Die Diskussion, ob autonomes Fahren sicherer oder unsicherer ist, wird noch sehr lange theoretisch bleiben, denn es gibt ja keine Möglichkeit, einen echten Real-World-Vergleich unter identischen Bedingungen durchzuführen.
Meine subjektive Sichtweise ist die, dass technische Systeme per Definition besser sind als der Mensch. Sie haben eine kürzere Reaktionszeit, werden nicht müde und können ein Fahrzeug im physikalischen Grenzbereich ganz sicher besser lenken als die meisten Menschen, die das nie trainiert haben.
Es geht also eher um die ethischen Dinge wie die berühmte Frage "soll ein autonomes Fahrzeug lieber die 90jährige Oma oder das Kleinkind überfahren, wenn es sich entscheiden muss?" Heute regelt das ein unwillkürlicher Reflex für uns, in Zukunft wird jemand eine solche Logik programmieren und somit eine Entscheidung treffen müssen.
Dazu ein Beispiel aus eigenem Erleben, noch gar nicht lange her: Ich fuhr auf der Autobahn mit hoher Geschwindigkeit auf der linken Spur, als rechts ein langsames Fahrzeug einscherte und ein anderes Fahrzeug, dass schneller, aber immer noch sehr viel langsamer als ich fuhr, auf meine Spur wechselte. Ich bremste, rechnete aber damit, dass es zum Unfall kommt, und "zielte" nach kurzer Überlegung auf das Auto, bei dem ich davon ausging, dass ich ihm beim Aufprall "überlegen" bin. Zum Glück hat es gerade so gereicht. Ich weiß nicht, wie ein autonomes System entschieden hätte, aber mir wurde schnell klar, dass die Siutation weit weniger gefährlich gewesen wäre, denn das System hätte schneller reagiert und hätte kompromisslos verzögert - ich hatte den typischen Fehler gemacht, das Bremspedal nicht sofort durchzutreten.
Zurück zur Theorie:
Die viel banalere Frage ist: Inwieweit sind wir bereit, uns von Robotern überfahren zu lassen - auch aus Versehen? In vielen Lebensbereichen legen wir unsere Sicherheit und unser Leben bereits in die Hand von Maschinen, das Auto wäre nur ein weiterer Punkt auf der Liste.
Ein Problem bei diesem Thema ist durchaus auch die moderne Medienwelt, die nur noch von Skandalen und Empörungen lebt und nicht mehr in der Lage zu sein scheint, technische Entwicklungen sachlich zu begleiten. 10.000 durch autonome Systeme verhinderte Unfälle haben keinen medialen Effekt. Das Bild von zwei Eltern, die traurig in die Kamera blicken, weil sie durch einen Computerfehler ihr Kind verloren haben, würde uns dagegen wochenlang begleiten und bis zum letzten Klick ausgeschlachtet werden. Wie soll da noch objektiv diskutiert werden...