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Redaktion
Die Nächsten bitte: Mozilla stellt Firefox Voice und Voice Fill ein – ein kleiner Kommentar dazu
Das Streichkonzert bei Mozilla geht in eine neue Runde. Wie das Unternehmen im eigenen Discourse-Forum mitgeteilt hat, hat man den Mozilla Speech Proxy Server am vergangenen Donnerstag abgeschaltet. Als Konsequenz werden damit auch die Projekte Voice Fill sowie Firefox Voice beendet. Die Erweiterungen zur Sprachsteuerung innerhalb von Firefox werden sich am 19. Februar 2021 selbst deinstallieren und können dann auch nicht mehr in Firefox aufgerufen werden.
Die beiden Projekte reihen sich damit in eine mittlerweile lange Liste von Projekten ein, die Mozilla entweder eingestellt, an die Community übergeben oder an andere Organisationen wie die Linux Foundation abgetreten hat. Besonders bei Firefox Voice ist das in meinen Augen aber eine schwere Fehlentscheidung, denn hier wird eine Chance vertan, das Ganze direkt in den Browser zu integrieren und damit die Barrierefreiheit von Firefox nochmal sehr deutlich zu verbessern. Es fällt aber auch sonst zunehmend schwer, Mozilla noch eine Schonfrist zu zu gestehen und weiterhin geduldig mit dem Firefox-Entwickler zu sein, denn so manche Entscheidung ist einfach nicht mehr nachvollziehbar.
Dass Mozilla Geld verdienen und sich auch unabhängiger von den Einnahmen durch Suchmaschinen, die zum Großteil immer noch von Google kommen, machen möchte, ist grundsätzlich erstmal verständlich. Zur Ehrlichkeit gehört aber auch dazu, dass man seinen Nutzern gegenüber die Augenwischerei ablegt und nicht ständig mit der Mozilla Foundation als Muttergesellschaft und Non-Profit-Organisation argumentiert. Der Fakt ist zwar richtig, aber die Hauptarbeit bei Firefox unter dem Dach geht letztlich von der Mozilla Corporation aus, die ein ganz normales OpenSource-Unternehmen ist. Außerdem geht es hier auch nicht um irgendwelche Spenden, sondern neue Services wie Firefox Lockwise, Mozilla VPN, Firefox Relay, Mozilla Hubs oder auch etablierte wie Pocket Premium sind ganz klar Abomodelle, und spätestens hier darf man Mozilla nicht mehr anders oder wohlwollender behandeln als andere Unternehmen, die sich hier dem Wettbewerb stellen.
Das Problem sind zudem die fehlende Perspektive und Entscheidungen, die einfach unverständlich sind. Mozilla hat momentan deutlich wichtigere Probleme als das Design von Firefox, wo mit Proton an dem Nachfolger von Photon gearbeitet wird. Gleichzeitig verweigert man PWAs die volle Unterstützung oder entwickelt einen Passwortmanager, der am Desktop strikt an den Firefox Browser gebunden ist. Mit solchen Entscheidungen braucht man auch gegen quelloffene Mitbewerber wie Bitwarden gar nicht erst antreten und für einen Passwortmanager, den man nicht auch in anderen Browsern wie Chrome, Edge oder Safari benutzen kann, weil man seine Zugangsdaten eben auch dort braucht, wird kaum ein Mensch bezahlen. Die Tatsache, dass frühere Services von Mozilla wie Firefox Hello, Firefox Notes und Firefox Send ebenfalls sehr schnell wieder in der Versenkung verschwunden sind, fördert zudem nicht gerade das Vertrauen.
Klar ist, dass Mozilla mit Diensten wie Firefox Premium und Hubs Cloud auch ein Auge auf Unternehmenskunden geworfen hat, und aus Projekten wie Firefox Lockwise oder Pocket lassen sich ebenfalls entsprechende Enterprise-Ableger formen. Gegenüber dem klassischen Consumer muss Mozilla aber endlich eine klare Strategie vorweisen. Es wäre sicherlich kein Fehler, wenn man Ableger wie Firefox Klar, Firefox Lite oder Firefox für den Amazon Fire TV beendet, wenn die Ressourcen dafür dem klassischen Firefox Browser zugute kommen. Es wäre richtig, die Funktionen von Firefox Voice und später dem Übersetzungsdienst Bergamot direkt in den Browser zu integrieren, den Passwortmanager Firefox Lockwise für alle Browser verfügbar zu machen und auch die interne Zusammenarbeit mit der MZLA Technologies Corporation zu stärken und Thunderbird damit wieder näher an sein ehemaliges Schwesterprojekt zu binden.
Mozilla ist immer noch ein wichtiger Player im Web und hat neben Firefox auch mit Projekten wie DeepSpeech und Rust gute Arbeit geleistet. Sie sind angesichts der Dominanz von Chromium und dem sehr stabilen Apple-Ökosystem aber auch nicht mehr diejenigen, die noch groß mit den Muskeln spielen können. Letztlich müssen sie mit einer klaren Strategie und Perspektive jetzt beweisen, dass sie auch künftig das Vertrauen verdient haben und Gecko neben Blink und Webkit2 weiterhin ein wichtiger Faktor bleiben soll. Wenn man das aber erstmal verloren hat und die eigene Nutzerbasis irgendwann zu klein ist, um wirklich noch Einfluss auszuüben, ist es dafür auch zu spät.
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Das Streichkonzert bei Mozilla geht in eine neue Runde. Wie das Unternehmen im eigenen Discourse-Forum mitgeteilt hat, hat man den Mozilla Speech Proxy Server am vergangenen Donnerstag abgeschaltet. Als Konsequenz werden damit auch die Projekte Voice Fill sowie Firefox Voice beendet. Die Erweiterungen zur Sprachsteuerung innerhalb von Firefox werden sich am 19. Februar 2021 selbst deinstallieren und können dann auch nicht mehr in Firefox aufgerufen werden.
Die beiden Projekte reihen sich damit in eine mittlerweile lange Liste von Projekten ein, die Mozilla entweder eingestellt, an die Community übergeben oder an andere Organisationen wie die Linux Foundation abgetreten hat. Besonders bei Firefox Voice ist das in meinen Augen aber eine schwere Fehlentscheidung, denn hier wird eine Chance vertan, das Ganze direkt in den Browser zu integrieren und damit die Barrierefreiheit von Firefox nochmal sehr deutlich zu verbessern. Es fällt aber auch sonst zunehmend schwer, Mozilla noch eine Schonfrist zu zu gestehen und weiterhin geduldig mit dem Firefox-Entwickler zu sein, denn so manche Entscheidung ist einfach nicht mehr nachvollziehbar.
Dass Mozilla Geld verdienen und sich auch unabhängiger von den Einnahmen durch Suchmaschinen, die zum Großteil immer noch von Google kommen, machen möchte, ist grundsätzlich erstmal verständlich. Zur Ehrlichkeit gehört aber auch dazu, dass man seinen Nutzern gegenüber die Augenwischerei ablegt und nicht ständig mit der Mozilla Foundation als Muttergesellschaft und Non-Profit-Organisation argumentiert. Der Fakt ist zwar richtig, aber die Hauptarbeit bei Firefox unter dem Dach geht letztlich von der Mozilla Corporation aus, die ein ganz normales OpenSource-Unternehmen ist. Außerdem geht es hier auch nicht um irgendwelche Spenden, sondern neue Services wie Firefox Lockwise, Mozilla VPN, Firefox Relay, Mozilla Hubs oder auch etablierte wie Pocket Premium sind ganz klar Abomodelle, und spätestens hier darf man Mozilla nicht mehr anders oder wohlwollender behandeln als andere Unternehmen, die sich hier dem Wettbewerb stellen.
Das Problem sind zudem die fehlende Perspektive und Entscheidungen, die einfach unverständlich sind. Mozilla hat momentan deutlich wichtigere Probleme als das Design von Firefox, wo mit Proton an dem Nachfolger von Photon gearbeitet wird. Gleichzeitig verweigert man PWAs die volle Unterstützung oder entwickelt einen Passwortmanager, der am Desktop strikt an den Firefox Browser gebunden ist. Mit solchen Entscheidungen braucht man auch gegen quelloffene Mitbewerber wie Bitwarden gar nicht erst antreten und für einen Passwortmanager, den man nicht auch in anderen Browsern wie Chrome, Edge oder Safari benutzen kann, weil man seine Zugangsdaten eben auch dort braucht, wird kaum ein Mensch bezahlen. Die Tatsache, dass frühere Services von Mozilla wie Firefox Hello, Firefox Notes und Firefox Send ebenfalls sehr schnell wieder in der Versenkung verschwunden sind, fördert zudem nicht gerade das Vertrauen.
Klar ist, dass Mozilla mit Diensten wie Firefox Premium und Hubs Cloud auch ein Auge auf Unternehmenskunden geworfen hat, und aus Projekten wie Firefox Lockwise oder Pocket lassen sich ebenfalls entsprechende Enterprise-Ableger formen. Gegenüber dem klassischen Consumer muss Mozilla aber endlich eine klare Strategie vorweisen. Es wäre sicherlich kein Fehler, wenn man Ableger wie Firefox Klar, Firefox Lite oder Firefox für den Amazon Fire TV beendet, wenn die Ressourcen dafür dem klassischen Firefox Browser zugute kommen. Es wäre richtig, die Funktionen von Firefox Voice und später dem Übersetzungsdienst Bergamot direkt in den Browser zu integrieren, den Passwortmanager Firefox Lockwise für alle Browser verfügbar zu machen und auch die interne Zusammenarbeit mit der MZLA Technologies Corporation zu stärken und Thunderbird damit wieder näher an sein ehemaliges Schwesterprojekt zu binden.
Mozilla ist immer noch ein wichtiger Player im Web und hat neben Firefox auch mit Projekten wie DeepSpeech und Rust gute Arbeit geleistet. Sie sind angesichts der Dominanz von Chromium und dem sehr stabilen Apple-Ökosystem aber auch nicht mehr diejenigen, die noch groß mit den Muskeln spielen können. Letztlich müssen sie mit einer klaren Strategie und Perspektive jetzt beweisen, dass sie auch künftig das Vertrauen verdient haben und Gecko neben Blink und Webkit2 weiterhin ein wichtiger Faktor bleiben soll. Wenn man das aber erstmal verloren hat und die eigene Nutzerbasis irgendwann zu klein ist, um wirklich noch Einfluss auszuüben, ist es dafür auch zu spät.
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