@Maximilian17
Was hat denn das Kartellamt damit zu tun? Das Kartellamt kümmert sich um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Wo wird diese eingeschränkt, wenn Windows 10 als Abomodell angeboten wird?
Es wird auch dann relevant, wenn ein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung ausnutzt. Auch wenn der Markt für PCs stagniert, deswegen ist Windows hier trotzdem noch das große und dominante System. Der Impuls muss dabei nicht mal von den Endverbrauchern kommen. Es reicht schon, wenn die ganzen Publisher im Gaming-Segment auf die Barrikaden gehen, die sich beim PC im Wesentlichen auf Windows für den Massenmarkt verlassen müssen. Mac und Linux sind da ihre eigene Nische und nur für Bruchteile wirklich relevant.
Jedenfalls wird das nicht gut ankommen, wenn du die Hardware teuer bezahlst, dann ein komplettes Abo für Windows abdrückst, um es überhaupt nutzbar zu machen, dann kommt das nächste Abo für andere Software wie Adobe CC etc. (wers braucht), dann kommt noch VoD, dann kommt Musikstreaming, dann kommen die Gamingdienste, wo Abos auch unter Garantie zunehmend relevant werden. Irgendwann ist die Geduld oder die finanzielle Möglichkeit bei einem Kunden auch mal zu Ende, wo man ihn schröpfen kann. Und als Erstes würde das Microsoft auf die Füße fallen, denn Apple und Google verlangen für ihre Systeme keine Abogebühren und Linux schon sowieso nicht. Den anderen Entwicklern brechen dann u.U. die Kunden weg, wofür sie dann wieder Microsoft aufgrund ihrer Entscheidungen verantwortlich machen und so dreht sich dann der Kreis.
Sie treffen in Redmond manchmal seltsame Entscheidungen, aber komplett bescheuert sind sie sicherlich nicht.
Für Linux-Enthusiasten hätte das sogar Vorteile: Die PCs werden günstiger, weil die Lizenzkosten wegfallen und nicht mehr auf den Kaufpreis gespiegelt werden (da ja fast jeder PC mit einer Windows Lizenz verkauft wird).
Linux ist in dem Fall komplett irrelevant, weil wir hier von einem eigenen Mikrokosmos reden. Zum einen ist es so, dass sich hier OEMs wie Dell, Tuxedo oder System76 tummeln, die sich sowieso extra um Linux kümmern, und zum anderen nimmt in den Kreisen auch die Bedeutung von freier Hardware immer mehr zu, die dann sowieso komplett entkoppelt vom Massenmarkt von Vertretern wie Purism vorangetrieben wird. Was klassische Hardware angeht, bleibt es immer noch ne Evaluationssache, auch weil viele Enthusiasten ja grundsätzlich freie Treiber als Beispiel vorziehen und proprietäre Geschichten vermeiden wollen. Ob das genauso gut funktioniert, ist nicht immer gegeben.
@Sonnschein
MS mit Windows steht im Wettbewerb mit Unix (Profiumgebung), Linux (freie Versionen), MacOS und ChromeOS.
Windows ist zurzeit das einzige OS, was Geld kostet. Die Frage ist, wie viel Interesse Entwickler haben, ihre OS Version so voran zu treiben, dass es für MS eine ernsthafte Bedrohung darstellt. ChomeOS wäre so ein Kandidat. Google macht vieles richtig und hat den Fokus auf Datensicherheit sehr hoch angesetzt.
Es werden z.B. Office Dokumente nur in der Cloud geöffnet. Damit hat Schadsoftware keine Chance Schaden anzurichten.
Das ist so nicht ganz falsch, aber man kann das so auch nicht stehen lassen. Windows ist das einzige OS, was noch das klassische Einzellizenz-Modell fährt, wenn es nicht vorinstalliert ist, stimmt. Aber: Windows ist in den meisten Fällen genauso schon vorinstalliert wie macOS beim Mac oder Ubuntu/Pop OS/KDE Neon/Manjaro bei Linux-OEMs. Außerdem holen sich die Linux-Distributoren ihre Einnahmen über Support-Verträge in vielen Fällen wieder rein, das ist dann eine andere Art der Monetarisierung und macht das OS dann indirekt auch wieder kostenpflichtig, wenn man so will.
Windows hat halt die Bequemlichkeit bei den Workstations, die Android bei den mobilen Devices im Massenmarkt hat. Weiterentwicklung ja, aber wirklich anstrengen muss man sich auch nicht.
Das Zugpferd MS-Office hat von vielen Seiten eine starke Konkurrenz. Ob LibreOffice (kostenlos), oder Softmaker, oder noch viele andere, die aber nicht wirklich eine Gefahr zurzeit darstellen...
Ja und nein. Grundsätzlich war die Konkurrenz ja immer da und die vorhandenen Lösungen haben sich jeweils innerhalb ihres eigenen Kosmos verändert. LibreOffice wurde der legitime Nachfolger von OpenOffice (auch wenn es immer noch Zank unter den Unterstützern gibt), iWork wurde komplett kostenlos, Google Docs und GSuite existieren nebeneinander, SoftMaker schwenkt jetzt auch punktuell aufs Abomodell ein, aus Kingsoft Office wurde WPS Office, Calligra hat sich in seine Einzelteile zerlegt und mit OnlyOffice poppte ein wirklich neuer Konkurrent hoch. Es gab also Veränderungen, sei es beim Namen oder sonstwo, aber wirkliche neue Player sind dabei auch nicht entstanden. Das sind vertraute Entwickler.
Wenn MS jetzt der Meinung ist, dass man Windows als Abo verkaufen könnte, wird sich das statistisch auskristallisiert haben.
Ja, nur muss man hier zwei Ansätze unterscheiden, das spreche ich ja oben an. Das eine wäre ein Leasing-Modell, was hierzulande auch Technikhändler wie Media Markt zum Beispiel anbieten. Man kauft sich keinen PC oder ein Surface mehr, sondern man mietet es sich und kassiert dann bei Windows oder Office 365 besondere Leistungen mit ein. Das rentiert sich aber nicht für jeden und das würde auch nicht jeder mitmachen. Schlag das alleine mal den PC-Gamern vor, die sich ihre Kisten gerne selber zusammenstellen, das macht für diese - wenn auch spezielle - Zielgruppe überhaupt keinen Sinn. Und dass Nadella in diese Richtung denkt, dafür spricht ja auch, dass er die besondere Verbundenheit zwischen Surface und Office 365 hervorhebt.
Der andere Punkt sind die normalen 0815-Kunden, und die kannst du nicht bis zum Exitus schröpfen. Du brauchst ein Basissystem, was definitiv kostenlos bleibt, und ich lehne mich sicherlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass kein Mensch dann seine 9,99 € im Monat bezahlt, nur um auf so tolle Features wie Notepad, den Edge-Browser, die Zeichentabelle oder Print 2 PDF zugreifen zu können. Das wäre für Microsoft zwar genial, wenn sie die Leute dafür begeistern könnten, aber das wäre auch ein ziemlicher Anflug von Dämlichkeit, weil der eigentliche Gegenwert einfach fehlt. Das kann ich mir mit einer Freeware nachinstallieren und gut. Auf gut Deutsch hauen sie den Konsumenten übers Ohr, und das sehen Institutionen wie die Verbraucherzentralen gar nicht gerne.
Was Microsoft aber hat und aufgebaut hat, ist diese übergreifende Ökosystem mit Office 365, OneDrive, Sticky Notes, Timeline, Your Phone, dem Microsoft Launcher, Outlook Premium und so weiter, was sie weiterentwickeln und darauf aufbauen können. Wenn sie das kombinieren mit gewissen Vergünstigungen bei Games als Beispiel und vielleicht einige erweiterte Features in Windows (z.B. eben Bitlocker auch für Home) integrieren, dann ist das mehr oder minder unstrittig, dass das erfolgreich sein und Sinn machen wird.
Eines darfst du außerdem nicht vergessen: Was immer bei Microsoft 365 für Consumer rauskommen wird, es muss zum einen auch die Kunden im Blickfeld behalten, die das Web, macOS, iOS und/oder Android verwenden, und wir können nicht völlig ausschließen, dass Microsoft auch nicht in irgendeiner Form eine Brücke zum Gaming-Bereich und dortigen Angeboten wie Project xCloud schlägt. Das ist immerhin Consumer pur.