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Entstehung und Untergang von Cortana: Ex-Manager plaudert aus dem Nähkästchen

DrWindows

Redaktion
Entstehung und Untergang von Cortana: Ex-Manager plaudert aus dem Nähkästchen
von Martin Geuß
Cortana


Ein ehemaliger Microsoft-Manager hat über die Entstehung von Microsofts digitaler Assistentin Cortana gesprochen – und darüber, warum die Idee letztlich scheiterte. Dabei kommen spannende Hintergründe ans Licht.

Der grobe Ablauf der Ereignisse ist bekannt: Cortana sollte das Gegenstück zu Siri werden (Google und Amazon waren zu dem Zeitpunkt, als Cortana entstand, auf diesem Gebiet noch nicht sehr präsent). Mit dem sich ankündigenden Ende der Windows Smartphones versuchte man den Fokus von Cortana auf den PC zu verschieben, was vorhersehbar schief ging. Microsoft hat den Namen Cortana zwar nach wie vor nicht aufgegeben, die ursprüngliche Idee ist aber längst tot.

Sandeep Paruchuri war vor rund zehn Jahren bei Microsoft als Product Manager für Suche und Karten tätig, in seinem Team entstand die Idee, eine digitale Assistentin mit einer echten Persönlichkeit zu entwickeln. Er erzählt in einer Episode des Newsletters „Bit Bets“, dass es dafür innerhalb von Microsoft zunächst nur wenig Unterstützung gab und die Idee als Spielerei abgetan wurde. Wörtlich soll man den Mitarbeitern gesagt haben, sie sollen sich doch bitte zunächst um ihr Kerngeschäft kümmern, und wenn dann noch Zeit übrig sei, könnten sie sich auch mit anderen Dingen beschäftigen.

Paruchuri erzählt, dass es seinem Team damals schon klar gewesen sei, dass Microsoft mit der Websuche allein nicht gegen Google bestehen kann, sondern man frische Ideen braucht. Unter dem Projektnamen „Cortana“ fasste man diese Ideen schließlich zu einem Konzept zusammen. Eine smarte und humorvolle Assistentin mit einer eigenen Persönlichkeit zu entwickeln, war das Ziel. Der Name Cortana ergab sich da praktisch von selbst, denn die künstliche Figur als dem Spiel Halo verkörperte genau das.

Dass es beim Namen Cortana blieb, ist einer Indiskretion zu verdanken. Das Projekt Cortana wurde geleakt und die Community war von dem Namen derart begeistert, dass es am Ende keine andere Wahl gab. Das Microsoft-Marketing wollte eigentlich den Namen „Alyx“, und der scheidende CEO Steve Ballmer schlug „Bingo“ vor – in Anlehnung an den Namen der Suchmaschine.

Cortana wurde schließlich mit Windows Phone 8.1 ausgeliefert und zumindest die US-Fans von Windows Phone waren begeistert. Laut Paruchuri ahnte sein Team aber damals schon, dass Cortana möglicherweise das richtige Produkt zur falschen Zeit und für die falsche Plattform war.

Unter dem neuen CEO Satya Nadella ging Microsoft bekanntlich sehr schnell „All In“ beim Thema künstliche Intelligenz, und so bekam Cortana plötzlich sehr viel mehr Aufmerksamkeit. Das führte dazu, dass nicht mehr ein Team von zehn Leuten an Cortana arbeitete, sondern „hunderte von Produktmanagern“ plötzlich mitsprechen wollten. So ging der Fokus verloren und alles, was noch beim ersten Release prima funktioniert hatte, ging laut Paruchuri beim zweiten Release schief.

Am Ende spielten die Fehler in der Entwicklung aber keine Rolle, denn mit dem Ende von Windows Phone wurde Cortana die einzige Plattform unter den Füßen weggezogen, auf der sie sich hätte weiterentwickeln können. Es war diese oft sehr emotionale Verbundenheit der Fans mit dem Produkt, die den Charme von Windows Phone und Cortana ausmachte, und auch wenn einige Fans bis heute trauern, es hätte niemals funktioniert.

Es ist auf jeden Fall dennoch sehr spannend, den kompletten Beitrag zu lesen: Cortana with Sandeep Paruchuri – by Alice Newton Rex (substack.com)


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Artikel im Blog lesen
 
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Ach Martin, warum musst du immer wieder kaum verheilte bzw. nur noch wenig schmerzende Wunden von neuem aufreißen!??! 😞
Dein Artikel hat mich wieder etwas traurig über den Verlust sehr wertgeschätzter Dinge (Lumia 640/950, Cortana, Metrooberfläche eines MS-Smartphones) gemacht. Es bleibt nur die Erinnerung an eine meist wunderbare Zeit.
 
Ich fürchte, dass ich mich in diesem Leben nicht mehr daran gewöhnen kann, mit meiner Technik zu reden...
Bei einer Sache finde ich die Assistenten ganz praktisch und wirklich eine Beschleunigung, nämlich beim Erstellen ortsbedingter/-getriggerter Erinnerungen.
Etwas wie "Erinner mich an XYZ, sobald ich auf der Arbeit / zuhause / bei Edeka ankomme" oder sowas in der Art. Da dauert manuell aufsetzen wirklich länger, weil man erst mal beim Erinnerung anlegen die Bedingungen dazu klicken muss und gegebenenfalls noch anfangen muss den Ort einzugeben.
 
  • Danke!
Reaktionen: ~ik
Auch ohne Windows-Phone/Mobile hätte es Microsoft geschafft, das Projekt in den Sand zu setzen, da Cortana wie viele Produkte von Microsoft nur auf die Vereinigten Staaten ausgerichtet war. Was um alles in der Welt soll man als Europäer mit einem Assistenten anfangen, der schon daran scheitert einen Termin für 06:00 Uhr einzutragen, da das System davon ausgeht, dass damit 6pm gemeint sein muss, sprich das Ding hat Zeit ihres Lebens nicht mal begriffen, dass es Menschen gibt, die eine 24-Stunden-Zählung verwenden.
 
Ich fürchte, dass ich mich in diesem Leben nicht mehr daran gewöhnen kann, mit meiner Technik zu reden...
Geht mir genauso. Ich finde Spracherkennung zwar sehr interessant, letztendlich bin ich dann aber wieder an der Tastatur.

In den 1990er Jahren hatte ich mir mal eine Software für Spracherkennung gekauft. Ich glaube es war "Naturally Speaking". Damals ist es mir nicht gelungen, dass die Software auch nur ein Wort erkannt hat. Das sieht heute doch deutlich anders aus. Trotzdem komme ich von der Tastatur nicht weg.

Etwas zum Schmunzeln.


Auch ohne Windows-Phone/Mobile hätte es Microsoft geschafft, das Projekt in den Sand zu setzen, da Cortana wie viele Produkte von Microsoft nur auf die Vereinigten Staaten ausgerichtet war. Was um alles in der Welt soll man als Europäer mit einem Assistenten anfangen, der schon daran scheitert einen Termin für 06:00 Uhr einzutragen, da das System davon ausgeht, dass damit 6pm gemeint sein muss, sprich das Ding hat Zeit ihres Lebens nicht mal begriffen, dass es Menschen gibt, die eine 24-Stunden-Zählung verwenden.

Eigentlich sollten 24 Stunden doch der Normalfall sein. Schon als Jugendlicher konnte ich mit dem 12 Stunden-Unsinn nichts anfangen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In den 1990er Jahren hatte ich mir mal eine Software für Spracherkennung gekauft. Ich glaube es war "Naturally Speaking".
Ja das war auch damals bei IBM OS/2 Warp 4 integriert. Man konnte quasi alles machen ohne auch nur einmal die Maus oder Tastatur zu benutzen. Hat wirklich funktioniert, schade heute klappt das nicht mal mehr annähernd.

Egal, zum Thema. Finde es zwar gut, dass Cortana jetzt als KI im Hintergrund werkelt allerdings fand ich die Idee und Integration in Windows Mobil schon klasse.

Eigentlich sollten 24 Stunden doch der Normalfall sein. Schon als Jugendlicher konnte ich mit dem 12 Stunden-Unsinn nichts anfangen.
Naja aber dabei dran denken, dass alles was englisch spricht keine 24 Stunden benutzt.
 
Nicht in UK: (Sehe meist UK über Satellit)
Was bedeuten eigentlich AM und PM?
Besonders in englischsprachigen Ländern wie Australien, Neuseeland, Kanada oder den USA wird die 12-Stunden-Zählung verwendet. In Großbritannien aber nicht, dort wird wie überall in Europa (und auch in Deutschland) die 24-Stunden-Zählung (0:00 bis 23:59 Uhr) genutzt (die auch Militärzeit genannt wird).
Vielleicht wird das mit dem Brexit auch wieder beendet....
 
Ich fürchte, dass ich mich in diesem Leben nicht mehr daran gewöhnen kann, mit meiner Technik zu reden...
Wenn es eine „neutrale“ Technik gäbe, der ich blind vertrauen könnte, so wie bei Star Trek beim berühmten „Computer“, dann hätte ich schon Lust dazu.
Aber alles was ich plappere landet bei Google oder, auch nur marginal besser, bei Amazon?
Nein Danke! Da habe ich kein Vertrauen!
 
Es gibt immer noch Leute, die glauben, ihr gesprochenes Wort würde nur dann verarbeitet, wenn sie es in ein dafür gebautes Gerät sprechen?
Wer es noch nicht selbst erlebt hat, legt einfach mal sein Smartphone auf den Tisch und spricht über ein Thema, über dass er sonst nie spricht und über das er sich auch im Netz nicht informiert. Und dann einfach mal beobachten, was man in den kommenden Tagen beim Surfen für Werbung zu sehen bekommt.
Funkioniert am besten mit einem Android-Smartphone und Google Chrome.
 
Naja, das ist jetzt aber doch eher Abteilung Mythen und Märchen. ;) Dass in den entsprechenden Apps sowas gemacht wird, ist bekannt, und glaube ich auch sofort. Dass so eine Auswertung jederzeit erfolgt, selbst wenn das Smartphone einfach nur auf dem Tisch liegt, eher weniger. Vielmehr vergisst man oft, wonach man denn gerade gesucht hat, was man in einen Texteditor geschrieben hat, der eventuell automatisiert auswertet, oder in seine E-Mails schreibt, die eventuell automatisiert ausgewertet werden.

Ich weiß, der Zuckerberg klebt sein Mikro zu. Aber, nehmen wir solche Leute mal nicht als Maßstab, denn, wenn man sowas macht, oder seine Webcam zu klebt, obwohl man ganz klar auf dem Display sieht, ob die Kamera genutzt wird oder nicht, dann grenzt das schon ein wenig an paranoischen Wahnsinn. Oder an Angst, dass irgendwelche Firmengeheimnisse morgen in der Zeitung stehen, oder die Konkurrenz davon Wind bekommt.
 
Es gibt immer noch Leute, die glauben, ihr gesprochenes Wort würde nur dann verarbeitet, wenn sie es in ein dafür gebautes Gerät sprechen?
Wer es noch nicht selbst erlebt hat, legt einfach mal sein Smartphone auf den Tisch und spricht über ein Thema, über dass er sonst nie spricht und über das er sich auch im Netz nicht informiert. Und dann einfach mal beobachten, was man in den kommenden Tagen beim Surfen für Werbung zu sehen bekommt.
Funkioniert am besten mit einem Android-Smartphone und Google Chrome.
Ob das in der Tat so krass ist, kann ich nicht beurteilen. Google traue ich aber alles zu.

Ich besitze ein Android-Tablet und ein Android-Smartphone. Wenn es zu Android eine vernünftige Alternative gäbe, wäre ich von Android weg. So gibt es nur noch Apple. Da kann man nur wählen zwischen einen Anbieter, dem man nicht vertraut oder sich abzocken lassen.
 
Mich wundert ja immer wieder, was die Nutzer hier Google zutrauen, aber Microsoft nicht zutrauen. ;)

Ich habe nicht gesagt, dass ich Microsoft das Sammeln und Verarbeiten von Daten nicht zutraue. Da bin ich weit davon entfernt.

Wenn ich aber die Wahl habe zwischen einem Konzern der Daten zieht, wo er nur kann und dessen Geschäftsmodell das ist und einem Konzern der eher Software und Webservices vermarktet, dann dürfte die Tendenz klar sein. Vertrauen tue ich aber beiden nicht.
 
Naja, das ist jetzt aber doch eher Abteilung Mythen und Märchen.
Ausgerechnet da, wo es mal berechtigt wäre, paranoid zu sein, bist du es ausnahmsweise mal nicht :D.
Beispiel gefällig? Neulich besuchte mich ein Bekannter und er sah in meinem Esszimmer den grünen Lamborghini von Lego Technik. Er hat mit Lego rein gar nichts am Hut, aber das Teil hat ihm gefallen und wir sprachen kurz drüber. Sein Smartphone hatte er in der Hosentasche. In den darauffolgenden Tagen verfolgte ihn die Werbung für das Modell überall. Ich würde es für einen erstaunlichen Zufall halten, wenn ich nicht noch andere Beispiele dieser Art kennen würde.
 
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