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Satya Nadella als Kronzeuge gegen Google: Nützliche Geständnisse

DrWindows

Redaktion
Satya Nadella als Kronzeuge gegen Google: Nützliche Geständnisse
von Martin Geuß
Satya Nadella


In den USA läuft derzeit ein Antitrust-Verfahren gegen Google. Es soll herausgefunden werden, ob und wie Google seine Quasi-Monopolstellung bei der Internetsuche missbraucht. In diesem Verfahren wurde Microsofts CEO Satya Nadella als Zeuge befragt, seine Aussagen haben erwartungsgemäß starkes Medieninteresse auf sich gezogen.

Nadella hatte aus der Sicht von Microsoft allerlei Negatives zu berichten: Rund 100 Milliarden habe man in Bing investiert, um gegen Google bestehen zu können – vergeblich. Der Versuch, Google mit viel Geld vom iPhone zu verdrängen und Bing zur Standardsuche zu machen, schlug ebenso fehl wie der jüngste Versuch, mit KI-Features und Bing Chat neue Marktanteile zu erobern.

Das alles sind Tatsachen, und wenn wir ehrlich sind, dann brauchen wir Nadellas “Geständnisse” nicht, um zu wissen, dass Bing gegen Google absolut chancenlos ist und es derzeit keinerlei Hinweise darauf gibt, als könne sich daran jemals etwas ändern. Ich musste dennoch ein wenig schmunzeln, als einige Medien das aufgriffen und so taten, als habe Nadella zähneknirschend Microsofts Scheitern zugeben müssen – und damit taten sie genau das, was der Microsoft-Chef mit seinen Aussagen bezwecken wollte.

Ich habe das in der Berichterstattung um die Activision-Übernahme bereits mehrere Male erklärt, wenn sich Microsoft als der kleine Underdog im Gaming inszenierte, der sie im Gegensatz zur Internetsuche allerdings nicht sind: Man muss stets darauf achten, in welchem Kontext Dinge gesagt werden und was derjenige, der diese Aussagen tätigt, erreichen möchte.

Welches Interesse Satya Nadella als Chef von Microsoft verfolgt, wenn er in einem Verfahren gegen Google als Zeuge auftritt, dürfte auf der Hand liegen: Er möchte maximalen Schaden anrichten und seinen Teil dazu beitragen, dass die Sache für Google böse ausgeht.

Wenn Nadella also beispielsweise aussagt, man sei bereit gewesen, 15 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu verlieren, um Bing als Standardsuche auf dem iPhone zu platzieren, dann ist die eigentliche Botschaft: Google verbrennt noch mehr Geld, um das zu verhindern. Wenn ein ohnehin marktbeherrschendes Unternehmen Geld dafür ausgibt, diese Vorherrschaft zu untermauern, dann ist das ein Verstoß gegen die Regeln des freien Wettbewerbs. Selbst Microsoft ist dem hilflos ausgeliefert.

Unter Eid sagte Nadella, er sei bei der Einführung des neuen Bing im Frühjahr wohl ein wenig überschwänglich gewesen, als er geglaubt habe, man könne Google ein paar Marktanteile abnehmen. Stattdessen mache er sich nun große Sorgen, dass der Teufelskreis, in dem Bing sich befindet, noch schlimmer werden könnte. Das ist in der Tat ein echtes Geständnis und dennoch Selbstzweck, denn es ist ein Ruf nach Regulierung: Wenn niemand von außen eingreift, bleibt Google unantastbar, das ist die gar nicht so unterschwellige Botschaft.

Dass Google zu mächtig und zu dominant ist, darin sind wir uns wohl alle einig. Manchmal ist ein Produkt oder ein Unternehmen aber auch deshalb so mächtig, weil es niemanden gibt, der es besser macht. Microsoft ist eines der wenigen Unternehmen, welches die Ressourcen dazu hätte, aber sie haben Bing über viele Jahre stiefmütterlich behandelt, etwa indem man sich nie ernsthaft um die Märkte außerhalb der USA bemüht hat. Ich hatte zwischendurch sogar aufgehört, den Bing Blog zu verfolgen, weil so gut wie alle Neuerungen, die man dort ankündigte, US-exklusiv waren.

Hätte Nadella demonstrieren können, wo Bing überall besser ist als Google und trotzdem keine Chance hat, hätte er damit sicherlich mehr Eindruck hinterlassen als mit der Feststellung, dass es nicht hilft, viel Geld auf das Problem zu werfen. Das konnte er aber offensichtlich nicht.


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hätte er damit sicherlich mehr Eindruck hinterlassen als mit der Feststellung, dass es nicht hilft, viel Geld auf das Problem zu werfen. Das konnte er aber offensichtlich nicht.
Eine in meinen Augen betreffende Analyse der Probleme, wo es zwar hier nur um Bing geht, aber sich durch so manches Produkt von Microsoft widerspiegelt. Schlechte Produkte werden mit Geld und Quantität wett gemacht.

So war es damals unter Windows 95, wo mit Gewalt und den besten Verkäufern der Markt übernommen wurde, obgleich alle Beteiligten genau wussten, dass dieses Produkt Murks ist. Bis heute, wo mit Produkten gepunktet wird, weil man die Stellschraube Preis für den Mehrwert verkauft. Da viele Entscheider Geldgetrieben sind, wird eben das preiswerte Produkt eingesetzt und nicht das bessere. Bei der Suchmaschine ging es zur Abwechslung mal nach hinten los.
Ich finde es gut, wenn MS da mal einen vor den Bug bekommt, obgleich ich da keinen Lerneffekt erwarte.
Wir sind in Europa die, die gefälligst konsumieren sollen! Was wir dürfen, ist unsere Fachkräfte verhökern. Wobei dieser Part von der Ukraine übernommen wird. ;)
 
"Unter Eid sagte Nadella, er sei bei der Einführung des neuen Bing im Frühjahr wohl ein wenig überschwänglich gewesen, als er geglaubt habe, man könne Google ein paar Marktanteile abnehmen. Stattdessen mache er sich nun große Sorgen, dass der Teufelskreis, in dem Bing sich befindet, noch schlimmer werden könnte. Das ist in der Tat ein echtes Geständnis und dennoch Selbstzweck, denn es ist ein Ruf nach Regulierung: Wenn niemand von außen eingreift, bleibt Google unantastbar, das ist die gar nicht so unterschwellige Botschaft."

Wenn man es selbst nicht kann, dann...
 
Im Bezug zur mobilen Hardware hat sich Nadella auch geäußert. Dem kann ich zustimmen, besonders wenn man ein neues Smartphone hat und eine Standard Android-Oberfläche (Samsung), mit Edge Browser, verwendet:

"Laut Reuters sprach Satya Nadella auch über die Benutzerpräferenzen für Dienste. Er merkte an, dass es einfacher ist, Suchmaschinen auf dem Desktop zu wechseln, und Google hat es auf Mobiltelefonen kompliziert gemacht."

"Das Ändern der Standardeinstellungen ist heute unter Windows am einfachsten und auf Mobilgeräten am schwierigsten"

"Er sagte dem Google-Anwalt auch, dass Microsoft "mit jemandem konkurriert, der einen Anteil von 97 % hat"

 
Was Google mit Maps, Suche usw. macht, grenzt nicht nur, nein es ist definitiv unlauterer Wettbewerb.
Dazu noch die Deals mit Apple und Samsung und eigentlich müsste die EU hier so hart reinschlagen, dass Alphabet danach in einzelne Buchstaben zerfällt :-X.

Aber es wird am Ende eine kleine Strafe von wenigen Milliönchen dabei raus kommen, Google lacht sich tot und macht genauso weiter wie bisher, bzw. bauen die Marktmacht noch durch weitere dubiose Deals aus.

Der Faulheit/Unwissenheit der Menschen müsste aktiv entgegen gewirkt werden, indem nichts auf den Smartphones vorinstalliert ist, bzw. nur Open Source.
Damit die Leute sich überhaubt erstmal beschäftigen mit der Materie, mit der sie täglich quasi alles erledigen.
Das Alles EINEM Anbieter in den Rachen zu werfen ist Wahnsinn.
 
Nur als kleine Notiz, weil freier Wettbewerb erwähnt wurde:
Freie Märkte lassen sich historisch nicht finden, überall wird reguliert, selbst da, wo Staatlichkeit sich nicht durchsetzen kann, die Regulierung dort sieht eben anders aus: nämlich Waffen und Gewalt im weitesten Sinne.

Der Hinweis nur, weil schnell das Sprachbild aufkommt, es gäbe da etwas, das wie eine Pflanze wächst und von bösen Regulierern erst in eine bestimmte Form gepresst wird.

@Martin hat aber einen Punkt angesprochen, den man bei ChatGPT und Worldcoin auch sehen konnte, dass in der Geschäftswelt derzeit ein Trend aufkommt, dass man sich nicht mehr demonstrativ gegen den Staat stellt, sondern lieber an den Staat demütig heran robbt. Mit Schmeichelei und großen Worten versucht man dann, die meist wenig versierten Politiker dazu zu bewegen, Gesetze im eigenen Interesse zu erlassen. Auch sonst wurde schön gezeigt, wie heute Gewalt gezähmt und verschleiert eingesetzt wird, um etwa Schaden bei der Konkurrenz anzurichten.
 
Microsofts Browser ist der EU derzeit so egal wie der Mehrzahl der Nutzer, aber im Grundsatz stimmt es schon. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch immer nicht das Selbe - zumindest aus der Sicht des jeweils Betroffenen.
Witzig, dass Nadella erklärt, wie einfach es wäre, unter Windows den Browser oder die Suchmaschine zu wechseln. Offensichtlich nutzt er weder Windows 11 noch Edge :D.
 
Offensichtlich nutzt er weder Windows 11 noch Edge :D.
Das habe ich mir gestern Abend auch gedacht...;)

@ronnybruechner
Die Leute möchten sich gar nicht damit beschäftigen, die kaufen sich ein Gerät und das muss einfach nur funktionieren. Der eine ist nicht besser als der andere, MS greift auch genug Daten ab.

Ich kenne keinen in meinen, nicht gerade kleinen Feundes/Bekanntenkreis, der z. B. den Edge benutzt. Die haben entweder Chrome oder Firefox drauf. Auch als es Chrome noch nicht gab, kaum einer hat den IE benutzt, FF war damals ganz weit vorne. Was MS bis heute nicht kann ist Browser. Dann versucht man auch noch mit fiesen Tricks die Bückware an den Kunden zu bringen und klagend mit den Finger auf andere zu zeigen....:ROFLMAO:
 
@Luccabrasi Microsoft hat sich dieses Grab durch völlig verfehlte Produktpolitik selbst geschaufelt.
Der Fehler war, Microsoft Edge völlig unfertig zu veröffentlichen und den seinerzeit noch meistgenutzten Browser - den Internet Explorer - für tot zu erklären. Das hat damals (kaum zu glauben, dass es erst sieben Jahre her ist) einen regelrechten Erdrutsch ausgelöst.
Hier zwei Beiträge von mir dazu aus dieser Zeit
(Der Abschnitt mit den Erweiterungen hatte sich dann später durch den Wechsel auf Chromium erledigt, der Rest ist genau so eingetroffen).
 
Auch sonst wurde schön gezeigt, wie heute Gewalt gezähmt und verschleiert eingesetzt wird, um etwa Schaden bei der Konkurrenz anzurichten.
Wobei das klassische "Lobbyismus", heißt sich im Hinterzimmer zu Dialog und Kaffee treffen, wo dann sicherlich der ein oder andere Koffer vergessen wird, immer noch mehr als genug stattfindet und ich glaube, selbstverständlich als nicht "neutraler investigativer Journalist" nicht weiß, dass auch die Journaille lieber Honig um den Mund schreibt, als frontal mit Vorwürfen und Beweisen sich den Zugang zu diversen Zimmern selbst zu verschließen.

Ganz schlimm im Spielejournalismus, es wird aber im politischen Milieu ebenso ein Geben und Nehmen sein.
 
Rund 100 Milliarden habe man in Bing investiert, um gegen Google bestehen zu können – vergeblich. Der Versuch, Google mit viel Geld vom iPhone zu verdrängen und Bing zur Standardsuche zu machen, schlug ebenso fehl wie der jüngste Versuch, mit KI-Features und Bing Chat neue Marktanteile zu erobern.
...

Unter Eid sagte Nadella, er sei bei der Einführung des neuen Bing im Frühjahr wohl ein wenig überschwänglich gewesen, als er geglaubt habe, man könne Google ein paar Marktanteile abnehmen. Stattdessen mache er sich nun große Sorgen, dass der Teufelskreis, in dem Bing sich befindet, noch schlimmer werden könnte. Das ist in der Tat ein echtes Geständnis und dennoch Selbstzweck, denn es ist ein Ruf nach Regulierung: Wenn niemand von außen eingreift, bleibt Google unantastbar, das ist die gar nicht so unterschwellige Botschaft.

Die beiden Aussagen kann man als Pro für Regulierung lesen aber auch als Pro für die
Unfähigkeit dieses Mannes eine Firma (weiter) zu leiten, also bei den meisten Firmen wäre er bei den
Verlusten und diesen Aussagen dann rücktrittsreif.

Damit hat er sich selber eigentlich keinen Gefallen getan :).
 
Da braucht man nicht um den heißen Brei herumreden, das mit Bing ist nichts geworden und wird auch in Zukunft nichts mehr werden, der Zug ist abgefahren. Zu Microsoft Edge: Ich persönlich finde den Browser gut und mir gefällt er auch, aber das Problem ist das Edge einfach den schlechten Ruf weghat weil man wie Martin das beschrieben hat, damals den Internet Explorer einfach abgesägt hat.

Was wird bei der Kartelluntersuchung herauskommen? Vermutlich eine hohe Strafe im Milliarden Dollar Bereich eventuell ein paar Auflagen, aber eine Zerschlagung wird es ganz sicher nicht geben.
 
Mit einer Zerschlagung von Google rechne ich auch nicht. Wie schon von anderen gesagt, wird es wohl eine Strafzahlung und Auflagen geben. An der Nutzung wird sich nicht viel ändern. Selbst wenn auf dem Smartphone keine Google-Dienste mehr vorinstalliert wären, würden viele einfach danach suchen. Man "googlet" eben und "bingt" nicht. Für viele ist das System erst komplett, wenn Chrome usw. drauf sind. -- Ich persönlich nutze Edge und die Dienste von Microsoft. Die Nachrichten auf der Startseite habe ich ganz gut personalisiert. -- Microsoft hat viele Chancen vertan. Nadella braucht sich jetzt nicht als Opfer hinstellen. Sie hätten selbst an ihren Diensten und ihrer Strategie plus Marketing arbeiten sollen, dann wären diese auch noch relevant für die Masse. Aber die ist ja nichtmal mehr die Zielgruppe. Viel Frust zuletzt und wenig Lust... (Insider Programm-Chaos, US-exklusive Features die nie zu uns kommen, Windows Mobile und Duo, Bing). Es paßt für mich immer, daß auf dem Startbildschirm des Duo der Google- und nicht der Bing-Suchbalken zu sehen ist.
 
Edge war bei mir nach dem ersten Aufruf bereits auf der no go Liste. Wer die Startseite dermaßem vollmüllt hat bei mir keine Chance.
Meine Startseite zeigt Google und die neue Tab-Seite ist leer … kann man tatsächlich alles im Edge einstellen. Deine Beispielseite geht ja noch, ganz schlimm ist aber diese Taboola oder Outbrain Werbung, da tun sich wirklich menschliche Abgründe auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Stimmt, aber ich scrolle nicht runter. Somit stört´s mich auch nicht.
 
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