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Kommentar zum Kommentar: Ein bezahltes Chromium löst das Problem nicht

DrWindows

Redaktion
Kommentar zum Kommentar: Ein bezahltes Chromium löst das Problem nicht
von Kevin Kozuszek
Google Essentials


Am vergangenen Dienstag hatte Martin in einem Kommentar zum aktuellen Antitrust-Verfahren gegen Google in den USA und zu einem möglichen Verkauf von Chrome Stellung genommen. Während ich mit dem wesentlichen Teil der Analyse, was die Dominanz von Chrome und dessen Nachteiligkeit für den Wettbewerb betrifft, durchaus einverstanden bin, sieht das bei den Lösungsvorschlägen gänzlich anders aus. Vor allem ein Punkt ist extrem problematisch.

Mir geht es dabei nicht um die bessere Verzahnung mit anderen Bezahlmodellen. Mozilla ist bereits ein Beispiel dafür, wo Dienste wie Pocket, Firefox Relay oder Mozilla VPN entweder direkt oder über Addons besser mit Firefox als Browser zusammenspielen sollen. Wenn man aber meint, das Problem würde gelöst, wenn man die anderen Chromium-Nutzer zur Kasse bittet und daraus ein rein kommerzielles und geschlossenes Projekt zu machen, dann zeugt das eher von einer gewissen Naivität, Blauäugigkeit und einem fehlenden Bewusstsein dafür, was das konkret in der Folgenabschätzung bedeuten würde. Die Folgen wären nämlich extrem.

Das Grundproblem

Chromium ist für sich genommen erstmal keine Engine, sondern eine Plattform, deren kollektive Zusammenarbeit mittlerweile auch verstärkt unter dem Dach der Linux Foundation organisiert wird. Weitaus wichtiger ist aber seine Rolle als Industriestandard, der er mittlerweile geworden ist und dessen Rolle weit über die Browserwelt hinaus geht. Viele Apps am Desktop oder den mobilen Plattformen basieren entweder direkt (über Electron, dem CEF oder React Native) oder indirekt (über Qt mit der QtWebEngine, .NET mit WebView2 etc.) zumindest teilweise darauf. Für JavaScript-Frameworks ist es über Node.js die Referenz.

Betrachtet man nur klassische Apps, ist völlig klar, dass gerade die kleineren Entwickler die höheren Kosten wie bei materiellen Gütern entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis zum Endnutzer durchreichen müssen, während die Megakonzerne wie Microsoft sowas vielleicht noch querfinanzieren würden. Ein Mittelständler kann sich diese finanziellen Einbußen schlicht nicht leisten, und selbst bei den großen Kalibern wäre nicht sicher, dass sie zahlen. Das beste Beispiel ist die Android-Entwicklung: Eine direkte Folge aus dem Rechtsstreit zwischen Google und Oracle war letztlich, dass fortan das OpenJDK zur Grundlage wurde und die von JetBrains entwickelte Programmiersprache Kotlin statt Java zur bevorzugten Wahl erklärt worden ist.

Dramatischer wird es dann, wenn man die wichtige Rolle von JavaScript innerhalb des Internets als Ökosystem betrachtet. Hier bietet der Kommentar auf die möglichen Auswirkungen keine Lösung an, wer letztlich die Kosten zahlen soll, die an Chromium gehen müssten. Sämtliche Seitenbetreiber? Die Hoster, die die Kosten dann auf die Seitenbetreiber umlegen? Die Internetprovider, die dafür die Kosten für die Endkunden erhöhen? Was ist eigentlich mit Gemeinnützigkeit oder der öffentlichen Verwaltung? Gähnende Leere, was diese Folgenabschätzung betrifft, und dabei sind wir noch nicht zum Kern dessen vorgestoßen, wie Open Source-Projekte im Regelfall reagieren würden.

Don’t pay, just fork!

In erster Linie ist Open Source zwar ein Entwicklungsmodell, im allgemeinen Verständnis ist damit aber auch ein Wertekanon und andere Charakteristika verbunden. Wenn sich bei einem bestimmten Projekt eine Entwicklung abzeichnet, die diesem Selbstverständnis zuwider laufen, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis ein Fork quasi schon beschlossene Sache ist. Beispiele aus der Vergangenheit finden sich im Großen wie im Kleinen tonnenweise, deswegen möchte ich nur exemplarisch einige Beispiele aufzählen:

  • Wie Audacity durch die Muse Group übernommen wurde, bildeten sich sehr schnell erste Forks wie Tenacity heraus. Die Folgen waren hier gering, beide Projekte sind weiterhin in Entwicklung.
  • Gerade Mozilla ist bei der Firefox-Entwicklung durch sowas gebeutelt. Die größte Sprengkraft hatte seinerseits die Abspaltung von Pale Moon und Basilisk, als mit Goanna ein Fork der Gecko-Engine entstand und spätestens nach dem Quantum-Update im Jahr 2017 der endgültige Split vollzogen wurde. Auch sonst hat das Ökosystem bei den Derivaten gelitten. SeaMonkey kommt nicht mehr wirklich in Fahrt, von den einstigen Abspaltungen auf Gecko-Basis wie Cyberfox oder Waterfox sind nur noch wenige übrig.
  • Eines der bekanntesten Beispiele ist LibreOffice. Der Konflikt mit Oracle bei OpenOffice führte mittelfristig zur Gründung der The Document Foundation und dem bekannten Fork, während das Original mittlerweile bei der Apache Software Foundation vor sich hin gammelt.
  • Canonical war im späteren Verlauf immer wieder ein Spannungsfeld von Linux, wenn Ideen wie der Displayserver Mir, der Unity-Desktop oder das Snap-Paketformat aufkamen. Meistens haben sich Konkurrenzformate wie Wayland und Flatpaks durchgesetzt, einige Distributionen wie Linux Mint sind aber noch vorsichtiger und haben zur Sicherheit auch einen Debian-Ableger aufgelegt.
  • Bei den Linux-Desktops hatte Gnome 3 seinerzeit eine enorme Sprengkraft und hat die Entwicklung anderer GTK-basierter Desktops wie Mate, Cinnamon oder – im späteren Verlauf wegen libadwaita – auch Budgie befördert. Aber auch KDE Plasma ist von solchen Erscheinungen nicht verschont geblieben, wie die Entwicklung von Trinity beweist.
  • Zwei Beispiele aus dem kommerziellen Unternehmensumfeld sind Elasticsearch und Redis. Beide sind letztlich Subjekt von Lizenzänderungen geworden, um mehr Geld mit der Entwicklung zu verdienen. Bei Elasticsearch mündete das 2021 in Amazons Fork OpenSearch, bei Redis ist im vergangenen Jahr der Fork Valkey entstanden. Die Projekte unterstehen mittlerweile der Linux Foundation.
  • Auch bei den Cloudanbietern kam es zur Trennung zwischen OwnCloud und NextCloud, wobei letzterer heute als bevorzugter Repräsentant auch in der öffentlichen Verwaltung verwendet wird.

Dass es anders ausgeht, ist tatsächlich sehr selten und konnte dann meistens auch nur unter großen Anstrengungen verhindert werden. Wo es gut ausgegangen ist, waren die Verhandlungen zwischen dem KDE e.V. und der Qt Company, als diese im Hinblick auf das kommende Qt 6.0 Pläne zur Einschränkung der LTS-Versionen im FOSS-Umfeld ankündigte. Auch Facebook bekam 2017 nochmal die Kurve, als es zunächst die BSD-Lizenz bei React Native mit einer Zusatzklausel versehen hat, ehe man zusammen mit React selbst zur MIT-Lizenz gewechselt ist.

Grundsätzlich muss man festhalten, dass das FOSS-Umfeld eiserne Prinzipien und ein klares Selbstverständnis hat, wo man sich nicht erpressen lassen und in aller Regel auch einen neuen Status Quo nicht akzeptieren würde. Das ist einfach so. Wendet man das auf Chromium an, ist es viel wahrscheinlicher, dass ein neuer Fork unter der Federführung von Microsoft, Opera und Vivaldi, die allesamt dank Trident, EdgeHTML und Presto auch schon Erfahrung in der Entwicklung von Browser-Plattformen inkl. ihrer Engines haben, entsteht und dieser dann unter dem Dach der Linux Foundation betrieben wird, wo schon Strukturen aufgebaut werden. Chromium wäre vielleicht tot, aber grundsätzlich geht es weiter wie bisher.

Was sonst?

Mit einer geschlossenen Bezahlversion von Chromium würde man keine Probleme lösen und, selbst wenn man es durchziehen würde, dafür viele andere Probleme an anderen Stellen maximal öffnen. Gleichzeitig gehört es zur bitteren Wahrheit auch dazu, dass wir es uns nicht leisten können, einerseits Chromium als heutigen Industriestandard und andererseits besonders Gecko (aber auch WebKit2) wegen der Webstandards und ihrer Entwicklung zu verlieren. Die Lösungen für die Gesamtproblematik müsste also kreativer ausfallen:

  • Ein sinnvoller Beitrag wäre es, wenn Chromium und seine Entwicklung unter die Leitung einer unabhängigen Organisation gestellt werden, die nur an der Standardisierung selbst ein Interesse hat. Solche Beispiele werden mit dem W3C, der IETF oder auch ECMA International bei JavaScript schon lange erfolgreich praktiziert. Die Rolle der Koordinationsgruppe bei der Linux Foundation müsste geklärt werden.
  • Zumindest in dem begrenzten Maße, wie das heute noch möglich ist, muss der Wettbewerb zwischen den Rendering-Engines wieder in Schwung kommen, damit auch die Entwicklung der Webstandards wieder besser funktioniert. Kurzfristig wäre das vor allem machbar, indem man Apple dazu verpflichtet, WebKit2 sowie Safari als stärksten Browser auf allen relevanten Plattformen (wieder) verfügbar zu machen. Gerade unter Android und Windows ist das aktuell nicht der Fall. Nur wenn Chromium, Firefox und Safari (und damit Blink, Gecko und WebKit2) auf allen Plattformen die gleichen Wettbewerbsbedingungen vorfinden, können auch die besten Lösungen entstehen. Kleinere Engines wie Dillo oder Goanna machen dabei den Kohl allerdings nicht fett.
  • Sinnvoll wäre es speziell für die Europäer zudem, wenn sie ihr eigenes Ökosystem endlich wieder entwickeln und entsprechend schützen. Selbst wenn man nur die technische Basis betrachtet, die bereits verfügbar ist, haben wir mit Vertretern wie Opera (wenn auch mit gewissem China-Einfluss), Vivaldi, Waterfox, dem Mullvad Browser oder dem Ecosia Browser bereits brauchbare Alternativen. Strategische Investitionen wären zusätzlich sinnvoll, worunter zum Beispiel Servo fallen könnte, die ebenfalls mittlerweile unter dem Dach der Linux Foundation hausiert.

Schlusswort

Mir liegt es fern, Martin bei seinem Kommentar wirklich in die Parade zu fahren oder irgendwelche Vorwürfe zu machen. Dennoch ist eine mögliche Lösung nur dann eine Lösung, wenn man die Folgen einer Maßnahme richtig abschätzen kann und dabei nicht alles noch viel schlimmer wird. Mit der Analyse aus dem vorherigen Kommentar kann ich in vielen Punkten durchaus zustimmen, aber die Idee eine Bezahlversion von Chromium, deren Quellcode auch noch geschlossen würde, geht einfach an der Realität vorbei und der entstehende Schaden würde die Maßnahme nicht im Ansatz mehr rechtfertigen.

Schreibt eure Gedanken dazu gerne in die Kommentare.

Der Beitrag Kommentar zum Kommentar: Ein bezahltes Chromium löst das Problem nicht erschien zuerst auf Dr. Windows.


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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Du fährst mir mitnichten in die Parade, weil mein "Lösungsvorschlag" ja gar keiner war, sondern einfach nur ein wilder, hypothetischer Gedanke, was passieren könnte, wenn man Google zum Verkauf zwingt.
Mein einziger konkreter Vorschlag war, alles so zu lassen, wie es ist, und Google stattdessen an die Leine zu nehmen.
 
Ihr habt beide interessante Argumente, aber ich kann deinem Kommentar sehr zustimmen. Die Welt funktioniert nunmal so. Man schliesse den Code, man verlange Geld und ein Fork erweckt zum Leben. Plex und daraus Emby und daraus Jellyfin sind auch solche Beispiele. Was würde passieren, wenn der Quellcode von Chromium geschlossen werden würde? Man würde die ganz einfach die letzte verfügbare Version nehmen und mit dieser weiterarbeiten.

Ich hätte noch einen Vorschlag - denn ein anderer Ansatz wäre eine Art "Finanzausgleich", wie man es in der Schweiz unter den Kantonen kennt. Alle Engines, die eine gewisse Mindestgrösse haben und daran beteiligt sein wollen, müssten ihren Quellcode offenlegen in einem neu gegründeten Gremium. Und dort wird das Geld dann fair aufgeteilt, sodass die Zahler (Google & Co) den Empfängern (die Kleineren) einen Ausgleich zahlen müssen. Das Geld wird somit fair aufgeteilt. Die Empfänger des Geldes wären verpflichtet, das Geld in die Entwicklung ihrer Engines zu stecken und Entwickler auszubezahlen.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Ich hoffe einfach, dass am Ende nicht Mozilla und Co. darunter leiden oder "sterben" müssen.
 
Dieser Hoffnung schließe ich mich vorbehaltslos an, doch sinkt sie mittlerweile immer mehr.
Speziell bei Firefox gab es aber immer auch ein zentrales Missverständnis, was die Nutzer angeht: Firefox ist unabhängig und er war auch immer "backed by a non-profit", weil die Mozilla Corporation als verantwortliches Unternehmen (!) fiskalisch unter der Mozilla Foundation als Mutterorganisation stand. Eines war er aber nie: gemeinnützig. Er ist ein stinknormaler kommerzieller Browser wie Edge, Chrome oder Safari auch, mit der Aufgabe, Geld in die Kassen des Unternehmens zu spülen. Der Unterschied liegt allerdings darin, dass Mozilla nie seine Nutzer auf Teufel komm raus monetarisieren musste, um irgendwelche Aktionäre zu beglücken, und konnte deswegen viele Abwägungen zugunsten der Nutzer treffen.

Die Summe von Google lässt sich im Durchschnitt ansonsten ziemlich gut beziffern: 450 Millionen USD pro Jahr.

Wenn man die Summe ausgleichen möchte, sind Donations die falsche Wahl. Die kommen der Mozilla Foundation für die politische und gesellschaftliche Arbeit zugute, allerdings sieht Firefox davon keinen einzigen Cent. Das Mittel der Wahl sind de facto die Abomodelle, weil die Nutzer nur so selbst Geld in die Kriegskasse von der Mozilla Corporation einzahlen, egal ob das Pocket, Mozilla VPN oder Firefox Relay ist. Den Punkt wird Mozilla selbst aber kurzfristig kaum steigern können, es sei denn, sie ziehen die Mozilla Corporation und die MZLA Technologies Corporation, die Thunderbird bisher sehr unabhängig vorantreibt, wieder näher zusammen und nutzen möglichst große Synergien aus.

Kurzfristig würde Mozilla das nicht schaden, insgesamt haben sie finanzielle Rücklagen für etwa drei Jahre, wo sie bei guter Planung ohne irgendwelche weitere Einnahmen auskommen könnten. Da hatte ich damals erst noch mit Sören drüber gesprochen, deswegen weiß ich das. Dass sie völlig ohne Einnahmen wären, wäre dennoch ausgeschlossen, weil die Abomodelle weiterhin was beisteuern würden und ein anderer Suchanbieter wie Microsoft sich dann einnisten kann, aber für deutlich weniger Geld. Das macht drastische Reformen unumgänglich.

Schlankere Führungsstrukturen, Gehaltseinbußen (bei dem Wasserkopf an der Spitze eh keine schlechte Idee) und weitere Entlassungen werden dann kommen. Firefox und Gecko werden sicherlich nicht verschwinden, aber das wird alles langsamer und weniger umfangreich werden, was die Updates betrifft. In erster Linie kann ich mir aber vorstellen, dass zum Beispiel Mozilla Ventures als Risikokapitalgeber eingestellt wird, was sich auf die Finanzierung von FOSS-Projekten unmittelbar auswirken dürfte. Genauso könnten die KI-Projekte ausgegliedert und die Investitionen in Europa zurückgeschraubt werden. Hier macht Mozilla mehr als viele denken. Zum Beispiel ist Firefox Translations ein Gemeinschaftsprojekt mit mehreren europäischen Universitäten und auch die Partnerschaften schließt Mozilla in erster Linie mit europäischen Unternehmen ab: Mullvad aus Schweden, Mistral AI aus Frankreich, Ecosia aus Deutschland usw.
 
"Firefox ist unabhängig" - Das ist leider nicht so. Übers Wochenende hat die Mozilla Foundation bekannt gemacht, dass wenn die Lizenzgebühren von Google für Default-Suche in Firefox auf google.com wegfallen würden, dass dann schlimmstenfalls Mozilla pleite geht und so die Weiterentwicklung von Firefox, Thunderbird und weiteren Programmen gefährdet ist. Übrigens bekommt auch Apple von Google ein paar Milliarden Dollar pro Jahr dafür (waren es 20, hab die Zahl nicht mehr im Kopf?), dass Google im Safari als Standardsuchmaschine voreingestellt ist, also auch die hängen ein bisschen am Google-Tropf. Für Apple ist das nicht überlebenswichtig, für Mozilla aber schon.

Es wird auch spannend, wenn es soweit käme, was dann Microsoft mit Edge macht.
 
Übers Wochenende hat die Mozilla Foundation bekannt gemacht, dass wenn die Lizenzgebühren von Google für Default-Suche in Firefox auf google.com wegfallen würden, dass dann schlimmstenfalls Mozilla pleite geht und so die Weiterentwicklung von Firefox, Thunderbird und weiteren Programmen gefährdet ist.
Die Mozilla Foundation hat überhaupt nichts bekannt gemacht, sondern der Finanzchef und die Chefin der Mozilla Corporation, die für Firefox zuständig ist, haben ihre Stellungnahme zum aktuell laufenden Kartellverfahren abgegeben und Mark Surman als der Vorsitzende vom Leadership Council hat sich im Mozilla Blog dazu nochmal geäußert. Hatte ich auch im Beitrag verlinkt.

Ansonsten wiederhole ich gerne, was ich an anderer Stelle schon mal gesagt habe:

  1. Ganz so einfach ist das mit einer Insolvenz nicht. Thunderbird muss man erstmal komplett abtrennen, weil die MZLA Technologies Corporation nahezu unabhängig unter dem Dach der Mozilla Foundation agiert und nur deren fiskalische Vorteile als Mutterorganisation genießt. Die sind nicht an Google gebunden und erzielen komplett eigene Einnahmen. Das Problem käme auf die Mozilla Corporation zu und für einen solchen Worst Case hat man soweit Rücklagen gebildet, dass man mindestens drei Jahre ohne zusätzliche Einnahmen überleben könnte. Da hatte ich damals noch mit Sören Hentzschel drüber gesprochen, deswegen weiß ich das. Ganz ohne Einnahmen wäre die Mozilla Corporation sowieso nie, weil die Abomodelle immer was beisteuern werden und ein anderer Suchanbieter, wenn auch für deutlich weniger Geld, sicherlich kommen würde.
  2. Die unmittelbare Gefahr geht eher für die Mozilla Foundation in ihrer Gemeinnützigkeit aus. Das hat aber nichts mit Google zu tun, sondern betrifft die Organisation ganz direkt, weil Mozilla ein ziemlich progressiver Laden ist und auch so Dinge wie den Common Voice Corpus als Sprachdatenbank organisiert. Denen sind schon Steuermittel von 3,6 Millionen USD durch Trump gestrichen worden, das kann noch mehr werden.
  3. Ein Wegfall von Google würde drastische Einschnitte bedeuten, aber kein Aus, jedenfalls nicht zwingend. Aber es wäre sehr wahrscheinlich, dass es neben Entlassungen und einer langsameren Entwicklung auch zu Schließungen kommen müsste. Mozilla Ventures als Investor ist da ein sehr heißer Kandidat.
Was ansonsten Microsoft bei Edge machen würde, wenn Chrome verkauft wird? Ganz einfach: Entweder gar nichts, weil Chromium als Plattform sowieso ein kollaboratives Projekt ist und sich quasi nix ändert. Sollte sich doch was ändern, ist der Fork schnell gemacht und dann wird eben zusammen mit Opera, Vivaldi und anderen Akteuren daran weiter gewerkelt. Egal, was da kommt, es muss niemanden in Redmond jucken. Das gibt ein Schulterzucken und dann geht's auch schon weiter.
 
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