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Redaktion
Microsoft und Windows 11: Wie man sich unbeliebt macht, weil man es jedem recht machen will
Microsoft hat erwartungsgemäß bei den Systemanforderungen von Windows 11 nachgebessert und außerdem ein Schlupfloch gebohrt, durch das ältere und eigentlich nicht unterstützte Computer ebenfalls auf Windows 11 gebracht werden können. Eigentlich eine gute Sache, die aber wieder mal mehr Verwirrung stiftet als beseitigt.
Ich war von Anfang an der Überzeugung, dass Microsoft die recht knackigen Anforderungen für Windows 11 bewusst und rein aus Gründen des Marketings festgelegt hat. Windows 11 kommt, um den Absatz neuer PCs zu fördern. In einigen Gesprächen mit Microsoft-Leuten haben diese versucht, mich davon zu überzeugen, dass ich falsch liege. Die Anforderungen seien, wie sie sind, weil nur PCs, welche diese Anforderungen erfüllen, auch für zukünftig geplante Funktionen von Windows 11 gerüstet sind. So hat man mir das versucht zu erklären.
Mutmaßlich liegt die Wahrheit dazwischen. Rein technisch gesehen kann auf jedem PC, auf dem heute Windows 10 läuft, auch Windows 11 ausgeführt werden. Das hat Microsoft mit den zum Wochenende vorgenommenen Nachbesserungen nun offiziell bestätigt, auch wenn sie es selbstverständlich nicht genau so gesagt haben.
Es ist jedoch durchaus vorstellbar, dass Microsoft bereits an neuen Funktionen für Windows 11 arbeitet oder diese mittelfristig auf der Roadmap stehen hat, die dann in der Tat höhere Anforderungen an die Hardware stellen. Indem man frühzeitig eine hohe Hürde aufstellte, wollte man vermeiden, das im nächsten ober übernächsten Jahr ein Feature Update für Windows 11 erscheint, das auf einigen Geräten nicht installiert werden kann.
Ich möchte durchaus einräumen, dass ich mit meiner Einschätzung, dass sei alles pures Marketing, nicht ganz richtig lag – es mag auch vorausschauende Planung dahinter gesteckt haben.
Man wirft Microsoft gerne und oft vor, seine Kunden zu gängeln, ihnen Dinge aufzuerlegen, die sie nicht möchten und sich generell starrköpfig zu zeigen. Paradoxerweise ist hier genau das Gegenteil der Fall: Microsoft versucht, es irgendwie allen recht zu machen, stiftet aber genau damit noch mehr Unmut und Verwirrung.
Mal angenommen, man hätte Ende Juni Windows 11 vorgestellt, die Systemanforderungen veröffentlicht, die Liste der unterstützten CPUs vorgelegt und gesagt: So, das ist es. Keine weitere Diskussion. Friss oder stirb. Das hätte genau die gleichen Diskussionen gegeben, aber die hätten sich irgendwann totgelaufen. Es wäre eine klare und verlässliche Planungsgrundlage gewesen.
Stattdessen ist man aber beim ersten Gegenwind sofort weich geworden und hat versprochen, das alles nochmal zu prüfen, und nun nimmt das Unheil seinen Lauf.
Um die aktuelle Aufregung aber auch korrekt einzuordnen: Was in diesem Artikel thematisiert wird, interessiert mutmaßlich weniger als ein Prozent aller Windows-Nutzer. Aber es sind eben genau diese Enthusiasten, welche als „laute Minderheit“ die Stimmung in den Communities prägen. Das sind auch die Leute, die Microsofts oft verwirrende Kommunikation in für „Normalanwender“ verständliche Sprache übersetzen und ihnen zum Beispiel erklären, ob denn nun auf ihrem alten PC Windows 11 läuft oder nicht. Das kann derzeit aber niemand.
Die jetzt gemachten Zugeständnisse wären im Grunde noch vermittelbar. Es ist zwar irritierend, warum nur eine Teilmenge von Intels 7th Generation CPUs auf der Kompatibilitätsliste steht, aber damit ließe sich trotzdem arbeiten. Sag mir die genaue Bezeichnung deiner CPU, und ich schau für dich nach, ob sie unterstützt wird.
Chaotisch wird es aber ab dem Moment, wo Microsoft sagt: Du kannst zwar das Installationsmedium nehmen und Windows 11 auf einem nicht unterstützten PC installieren, aber es kann durchaus sein, dass du anschließend nicht mal Sicherheits- oder Treiberupdates bekommst.
Ich gehe ganz fest davon aus, dass diese Aussage eine reine Vorsichtsmaßnahme ist und das Windows 11, wenn man es via ISO-Datei auf einem offiziell nicht unterstützten PC installiert, ganz normal funktionieren wird – inklusive aller Updates. Dass Microsoft dafür keine Garantie übernimmt, ist völlig in Ordnung und im Grunde selbstredend. Die Art und Weise, wie es kommuniziert wird, ist aber erneut verheerend, vor allen Dingen hätte man das viel einfacher haben können. Zusammen mit der Vorstellung der Systemanforderungen hätte man sagen können: Ihr könnt Windows 11 auch per ISO auf nicht unterstützte Geräte bügeln, das tut ihr aber auf eigene Gefahr. Damit wäre alles gesagt gewesen.
Es gibt Leute, die Microsoft eine gewisse Boshaftigkeit unterstellen, nach dem Motto: Wir verwirren die Leute so lange, bis sie sich halt einfach einen neuen PC kaufen. Die Wahrheit aber ist, so fürchte ich, viel schlimmer: Microsoft meint es gut, sie bemühen sich, so viele Nutzer wie möglich zufriedenzustellen – und bringen damit ausgerechnet ihre treuesten Fans an den Rand der Verzweiflung.
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Microsoft hat erwartungsgemäß bei den Systemanforderungen von Windows 11 nachgebessert und außerdem ein Schlupfloch gebohrt, durch das ältere und eigentlich nicht unterstützte Computer ebenfalls auf Windows 11 gebracht werden können. Eigentlich eine gute Sache, die aber wieder mal mehr Verwirrung stiftet als beseitigt.
Ich war von Anfang an der Überzeugung, dass Microsoft die recht knackigen Anforderungen für Windows 11 bewusst und rein aus Gründen des Marketings festgelegt hat. Windows 11 kommt, um den Absatz neuer PCs zu fördern. In einigen Gesprächen mit Microsoft-Leuten haben diese versucht, mich davon zu überzeugen, dass ich falsch liege. Die Anforderungen seien, wie sie sind, weil nur PCs, welche diese Anforderungen erfüllen, auch für zukünftig geplante Funktionen von Windows 11 gerüstet sind. So hat man mir das versucht zu erklären.
Mutmaßlich liegt die Wahrheit dazwischen. Rein technisch gesehen kann auf jedem PC, auf dem heute Windows 10 läuft, auch Windows 11 ausgeführt werden. Das hat Microsoft mit den zum Wochenende vorgenommenen Nachbesserungen nun offiziell bestätigt, auch wenn sie es selbstverständlich nicht genau so gesagt haben.
Es ist jedoch durchaus vorstellbar, dass Microsoft bereits an neuen Funktionen für Windows 11 arbeitet oder diese mittelfristig auf der Roadmap stehen hat, die dann in der Tat höhere Anforderungen an die Hardware stellen. Indem man frühzeitig eine hohe Hürde aufstellte, wollte man vermeiden, das im nächsten ober übernächsten Jahr ein Feature Update für Windows 11 erscheint, das auf einigen Geräten nicht installiert werden kann.
Ich möchte durchaus einräumen, dass ich mit meiner Einschätzung, dass sei alles pures Marketing, nicht ganz richtig lag – es mag auch vorausschauende Planung dahinter gesteckt haben.
Man wirft Microsoft gerne und oft vor, seine Kunden zu gängeln, ihnen Dinge aufzuerlegen, die sie nicht möchten und sich generell starrköpfig zu zeigen. Paradoxerweise ist hier genau das Gegenteil der Fall: Microsoft versucht, es irgendwie allen recht zu machen, stiftet aber genau damit noch mehr Unmut und Verwirrung.
Mal angenommen, man hätte Ende Juni Windows 11 vorgestellt, die Systemanforderungen veröffentlicht, die Liste der unterstützten CPUs vorgelegt und gesagt: So, das ist es. Keine weitere Diskussion. Friss oder stirb. Das hätte genau die gleichen Diskussionen gegeben, aber die hätten sich irgendwann totgelaufen. Es wäre eine klare und verlässliche Planungsgrundlage gewesen.
Stattdessen ist man aber beim ersten Gegenwind sofort weich geworden und hat versprochen, das alles nochmal zu prüfen, und nun nimmt das Unheil seinen Lauf.
Um die aktuelle Aufregung aber auch korrekt einzuordnen: Was in diesem Artikel thematisiert wird, interessiert mutmaßlich weniger als ein Prozent aller Windows-Nutzer. Aber es sind eben genau diese Enthusiasten, welche als „laute Minderheit“ die Stimmung in den Communities prägen. Das sind auch die Leute, die Microsofts oft verwirrende Kommunikation in für „Normalanwender“ verständliche Sprache übersetzen und ihnen zum Beispiel erklären, ob denn nun auf ihrem alten PC Windows 11 läuft oder nicht. Das kann derzeit aber niemand.
Die jetzt gemachten Zugeständnisse wären im Grunde noch vermittelbar. Es ist zwar irritierend, warum nur eine Teilmenge von Intels 7th Generation CPUs auf der Kompatibilitätsliste steht, aber damit ließe sich trotzdem arbeiten. Sag mir die genaue Bezeichnung deiner CPU, und ich schau für dich nach, ob sie unterstützt wird.
Chaotisch wird es aber ab dem Moment, wo Microsoft sagt: Du kannst zwar das Installationsmedium nehmen und Windows 11 auf einem nicht unterstützten PC installieren, aber es kann durchaus sein, dass du anschließend nicht mal Sicherheits- oder Treiberupdates bekommst.
Ich gehe ganz fest davon aus, dass diese Aussage eine reine Vorsichtsmaßnahme ist und das Windows 11, wenn man es via ISO-Datei auf einem offiziell nicht unterstützten PC installiert, ganz normal funktionieren wird – inklusive aller Updates. Dass Microsoft dafür keine Garantie übernimmt, ist völlig in Ordnung und im Grunde selbstredend. Die Art und Weise, wie es kommuniziert wird, ist aber erneut verheerend, vor allen Dingen hätte man das viel einfacher haben können. Zusammen mit der Vorstellung der Systemanforderungen hätte man sagen können: Ihr könnt Windows 11 auch per ISO auf nicht unterstützte Geräte bügeln, das tut ihr aber auf eigene Gefahr. Damit wäre alles gesagt gewesen.
Es gibt Leute, die Microsoft eine gewisse Boshaftigkeit unterstellen, nach dem Motto: Wir verwirren die Leute so lange, bis sie sich halt einfach einen neuen PC kaufen. Die Wahrheit aber ist, so fürchte ich, viel schlimmer: Microsoft meint es gut, sie bemühen sich, so viele Nutzer wie möglich zufriedenzustellen – und bringen damit ausgerechnet ihre treuesten Fans an den Rand der Verzweiflung.
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