DrWindows
Redaktion
Microsofts zukünftige AR- und HoloLens-Strategie: Neue Behauptungen und ein Dementi
von Martin Geuß
Vor einigen Tagen wurde berichtet, dass Microsoft die HoloLens 3 gestrichen habe und es auch ansonsten in der zuständigen Abteilung drunter und drüber geht. Microsofts Alex Kipman, „Vater“ der HoloLens, hat via Twitter ein Dementi abgesetzt. Ein neuer Medienbericht legt gleichzeitig nach und behauptet, das Team wäre längst in alle Winde verstreut.
Bezugnehmend auf die Berichterstattung der letzten Tage schrieb Alex Kipman am Freitag auf Twitter süffisant: „Glaubt nicht, was ihr im Internet lest. Der HoloLens geht es bestens, und wenn ihr ein bisschen in diesem Internet sucht, dann steht dort auch, dass wir die HoloLens 2 gecancelt haben – ich habe das überprüft, wir haben sie erfolgreich ausgeliefert.“
Grundsätzlich kommentiert Microsoft Gerüchte dieser Art selten bis nie, und wenn überhaupt, dann stets sehr schwammig. Ein Dementi wie dieses ist für Redmonder Verhältnisse deutlich.
Gleichzeitig hat jedoch das Magazin Business Insider, von dem auch die ursprüngliche Meldung kam, einen weiteren Artikel veröffentlicht (via WindowsCentral) und in diesem nochmals nachgelegt. Demnach sei die Entwicklung des Geräts mit dem Codenamen „Calypso“, aus dem die HoloLens 3 hätte werden sollen, im Laufe des Jahres 2021 gestoppt worden. Die zugehörigen Mitarbeiter seien auf andere Abteilungen verteilt worden oder hätten das Unternehmen verlassen. Ein unmittelbarer Nachfolger der HoloLens 2 sei nun nicht mehr geplant, gleichwohl arbeitet man weiterhin an der Spezial-Edition der HoloLens für das US-Militär.
Stattdessen soll sich Microsoft ganz auf die Kooperation mit Samsung konzentrieren und Android als zukünftige Plattform für seine AR-Strategie auserkoren haben. Ein zukünftiges Headset würde seine Rechenleistung also aus einem verbundenen Android-Smartphone beziehen. Welche Rolle Microsoft in dieser Partnerschaft mit Samsung genau spielt, bleibt unklar.
Gleichzeitig soll es aber auch Überlegungen geben, ein Edge Computing Headset zu entwickeln, das nur über ein rudimentäres Betriebssystem verfügt, während ein Großteil der Funktionalität aus der Cloud gestreamt wird.
Wenn das alles so stimmt, dann kann man bezogen auf die ursprüngliche Idee in der Tat sagen: Die HoloLens ist tot. Das ist aber meiner Meinung nach zu kurz gesprungen. Ich hatte in meinem ersten Beitrag dazu schon anklingen lassen, dass ich es mir schlicht nicht vorstellen kann und nicht so recht glauben kann/will.
Was ich aber durchaus für möglich halte, ist ein grundlegender Strategiewechsel. Ich habe in den mittlerweile über 15 Jahren, die ich Microsoft besonders intensiv begleite, schon viel Bockmist gesehen. Dass man einen Bereich, der an Zukunftstechnologien arbeitet, die den nächsten großen Hype (Stichwort Metaverse) befeuern soll, einfach kurz und klein haut und sich selbst überlässt, wäre aber selbst für Redmonder Verhältnisse etwas ganz Neues.
Wenn ich mir überlege, wie man die Berichte und Kipmans Statement in Einklang bringen könnte, dann komme ich zu diesen alternativen Gedanken: Wenn das Metaverse so allgegenwärtig werden soll, dann muss man es auch entsprechend allgegenwärtig integrieren. Statt einem „Grüppchen“, dass sich nur der Technik widmet, braucht man entsprechende Spezialisten in allen Produktgruppen, damit am Ende auch kundenorientierte Lösungen und keine technischen Spielereien entstehen. Dass es bei einem grundsätzliche Strategiewechsel mit entsprechendem organisatorischem Umbau Unzufriedene und Verlierer gibt, ist völlig normal. Und die sprechen dann halt auch mal mit der Presse.
Bei AR nicht mehr auf Windows zu setzen – wenn diese Info richtig sein sollte – dürfte eine gute Idee sein. Es handelt sich bei künftigen AR-Brillen um mobile Geräte, somit ist es selbstredend, dass Android und iOS dieses Rennen unter sich ausmachen werden. Ich schrieb das schon in meinem ersten Artikel dazu: Microsoft könnte das allerbeste Produkt haben, gegen die Popularität der mobilen Plattformen wären sie vollkommen machtlos. Darum lieber gleich aufs richtige Pferd setzen.
Der zweite Punkt aus dem neuen Bericht, dass Microsoft verstärkt auf die Cloud setzen möchte, ist im Grunde gar nicht neu, diese Technologie ist mit den Azure Spatial Anchors bereits vorhanden.
Ganz so schwarz wie ursprünglich dargestellt ist die Situation also vielleicht gar nicht. Im Hinblick auf einen möglichen Consumer-Fokus hatte ich ja vor Tagen schon geschrieben, dass Microsoft davon die Finger lassen sollte, weil sie diese Zielgruppe noch nie verstanden haben und mutmaßlich nie verstehen werden. Ein starker Partner wie Samsung, der ihnen sagt, was sie zu tun haben, könnte daher Gold wert sein.
Hinweis: Der Artikel wird möglicherweise nicht vollständig angezeigt, eingebettete Medien sind in dieser Vorschau beispielsweise nicht zu sehen.
Artikel im Blog lesen
von Martin Geuß
Vor einigen Tagen wurde berichtet, dass Microsoft die HoloLens 3 gestrichen habe und es auch ansonsten in der zuständigen Abteilung drunter und drüber geht. Microsofts Alex Kipman, „Vater“ der HoloLens, hat via Twitter ein Dementi abgesetzt. Ein neuer Medienbericht legt gleichzeitig nach und behauptet, das Team wäre längst in alle Winde verstreut.
Bezugnehmend auf die Berichterstattung der letzten Tage schrieb Alex Kipman am Freitag auf Twitter süffisant: „Glaubt nicht, was ihr im Internet lest. Der HoloLens geht es bestens, und wenn ihr ein bisschen in diesem Internet sucht, dann steht dort auch, dass wir die HoloLens 2 gecancelt haben – ich habe das überprüft, wir haben sie erfolgreich ausgeliefert.“
don't believe what you read on the internet. #HoloLens is doing great and if you search said internet they also said we had cancelled #HoloLens2… which last I checked we shipped with success [)-)
— Alex Kipman (@akipman) February 3, 2022
Grundsätzlich kommentiert Microsoft Gerüchte dieser Art selten bis nie, und wenn überhaupt, dann stets sehr schwammig. Ein Dementi wie dieses ist für Redmonder Verhältnisse deutlich.
Gleichzeitig hat jedoch das Magazin Business Insider, von dem auch die ursprüngliche Meldung kam, einen weiteren Artikel veröffentlicht (via WindowsCentral) und in diesem nochmals nachgelegt. Demnach sei die Entwicklung des Geräts mit dem Codenamen „Calypso“, aus dem die HoloLens 3 hätte werden sollen, im Laufe des Jahres 2021 gestoppt worden. Die zugehörigen Mitarbeiter seien auf andere Abteilungen verteilt worden oder hätten das Unternehmen verlassen. Ein unmittelbarer Nachfolger der HoloLens 2 sei nun nicht mehr geplant, gleichwohl arbeitet man weiterhin an der Spezial-Edition der HoloLens für das US-Militär.
Stattdessen soll sich Microsoft ganz auf die Kooperation mit Samsung konzentrieren und Android als zukünftige Plattform für seine AR-Strategie auserkoren haben. Ein zukünftiges Headset würde seine Rechenleistung also aus einem verbundenen Android-Smartphone beziehen. Welche Rolle Microsoft in dieser Partnerschaft mit Samsung genau spielt, bleibt unklar.
Gleichzeitig soll es aber auch Überlegungen geben, ein Edge Computing Headset zu entwickeln, das nur über ein rudimentäres Betriebssystem verfügt, während ein Großteil der Funktionalität aus der Cloud gestreamt wird.
Wenn das alles so stimmt, dann kann man bezogen auf die ursprüngliche Idee in der Tat sagen: Die HoloLens ist tot. Das ist aber meiner Meinung nach zu kurz gesprungen. Ich hatte in meinem ersten Beitrag dazu schon anklingen lassen, dass ich es mir schlicht nicht vorstellen kann und nicht so recht glauben kann/will.
Was ich aber durchaus für möglich halte, ist ein grundlegender Strategiewechsel. Ich habe in den mittlerweile über 15 Jahren, die ich Microsoft besonders intensiv begleite, schon viel Bockmist gesehen. Dass man einen Bereich, der an Zukunftstechnologien arbeitet, die den nächsten großen Hype (Stichwort Metaverse) befeuern soll, einfach kurz und klein haut und sich selbst überlässt, wäre aber selbst für Redmonder Verhältnisse etwas ganz Neues.
Wenn ich mir überlege, wie man die Berichte und Kipmans Statement in Einklang bringen könnte, dann komme ich zu diesen alternativen Gedanken: Wenn das Metaverse so allgegenwärtig werden soll, dann muss man es auch entsprechend allgegenwärtig integrieren. Statt einem „Grüppchen“, dass sich nur der Technik widmet, braucht man entsprechende Spezialisten in allen Produktgruppen, damit am Ende auch kundenorientierte Lösungen und keine technischen Spielereien entstehen. Dass es bei einem grundsätzliche Strategiewechsel mit entsprechendem organisatorischem Umbau Unzufriedene und Verlierer gibt, ist völlig normal. Und die sprechen dann halt auch mal mit der Presse.
Bei AR nicht mehr auf Windows zu setzen – wenn diese Info richtig sein sollte – dürfte eine gute Idee sein. Es handelt sich bei künftigen AR-Brillen um mobile Geräte, somit ist es selbstredend, dass Android und iOS dieses Rennen unter sich ausmachen werden. Ich schrieb das schon in meinem ersten Artikel dazu: Microsoft könnte das allerbeste Produkt haben, gegen die Popularität der mobilen Plattformen wären sie vollkommen machtlos. Darum lieber gleich aufs richtige Pferd setzen.
Der zweite Punkt aus dem neuen Bericht, dass Microsoft verstärkt auf die Cloud setzen möchte, ist im Grunde gar nicht neu, diese Technologie ist mit den Azure Spatial Anchors bereits vorhanden.
Ganz so schwarz wie ursprünglich dargestellt ist die Situation also vielleicht gar nicht. Im Hinblick auf einen möglichen Consumer-Fokus hatte ich ja vor Tagen schon geschrieben, dass Microsoft davon die Finger lassen sollte, weil sie diese Zielgruppe noch nie verstanden haben und mutmaßlich nie verstehen werden. Ein starker Partner wie Samsung, der ihnen sagt, was sie zu tun haben, könnte daher Gold wert sein.
Hinweis: Der Artikel wird möglicherweise nicht vollständig angezeigt, eingebettete Medien sind in dieser Vorschau beispielsweise nicht zu sehen.
Artikel im Blog lesen