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Redaktion
Microsoft Edge: Ein persönlicher Jahresrückblick
Vor etwas mehr als elf Monaten wurde der neue Microsoft Edge mit der neuen Chromium-Basis in der stabilen Version erstmals veröffentlicht und hat im laufenden Jahr trotz der angespannten Lage durch die Corona-Pandemie zahlreiche neue Funktionen in insgesamt sechs weiteren Updates erhalten. Für mutige Tester standen die Versionen im Canary und Dev Channel schon einige Monate früher bereit und entsprechend habe ich auch persönlich die Entwicklung verfolgt, wobei ich auch nach und nach auf die stabileren Kanäle umgestiegen bin.
Mittlerweile ist Microsoft Edge seit rund sechs Monaten mein Standardbrowser und hat in dieser Funktion Google Chrome seitdem abgelöst. Schon Mitte Mai habe ich in einem Kommentar geschrieben, was Microsoft bei seinem Browser in vielen kleinen Bereichen besser macht und was Google hier von den Redmondern lernen kann, aber auch die Kollegen in Mountain View waren nicht faul und haben bei Chrome einige neue Funktionen wie die Tabgruppen implementiert. Trotzdem bleibt Edge für mich nach wie vor die erste Wahl, was nicht nur daran liegt, dass ich mich überwiegend im Microsoft-Ökosystem bewege.
Das gemeinsame Herz
Ehrlicherweise hat Microsoft in einigen Bereichen viel von der Arbeit profitiert, die Google zuvor geleistet hat. Verschiedene Funktionen wie die Tabgruppen, die Global Media Controls oder Picture-in-Picture wird Edge im kommenden Jahr aus der Chromium-Basis übernehmen, bei anderen wie dem Wetter-Widget auf der Startseite oder dem Passwort-Monitor ist das bereits passiert. Gleichzeitig wurde die Unterstützung für den Chromecast integriert und der Browser kann sich mit einem Schalter problemlos aus der großen Zahl der Erweiterungen aus dem Chrome Web Store bedienen.
Und doch haben die Redmonder schon jetzt einige Features aus der Chromium-Basis auch so aufgewertet. PDFium, der in Chromium integrierte PDF-Reader, wurde deutlich aufgebohrt und bekam neben diversen Bearbeitungsfunktionen auch deutlich mehr Ansichten spendiert. Teile wie der Downloadmanager und die Lesezeichenverwaltung wurden übersichtlicher und feiner gestaltet. Aber vor allem die Integration der Progressive Web Apps wurde deutlich besser gelöst als in Chrome. Die Integration in Windows 10 ist deutlich besser und die Möglichkeiten wurden zuletzt unter anderem bei den Badges deutlich erweitert.
Das eigene Weg
Integration ist bei Microsoft Edge ein gutes Stichwort, denn die Redmonder haben hier nicht nur eigene Dienste wie Microsoft News, den Microsoft Translator und einen endlich zuverlässigen Sync implementiert, sondern Edge auch sonst gut in die jeweiligen Betriebssysteme integriert. Speziell unter Windows wird er wegen dem IE-Modus nun immer wichtiger und wird den klassischen Internet Explorer auch in Unternehmen immer mehr aufs Abstellgleis verbannen, aber auch die Teilen-Funktion und Continue on PC machen ihn in den teils mobilen Ökosystemen von Apple und Google zusammen mit Windows 10 noch zugänglicher.
Noch wichtiger sind aber bestimmte Funktionen, die Edge aktuell und in naher Zukunft einen eigenen Charakter verleihen werden. Eines der Features, auf die ich mich persönlich schon sehr freue, sind die vertikalen Tabs, die man dann optional aktivieren kann. Aber schon jetzt experimentiere ich relativ viel mit den Sammlungen, die ich auch für Recherchen immer wieder mal verwende. Sicherlich gibt es hier momentan Doppelstrukturen, da ich parallel auch weiterhin auf Pocket setze, aber aufgrund der Tatsache, dass sich der weitere Weg bei Mozilla im kommenden Jahr erst noch genauer materialisieren muss, ist die Suche nach Alternativen sicherlich nie falsch.
Die notwendige Kritik
Bei aller Zufriedenheit, die ich mit dem neuen Edge habe, gibt es aber vor allem zwei Punkte, mit denen ich aktuell auch ziemlich über Kreuz liege. Dazu gehört, dass Continue on PC bei Microsoft Edge immer noch an Your Phone angebunden ist und man Links nicht, wie das unter anderem bei Firefox und Google Chrome möglich ist, direkt über den Browser ohne weitere Anbindungen an den Desktop schicken kann. Mit den Sammlungen kann man das zwar theoretisch umgehen, aber vor allem auf Android-Tablets, wo Your Phone faktisch nicht (mehr) existiert, ist das gerade bei der laufenden Partnerschaft mit Samsung, die hier immer noch auf Android setzen, ein wesentliches Hindernis.
Die andere große Schwäche ist der Microsoft Translator, der beim neuen Edge fest in den Browser integriert wurde und vor allem bei der deutschen Sprache immer wieder ein lustiges Durcheinander auswirft. Wir haben in unserem Blog in den vergangenen Jahren öfter über den DeepL Translator gesprochen und wissen um die Qualitäten, die die Entwickler aus Köln hier nicht nur einmal bewiesen haben. Dass es für den Dienst immer noch keine mobilen Apps oder zumindest offizielle Browser-Erweiterungen gibt, ist für mich immer noch schade. Gleichzeitig ist aber selbst Google Translate seinem Pendant bei Microsoft in einigen Punkten überlegen. Microsoft sollte seinem Übersetzungsdienst also ein dringend notwendiges Update verpassen, das die Schwächen gegenüber der Konkurrenz ausmerzt.
Schlusswort
Für jemanden, der sich überwiegend im Microsoft-Ökosystem bewegt, ist es theoretisch leicht, ihn als den für ihn besten Browser zu bezeichnen. Die Strategien sind bei Google Chrome und Apples Safari bekanntlich nicht anders. Gleichzeitig ist es bemerkenswert, dass Microsoft auch aus den anderen Communities ein überwiegend positives Feedback zum neuen Browser bekommen hat und es so wahrscheinlich eines der besten Projekte ist, was in den vergangenen Jahren aus Redmond angestoßen wurde.
Persönlich habe ich seit meinem Wechsel eigentlich nicht mehr auf Google Chrome zurückgeblickt und verwende ich genau wie Vivaldi und Firefox nur noch gelegentlich. Das Wesentliche, was mir bei Chromium wichtig ist, hat Edge entweder schon übernommen oder wird das in Kürze erhalten. Gleichzeitig gibt es einige Funktionen wie die vertikalen Tabs, die Tabgruppen und Picture-in-Picture, auf die ich mich im kommenden Jahr schon sehr freue. Nur die erwähnten Kritikpunkte mit Continue on PC und dem Microsoft Translator sind Sachen, die den Eindruck ein wenig trüben. Man wird sehen müssen, ob Microsoft hier mit entsprechenden Änderungen gegensteuern wird.
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Artikel im Blog lesen
Vor etwas mehr als elf Monaten wurde der neue Microsoft Edge mit der neuen Chromium-Basis in der stabilen Version erstmals veröffentlicht und hat im laufenden Jahr trotz der angespannten Lage durch die Corona-Pandemie zahlreiche neue Funktionen in insgesamt sechs weiteren Updates erhalten. Für mutige Tester standen die Versionen im Canary und Dev Channel schon einige Monate früher bereit und entsprechend habe ich auch persönlich die Entwicklung verfolgt, wobei ich auch nach und nach auf die stabileren Kanäle umgestiegen bin.
Mittlerweile ist Microsoft Edge seit rund sechs Monaten mein Standardbrowser und hat in dieser Funktion Google Chrome seitdem abgelöst. Schon Mitte Mai habe ich in einem Kommentar geschrieben, was Microsoft bei seinem Browser in vielen kleinen Bereichen besser macht und was Google hier von den Redmondern lernen kann, aber auch die Kollegen in Mountain View waren nicht faul und haben bei Chrome einige neue Funktionen wie die Tabgruppen implementiert. Trotzdem bleibt Edge für mich nach wie vor die erste Wahl, was nicht nur daran liegt, dass ich mich überwiegend im Microsoft-Ökosystem bewege.
Das gemeinsame Herz
Ehrlicherweise hat Microsoft in einigen Bereichen viel von der Arbeit profitiert, die Google zuvor geleistet hat. Verschiedene Funktionen wie die Tabgruppen, die Global Media Controls oder Picture-in-Picture wird Edge im kommenden Jahr aus der Chromium-Basis übernehmen, bei anderen wie dem Wetter-Widget auf der Startseite oder dem Passwort-Monitor ist das bereits passiert. Gleichzeitig wurde die Unterstützung für den Chromecast integriert und der Browser kann sich mit einem Schalter problemlos aus der großen Zahl der Erweiterungen aus dem Chrome Web Store bedienen.
Und doch haben die Redmonder schon jetzt einige Features aus der Chromium-Basis auch so aufgewertet. PDFium, der in Chromium integrierte PDF-Reader, wurde deutlich aufgebohrt und bekam neben diversen Bearbeitungsfunktionen auch deutlich mehr Ansichten spendiert. Teile wie der Downloadmanager und die Lesezeichenverwaltung wurden übersichtlicher und feiner gestaltet. Aber vor allem die Integration der Progressive Web Apps wurde deutlich besser gelöst als in Chrome. Die Integration in Windows 10 ist deutlich besser und die Möglichkeiten wurden zuletzt unter anderem bei den Badges deutlich erweitert.
Das eigene Weg
Integration ist bei Microsoft Edge ein gutes Stichwort, denn die Redmonder haben hier nicht nur eigene Dienste wie Microsoft News, den Microsoft Translator und einen endlich zuverlässigen Sync implementiert, sondern Edge auch sonst gut in die jeweiligen Betriebssysteme integriert. Speziell unter Windows wird er wegen dem IE-Modus nun immer wichtiger und wird den klassischen Internet Explorer auch in Unternehmen immer mehr aufs Abstellgleis verbannen, aber auch die Teilen-Funktion und Continue on PC machen ihn in den teils mobilen Ökosystemen von Apple und Google zusammen mit Windows 10 noch zugänglicher.
Noch wichtiger sind aber bestimmte Funktionen, die Edge aktuell und in naher Zukunft einen eigenen Charakter verleihen werden. Eines der Features, auf die ich mich persönlich schon sehr freue, sind die vertikalen Tabs, die man dann optional aktivieren kann. Aber schon jetzt experimentiere ich relativ viel mit den Sammlungen, die ich auch für Recherchen immer wieder mal verwende. Sicherlich gibt es hier momentan Doppelstrukturen, da ich parallel auch weiterhin auf Pocket setze, aber aufgrund der Tatsache, dass sich der weitere Weg bei Mozilla im kommenden Jahr erst noch genauer materialisieren muss, ist die Suche nach Alternativen sicherlich nie falsch.
Die notwendige Kritik
Bei aller Zufriedenheit, die ich mit dem neuen Edge habe, gibt es aber vor allem zwei Punkte, mit denen ich aktuell auch ziemlich über Kreuz liege. Dazu gehört, dass Continue on PC bei Microsoft Edge immer noch an Your Phone angebunden ist und man Links nicht, wie das unter anderem bei Firefox und Google Chrome möglich ist, direkt über den Browser ohne weitere Anbindungen an den Desktop schicken kann. Mit den Sammlungen kann man das zwar theoretisch umgehen, aber vor allem auf Android-Tablets, wo Your Phone faktisch nicht (mehr) existiert, ist das gerade bei der laufenden Partnerschaft mit Samsung, die hier immer noch auf Android setzen, ein wesentliches Hindernis.
Die andere große Schwäche ist der Microsoft Translator, der beim neuen Edge fest in den Browser integriert wurde und vor allem bei der deutschen Sprache immer wieder ein lustiges Durcheinander auswirft. Wir haben in unserem Blog in den vergangenen Jahren öfter über den DeepL Translator gesprochen und wissen um die Qualitäten, die die Entwickler aus Köln hier nicht nur einmal bewiesen haben. Dass es für den Dienst immer noch keine mobilen Apps oder zumindest offizielle Browser-Erweiterungen gibt, ist für mich immer noch schade. Gleichzeitig ist aber selbst Google Translate seinem Pendant bei Microsoft in einigen Punkten überlegen. Microsoft sollte seinem Übersetzungsdienst also ein dringend notwendiges Update verpassen, das die Schwächen gegenüber der Konkurrenz ausmerzt.
Schlusswort
Für jemanden, der sich überwiegend im Microsoft-Ökosystem bewegt, ist es theoretisch leicht, ihn als den für ihn besten Browser zu bezeichnen. Die Strategien sind bei Google Chrome und Apples Safari bekanntlich nicht anders. Gleichzeitig ist es bemerkenswert, dass Microsoft auch aus den anderen Communities ein überwiegend positives Feedback zum neuen Browser bekommen hat und es so wahrscheinlich eines der besten Projekte ist, was in den vergangenen Jahren aus Redmond angestoßen wurde.
Persönlich habe ich seit meinem Wechsel eigentlich nicht mehr auf Google Chrome zurückgeblickt und verwende ich genau wie Vivaldi und Firefox nur noch gelegentlich. Das Wesentliche, was mir bei Chromium wichtig ist, hat Edge entweder schon übernommen oder wird das in Kürze erhalten. Gleichzeitig gibt es einige Funktionen wie die vertikalen Tabs, die Tabgruppen und Picture-in-Picture, auf die ich mich im kommenden Jahr schon sehr freue. Nur die erwähnten Kritikpunkte mit Continue on PC und dem Microsoft Translator sind Sachen, die den Eindruck ein wenig trüben. Man wird sehen müssen, ob Microsoft hier mit entsprechenden Änderungen gegensteuern wird.
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