Ecke auch nicht erwartet.

Ich denke, diese Geschichte zeigt auch mal wieder ganz deutlich, wie man sich immer wieder selbst disqualifiziert, und somit nie im Mainstream ankommen wird, was man ja immer wieder hofft. Jedenfalls lese ich immer wieder davon, was Linux doch für eine großartige Alternative zu den arrivierten Betriebssystemen darstellt. Und ich schüttele immer wieder den Kopf, wenn ich sowas lese.
 
Ziel ist es eine proprietäre mobile App von Audacity zu machen. Deshalb das CLA
Würde zumindest auch die Altersbeschränkung auf 13 Jahre erklären, denn sie würden das Vorgehen damit dem von MuseScore angleichen. MuseScore gibt es auch in einer proprietären Version für mobile Plattformen sowie mit einer angeschlossenen Online-Community, zudem wurde die Desktop-Version unter die GPLv3 gestellt. Im Fall der Plattform ist das allerdings eine Plattform vergleichbar mit Soundcloud, wo Musiker ihre Werke vorstellen können und wo die Plattform kostenpflichtig ist.

Lässt sich auf Audacity so aber nicht duplizieren. Zum einen verwenden MuseScore und Audacity unterschiedliche Toolkits (MuseScore basiert auf Qt, Audacity auf den wxWidgets), was das Sharing von Code erschweren dürfte. Zum anderen hat Audacity eine andere Zielgruppe. Das sind eben keine Musiker, die Muse Group ansonsten so umwirbt, sondern das sind neben den üblichen Hobbybastlern vor allem die YouTuber, Podcaster und Wissenschaftler, die das verwenden. Muse Group müsste sich also auf eine neue Zielgruppe einschießen, denn sich hier auf die Musiker zu konzentrieren macht wenig Sinn. Die haben bessere und mächtigere Tools wie Ardour, Cubase oder Ableton Live.
 
Also ich habe das natürlich auch wahrgenommen da ich mit Audacity LPs Digitalisiere, aber wenn mir der Hick hack da zu krass wird such ich mir entweder eben eine andere Software die meinen USB Plattenspieler auch als Audio Eingang anerkennt oder sperre dem Gerät den Internetzugriff und aus die Laube und ohne Telemetrie von mir.

Insgesamt finde ich was die Muse Group da treibt natürlich unter aller Sau, ist vielleicht heutzutage so üblich kaufe dir ein Open Source Programm und versuche so viel Geld und Telemetriy Daten aus deinem Usern wie möglich herauszupressen.
 
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